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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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2. Nährpflanzen.
ein drittes Präparat, aus bräunlichen, zähen Häuten bestehend, das
dadurch erhalten wird, dass man die Leguminlösung zur Tofubereitung
unter Zusatz von etwas Holzasche kocht und die sich bildenden Häute
der Reihe nach wegnimmt.

9) Undon, Macaroni, und Somen, Vermicelli. Sie werden wie
bei uns aus Weizenmehl dargestellt und treten als Nahrungsmittel
nirgends hervor.

10) Fu ist ein eigenartiges Gebäck, das man kaum Brod nennen
kann, da es nach seiner Darstellung und Verwendung von solchem
sich wesentlich unterscheidet. Man bereitet es aus Weizenmehl,
welches man zunächst in ähnlicher Weise, wie für die Anfertigung
von Nudeln behandelt, doch verwendet man eine geringere Sorte, eine
Art Weizenschrotmehl. 2 Theile desselben werden mit Wasser und
Salz stark geknetet. Hierauf wird der Teig mit Wasser ausgewaschen,
um Kleie und Salz zu entfernen, und nach Zusatz von 2 Theilen Mehl
des Mochi-gome (Kuchen- oder Klebreis) von neuem tüchtig geknetet.
Es entsteht so ein ausserordentlich zäher, elastischer Teig, welcher,
um das eingeschlossene Wasser zu entfernen, wiederholt durchschnitten
und umgeformt wird. Endlich wird er in 2 Fuss lange cylindrische
Formen gebracht, gebacken und das in kleine Scheiben zerschnittene
Fu verkauft. Man erweicht sie in warmem Wasser und kocht sie mit
andern Speisen.

11) Sembei (sprich Sembe), ein ungesäuertes Gebäck aus dem
Mehl des Klebreises oder Weizens, mit Zusätzen von Zucker und an-
dern Ingredienzien und damit im Geschmack sehr verschieden, er-
innert nach diesem und dem Aussehen oft an die ungesäuerten Oster-
brote der Juden. Es kommt in der Regel in dünnen, gelbbraun ge-
backenen Kuchen oder in Form kleiner Kringel zum Verkauf. Die
Feilbietenden (meist Jungen) durchziehen oft die Strassen der Städte
mit dem Rufe: "Sembei kaonaika?" -- "Kaufen Sie keine Sembe?" --
oder "Sembei iri masenka?" -- "Mögen Sie keine Sembe?"

12) Ame-no-mochi. Nach einem alten, allbekannten Sprich-
wort lässt sich über Geschmackssachen nicht streiten. Das gilt auch
bezüglich der Art, wie der Japaner zum Theil das Mehl von Weizen,
Buchweizen und Reis verwendet. Während er sich mit unserem Back-
werk. soweit er es durch Portugiesen und Holländer kennen zu lernen
reichlich Gelegenheit hatte, nie befreundet hat, sind ihm einige un-
gegohrene und ungebackene Präparate aus Teig, namentlich wenn
dieselben mit einem Gemisch von Bohnenmehl (Adzuki) und Zucker
gefüllt sind, wahre Leckerbissen. Obenan stehen solche aus dem ela-
stischen Teige des Kuchen- oder Klebreis (Mochi-gome), insbesondere

2. Nährpflanzen.
ein drittes Präparat, aus bräunlichen, zähen Häuten bestehend, das
dadurch erhalten wird, dass man die Leguminlösung zur Tôfubereitung
unter Zusatz von etwas Holzasche kocht und die sich bildenden Häute
der Reihe nach wegnimmt.

9) Undon, Macaroni, und Somen, Vermicelli. Sie werden wie
bei uns aus Weizenmehl dargestellt und treten als Nahrungsmittel
nirgends hervor.

10) Fu ist ein eigenartiges Gebäck, das man kaum Brod nennen
kann, da es nach seiner Darstellung und Verwendung von solchem
sich wesentlich unterscheidet. Man bereitet es aus Weizenmehl,
welches man zunächst in ähnlicher Weise, wie für die Anfertigung
von Nudeln behandelt, doch verwendet man eine geringere Sorte, eine
Art Weizenschrotmehl. 2 Theile desselben werden mit Wasser und
Salz stark geknetet. Hierauf wird der Teig mit Wasser ausgewaschen,
um Kleie und Salz zu entfernen, und nach Zusatz von 2 Theilen Mehl
des Mochi-gome (Kuchen- oder Klebreis) von neuem tüchtig geknetet.
Es entsteht so ein ausserordentlich zäher, elastischer Teig, welcher,
um das eingeschlossene Wasser zu entfernen, wiederholt durchschnitten
und umgeformt wird. Endlich wird er in 2 Fuss lange cylindrische
Formen gebracht, gebacken und das in kleine Scheiben zerschnittene
Fu verkauft. Man erweicht sie in warmem Wasser und kocht sie mit
andern Speisen.

11) Sembei (sprich Sémbé), ein ungesäuertes Gebäck aus dem
Mehl des Klebreises oder Weizens, mit Zusätzen von Zucker und an-
dern Ingredienzien und damit im Geschmack sehr verschieden, er-
innert nach diesem und dem Aussehen oft an die ungesäuerten Oster-
brote der Juden. Es kommt in der Regel in dünnen, gelbbraun ge-
backenen Kuchen oder in Form kleiner Kringel zum Verkauf. Die
Feilbietenden (meist Jungen) durchziehen oft die Strassen der Städte
mit dem Rufe: »Sembei kaonaika?« — »Kaufen Sie keine Sémbé?« —
oder »Sembei iri masenka?« — »Mögen Sie keine Sémbé?«

12) Ame-no-mochi. Nach einem alten, allbekannten Sprich-
wort lässt sich über Geschmackssachen nicht streiten. Das gilt auch
bezüglich der Art, wie der Japaner zum Theil das Mehl von Weizen,
Buchweizen und Reis verwendet. Während er sich mit unserem Back-
werk. soweit er es durch Portugiesen und Holländer kennen zu lernen
reichlich Gelegenheit hatte, nie befreundet hat, sind ihm einige un-
gegohrene und ungebackene Präparate aus Teig, namentlich wenn
dieselben mit einem Gemisch von Bohnenmehl (Adzuki) und Zucker
gefüllt sind, wahre Leckerbissen. Obenan stehen solche aus dem ela-
stischen Teige des Kuchen- oder Klebreis (Mochi-gome), insbesondere

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[127/0147] 2. Nährpflanzen. ein drittes Präparat, aus bräunlichen, zähen Häuten bestehend, das dadurch erhalten wird, dass man die Leguminlösung zur Tôfubereitung unter Zusatz von etwas Holzasche kocht und die sich bildenden Häute der Reihe nach wegnimmt. 9) Undon, Macaroni, und Somen, Vermicelli. Sie werden wie bei uns aus Weizenmehl dargestellt und treten als Nahrungsmittel nirgends hervor. 10) Fu ist ein eigenartiges Gebäck, das man kaum Brod nennen kann, da es nach seiner Darstellung und Verwendung von solchem sich wesentlich unterscheidet. Man bereitet es aus Weizenmehl, welches man zunächst in ähnlicher Weise, wie für die Anfertigung von Nudeln behandelt, doch verwendet man eine geringere Sorte, eine Art Weizenschrotmehl. 2 Theile desselben werden mit Wasser und Salz stark geknetet. Hierauf wird der Teig mit Wasser ausgewaschen, um Kleie und Salz zu entfernen, und nach Zusatz von 2 Theilen Mehl des Mochi-gome (Kuchen- oder Klebreis) von neuem tüchtig geknetet. Es entsteht so ein ausserordentlich zäher, elastischer Teig, welcher, um das eingeschlossene Wasser zu entfernen, wiederholt durchschnitten und umgeformt wird. Endlich wird er in 2 Fuss lange cylindrische Formen gebracht, gebacken und das in kleine Scheiben zerschnittene Fu verkauft. Man erweicht sie in warmem Wasser und kocht sie mit andern Speisen. 11) Sembei (sprich Sémbé), ein ungesäuertes Gebäck aus dem Mehl des Klebreises oder Weizens, mit Zusätzen von Zucker und an- dern Ingredienzien und damit im Geschmack sehr verschieden, er- innert nach diesem und dem Aussehen oft an die ungesäuerten Oster- brote der Juden. Es kommt in der Regel in dünnen, gelbbraun ge- backenen Kuchen oder in Form kleiner Kringel zum Verkauf. Die Feilbietenden (meist Jungen) durchziehen oft die Strassen der Städte mit dem Rufe: »Sembei kaonaika?« — »Kaufen Sie keine Sémbé?« — oder »Sembei iri masenka?« — »Mögen Sie keine Sémbé?« 12) Ame-no-mochi. Nach einem alten, allbekannten Sprich- wort lässt sich über Geschmackssachen nicht streiten. Das gilt auch bezüglich der Art, wie der Japaner zum Theil das Mehl von Weizen, Buchweizen und Reis verwendet. Während er sich mit unserem Back- werk. soweit er es durch Portugiesen und Holländer kennen zu lernen reichlich Gelegenheit hatte, nie befreundet hat, sind ihm einige un- gegohrene und ungebackene Präparate aus Teig, namentlich wenn dieselben mit einem Gemisch von Bohnenmehl (Adzuki) und Zucker gefüllt sind, wahre Leckerbissen. Obenan stehen solche aus dem ela- stischen Teige des Kuchen- oder Klebreis (Mochi-gome), insbesondere

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/147>, abgerufen am 21.11.2024.