Zierpflanze einen freien Platz vor einem Tempel beschattet. Auch in Europa, wo sie zu gleichem Zweck schon seit lange cultiviert wird, finden sich stattliche, an unsere Robinien erinnernde Exemplare. Das leichte Holz ist hellbraun bis dunkel sepiafarbig, grobkörnig, gefäss- reich und ermangelt desshalb der Gleichförmigkeit und Feinheit, ist dafür aber sehr zähe und dauerhaft. Auf dem Querschnitt erkennt man deutliche Jahresringe, getheilt in abwechselnd helle Zonen mit vielen grossen Poren und dunklere, weniger poröse und dichtere.
101. Gleditschia japonica Miq., jap. Saikachi, ein ansehnlicher Baum, dem man vornehmlich im Norden Japans begegnet, und zwar wildwachsend längs der Flüsse und Thaleinsenkungen niedriger Berg- wälder, sowie angepflanzt in der Nähe der Ortschaften. *) Ihre langen, braunen Hülsen vertraten früher im ganzen Norden von Hondo die Seife. Man findet sie noch immer auch in Morioka in manchem Laden zu kleinen Päckchen zusammengebunden. Das Holz des Saikachi ist dem des Yenju ähnlich.
102. Albizzia Julibrissin Boiv. (Mimosa arborea Thunb.), jap. Nemu und Nemu-no-ki. Im ersten Bande dieses Werkes ist pg. 158 bezüglich dieser Pflanze Folgendes zu lesen: "Nur die Albizzia Juli- brissin Boiv. (Mimosa arborea Thunb.) zeigte noch (in der 2. Hälfte April auf Amakusa) ihr unverändert winterliches Aussehen; ja noch einen Monat später, Mitte Mai, fanden wir diesen kleinen Baum in den Bergwaldungen der Insel Shikoku in etwa 800 Meter Höhe völlig blattlos, so dass sein japanischer Name "Nemu", d. h. "Schläfer", nicht blos wegen der Reizbarkeit seiner Blätter und des Schlafens während der Nachtzeit auf ihn passt".
Dieser kleine Baum ist über ganz Japan verbreitet und wird auch im Himalaya gefunden. Die breite Zone seines jungen Holzes ist gelb, das Kernholz dunkelbraun, hart und stark, auch leicht zu po- lieren. Auf Querschnitten erblickt man zahlreiche feine, rothe Mark- strahlen und dunkle Grenzen der Jahresringe mit grossen Poren.
Zu dieser Familie gehören auch die schweren dunkelrothen Sandel- hölzer des tropischen Monsungebiets, insbesondere Pterocarpus indicus L. und Pterocarpus santalinus L., welche vielleicht mit einer dritten Art, dem Pterocarpus marsupium Roxb., unter dem sinico-japanischen Namen Shi-tan seit lange in Japan eingeführt und hier zu Möbeln, vornehmlich aber in der Holzschnitzerei verwerthet werden.
*) Ich fand sie namentlich häufig in Nambu (Iwade-ken) und zählte eines Tages auf dem Wege von Kamaichi nach Morioka bei dem Orte Yokomachi gegen 100 Bäume.
I. Land- und Forstwirthschaft.
Zierpflanze einen freien Platz vor einem Tempel beschattet. Auch in Europa, wo sie zu gleichem Zweck schon seit lange cultiviert wird, finden sich stattliche, an unsere Robinien erinnernde Exemplare. Das leichte Holz ist hellbraun bis dunkel sepiafarbig, grobkörnig, gefäss- reich und ermangelt desshalb der Gleichförmigkeit und Feinheit, ist dafür aber sehr zähe und dauerhaft. Auf dem Querschnitt erkennt man deutliche Jahresringe, getheilt in abwechselnd helle Zonen mit vielen grossen Poren und dunklere, weniger poröse und dichtere.
101. Gleditschia japonica Miq., jap. Saikachi, ein ansehnlicher Baum, dem man vornehmlich im Norden Japans begegnet, und zwar wildwachsend längs der Flüsse und Thaleinsenkungen niedriger Berg- wälder, sowie angepflanzt in der Nähe der Ortschaften. *) Ihre langen, braunen Hülsen vertraten früher im ganzen Norden von Hondo die Seife. Man findet sie noch immer auch in Morioka in manchem Laden zu kleinen Päckchen zusammengebunden. Das Holz des Saikachi ist dem des Yenju ähnlich.
102. Albizzia Julibrissin Boiv. (Mimosa arborea Thunb.), jap. Nemu und Nemu-no-ki. Im ersten Bande dieses Werkes ist pg. 158 bezüglich dieser Pflanze Folgendes zu lesen: »Nur die Albizzia Juli- brissin Boiv. (Mimosa arborea Thunb.) zeigte noch (in der 2. Hälfte April auf Amakusa) ihr unverändert winterliches Aussehen; ja noch einen Monat später, Mitte Mai, fanden wir diesen kleinen Baum in den Bergwaldungen der Insel Shikoku in etwa 800 Meter Höhe völlig blattlos, so dass sein japanischer Name »Nemu«, d. h. »Schläfer«, nicht blos wegen der Reizbarkeit seiner Blätter und des Schlafens während der Nachtzeit auf ihn passt«.
Dieser kleine Baum ist über ganz Japan verbreitet und wird auch im Himalaya gefunden. Die breite Zone seines jungen Holzes ist gelb, das Kernholz dunkelbraun, hart und stark, auch leicht zu po- lieren. Auf Querschnitten erblickt man zahlreiche feine, rothe Mark- strahlen und dunkle Grenzen der Jahresringe mit grossen Poren.
Zu dieser Familie gehören auch die schweren dunkelrothen Sandel- hölzer des tropischen Monsungebiets, insbesondere Pterocarpus indicus L. und Pterocarpus santalinus L., welche vielleicht mit einer dritten Art, dem Pterocarpus marsupium Roxb., unter dem sinico-japanischen Namen Shi-tan seit lange in Japan eingeführt und hier zu Möbeln, vornehmlich aber in der Holzschnitzerei verwerthet werden.
*) Ich fand sie namentlich häufig in Nambu (Iwade-ken) und zählte eines Tages auf dem Wege von Kamaichi nach Morioka bei dem Orte Yokomachi gegen 100 Bäume.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Zierpflanze einen freien Platz vor einem Tempel beschattet. Auch in
Europa, wo sie zu gleichem Zweck schon seit lange cultiviert wird,
finden sich stattliche, an unsere Robinien erinnernde Exemplare. Das
leichte Holz ist hellbraun bis dunkel sepiafarbig, grobkörnig, gefäss-
reich und ermangelt desshalb der Gleichförmigkeit und Feinheit, ist
dafür aber sehr zähe und dauerhaft. Auf dem Querschnitt erkennt
man deutliche Jahresringe, getheilt in abwechselnd helle Zonen mit
vielen grossen Poren und dunklere, weniger poröse und dichtere.
101. Gleditschia japonica Miq., jap. Saikachi, ein ansehnlicher
Baum, dem man vornehmlich im Norden Japans begegnet, und zwar
wildwachsend längs der Flüsse und Thaleinsenkungen niedriger Berg-
wälder, sowie angepflanzt in der Nähe der Ortschaften. *) Ihre langen,
braunen Hülsen vertraten früher im ganzen Norden von Hondo die
Seife. Man findet sie noch immer auch in Morioka in manchem Laden
zu kleinen Päckchen zusammengebunden. Das Holz des Saikachi ist
dem des Yenju ähnlich.
102. Albizzia Julibrissin Boiv. (Mimosa arborea Thunb.), jap.
Nemu und Nemu-no-ki. Im ersten Bande dieses Werkes ist pg. 158
bezüglich dieser Pflanze Folgendes zu lesen: »Nur die Albizzia Juli-
brissin Boiv. (Mimosa arborea Thunb.) zeigte noch (in der 2. Hälfte
April auf Amakusa) ihr unverändert winterliches Aussehen; ja noch
einen Monat später, Mitte Mai, fanden wir diesen kleinen Baum in
den Bergwaldungen der Insel Shikoku in etwa 800 Meter Höhe völlig
blattlos, so dass sein japanischer Name »Nemu«, d. h. »Schläfer«, nicht
blos wegen der Reizbarkeit seiner Blätter und des Schlafens während
der Nachtzeit auf ihn passt«.
Dieser kleine Baum ist über ganz Japan verbreitet und wird auch
im Himalaya gefunden. Die breite Zone seines jungen Holzes ist
gelb, das Kernholz dunkelbraun, hart und stark, auch leicht zu po-
lieren. Auf Querschnitten erblickt man zahlreiche feine, rothe Mark-
strahlen und dunkle Grenzen der Jahresringe mit grossen Poren.
Zu dieser Familie gehören auch die schweren dunkelrothen Sandel-
hölzer des tropischen Monsungebiets, insbesondere Pterocarpus indicus
L. und Pterocarpus santalinus L., welche vielleicht mit einer dritten
Art, dem Pterocarpus marsupium Roxb., unter dem sinico-japanischen
Namen Shi-tan seit lange in Japan eingeführt und hier zu Möbeln,
vornehmlich aber in der Holzschnitzerei verwerthet werden.
*) Ich fand sie namentlich häufig in Nambu (Iwade-ken) und zählte eines
Tages auf dem Wege von Kamaichi nach Morioka bei dem Orte Yokomachi gegen
100 Bäume.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/322>, abgerufen am 22.11.2024.
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