Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.electrischen Materie verhindern *). Wenn sie den, Gegenwürkung der electrischen Materie zwi- schen einer Wolke und diesem Körper vorhan- den gewesen, und daß daher der Anfang der Erschütterung, worauf die Frage nur eigent- lich ankommen sollte, natürlicher Weise in der Höhe, neben den Wolken über, entstanden sey. Wenn wir nun den Fortgang dieser Erschütte- rung mit Sicherheit nachspüren wollen, so deucht mich, können uns noch einige Umstände auf den Weg weisen. Es ist nämlich zu beobachten, wie die Gewalt nach und nach schwächer gewor- den, so, wie sich die Gewittermaterie unter- wegs zerstreuen und verlieren konnte; jedoch muß man dabey erwegen, ob auch das Metall oben und unten im Gebäude in gleicher Masse vorhanden gewesen, weil sonst der Blitz durch einen Theil desselben ohne Schaden hätte durch- gehen und den folgenden verletzen, oder die an- fangs vertheilte Materie sich hernach zusam- men sammlen, und mit mehrerer Kraft hätte würken können. So meyne ich also, daß sich die an den Gebäuden, von oben gegen die Erde zu ausgeübte Gewalt zeigen lässet, wie z. E. bey dem Londonschen Brigittenthurme die unterwärts abnehmende, ja mitten im Gebäude aufhörende Zerstörung, (S. §. 5) die Zerstreu- ung und Verfliegung der electrischen Materie zur Ursache zu haben scheinet. Daß an unsern Thürmen, die ein kupfernes Dach haben, keine Beschädigung an der Spitze zu erwarten sey, hingegen bey andern, die nicht auf solche Weise gedecket sind, sich allerdings oben am meisten zeige, habe ich schon erwähnet. Auf die Er- zählun- *) Man hat sich ehedem viele Mühe gegeben,
durch Versuche zu erfahren, welche Körper ei- genthümlich, wie man sagte, die electrische Kraft hätten, daß sie, wenn sie gerieben werden, an- dere Körper anziehen, Funken geben u. s. f. und welche hingegen nur durch Mittheilung oder Fortpflanzung von jenen die Elektricität bekom- men Ein leichterer Weg aber, diesen Unter- schied zu erfahren, ist, wenn man bemerket, welche Körper, wenn ich mich so ausdrücken mag, die Electricität zurück stossen, und welche sie durchfahren lassen. Die erstern sind die so- genannten eigenthümlich electrischen: in den letztern wird die mitgetheilte Electricität, wenn sie mit jenen umgeben sind, angehäufet, und sofern electriſchen Materie verhindern *). Wenn ſie den, Gegenwuͤrkung der electriſchen Materie zwi- ſchen einer Wolke und dieſem Koͤrper vorhan- den geweſen, und daß daher der Anfang der Erſchütterung, worauf die Frage nur eigent- lich ankommen ſollte, natuͤrlicher Weiſe in der Hoͤhe, neben den Wolken über, entſtanden ſey. Wenn wir nun den Fortgang dieſer Erſchütte- rung mit Sicherheit nachſpuͤren wollen, ſo deucht mich, koͤnnen uns noch einige Umſtaͤnde auf den Weg weiſen. Es iſt naͤmlich zu beobachten, wie die Gewalt nach und nach ſchwaͤcher gewor- den, ſo, wie ſich die Gewittermaterie unter- wegs zerſtreuen und verlieren konnte; jedoch muß man dabey erwegen, ob auch das Metall oben und unten im Gebaͤude in gleicher Maſſe vorhanden geweſen, weil ſonſt der Blitz durch einen Theil deſſelben ohne Schaden haͤtte durch- gehen und den folgenden verletzen, oder die an- fangs vertheilte Materie ſich hernach zuſam- men ſammlen, und mit mehrerer Kraft haͤtte wuͤrken koͤnnen. So meyne ich alſo, daß ſich die an den Gebaͤuden, von oben gegen die Erde zu ausgeübte Gewalt zeigen laͤſſet, wie z. E. bey dem Londonſchen Brigittenthurme die unterwaͤrts abnehmende, ja mitten im Gebaͤude aufhoͤrende Zerſtoͤrung, (S. §. 5) die Zerſtreu- ung und Verfliegung der electriſchen Materie zur Urſache zu haben ſcheinet. Daß an unſern Thuͤrmen, die ein kupfernes Dach haben, keine Beſchaͤdigung an der Spitze zu erwarten ſey, hingegen bey andern, die nicht auf ſolche Weiſe gedecket ſind, ſich allerdings oben am meiſten zeige, habe ich ſchon erwaͤhnet. Auf die Er- zaͤhlun- *) Man hat ſich ehedem viele Muͤhe gegeben,
durch Verſuche zu erfahren, welche Koͤrper ei- genthümlich, wie man ſagte, die electriſche Kraft haͤtten, daß ſie, wenn ſie gerieben werden, an- dere Koͤrper anziehen, Funken geben u. ſ. f. und welche hingegen nur durch Mittheilung oder Fortpflanzung von jenen die Elektricitaͤt bekom- men Ein leichterer Weg aber, dieſen Unter- ſchied zu erfahren, iſt, wenn man bemerket, welche Koͤrper, wenn ich mich ſo ausdruͤcken mag, die Electricität zurück ſtoſſen, und welche ſie durchfahren laſſen. Die erſtern ſind die ſo- genannten eigenthuͤmlich electriſchen: in den letztern wird die mitgetheilte Electricitaͤt, wenn ſie mit jenen umgeben ſind, angehaͤufet, und ſofern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="68"/> electriſchen Materie verhindern <note xml:id="seg2pn_16_1" next="#seg2pn_16_2" place="foot" n="*)">Man hat ſich ehedem viele Muͤhe gegeben,<lb/> durch Verſuche zu erfahren, welche Koͤrper <hi rendition="#fr">ei-<lb/> genthümlich</hi>, wie man ſagte, die electriſche Kraft<lb/> haͤtten, daß ſie, wenn ſie gerieben werden, an-<lb/> dere Koͤrper anziehen, Funken geben u. ſ. f. und<lb/> welche hingegen nur <hi rendition="#fr">durch Mittheilung</hi> oder<lb/> Fortpflanzung von jenen die Elektricitaͤt bekom-<lb/> men Ein leichterer Weg aber, dieſen Unter-<lb/> ſchied zu erfahren, iſt, wenn man bemerket,<lb/> welche Koͤrper, wenn ich mich ſo ausdruͤcken<lb/> mag, <hi rendition="#fr">die Electricität zurück ſtoſſen</hi>, und welche<lb/> ſie <hi rendition="#fr">durchfahren laſſen</hi>. Die erſtern ſind die ſo-<lb/> genannten eigenthuͤmlich electriſchen: in den<lb/> letztern wird die mitgetheilte Electricitaͤt, wenn<lb/> ſie mit jenen umgeben ſind, angehaͤufet, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſofern</fw></note>. Wenn ſie<lb/> nun von einem Koͤrper, darinn ſie aufgehalten wor-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_15_4" prev="#seg2pn_15_3" place="foot" n="*)">Gegenwuͤrkung der electriſchen Materie zwi-<lb/> ſchen einer Wolke und dieſem Koͤrper vorhan-<lb/> den geweſen, und daß daher der <hi rendition="#fr">Anfang der<lb/> Erſchütterung</hi>, worauf die Frage nur eigent-<lb/> lich ankommen ſollte, natuͤrlicher Weiſe <hi rendition="#fr">in der<lb/> Hoͤhe, neben den Wolken über</hi>, entſtanden ſey.<lb/> Wenn wir nun den <hi rendition="#fr">Fortgang dieſer Erſchütte-<lb/> rung</hi> mit Sicherheit nachſpuͤren wollen, ſo deucht<lb/> mich, koͤnnen uns noch einige Umſtaͤnde auf den<lb/> Weg weiſen. Es iſt naͤmlich zu beobachten,<lb/> wie die Gewalt nach und nach ſchwaͤcher gewor-<lb/> den, ſo, wie ſich die Gewittermaterie unter-<lb/> wegs zerſtreuen und verlieren konnte; jedoch<lb/> muß man dabey erwegen, ob auch das Metall<lb/> oben und unten im Gebaͤude in gleicher Maſſe<lb/> vorhanden geweſen, weil ſonſt der Blitz durch<lb/> einen Theil deſſelben ohne Schaden haͤtte durch-<lb/> gehen und den folgenden verletzen, oder die an-<lb/> fangs vertheilte Materie ſich hernach zuſam-<lb/> men ſammlen, und mit mehrerer Kraft haͤtte<lb/> wuͤrken koͤnnen. So meyne ich alſo, daß ſich<lb/> die an den Gebaͤuden, <hi rendition="#fr">von oben gegen die<lb/> Erde zu ausgeübte Gewalt</hi> zeigen laͤſſet, wie<lb/> z. E. bey dem Londonſchen Brigittenthurme die<lb/> unterwaͤrts abnehmende, ja mitten im Gebaͤude<lb/> aufhoͤrende Zerſtoͤrung, (S. §. 5) die Zerſtreu-<lb/> ung und Verfliegung der electriſchen Materie<lb/> zur Urſache zu haben ſcheinet. Daß an unſern<lb/> Thuͤrmen, die ein kupfernes Dach haben, keine<lb/> Beſchaͤdigung an der Spitze zu erwarten ſey,<lb/> hingegen bey andern, die nicht auf ſolche Weiſe<lb/> gedecket ſind, ſich allerdings oben am meiſten<lb/> zeige, habe ich ſchon erwaͤhnet. Auf die Er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zaͤhlun-</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
electriſchen Materie verhindern *). Wenn ſie
nun von einem Koͤrper, darinn ſie aufgehalten wor-
den,
*)
*) Man hat ſich ehedem viele Muͤhe gegeben,
durch Verſuche zu erfahren, welche Koͤrper ei-
genthümlich, wie man ſagte, die electriſche Kraft
haͤtten, daß ſie, wenn ſie gerieben werden, an-
dere Koͤrper anziehen, Funken geben u. ſ. f. und
welche hingegen nur durch Mittheilung oder
Fortpflanzung von jenen die Elektricitaͤt bekom-
men Ein leichterer Weg aber, dieſen Unter-
ſchied zu erfahren, iſt, wenn man bemerket,
welche Koͤrper, wenn ich mich ſo ausdruͤcken
mag, die Electricität zurück ſtoſſen, und welche
ſie durchfahren laſſen. Die erſtern ſind die ſo-
genannten eigenthuͤmlich electriſchen: in den
letztern wird die mitgetheilte Electricitaͤt, wenn
ſie mit jenen umgeben ſind, angehaͤufet, und
ſofern
*) Gegenwuͤrkung der electriſchen Materie zwi-
ſchen einer Wolke und dieſem Koͤrper vorhan-
den geweſen, und daß daher der Anfang der
Erſchütterung, worauf die Frage nur eigent-
lich ankommen ſollte, natuͤrlicher Weiſe in der
Hoͤhe, neben den Wolken über, entſtanden ſey.
Wenn wir nun den Fortgang dieſer Erſchütte-
rung mit Sicherheit nachſpuͤren wollen, ſo deucht
mich, koͤnnen uns noch einige Umſtaͤnde auf den
Weg weiſen. Es iſt naͤmlich zu beobachten,
wie die Gewalt nach und nach ſchwaͤcher gewor-
den, ſo, wie ſich die Gewittermaterie unter-
wegs zerſtreuen und verlieren konnte; jedoch
muß man dabey erwegen, ob auch das Metall
oben und unten im Gebaͤude in gleicher Maſſe
vorhanden geweſen, weil ſonſt der Blitz durch
einen Theil deſſelben ohne Schaden haͤtte durch-
gehen und den folgenden verletzen, oder die an-
fangs vertheilte Materie ſich hernach zuſam-
men ſammlen, und mit mehrerer Kraft haͤtte
wuͤrken koͤnnen. So meyne ich alſo, daß ſich
die an den Gebaͤuden, von oben gegen die
Erde zu ausgeübte Gewalt zeigen laͤſſet, wie
z. E. bey dem Londonſchen Brigittenthurme die
unterwaͤrts abnehmende, ja mitten im Gebaͤude
aufhoͤrende Zerſtoͤrung, (S. §. 5) die Zerſtreu-
ung und Verfliegung der electriſchen Materie
zur Urſache zu haben ſcheinet. Daß an unſern
Thuͤrmen, die ein kupfernes Dach haben, keine
Beſchaͤdigung an der Spitze zu erwarten ſey,
hingegen bey andern, die nicht auf ſolche Weiſe
gedecket ſind, ſich allerdings oben am meiſten
zeige, habe ich ſchon erwaͤhnet. Auf die Er-
zaͤhlun-
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