6) Das Kiri-ko, d. h. gemischtes Pulver. Pulverisierter Ocker (To-no-ko) wird mit Wasser zu einem steifen Brei verarbeitet und dann mit Seshime, etwas Ji-no-ko (Ziegelmehl) und Kleister (Nori) versetzt und innig gemengt. So entsteht ein Brei, der sich mit dem Spatel oder dem Pinsel (Hake) leicht auftragen lässt, und in 1--2 Tagen an der Luft trocknet. Es folgt abermals Abschleifen der Unebenheiten, hierauf:
7) Das Ji-gatame (ji, Grund, katameru, stark machen). Hierzu wendet man nur Seshime-urushi an, welchen man vorher mit etwas Wasser zu einem dünnen Brei verarbeitet. Die Gegenstände werden damit leicht überstrichen, dann rasch mit einem Lappen überrieben und sind nun nach dem Trocknen schwarzbraun gefärbt.
8) Das Sabi, hergeleitet von Sabi-iro, d. h. Rostfarbe. Die mit Ji-gatame behandelten Gegenstände werden mit einem ziemlich steifen Brei überstrichen, der ähnlich wie für das Kiri-ko (Nr. 6) be- reitet wird, mit Weglassung von Kleister und zum Theil auch des Ziegelmehls. Nach dem Trocknen folgt wieder Abreiben (togi) mit Sandstein und Wasser, bis die Oberfläche glatt und ihre Farbe dunkel graubraun ist.
9) Das Sumi-bike oder Ueberziehen (hiku) mit Tusch (sumi). Schlechter Tusch wird mit Wasser stark angerieben und dann mit einem Baumwollbällchen aufgerieben.
10) Das Naka-nuri (naka, mittlere, innere; nuri, Lackierung). Naka-nuri-urushi, eine schlechtere Sorte von Hana-urushi (siehe pg. 418), ist ein glänzend schwarzer, dickflüssiger Lack, der mit 1/10 bis 1/15 seines Volumens Seshime vermischt und dann mit einigen Tropfen Sake oder Reisbier versetzt wird, worauf man das Gemisch durch mehrere übereinander liegende Bogen Yoshino-Papier presst. Das Anstreichen erfolgt mit flachem Pinsel, das Trocknen im geschlos- senen feuchten Raum.
Hierauf folgt das Naka-nuri-togi, d. h. das Abschleifen (togu) des Naka-nuri-Anstrichs. Diese Arbeit ist zeitraubend, aber sehr wich- tig. Sie muss so lange fortgesetzt werden, bis aller Glanz verschwun- den ist und die Flächen vollständig glatt sind. Der Arbeiter bedient sich dazu der feinporigen, leichten Ho-no-ki-sumi, der Kohle der Magnolia hypoleuca, die er mit den drei ersten Fingern der rechten Hand fasst, und eines nassen Tuches, welches er mit dem übrigen Theil der Hand hält. Ausserdem benutzt er einen zur Seite stehenden Kübel mit frischem Wasser, sowie einen kleinen Schleifstein, um die Kohle häufig abzureiben. Nach Beendigung der Arbeit erscheint der Gegenstand vollkommen glatt und von mattschwarzer Farbe. Die Grundierung ist nun beendet. Sie hatte zum Zweck, das Holz haltbarer zu machen,
3. Lackindustrie.
6) Das Kiri-ko, d. h. gemischtes Pulver. Pulverisierter Ocker (To-no-ko) wird mit Wasser zu einem steifen Brei verarbeitet und dann mit Seshime, etwas Ji-no-ko (Ziegelmehl) und Kleister (Nori) versetzt und innig gemengt. So entsteht ein Brei, der sich mit dem Spatel oder dem Pinsel (Hake) leicht auftragen lässt, und in 1—2 Tagen an der Luft trocknet. Es folgt abermals Abschleifen der Unebenheiten, hierauf:
7) Das Ji-gatame (ji, Grund, katameru, stark machen). Hierzu wendet man nur Seshime-urushi an, welchen man vorher mit etwas Wasser zu einem dünnen Brei verarbeitet. Die Gegenstände werden damit leicht überstrichen, dann rasch mit einem Lappen überrieben und sind nun nach dem Trocknen schwarzbraun gefärbt.
8) Das Sabi, hergeleitet von Sabi-iro, d. h. Rostfarbe. Die mit Ji-gatame behandelten Gegenstände werden mit einem ziemlich steifen Brei überstrichen, der ähnlich wie für das Kiri-ko (Nr. 6) be- reitet wird, mit Weglassung von Kleister und zum Theil auch des Ziegelmehls. Nach dem Trocknen folgt wieder Abreiben (togi) mit Sandstein und Wasser, bis die Oberfläche glatt und ihre Farbe dunkel graubraun ist.
9) Das Sumi-bike oder Ueberziehen (hiku) mit Tusch (sumi). Schlechter Tusch wird mit Wasser stark angerieben und dann mit einem Baumwollbällchen aufgerieben.
10) Das Naka-nuri (naka, mittlere, innere; nuri, Lackierung). Naka-nuri-urushi, eine schlechtere Sorte von Hana-urushi (siehe pg. 418), ist ein glänzend schwarzer, dickflüssiger Lack, der mit 1/10 bis 1/15 seines Volumens Seshime vermischt und dann mit einigen Tropfen Sake oder Reisbier versetzt wird, worauf man das Gemisch durch mehrere übereinander liegende Bogen Yoshino-Papier presst. Das Anstreichen erfolgt mit flachem Pinsel, das Trocknen im geschlos- senen feuchten Raum.
Hierauf folgt das Naka-nuri-togi, d. h. das Abschleifen (togu) des Naka-nuri-Anstrichs. Diese Arbeit ist zeitraubend, aber sehr wich- tig. Sie muss so lange fortgesetzt werden, bis aller Glanz verschwun- den ist und die Flächen vollständig glatt sind. Der Arbeiter bedient sich dazu der feinporigen, leichten Ho-no-ki-sumi, der Kohle der Magnolia hypoleuca, die er mit den drei ersten Fingern der rechten Hand fasst, und eines nassen Tuches, welches er mit dem übrigen Theil der Hand hält. Ausserdem benutzt er einen zur Seite stehenden Kübel mit frischem Wasser, sowie einen kleinen Schleifstein, um die Kohle häufig abzureiben. Nach Beendigung der Arbeit erscheint der Gegenstand vollkommen glatt und von mattschwarzer Farbe. Die Grundierung ist nun beendet. Sie hatte zum Zweck, das Holz haltbarer zu machen,
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3. Lackindustrie.
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(To-no-ko) wird mit Wasser zu einem steifen Brei verarbeitet und dann
mit Seshime, etwas Ji-no-ko (Ziegelmehl) und Kleister (Nori) versetzt
und innig gemengt. So entsteht ein Brei, der sich mit dem Spatel
oder dem Pinsel (Hake) leicht auftragen lässt, und in 1—2 Tagen an der
Luft trocknet. Es folgt abermals Abschleifen der Unebenheiten, hierauf:
7) Das Ji-gatame (ji, Grund, katameru, stark machen). Hierzu
wendet man nur Seshime-urushi an, welchen man vorher mit etwas
Wasser zu einem dünnen Brei verarbeitet. Die Gegenstände werden
damit leicht überstrichen, dann rasch mit einem Lappen überrieben
und sind nun nach dem Trocknen schwarzbraun gefärbt.
8) Das Sabi, hergeleitet von Sabi-iro, d. h. Rostfarbe. Die
mit Ji-gatame behandelten Gegenstände werden mit einem ziemlich
steifen Brei überstrichen, der ähnlich wie für das Kiri-ko (Nr. 6) be-
reitet wird, mit Weglassung von Kleister und zum Theil auch des
Ziegelmehls. Nach dem Trocknen folgt wieder Abreiben (togi) mit
Sandstein und Wasser, bis die Oberfläche glatt und ihre Farbe dunkel
graubraun ist.
9) Das Sumi-bike oder Ueberziehen (hiku) mit Tusch (sumi).
Schlechter Tusch wird mit Wasser stark angerieben und dann mit
einem Baumwollbällchen aufgerieben.
10) Das Naka-nuri (naka, mittlere, innere; nuri, Lackierung).
Naka-nuri-urushi, eine schlechtere Sorte von Hana-urushi (siehe
pg. 418), ist ein glänzend schwarzer, dickflüssiger Lack, der mit 1/10
bis 1/15 seines Volumens Seshime vermischt und dann mit einigen
Tropfen Sake oder Reisbier versetzt wird, worauf man das Gemisch
durch mehrere übereinander liegende Bogen Yoshino-Papier presst.
Das Anstreichen erfolgt mit flachem Pinsel, das Trocknen im geschlos-
senen feuchten Raum.
Hierauf folgt das Naka-nuri-togi, d. h. das Abschleifen (togu)
des Naka-nuri-Anstrichs. Diese Arbeit ist zeitraubend, aber sehr wich-
tig. Sie muss so lange fortgesetzt werden, bis aller Glanz verschwun-
den ist und die Flächen vollständig glatt sind. Der Arbeiter bedient sich
dazu der feinporigen, leichten Ho-no-ki-sumi, der Kohle der Magnolia
hypoleuca, die er mit den drei ersten Fingern der rechten Hand fasst,
und eines nassen Tuches, welches er mit dem übrigen Theil der Hand
hält. Ausserdem benutzt er einen zur Seite stehenden Kübel mit
frischem Wasser, sowie einen kleinen Schleifstein, um die Kohle häufig
abzureiben. Nach Beendigung der Arbeit erscheint der Gegenstand
vollkommen glatt und von mattschwarzer Farbe. Die Grundierung ist
nun beendet. Sie hatte zum Zweck, das Holz haltbarer zu machen,
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/453>, abgerufen am 22.11.2024.
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