wiesen wird. So verhält sich auch ihre Thätig- keit. Sie sind regsam und geschäfftig in jedem Zeitmoment, aber ohne erhöhte Kraft, ohne Zweck, ergötzen sich an Spielereien und treiben läppische Possen, wie die Kinder. Ihre Hand- lungen sind isolirt wie ihre Ideen, automatische Muskelspiele, in den mannichfaltigsten Gruppi- rungen, die weder unter sich noch mit den Vor- stellungen einen Zusammenhang haben. Sie wir- ken ohne sich eines Zwecks, der Erreichbarkeit desselben an sich, oder durch die angewandten Mittel bewusst zu seyn. Daher kümmern sie sich nicht über den Erfolg ihrer Handlungen, wie misslich derselbe auch ausfallen mag. Sie sind in der Regel zufrieden, guter Laune, vergnügt, gutmüthig, schaden sich und andern nicht, und können durch ein leichtes Schreckmittel beruhi- get werden, wenn sie aufbrausen *).
*)Albern ist derjenige, der obgleich er in einem männlichen Alter ist, doch so handelt und re- det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge- brauch des Verstandes gelangt ist. Der Alberne ist thätig, lebhaft, geschwätzig, aber auf eine kindische und abgeschmackte Art. Er ist nicht unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er fasst sie verkehrt auf, seine Augen sind in Be- wegung, aber in einer unsteten und absichts- losen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge- ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und weint, wo er lachen soll; er schweigt, wo er re- den und redet, wo er schweigen soll. Ade- lung's Wörterbuch, Eberhard's Synonymik, Kant's Anthropologie.
wieſen wird. So verhält ſich auch ihre Thätig- keit. Sie ſind regſam und geſchäfftig in jedem Zeitmoment, aber ohne erhöhte Kraft, ohne Zweck, ergötzen ſich an Spielereien und treiben läppiſche Poſſen, wie die Kinder. Ihre Hand- lungen ſind iſolirt wie ihre Ideen, automatiſche Muskelſpiele, in den mannichfaltigſten Gruppi- rungen, die weder unter ſich noch mit den Vor- ſtellungen einen Zuſammenhang haben. Sie wir- ken ohne ſich eines Zwecks, der Erreichbarkeit deſſelben an ſich, oder durch die angewandten Mittel bewuſst zu ſeyn. Daher kümmern ſie ſich nicht über den Erfolg ihrer Handlungen, wie miſslich derſelbe auch ausfallen mag. Sie ſind in der Regel zufrieden, guter Laune, vergnügt, gutmüthig, ſchaden ſich und andern nicht, und können durch ein leichtes Schreckmittel beruhi- get werden, wenn ſie aufbrauſen *).
*)Albern iſt derjenige, der obgleich er in einem männlichen Alter iſt, doch ſo handelt und re- det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge- brauch des Verſtandes gelangt iſt. Der Alberne iſt thätig, lebhaft, geſchwätzig, aber auf eine kindiſche und abgeſchmackte Art. Er iſt nicht unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er faſst ſie verkehrt auf, ſeine Augen ſind in Be- wegung, aber in einer unſteten und abſichts- loſen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge- ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und weint, wo er lachen ſoll; er ſchweigt, wo er re- den und redet, wo er ſchweigen ſoll. Ade- lung’s Wörterbuch, Eberhard’s Synonymik, Kant’s Anthropologie.
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wieſen wird. So verhält ſich auch ihre Thätig-
keit. Sie ſind regſam und geſchäfftig in jedem
Zeitmoment, aber ohne erhöhte Kraft, ohne
Zweck, ergötzen ſich an Spielereien und treiben
läppiſche Poſſen, wie die Kinder. Ihre Hand-
lungen ſind iſolirt wie ihre Ideen, automatiſche
Muskelſpiele, in den mannichfaltigſten Gruppi-
rungen, die weder unter ſich noch mit den Vor-
ſtellungen einen Zuſammenhang haben. Sie wir-
ken ohne ſich eines Zwecks, der Erreichbarkeit
deſſelben an ſich, oder durch die angewandten
Mittel bewuſst zu ſeyn. Daher kümmern ſie ſich
nicht über den Erfolg ihrer Handlungen, wie
miſslich derſelbe auch ausfallen mag. Sie ſind
in der Regel zufrieden, guter Laune, vergnügt,
gutmüthig, ſchaden ſich und andern nicht, und
können durch ein leichtes Schreckmittel beruhi-
get werden, wenn ſie aufbrauſen *).
*) Albern iſt derjenige, der obgleich er in einem
männlichen Alter iſt, doch ſo handelt und re-
det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge-
brauch des Verſtandes gelangt iſt. Der Alberne
iſt thätig, lebhaft, geſchwätzig, aber auf eine
kindiſche und abgeſchmackte Art. Er iſt nicht
unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er
faſst ſie verkehrt auf, ſeine Augen ſind in Be-
wegung, aber in einer unſteten und abſichts-
loſen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge-
ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und
weint, wo er lachen ſoll; er ſchweigt, wo er re-
den und redet, wo er ſchweigen ſoll. Ade-
lung’s Wörterbuch, Eberhard’s Synonymik,
Kant’s Anthropologie.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/403>, abgerufen am 27.07.2024.
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