Ruhm des Kampfers von Borneo kannte auch Camoens und widmete ihm im 10. Gesang 133 seiner Lusiade einen Vers.
Der Lorbeerkampfer (japanisch Shono) wird in Japan zu irgend einer Jahreszeit, gewöhnlich aber im Sommer, und zwar aus den Spänen des frisch gefällten Holzes durch Destillation mit Wasser ge- wonnen. Man benutzt dabei eine sehr scharfe, hohlgeschliffene Haue mit kurzem Stiel und zerhackt die Stämme, Aeste und dickeren Wur- zeln auf mühsame Weise in Spähne, wie sie beim Fällen eines Baumes abfliegen. Die zur Kampfergewinnung dienende Vorrichtung und
[Abbildung]
Fig 8.
Apparat zur Kampfergewinnung in Tosa, Japan.
namentlich die Einrichtung zum Auffangen und Condensieren der Dämpfe ist nicht überall dieselbe. Der Apparat, welchen ich im Walde nicht weit von Kochi, der Hauptstadt von Tosa in Thätigkeit sah, war wie folgt beschaffen:
Auf einem primitiven kranzförmigen Mauerwerk (siehe Figur 8) von 2/3 m Höhe, welches den Feuerraum (F) umschloss, ruhte eine eiserne Pfanne (P) und auf dieser ein Holzkübel (K) von 1 m Höhe, dessen durchlöcherter Boden 50 cm Durchmesser hatte, während die obere Oeffnung 37 cm weit war. Diese Kufe war nun umgeben von einer ebenfalls auf der Mauer ruhenden Lehmwand (W) von 12 bis
3. Handelsgewächse.
Ruhm des Kampfers von Borneo kannte auch Camôens und widmete ihm im 10. Gesang 133 seiner Lusiade einen Vers.
Der Lorbeerkampfer (japanisch Shônô) wird in Japan zu irgend einer Jahreszeit, gewöhnlich aber im Sommer, und zwar aus den Spänen des frisch gefällten Holzes durch Destillation mit Wasser ge- wonnen. Man benutzt dabei eine sehr scharfe, hohlgeschliffene Haue mit kurzem Stiel und zerhackt die Stämme, Aeste und dickeren Wur- zeln auf mühsame Weise in Spähne, wie sie beim Fällen eines Baumes abfliegen. Die zur Kampfergewinnung dienende Vorrichtung und
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Fig 8.
Apparat zur Kampfergewinnung in Tosa, Japan.
namentlich die Einrichtung zum Auffangen und Condensieren der Dämpfe ist nicht überall dieselbe. Der Apparat, welchen ich im Walde nicht weit von Kochi, der Hauptstadt von Tosa in Thätigkeit sah, war wie folgt beschaffen:
Auf einem primitiven kranzförmigen Mauerwerk (siehe Figur 8) von ⅔ m Höhe, welches den Feuerraum (F) umschloss, ruhte eine eiserne Pfanne (P) und auf dieser ein Holzkübel (K) von 1 m Höhe, dessen durchlöcherter Boden 50 cm Durchmesser hatte, während die obere Oeffnung 37 cm weit war. Diese Kufe war nun umgeben von einer ebenfalls auf der Mauer ruhenden Lehmwand (W) von 12 bis
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3. Handelsgewächse.
Ruhm des Kampfers von Borneo kannte auch Camôens und widmete
ihm im 10. Gesang 133 seiner Lusiade einen Vers.
Der Lorbeerkampfer (japanisch Shônô) wird in Japan zu irgend
einer Jahreszeit, gewöhnlich aber im Sommer, und zwar aus den
Spänen des frisch gefällten Holzes durch Destillation mit Wasser ge-
wonnen. Man benutzt dabei eine sehr scharfe, hohlgeschliffene Haue
mit kurzem Stiel und zerhackt die Stämme, Aeste und dickeren Wur-
zeln auf mühsame Weise in Spähne, wie sie beim Fällen eines Baumes
abfliegen. Die zur Kampfergewinnung dienende Vorrichtung und
[Abbildung Fig 8. Apparat zur Kampfergewinnung in Tosa, Japan.]
namentlich die Einrichtung zum Auffangen und Condensieren der
Dämpfe ist nicht überall dieselbe. Der Apparat, welchen ich im Walde
nicht weit von Kochi, der Hauptstadt von Tosa in Thätigkeit sah, war
wie folgt beschaffen:
Auf einem primitiven kranzförmigen Mauerwerk (siehe Figur 8)
von ⅔ m Höhe, welches den Feuerraum (F) umschloss, ruhte eine
eiserne Pfanne (P) und auf dieser ein Holzkübel (K) von 1 m Höhe,
dessen durchlöcherter Boden 50 cm Durchmesser hatte, während die
obere Oeffnung 37 cm weit war. Diese Kufe war nun umgeben von
einer ebenfalls auf der Mauer ruhenden Lehmwand (W) von 12 bis
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/195>, abgerufen am 24.11.2024.
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