Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 26.

Unsere Nachkommen werden lächeln, daß
man itzt noch grosse Ermahnungen nöthig gehabt,
auf seine Sicherheit bedacht zu seyn, und un-
sere Vernunft, nach göttlicher Absicht, dazu
anzuwenden, uns die Kräfte der Natur so viel
möglich unterthan zu machen. Sie müssen uns
aber entschuldigen, daß wir, so lange eine Sa-
che noch nicht bis zur klaren Ueberzeugung aus-
gemacht war, unsern Beyfall zurück gehalten
haben. Nur dann ist die Nachläßigkeit zu ta-
deln, wenn man die Untersuchung wichtiger
Wahrheiten und die Nutzung bestätigter Be-
obachtungen versäumet.

§. 27.
schlagen habe, nachdem man auf den meisten
Gebäuden dergleichen Stangen mit Ableitun-
gen angebracht, obschon daselbst häufige und
schwere Gewitter sind, die auch vormals vie-
len Schaden angerichtet haben. (Phil. Trans.
Vol. LII. P. II. p.
613.) Herr Doct. Watson
bemerket (ib. Vol. LIV. p. 223.) daß, wenn nicht
der Brigittenthurm im Wege des Gewitters
gelegen, und den Blitz mit seiner Helmstange
aufgefangen hätte, die hohe St. Paulskirche
der Gefahr ausgesetzt gewesen wäre. Es war
aber doch Schade, daß der Brigittenthurm,
weil er keine Ableitung hatte, dabey leiden
mußte.
§. 26.

Unſere Nachkommen werden laͤcheln, daß
man itzt noch groſſe Ermahnungen noͤthig gehabt,
auf ſeine Sicherheit bedacht zu ſeyn, und un-
ſere Vernunft, nach goͤttlicher Abſicht, dazu
anzuwenden, uns die Kraͤfte der Natur ſo viel
moͤglich unterthan zu machen. Sie muͤſſen uns
aber entſchuldigen, daß wir, ſo lange eine Sa-
che noch nicht bis zur klaren Ueberzeugung aus-
gemacht war, unſern Beyfall zuruͤck gehalten
haben. Nur dann iſt die Nachlaͤßigkeit zu ta-
deln, wenn man die Unterſuchung wichtiger
Wahrheiten und die Nutzung beſtaͤtigter Be-
obachtungen verſaͤumet.

§. 27.
ſchlagen habe, nachdem man auf den meiſten
Gebaͤuden dergleichen Stangen mit Ableitun-
gen angebracht, obſchon daſelbſt haͤufige und
ſchwere Gewitter ſind, die auch vormals vie-
len Schaden angerichtet haben. (Phil. Tranſ.
Vol. LII. P. II. p.
613.) Herr Doct. Watſon
bemerket (ib. Vol. LIV. p. 223.) daß, wenn nicht
der Brigittenthurm im Wege des Gewitters
gelegen, und den Blitz mit ſeiner Helmſtange
aufgefangen haͤtte, die hohe St. Paulskirche
der Gefahr ausgeſetzt geweſen waͤre. Es war
aber doch Schade, daß der Brigittenthurm,
weil er keine Ableitung hatte, dabey leiden
mußte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0111" n="111"/>
      <div n="1">
        <head>§. 26.</head><lb/>
        <p>Un&#x017F;ere Nachkommen werden la&#x0364;cheln, daß<lb/>
man itzt noch gro&#x017F;&#x017F;e Ermahnungen no&#x0364;thig gehabt,<lb/>
auf &#x017F;eine Sicherheit bedacht zu &#x017F;eyn, und un-<lb/>
&#x017F;ere Vernunft, nach go&#x0364;ttlicher Ab&#x017F;icht, dazu<lb/>
anzuwenden, uns die Kra&#x0364;fte der Natur &#x017F;o viel<lb/>
mo&#x0364;glich unterthan zu machen. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns<lb/>
aber ent&#x017F;chuldigen, daß wir, &#x017F;o lange eine Sa-<lb/>
che noch nicht bis zur klaren Ueberzeugung aus-<lb/>
gemacht war, un&#x017F;ern Beyfall zuru&#x0364;ck gehalten<lb/>
haben. Nur dann i&#x017F;t die Nachla&#x0364;ßigkeit zu ta-<lb/>
deln, wenn man die Unter&#x017F;uchung wichtiger<lb/>
Wahrheiten und die Nutzung be&#x017F;ta&#x0364;tigter Be-<lb/>
obachtungen ver&#x017F;a&#x0364;umet.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 27.</fw><lb/>
        <p>
          <note xml:id="seg2pn_38_2" prev="#seg2pn_38_1" place="foot" n="*)">&#x017F;chlagen habe, nachdem man auf den mei&#x017F;ten<lb/>
Geba&#x0364;uden dergleichen Stangen mit Ableitun-<lb/>
gen angebracht, ob&#x017F;chon da&#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;ufige und<lb/>
&#x017F;chwere Gewitter &#x017F;ind, die auch vormals vie-<lb/>
len Schaden angerichtet haben. (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">P</hi>hil. Tran&#x017F;.<lb/>
Vol. LII. <hi rendition="#i">P.</hi> II. p.</hi> 613.) Herr Doct. <hi rendition="#fr">Wat&#x017F;on</hi><lb/>
bemerket (<hi rendition="#aq">ib. Vol. LIV. p.</hi> 223.) daß, wenn nicht<lb/>
der Brigittenthurm im Wege des Gewitters<lb/>
gelegen, und den Blitz mit &#x017F;einer Helm&#x017F;tange<lb/>
aufgefangen ha&#x0364;tte, die hohe St. Paulskirche<lb/>
der Gefahr ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. Es war<lb/>
aber doch Schade, daß der Brigittenthurm,<lb/>
weil er keine Ableitung hatte, dabey leiden<lb/>
mußte.</note>
        </p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0111] §. 26. Unſere Nachkommen werden laͤcheln, daß man itzt noch groſſe Ermahnungen noͤthig gehabt, auf ſeine Sicherheit bedacht zu ſeyn, und un- ſere Vernunft, nach goͤttlicher Abſicht, dazu anzuwenden, uns die Kraͤfte der Natur ſo viel moͤglich unterthan zu machen. Sie muͤſſen uns aber entſchuldigen, daß wir, ſo lange eine Sa- che noch nicht bis zur klaren Ueberzeugung aus- gemacht war, unſern Beyfall zuruͤck gehalten haben. Nur dann iſt die Nachlaͤßigkeit zu ta- deln, wenn man die Unterſuchung wichtiger Wahrheiten und die Nutzung beſtaͤtigter Be- obachtungen verſaͤumet. §. 27. *) *) ſchlagen habe, nachdem man auf den meiſten Gebaͤuden dergleichen Stangen mit Ableitun- gen angebracht, obſchon daſelbſt haͤufige und ſchwere Gewitter ſind, die auch vormals vie- len Schaden angerichtet haben. (Phil. Tranſ. Vol. LII. P. II. p. 613.) Herr Doct. Watſon bemerket (ib. Vol. LIV. p. 223.) daß, wenn nicht der Brigittenthurm im Wege des Gewitters gelegen, und den Blitz mit ſeiner Helmſtange aufgefangen haͤtte, die hohe St. Paulskirche der Gefahr ausgeſetzt geweſen waͤre. Es war aber doch Schade, daß der Brigittenthurm, weil er keine Ableitung hatte, dabey leiden mußte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/111
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/111>, abgerufen am 21.11.2024.