8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
gegnet daselbst nicht blos der einfachen Stammform, sondern auch den zahlreichen panachiertblätterigen Abarten, insbesonders E. jap. sulfurea.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch mehrerer andern immer- grünen japanischen Ziersträucher gedenken, welche oft in Gesellschaft der vorigen vorkommen und ebenfalls in Südeuropa eine weite Ver- breitung gefunden haben. Sie heissen Photinia serrulata Lindl. (Cra- taegus glabra Thunb.), jap. Aka-megashi, Pittosporum Tobira Ait., jap. Tobira und Olea fragrans Thunb., jap. Moku-sei und To-sei. Von der Photinia sagt u. A. Fortune, sie sei "a noble ornamental ever- green" und finde sich in Japan und China bei Tempeln und in Gärten viel angebaut. Auf der iberischen Halbinsel ist dieser grosse, sich weit ausbreitende Strauch sehr verbreitet und fehlt beispielsweise in Madrid keinem der freien Plätze. Im März und April verleihen ihr die in grossen Doldentrauben vereinten weissen Blüthen einen beson- deren Reiz. Die glatten, gesägten und zugespitzten Blätter erinnern in ihrer länglichen Gestalt und Grösse an diejenigen des Kirschlor- beers. Auffallend ist, dass unter den älteren neben schön grünen immer auch einzelne von prächtig purpur- oder braunrother Farbe auftreten.
Die Tobira, welche unter dem Namen Pittosporum sinense schon 1804 in unsere Treibhäuser eingeführt wurde und als Freilandpflanze in Südeuropa, wie im südlichen Japan, einen Strauch von mittlerer Grösse bildet, wird seit zwei Jahrzehnten durch ihren stattlicheren Verwandten P. undulatum aus Australien mehr und mehr zurückge- drängt. Letzterer ist namentlich in den Anlagen Portugals, insbesondere in den Gärten von Lissabon ausserordentlich häufig. Er bildet dort bereits schön geformte Bäume von 70--80 cm Stammumfang und 8--10 m Höhe. Die gelblichweissen Blüthen, welche im Frühjahr erscheinen, haben einen viel stärkeren und noch angenehmeren Geruch als die rein weissen der Tobira, die sich erst vier Wochen später entwickeln. Auch empfiehlt die regelmässigere Gestalt und gleichmässige Verthei- lung der Blätter die Pflanze mehr, als die Blätter der Tobira es thun, welche verkehrt eiförmig und am Ende der Zweige zusammengedrängt erscheinen. Olea fragrans Thunb., obwohl aus Japan nach Europa ge- bracht, ist dort doch nur Zierpflanze, die China entstammt, wie auch der Name To-sei es andeutet.*) Was Pittosporum undulatum im Frühjahr den Gärten von Lissabon, Malaga und andern iberischen
*) Ich verweise hier auf pg. 146 und das dort über die Benutzung der Blüthen dieser Kwei-hwa der Chinesen zum Parfümieren des Thees Gesagte.
8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
gegnet daselbst nicht blos der einfachen Stammform, sondern auch den zahlreichen panachiertblätterigen Abarten, insbesonders E. jap. sulfurea.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch mehrerer andern immer- grünen japanischen Ziersträucher gedenken, welche oft in Gesellschaft der vorigen vorkommen und ebenfalls in Südeuropa eine weite Ver- breitung gefunden haben. Sie heissen Photinia serrulata Lindl. (Cra- taegus glabra Thunb.), jap. Aka-megashi, Pittosporum Tobira Ait., jap. Tobira und Olea fragrans Thunb., jap. Moku-sei und Tô-sei. Von der Photinia sagt u. A. Fortune, sie sei »a noble ornamental ever- green« und finde sich in Japan und China bei Tempeln und in Gärten viel angebaut. Auf der iberischen Halbinsel ist dieser grosse, sich weit ausbreitende Strauch sehr verbreitet und fehlt beispielsweise in Madrid keinem der freien Plätze. Im März und April verleihen ihr die in grossen Doldentrauben vereinten weissen Blüthen einen beson- deren Reiz. Die glatten, gesägten und zugespitzten Blätter erinnern in ihrer länglichen Gestalt und Grösse an diejenigen des Kirschlor- beers. Auffallend ist, dass unter den älteren neben schön grünen immer auch einzelne von prächtig purpur- oder braunrother Farbe auftreten.
Die Tobira, welche unter dem Namen Pittosporum sinense schon 1804 in unsere Treibhäuser eingeführt wurde und als Freilandpflanze in Südeuropa, wie im südlichen Japan, einen Strauch von mittlerer Grösse bildet, wird seit zwei Jahrzehnten durch ihren stattlicheren Verwandten P. undulatum aus Australien mehr und mehr zurückge- drängt. Letzterer ist namentlich in den Anlagen Portugals, insbesondere in den Gärten von Lissabon ausserordentlich häufig. Er bildet dort bereits schön geformte Bäume von 70—80 cm Stammumfang und 8—10 m Höhe. Die gelblichweissen Blüthen, welche im Frühjahr erscheinen, haben einen viel stärkeren und noch angenehmeren Geruch als die rein weissen der Tobira, die sich erst vier Wochen später entwickeln. Auch empfiehlt die regelmässigere Gestalt und gleichmässige Verthei- lung der Blätter die Pflanze mehr, als die Blätter der Tobira es thun, welche verkehrt eiförmig und am Ende der Zweige zusammengedrängt erscheinen. Olea fragrans Thunb., obwohl aus Japan nach Europa ge- bracht, ist dort doch nur Zierpflanze, die China entstammt, wie auch der Name Tô-sei es andeutet.*) Was Pittosporum undulatum im Frühjahr den Gärten von Lissabon, Malaga und andern iberischen
*) Ich verweise hier auf pg. 146 und das dort über die Benutzung der Blüthen dieser Kwei-hwa der Chinesen zum Parfümieren des Thees Gesagte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0367"n="343"/><fwplace="top"type="header">8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.</fw><lb/>
gegnet daselbst nicht blos der einfachen Stammform, sondern auch<lb/><hirendition="#g">den</hi> zahlreichen panachiertblätterigen Abarten, insbesonders E. jap.<lb/>
sulfurea.</p><lb/><p>Bei dieser Gelegenheit will ich noch mehrerer andern immer-<lb/>
grünen japanischen Ziersträucher gedenken, welche oft in Gesellschaft<lb/>
der vorigen vorkommen und ebenfalls in Südeuropa eine weite Ver-<lb/>
breitung gefunden haben. Sie heissen Photinia serrulata Lindl. (Cra-<lb/>
taegus glabra Thunb.), jap. <hirendition="#g">Aka-megashi</hi>, Pittosporum Tobira Ait.,<lb/>
jap. <hirendition="#g">Tobira</hi> und Olea fragrans Thunb., jap. <hirendition="#g">Moku-sei</hi> und <hirendition="#g">Tô-sei</hi>.<lb/>
Von der Photinia sagt u. A. Fortune, sie sei »a noble ornamental ever-<lb/>
green« und finde sich in Japan und China bei Tempeln und in Gärten<lb/>
viel angebaut. Auf der iberischen Halbinsel ist dieser grosse, sich<lb/>
weit ausbreitende Strauch sehr verbreitet und fehlt beispielsweise in<lb/>
Madrid keinem der freien Plätze. Im März und April verleihen ihr<lb/>
die in grossen Doldentrauben vereinten weissen Blüthen einen beson-<lb/>
deren Reiz. Die glatten, gesägten und zugespitzten Blätter erinnern<lb/>
in ihrer länglichen Gestalt und Grösse an diejenigen des Kirschlor-<lb/>
beers. Auffallend ist, dass unter den älteren neben schön grünen<lb/>
immer auch einzelne von prächtig purpur- oder braunrother Farbe<lb/>
auftreten.</p><lb/><p>Die Tobira, welche unter dem Namen Pittosporum sinense schon<lb/>
1804 in unsere Treibhäuser eingeführt wurde und als Freilandpflanze<lb/>
in Südeuropa, wie im südlichen Japan, einen Strauch von mittlerer<lb/>
Grösse bildet, wird seit zwei Jahrzehnten durch ihren stattlicheren<lb/>
Verwandten P. undulatum aus Australien mehr und mehr zurückge-<lb/>
drängt. Letzterer ist namentlich in den Anlagen Portugals, insbesondere<lb/>
in den Gärten von Lissabon ausserordentlich häufig. Er bildet dort<lb/>
bereits schön geformte Bäume von 70—80 cm Stammumfang und 8—10 m<lb/>
Höhe. Die gelblichweissen Blüthen, welche im Frühjahr erscheinen,<lb/>
haben einen viel stärkeren und noch angenehmeren Geruch als die<lb/>
rein weissen der Tobira, die sich erst vier Wochen später entwickeln.<lb/>
Auch empfiehlt die regelmässigere Gestalt und gleichmässige Verthei-<lb/>
lung der Blätter die Pflanze mehr, als die Blätter der Tobira es thun,<lb/>
welche verkehrt eiförmig und am Ende der Zweige zusammengedrängt<lb/>
erscheinen. Olea fragrans Thunb., obwohl aus Japan nach Europa ge-<lb/>
bracht, ist dort doch nur Zierpflanze, die China entstammt, wie auch<lb/>
der Name <hirendition="#g">Tô-sei</hi> es andeutet.<noteplace="foot"n="*)">Ich verweise hier auf pg. 146 und das dort über die Benutzung der Blüthen<lb/>
dieser <hirendition="#g">Kwei-hwa</hi> der Chinesen zum Parfümieren des Thees Gesagte.</note> Was Pittosporum undulatum im<lb/>
Frühjahr den Gärten von Lissabon, Malaga und andern iberischen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[343/0367]
8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
gegnet daselbst nicht blos der einfachen Stammform, sondern auch
den zahlreichen panachiertblätterigen Abarten, insbesonders E. jap.
sulfurea.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch mehrerer andern immer-
grünen japanischen Ziersträucher gedenken, welche oft in Gesellschaft
der vorigen vorkommen und ebenfalls in Südeuropa eine weite Ver-
breitung gefunden haben. Sie heissen Photinia serrulata Lindl. (Cra-
taegus glabra Thunb.), jap. Aka-megashi, Pittosporum Tobira Ait.,
jap. Tobira und Olea fragrans Thunb., jap. Moku-sei und Tô-sei.
Von der Photinia sagt u. A. Fortune, sie sei »a noble ornamental ever-
green« und finde sich in Japan und China bei Tempeln und in Gärten
viel angebaut. Auf der iberischen Halbinsel ist dieser grosse, sich
weit ausbreitende Strauch sehr verbreitet und fehlt beispielsweise in
Madrid keinem der freien Plätze. Im März und April verleihen ihr
die in grossen Doldentrauben vereinten weissen Blüthen einen beson-
deren Reiz. Die glatten, gesägten und zugespitzten Blätter erinnern
in ihrer länglichen Gestalt und Grösse an diejenigen des Kirschlor-
beers. Auffallend ist, dass unter den älteren neben schön grünen
immer auch einzelne von prächtig purpur- oder braunrother Farbe
auftreten.
Die Tobira, welche unter dem Namen Pittosporum sinense schon
1804 in unsere Treibhäuser eingeführt wurde und als Freilandpflanze
in Südeuropa, wie im südlichen Japan, einen Strauch von mittlerer
Grösse bildet, wird seit zwei Jahrzehnten durch ihren stattlicheren
Verwandten P. undulatum aus Australien mehr und mehr zurückge-
drängt. Letzterer ist namentlich in den Anlagen Portugals, insbesondere
in den Gärten von Lissabon ausserordentlich häufig. Er bildet dort
bereits schön geformte Bäume von 70—80 cm Stammumfang und 8—10 m
Höhe. Die gelblichweissen Blüthen, welche im Frühjahr erscheinen,
haben einen viel stärkeren und noch angenehmeren Geruch als die
rein weissen der Tobira, die sich erst vier Wochen später entwickeln.
Auch empfiehlt die regelmässigere Gestalt und gleichmässige Verthei-
lung der Blätter die Pflanze mehr, als die Blätter der Tobira es thun,
welche verkehrt eiförmig und am Ende der Zweige zusammengedrängt
erscheinen. Olea fragrans Thunb., obwohl aus Japan nach Europa ge-
bracht, ist dort doch nur Zierpflanze, die China entstammt, wie auch
der Name Tô-sei es andeutet. *) Was Pittosporum undulatum im
Frühjahr den Gärten von Lissabon, Malaga und andern iberischen
*) Ich verweise hier auf pg. 146 und das dort über die Benutzung der Blüthen
dieser Kwei-hwa der Chinesen zum Parfümieren des Thees Gesagte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/367>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.