geheilt entlassen *). Langermann**) besuchte eine wahnsinnige Person, die sich einbildete, ihren Sohn, den sie sehr liebte, umgebracht zu haben. Es wirkte nicht auf sie, dass man ihr den Sohn vorstellte. Sie bemerkte ihn gar nicht. Nun entfernte Langermann denselben von ihr und sagte ihr, dass ihr Sohn vor Schreck über ihre unsinnige Aufführung todtkrank geworden sey. Dies brachte sie zur Besonnenheit, sie erkundigte sich nach der Grösse der Gefahr, bat um Beistand für denselben und versprach, ihn nicht wieder zu erschrecken. Durch diese Wendung war sie auf einmal von ihrer fixen Idee geheilt.
Soviel von der Heilmittellehre psychischer Mittel. Ich wiederhole es noch einmal, dass alles dies rohe Entwürfe sind, die keine andere Tendenz haben, als zu zeigen, wieviel auf diesem Felde noch zu bearbeiten und zu gewin- nen ist.
§. 16.
Ich komme nun zum schwersten Theil, nemlich zur Heilkunde der Geisteszer- rüttungen durch psychische Mittel, d. h. zu den Regeln, nach welchen obenbenannte Mittel den in der Erfahrung vorkommenden indi- viduellen Krankheitsfällen angepasst werden
*)Pinel l. c. 209 S.
**) d. c. 64 S.
geheilt entlaſſen *). Langermann**) beſuchte eine wahnſinnige Perſon, die ſich einbildete, ihren Sohn, den ſie ſehr liebte, umgebracht zu haben. Es wirkte nicht auf ſie, daſs man ihr den Sohn vorſtellte. Sie bemerkte ihn gar nicht. Nun entfernte Langermann denſelben von ihr und ſagte ihr, daſs ihr Sohn vor Schreck über ihre unſinnige Aufführung todtkrank geworden ſey. Dies brachte ſie zur Beſonnenheit, ſie erkundigte ſich nach der Gröſse der Gefahr, bat um Beiſtand für denſelben und verſprach, ihn nicht wieder zu erſchrecken. Durch dieſe Wendung war ſie auf einmal von ihrer fixen Idee geheilt.
Soviel von der Heilmittellehre pſychiſcher Mittel. Ich wiederhole es noch einmal, daſs alles dies rohe Entwürfe ſind, die keine andere Tendenz haben, als zu zeigen, wieviel auf dieſem Felde noch zu bearbeiten und zu gewin- nen iſt.
§. 16.
Ich komme nun zum ſchwerſten Theil, nemlich zur Heilkunde der Geiſteszer- rüttungen durch pſychiſche Mittel, d. h. zu den Regeln, nach welchen obenbenannte Mittel den in der Erfahrung vorkommenden indi- viduellen Krankheitsfällen angepaſst werden
*)Pinel l. c. 209 S.
**) d. c. 64 S.
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geheilt entlaſſen *). Langermann **) beſuchte
eine wahnſinnige Perſon, die ſich einbildete, ihren
Sohn, den ſie ſehr liebte, umgebracht zu haben.
Es wirkte nicht auf ſie, daſs man ihr den Sohn
vorſtellte. Sie bemerkte ihn gar nicht. Nun
entfernte Langermann denſelben von ihr und
ſagte ihr, daſs ihr Sohn vor Schreck über ihre
unſinnige Aufführung todtkrank geworden ſey.
Dies brachte ſie zur Beſonnenheit, ſie erkundigte
ſich nach der Gröſse der Gefahr, bat um Beiſtand
für denſelben und verſprach, ihn nicht wieder zu
erſchrecken. Durch dieſe Wendung war ſie auf
einmal von ihrer fixen Idee geheilt.
Soviel von der Heilmittellehre pſychiſcher
Mittel. Ich wiederhole es noch einmal, daſs
alles dies rohe Entwürfe ſind, die keine andere
Tendenz haben, als zu zeigen, wieviel auf dieſem
Felde noch zu bearbeiten und zu gewin-
nen iſt.
§. 16.
Ich komme nun zum ſchwerſten Theil,
nemlich zur Heilkunde der Geiſteszer-
rüttungen durch pſychiſche Mittel,
d. h. zu den Regeln, nach welchen obenbenannte
Mittel den in der Erfahrung vorkommenden indi-
viduellen Krankheitsfällen angepaſst werden
*) Pinel l. c. 209 S.
**) d. c. 64 S.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/222>, abgerufen am 09.11.2024.
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