Parodoxien an eine lichte Spitze zu stellen, oder einen bedeutenden Maecen zu beschleichen, um sich in dessen Glanze zu wärmen. Ich werde heute von der Regel abweichen und die Wahr- heit sagen. Hat dies Entschuldigung nöthig, so verzeihe man es der Vorrede zu einer Abhand- lung über die Anomalieen des menschlichen Geistes.
Freund Wagnitz arbeitet jetzt, wie be- kannt, an dem grossen Plan, Verirrte wie- der zur Vernunft zu helfen. Er bat mich, auch ein Steinchen in irgend eine leere Fuge dieses grossen Gebäudes einzuschieben. Ich nahm seine Aufforderung um so williger an, da dieser Gegenstand in mein Fach schlägt, und das Wohl und Weh der Irrenden an der Tages- ordnung steht, nachdem die moralischen Patien- ten durch einen coup de main an einem sicheren Ort berathen sind. Ich arbeitete also die vorlie- gende Abhandlung für Herrn Wagnitz aus. Allein er wies sie, wie man einem Prediger
Parodoxien an eine lichte Spitze zu ſtellen, oder einen bedeutenden Maecen zu beſchleichen, um ſich in deſſen Glanze zu wärmen. Ich werde heute von der Regel abweichen und die Wahr- heit ſagen. Hat dies Entſchuldigung nöthig, ſo verzeihe man es der Vorrede zu einer Abhand- lung über die Anomalieen des menſchlichen Geiſtes.
Freund Wagnitz arbeitet jetzt, wie be- kannt, an dem groſsen Plan, Verirrte wie- der zur Vernunft zu helfen. Er bat mich, auch ein Steinchen in irgend eine leere Fuge dieſes groſsen Gebäudes einzuſchieben. Ich nahm ſeine Aufforderung um ſo williger an, da dieſer Gegenſtand in mein Fach ſchlägt, und das Wohl und Weh der Irrenden an der Tages- ordnung ſteht, nachdem die moraliſchen Patien- ten durch einen coup de main an einem ſicheren Ort berathen ſind. Ich arbeitete alſo die vorlie- gende Abhandlung für Herrn Wagnitz aus. Allein er wies ſie, wie man einem Prediger
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[4/0009]
Parodoxien an eine lichte Spitze zu ſtellen, oder
einen bedeutenden Maecen zu beſchleichen, um
ſich in deſſen Glanze zu wärmen. Ich werde
heute von der Regel abweichen und die Wahr-
heit ſagen. Hat dies Entſchuldigung nöthig, ſo
verzeihe man es der Vorrede zu einer Abhand-
lung über die Anomalieen des menſchlichen
Geiſtes.
Freund Wagnitz arbeitet jetzt, wie be-
kannt, an dem groſsen Plan, Verirrte wie-
der zur Vernunft zu helfen. Er bat
mich, auch ein Steinchen in irgend eine leere
Fuge dieſes groſsen Gebäudes einzuſchieben.
Ich nahm ſeine Aufforderung um ſo williger an,
da dieſer Gegenſtand in mein Fach ſchlägt, und
das Wohl und Weh der Irrenden an der Tages-
ordnung ſteht, nachdem die moraliſchen Patien-
ten durch einen coup de main an einem ſicheren
Ort berathen ſind. Ich arbeitete alſo die vorlie-
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/9>, abgerufen am 21.11.2024.
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