im wildwachsenden Zustande. Sie schmückt im Frühjahr, und zwar häufig im Verein mit Deutzien, nicht blos die unbebauten sonnigen Abhänge in ganz Japan und ebenso in China, sondern fehlt auch kaum einem Garten. Auf Kiushiu blüht sie schon im April (und dient dann auch vielfach zum Schmücken der Gräber, indem man ihre blühenden Zweige in Bambusvasen steckt), im mittleren Hondo im Mai, noch weiter nördlich und höher im Gebirge erst im Juni. Eine ganze An- zahl verwandter Arten, darunter welche mit herrlichem Duft, gesellen sich hinzu und sind zum Theil ebenfalls in die Gärten übergegangen. Hierher gehören Rhododendron (Azalea) macrostemon Maxim., R. ledi- folium Don., R. sublanceolatum Miq., R. macrosepalum Maxim., R. sinense Sweet und verschiedene andere.
Im Juni ziehen die herrlichen Blüthen mehrerer Irisarten, na- mentlich die Hana-shobu (Iris laevigata Fisch.) und Ayame (Iris setosa Pall. und I. sibirica L.) die Blumenfreunde besonders an. Die Cultur derselben wird vornehmlich an mehreren Orten im Weichbilde von Tokio umfangreich betrieben und zwar als Specialität. Es sind offene, tiefgelegene Felder, z. B. in der Nähe von Meguro, vor allem aber am linken Ufer des Sumida-gawa zu Hori-kiri, welche gegen Ende des Monats in schönstem Flor stehen. Viele Blumenfreunde, welche im April hinauswanderten, um sich des Anblicks der blühenden Sakura von Mukojima zu erfreuen, ziehen jetzt an der langen Allee dieser Bäume vorbei nach Hori-kiri, um blühende Shobu (Hana- shobu) zu bewundern. Ist auch diese Zeit vorüber und hat im Juli die Sommerwärme ihre grösste Höhe und Kraft entfaltet, so tritt ein anderer, noch viel geschätzterer Liebling in den Kreis, nämlich die Lotusblume, Hasu-no-hana oder Renge (Nelumbo nucifera Gaertn.). *) Der essbaren, langgegliederten Rhizome und nussartigen Samen dieser interessantesten und prächtigsten unter den Wasserpflan- zen wurde bereits früher gedacht. Es erübrigt daher nur noch, ihre Bedeutung im buddhistischen Cultus und als Zierpflanze hervorzu- heben. Ihre ursprüngliche Heimat ist ohne Zweifel das indische Mon- sungebiet und ihre Cultur und Werthschätzung eine sehr alte. Sie war hier ehedem in heiligen Teichen zusammen mit Schildkröten und Fischen dem Civa geweiht, welcher nach einer alten indischen Sage einst auf ihren Blättern sitzend zusah, wie die grosse Fluth alles verschlang. Später wählte sie der Buddhismus zum Symbol seiner Lehre. Wie sich
*) Die Pflanze heisst Hasu, ihr Rhizom Renkon, der Samen Hasu-no-mi, das Blatt Hasu-no-ha, der Sumpf oder Teich, worin sie wächst, Hasu-no- ike.
I. Land- und Forstwirthschaft.
im wildwachsenden Zustande. Sie schmückt im Frühjahr, und zwar häufig im Verein mit Deutzien, nicht blos die unbebauten sonnigen Abhänge in ganz Japan und ebenso in China, sondern fehlt auch kaum einem Garten. Auf Kiushiu blüht sie schon im April (und dient dann auch vielfach zum Schmücken der Gräber, indem man ihre blühenden Zweige in Bambusvasen steckt), im mittleren Hondo im Mai, noch weiter nördlich und höher im Gebirge erst im Juni. Eine ganze An- zahl verwandter Arten, darunter welche mit herrlichem Duft, gesellen sich hinzu und sind zum Theil ebenfalls in die Gärten übergegangen. Hierher gehören Rhododendron (Azalea) macrostemon Maxim., R. ledi- folium Don., R. sublanceolatum Miq., R. macrosepalum Maxim., R. sinense Sweet und verschiedene andere.
Im Juni ziehen die herrlichen Blüthen mehrerer Irisarten, na- mentlich die Hana-shôbu (Iris laevigata Fisch.) und Ayame (Iris setosa Pall. und I. sibirica L.) die Blumenfreunde besonders an. Die Cultur derselben wird vornehmlich an mehreren Orten im Weichbilde von Tôkio umfangreich betrieben und zwar als Specialität. Es sind offene, tiefgelegene Felder, z. B. in der Nähe von Meguro, vor allem aber am linken Ufer des Sumida-gawa zu Hori-kiri, welche gegen Ende des Monats in schönstem Flor stehen. Viele Blumenfreunde, welche im April hinauswanderten, um sich des Anblicks der blühenden Sakura von Mukojima zu erfreuen, ziehen jetzt an der langen Allee dieser Bäume vorbei nach Hori-kiri, um blühende Shôbu (Hana- shôbu) zu bewundern. Ist auch diese Zeit vorüber und hat im Juli die Sommerwärme ihre grösste Höhe und Kraft entfaltet, so tritt ein anderer, noch viel geschätzterer Liebling in den Kreis, nämlich die Lotusblume, Hasu-no-hana oder Renge (Nelumbo nucifera Gaertn.). *) Der essbaren, langgegliederten Rhizome und nussartigen Samen dieser interessantesten und prächtigsten unter den Wasserpflan- zen wurde bereits früher gedacht. Es erübrigt daher nur noch, ihre Bedeutung im buddhistischen Cultus und als Zierpflanze hervorzu- heben. Ihre ursprüngliche Heimat ist ohne Zweifel das indische Mon- sungebiet und ihre Cultur und Werthschätzung eine sehr alte. Sie war hier ehedem in heiligen Teichen zusammen mit Schildkröten und Fischen dem Çiva geweiht, welcher nach einer alten indischen Sage einst auf ihren Blättern sitzend zusah, wie die grosse Fluth alles verschlang. Später wählte sie der Buddhismus zum Symbol seiner Lehre. Wie sich
*) Die Pflanze heisst Hasu, ihr Rhizom Renkon, der Samen Hasu-no-mi, das Blatt Hasu-no-ha, der Sumpf oder Teich, worin sie wächst, Hasu-no- ike.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
im wildwachsenden Zustande. Sie schmückt im Frühjahr, und zwar
häufig im Verein mit Deutzien, nicht blos die unbebauten sonnigen
Abhänge in ganz Japan und ebenso in China, sondern fehlt auch kaum
einem Garten. Auf Kiushiu blüht sie schon im April (und dient dann
auch vielfach zum Schmücken der Gräber, indem man ihre blühenden
Zweige in Bambusvasen steckt), im mittleren Hondo im Mai, noch
weiter nördlich und höher im Gebirge erst im Juni. Eine ganze An-
zahl verwandter Arten, darunter welche mit herrlichem Duft, gesellen
sich hinzu und sind zum Theil ebenfalls in die Gärten übergegangen.
Hierher gehören Rhododendron (Azalea) macrostemon Maxim., R. ledi-
folium Don., R. sublanceolatum Miq., R. macrosepalum Maxim., R.
sinense Sweet und verschiedene andere.
Im Juni ziehen die herrlichen Blüthen mehrerer Irisarten, na-
mentlich die Hana-shôbu (Iris laevigata Fisch.) und Ayame (Iris
setosa Pall. und I. sibirica L.) die Blumenfreunde besonders an. Die
Cultur derselben wird vornehmlich an mehreren Orten im Weichbilde
von Tôkio umfangreich betrieben und zwar als Specialität. Es sind
offene, tiefgelegene Felder, z. B. in der Nähe von Meguro, vor allem
aber am linken Ufer des Sumida-gawa zu Hori-kiri, welche gegen
Ende des Monats in schönstem Flor stehen. Viele Blumenfreunde,
welche im April hinauswanderten, um sich des Anblicks der blühenden
Sakura von Mukojima zu erfreuen, ziehen jetzt an der langen Allee
dieser Bäume vorbei nach Hori-kiri, um blühende Shôbu (Hana-
shôbu) zu bewundern. Ist auch diese Zeit vorüber und hat im Juli
die Sommerwärme ihre grösste Höhe und Kraft entfaltet, so tritt ein
anderer, noch viel geschätzterer Liebling in den Kreis, nämlich die
Lotusblume, Hasu-no-hana oder Renge (Nelumbo nucifera
Gaertn.). *) Der essbaren, langgegliederten Rhizome und nussartigen
Samen dieser interessantesten und prächtigsten unter den Wasserpflan-
zen wurde bereits früher gedacht. Es erübrigt daher nur noch, ihre
Bedeutung im buddhistischen Cultus und als Zierpflanze hervorzu-
heben. Ihre ursprüngliche Heimat ist ohne Zweifel das indische Mon-
sungebiet und ihre Cultur und Werthschätzung eine sehr alte. Sie
war hier ehedem in heiligen Teichen zusammen mit Schildkröten und
Fischen dem Çiva geweiht, welcher nach einer alten indischen Sage einst
auf ihren Blättern sitzend zusah, wie die grosse Fluth alles verschlang.
Später wählte sie der Buddhismus zum Symbol seiner Lehre. Wie sich
*) Die Pflanze heisst Hasu, ihr Rhizom Renkon, der Samen Hasu-no-mi,
das Blatt Hasu-no-ha, der Sumpf oder Teich, worin sie wächst, Hasu-no-
ike.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/346>, abgerufen am 24.11.2024.
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