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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
je nach dem Verfahren, den grünen oder schwarzen Thee des Han-
dels zu gewinnen. Der Chinese nennt nach der Farbe des Aufgusses
die eine Sorte Luh-cha, d. h. grüner Thee, die schwarze Hung-cha,
d. h. rother Thee. Man hat nämlich gefunden, dass ein längeres
Welken derselben wohl das Rollen und andere Manipulationen er-
leichtert, aber die Farbe und den Geschmack des Extracts beeinträch-
tigt; besonders gilt dies vom grünen Thee, dessen Güte wesentlich
durch ein rasches, gewandtes Trocknen gefördert wird. Betrachten
wir desshalb seine Zubereitung (curing) zunächst.

Japan stellt, wie schon früher angedeutet wurde, fast nur grünen
Thee dar. Die verschiedenen Processe, welche das gepflückte Blatt
hier, bis zu seiner Verschiffung nach dem amerikanischen oder euro-
päischen Markt dabei durchmacht, zerfallen in solche am Erzeugungs-
orte und solche beim Grosshändler vor der Verschiffung.

a. Das Dämpfen (Steaming) der Blätter. Eine Reihe ein-
gemauerter eiserner Kessel (oder Pfannen) wird zur Hälfte mit Wasser
gefüllt und dasselbe durch darunter angebrachte Holzkohlenfeuerungen
in's Kochen versetzt. Die Oeffnung eines jeden Kessels deckt ein
mit den Rändern gut anschliessendes Sieb von etwa 45 cm Durchmesser,
auf dessen Boden man mehrere Händevoll (etwa 1/2 Pfund) frische Thee-
blätter ausbreitete, worauf ein Deckel das Sieb oben schliesst. Man
lässt nun den Wasserdampf kurze Zeit, gewöhnlich etwa 1/2 Minute
auf die Blätter einwirken, das ist so lange, bis der charakteristische
Theegeruch sich entwickelt. Man nimmt alsdann die Siebe mit ihrem
Inhalt von den Pfannen weg, schüttelt letzteren durcheinander und
dann über Strohmatten oder Tische aus. Die feuchten Blätter haben
natürlich ihre Steifheit verloren, sind weich und nach allen Rich-
tungen leicht biegsam, und zeigen überall Spuren des aus ihnen her-
vorgetretenen Oels. Durch Ausbreiten und Befächeln werden sie
rasch abgekühlt und hierauf einer andern und besonders wichtigen
Umarbeitung unterworfen, nämlich

b. dem Dörren (Firing). Ein Rahmen aus Holz oder Bambus-
rohr von der Gestalt eines Backtrogs bei uns auf dem Lande, in der
Regel 4' (120 cm) lang und 2 1/2' (75 cm) breit, ist mit Cement be-
kleidet und dient als Ofen oder Herd, indem auf dem Boden des-
selben, von Asche umgeben, ein gelindes Holzkohlenfeuer unterhalten
wird. Ein zweiter Rahmen schliesst als vertiefter Deckel, wie der
Einsatz in einem Koffer, nach oben diesen Behälter. Die Wände
dieses leichten Einsatzes sind mit starkem Bastpapier überzogen, ebenso
der Boden, welcher 40--50 cm über den glimmenden Kohlen darunter
endet und desshalb nicht versengt wird, da die auf dasselbe ein-

I. Land- und Forstwirthschaft.
je nach dem Verfahren, den grünen oder schwarzen Thee des Han-
dels zu gewinnen. Der Chinese nennt nach der Farbe des Aufgusses
die eine Sorte Luh-cha, d. h. grüner Thee, die schwarze Hung-cha,
d. h. rother Thee. Man hat nämlich gefunden, dass ein längeres
Welken derselben wohl das Rollen und andere Manipulationen er-
leichtert, aber die Farbe und den Geschmack des Extracts beeinträch-
tigt; besonders gilt dies vom grünen Thee, dessen Güte wesentlich
durch ein rasches, gewandtes Trocknen gefördert wird. Betrachten
wir desshalb seine Zubereitung (curing) zunächst.

Japan stellt, wie schon früher angedeutet wurde, fast nur grünen
Thee dar. Die verschiedenen Processe, welche das gepflückte Blatt
hier, bis zu seiner Verschiffung nach dem amerikanischen oder euro-
päischen Markt dabei durchmacht, zerfallen in solche am Erzeugungs-
orte und solche beim Grosshändler vor der Verschiffung.

a. Das Dämpfen (Steaming) der Blätter. Eine Reihe ein-
gemauerter eiserner Kessel (oder Pfannen) wird zur Hälfte mit Wasser
gefüllt und dasselbe durch darunter angebrachte Holzkohlenfeuerungen
in’s Kochen versetzt. Die Oeffnung eines jeden Kessels deckt ein
mit den Rändern gut anschliessendes Sieb von etwa 45 cm Durchmesser,
auf dessen Boden man mehrere Händevoll (etwa ½ Pfund) frische Thee-
blätter ausbreitete, worauf ein Deckel das Sieb oben schliesst. Man
lässt nun den Wasserdampf kurze Zeit, gewöhnlich etwa ½ Minute
auf die Blätter einwirken, das ist so lange, bis der charakteristische
Theegeruch sich entwickelt. Man nimmt alsdann die Siebe mit ihrem
Inhalt von den Pfannen weg, schüttelt letzteren durcheinander und
dann über Strohmatten oder Tische aus. Die feuchten Blätter haben
natürlich ihre Steifheit verloren, sind weich und nach allen Rich-
tungen leicht biegsam, und zeigen überall Spuren des aus ihnen her-
vorgetretenen Oels. Durch Ausbreiten und Befächeln werden sie
rasch abgekühlt und hierauf einer andern und besonders wichtigen
Umarbeitung unterworfen, nämlich

b. dem Dörren (Firing). Ein Rahmen aus Holz oder Bambus-
rohr von der Gestalt eines Backtrogs bei uns auf dem Lande, in der
Regel 4' (120 cm) lang und 2 ½' (75 cm) breit, ist mit Cement be-
kleidet und dient als Ofen oder Herd, indem auf dem Boden des-
selben, von Asche umgeben, ein gelindes Holzkohlenfeuer unterhalten
wird. Ein zweiter Rahmen schliesst als vertiefter Deckel, wie der
Einsatz in einem Koffer, nach oben diesen Behälter. Die Wände
dieses leichten Einsatzes sind mit starkem Bastpapier überzogen, ebenso
der Boden, welcher 40—50 cm über den glimmenden Kohlen darunter
endet und desshalb nicht versengt wird, da die auf dasselbe ein-

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[138/0160] I. Land- und Forstwirthschaft. je nach dem Verfahren, den grünen oder schwarzen Thee des Han- dels zu gewinnen. Der Chinese nennt nach der Farbe des Aufgusses die eine Sorte Luh-cha, d. h. grüner Thee, die schwarze Hung-cha, d. h. rother Thee. Man hat nämlich gefunden, dass ein längeres Welken derselben wohl das Rollen und andere Manipulationen er- leichtert, aber die Farbe und den Geschmack des Extracts beeinträch- tigt; besonders gilt dies vom grünen Thee, dessen Güte wesentlich durch ein rasches, gewandtes Trocknen gefördert wird. Betrachten wir desshalb seine Zubereitung (curing) zunächst. Japan stellt, wie schon früher angedeutet wurde, fast nur grünen Thee dar. Die verschiedenen Processe, welche das gepflückte Blatt hier, bis zu seiner Verschiffung nach dem amerikanischen oder euro- päischen Markt dabei durchmacht, zerfallen in solche am Erzeugungs- orte und solche beim Grosshändler vor der Verschiffung. a. Das Dämpfen (Steaming) der Blätter. Eine Reihe ein- gemauerter eiserner Kessel (oder Pfannen) wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt und dasselbe durch darunter angebrachte Holzkohlenfeuerungen in’s Kochen versetzt. Die Oeffnung eines jeden Kessels deckt ein mit den Rändern gut anschliessendes Sieb von etwa 45 cm Durchmesser, auf dessen Boden man mehrere Händevoll (etwa ½ Pfund) frische Thee- blätter ausbreitete, worauf ein Deckel das Sieb oben schliesst. Man lässt nun den Wasserdampf kurze Zeit, gewöhnlich etwa ½ Minute auf die Blätter einwirken, das ist so lange, bis der charakteristische Theegeruch sich entwickelt. Man nimmt alsdann die Siebe mit ihrem Inhalt von den Pfannen weg, schüttelt letzteren durcheinander und dann über Strohmatten oder Tische aus. Die feuchten Blätter haben natürlich ihre Steifheit verloren, sind weich und nach allen Rich- tungen leicht biegsam, und zeigen überall Spuren des aus ihnen her- vorgetretenen Oels. Durch Ausbreiten und Befächeln werden sie rasch abgekühlt und hierauf einer andern und besonders wichtigen Umarbeitung unterworfen, nämlich b. dem Dörren (Firing). Ein Rahmen aus Holz oder Bambus- rohr von der Gestalt eines Backtrogs bei uns auf dem Lande, in der Regel 4' (120 cm) lang und 2 ½' (75 cm) breit, ist mit Cement be- kleidet und dient als Ofen oder Herd, indem auf dem Boden des- selben, von Asche umgeben, ein gelindes Holzkohlenfeuer unterhalten wird. Ein zweiter Rahmen schliesst als vertiefter Deckel, wie der Einsatz in einem Koffer, nach oben diesen Behälter. Die Wände dieses leichten Einsatzes sind mit starkem Bastpapier überzogen, ebenso der Boden, welcher 40—50 cm über den glimmenden Kohlen darunter endet und desshalb nicht versengt wird, da die auf dasselbe ein-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/160>, abgerufen am 21.11.2024.