Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.applicire die Mittel, als zufällig. Verliert der Arzt das Zutrauen des Kranken, so gehe er ab. Den Kranken, der sich ermannt, muss man zu halten suchen. §. 18. Vorbereitung der Geisteszerrütteten zur Kur. Sie sind Unmündige, müssen also genöthigt wer- den, die Kur an sich zuzulassen. Die Vorberei- tung geschieht auch durch psychische Mittel; sie geht darauf, den Kranken zur Besonnenheit und zum Gehorsam zu nöthigen. Mittel zu diesem Zweck. Man muss ihn so setzen, dass er sich ganz hülflos fühlt. Vorkehrungen zu diesem Be- huf im Tollhause. Man befiehlt Dinge, deren Befolgung man erzwingen kann. Beispiele. Ein- drücke aufs Gefühl und die Sinne. Züchtigungen. Inpromtües. Beispiele. Dadurch werden die Hand- lungen des Kranken in ein System der Regelmä- ssigkeit gebracht. Vortheile davon. Die Mittel, durch welche wir Gehorsam erzwingen, wirken zugleich auch auf das Selbstbewusstseyn, die Be- sonnenheit und Aufmerksamkeit. Erst machen wir bey dem ganz Sinnlosen einige rohe Züge durchs Nervensystem, dann spornen wir an zur eignen Thätigkeit durch scheinbare Gefahren, in welche wir den Kranken bringen. Mildere Reize zur Weckung der Thätigkeit, Reiten, Schwimmen, I i 2
applicire die Mittel, als zufällig. Verliert der Arzt das Zutrauen des Kranken, ſo gehe er ab. Den Kranken, der ſich ermannt, muſs man zu halten ſuchen. §. 18. Vorbereitung der Geiſteszerrütteten zur Kur. Sie ſind Unmündige, müſſen alſo genöthigt wer- den, die Kur an ſich zuzulaſſen. Die Vorberei- tung geſchieht auch durch pſychiſche Mittel; ſie geht darauf, den Kranken zur Beſonnenheit und zum Gehorſam zu nöthigen. Mittel zu dieſem Zweck. Man muſs ihn ſo ſetzen, daſs er ſich ganz hülflos fühlt. Vorkehrungen zu dieſem Be- huf im Tollhauſe. Man befiehlt Dinge, deren Befolgung man erzwingen kann. Beiſpiele. Ein- drücke aufs Gefühl und die Sinne. Züchtigungen. Inpromtües. Beiſpiele. Dadurch werden die Hand- lungen des Kranken in ein Syſtem der Regelmä- ſsigkeit gebracht. Vortheile davon. Die Mittel, durch welche wir Gehorſam erzwingen, wirken zugleich auch auf das Selbſtbewuſstſeyn, die Be- ſonnenheit und Aufmerkſamkeit. Erſt machen wir bey dem ganz Sinnloſen einige rohe Züge durchs Nervenſyſtem, dann ſpornen wir an zur eignen Thätigkeit durch ſcheinbare Gefahren, in welche wir den Kranken bringen. Mildere Reize zur Weckung der Thätigkeit, Reiten, Schwimmen, I i 2
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applicire die Mittel, als zufällig. Verliert der
Arzt das Zutrauen des Kranken, ſo gehe er ab.
Den Kranken, der ſich ermannt, muſs man zu
halten ſuchen.
§. 18. Vorbereitung der Geiſteszerrütteten zur Kur.
Sie ſind Unmündige, müſſen alſo genöthigt wer-
den, die Kur an ſich zuzulaſſen. Die Vorberei-
tung geſchieht auch durch pſychiſche Mittel; ſie
geht darauf, den Kranken zur Beſonnenheit und
zum Gehorſam zu nöthigen. Mittel zu dieſem
Zweck. Man muſs ihn ſo ſetzen, daſs er ſich
ganz hülflos fühlt. Vorkehrungen zu dieſem Be-
huf im Tollhauſe. Man befiehlt Dinge, deren
Befolgung man erzwingen kann. Beiſpiele. Ein-
drücke aufs Gefühl und die Sinne. Züchtigungen.
Inpromtües. Beiſpiele. Dadurch werden die Hand-
lungen des Kranken in ein Syſtem der Regelmä-
ſsigkeit gebracht. Vortheile davon. Die Mittel,
durch welche wir Gehorſam erzwingen, wirken
zugleich auch auf das Selbſtbewuſstſeyn, die Be-
ſonnenheit und Aufmerkſamkeit. Erſt machen
wir bey dem ganz Sinnloſen einige rohe Züge
durchs Nervenſyſtem, dann ſpornen wir an zur
eignen Thätigkeit durch ſcheinbare Gefahren, in
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