und das ist die gewöhnliche Art -- ist der Mon-chirimen damastartig und unterscheidet sich im Aussehen von faconniertem Atlas vornehmlich durch den matten Grund; im andern Falle liegt das Muster auf und ist die Arbeit brochiert oder brocatartig. Für beide Arten Mon-chirimen findet der Yama-mai-Faden eine sehr interessante Verwendung.
Beim gewöhnlichen Yama-mai-mon-chirimen oder gemusterten Yama-mai-Kreppgewebe werden die Fäden des Eichenspinners (9--10 Coconfäden zu einem Kettenfaden vereinigt) in die Kette genommen und sowohl aus ihnen, als auch mit den gewöhnlichen Aufzugfäden auf dem Zampelstuhle Bilder erzeugt, welche sich durch verschiedene Färbung unterscheiden. Auch beim Färben solcher Gewebe, welches in der Regel in Kioto erfolgt, bleiben die Yama-mai-Fäden hell und glänzend, weil sie die Farbe nicht annehmen.
Wie im Shima-chirimen oder gestreiften Krepp die Yama-mai- Seide oft zur Erzielung gelblich grüner, glänzender Streifen verwendet wird, so wird sie auch zu Mustern für Kudzu-ito-tsumugi oder Seidenabfallgeweben gebraucht. Dagegen sind mir Stoffe, welche aus Seide des japanischen Eichenspinners ausschliesslich dargestellt wür- den, nie zu Gesicht gekommen. Im übrigen verweise ich hier auf das pg. 243--249 über diesen Gegenstand Erwähnte.
Kanoko, Kanoko-shibori oder Kanoko-sha-chirimen*) wird ein eigenthümliches, leichtes, hügel- und wellenförmig gekräuseltes Seidenfabrikat genannt, welches von den japanischen Frauen als Haar- schmuck, aber auch zu Halsbinden verwendet wird, wobei man es in die Form einer Rolle bringt, die man an beiden Enden mit Quasten ver- sieht. In beiden Fällen bringt Kanoko die beste Wirkung hervor. Es ist fast immer prächtig roth oder violett gefärbt, mit grösseren oder kleineren runden, weissen Flecken besäet, in regelmässiger netzförmiger Anordnung und Abständen von 1 cm und mehr. Man verfertigt es nur in Kioto und zwar wie folgt:
Zwei Bahnen einer sehr leichten Kreppseide aus der Provinz Tango werden, wie sie vom Webstuhl kommen, mittelst Fu-nori (Algen- kleister) gesteift und aufeinander geklebt. Nach dem Trocknen zeichnet man das Muster, gewöhnlich ein Netz gerader, rechtwinklig sich schnei- dender Linien, darauf und reibt dann den Stoff mit den Händen gründ- lich durch, um ihn wieder weich und geschmeidig zu machen. Ist dies geschehen, so folgt das Unterbinden desselben. Hierbei bedient
*)Kanoko: a) ein junger Hirsch; b) gefleckt wie ein solcher. Shibori, gebunden, geknöpft, sha, Seidenflorgewebe oder Gaze mit einfacher Kette, Chi- rimen, Krepp.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
und das ist die gewöhnliche Art — ist der Mon-chirimen damastartig und unterscheidet sich im Aussehen von façonniertem Atlas vornehmlich durch den matten Grund; im andern Falle liegt das Muster auf und ist die Arbeit brochiert oder brocatartig. Für beide Arten Mon-chirimen findet der Yama-maï-Faden eine sehr interessante Verwendung.
Beim gewöhnlichen Yama-maï-mon-chirimen oder gemusterten Yama-maï-Kreppgewebe werden die Fäden des Eichenspinners (9—10 Coconfäden zu einem Kettenfaden vereinigt) in die Kette genommen und sowohl aus ihnen, als auch mit den gewöhnlichen Aufzugfäden auf dem Zampelstuhle Bilder erzeugt, welche sich durch verschiedene Färbung unterscheiden. Auch beim Färben solcher Gewebe, welches in der Regel in Kiôto erfolgt, bleiben die Yama-maï-Fäden hell und glänzend, weil sie die Farbe nicht annehmen.
Wie im Shima-chirimen oder gestreiften Krepp die Yama-maï- Seide oft zur Erzielung gelblich grüner, glänzender Streifen verwendet wird, so wird sie auch zu Mustern für Kudzu-ito-tsumugi oder Seidenabfallgeweben gebraucht. Dagegen sind mir Stoffe, welche aus Seide des japanischen Eichenspinners ausschliesslich dargestellt wür- den, nie zu Gesicht gekommen. Im übrigen verweise ich hier auf das pg. 243—249 über diesen Gegenstand Erwähnte.
Kanoko, Kanoko-shibori oder Kanoko-sha-chirimen*) wird ein eigenthümliches, leichtes, hügel- und wellenförmig gekräuseltes Seidenfabrikat genannt, welches von den japanischen Frauen als Haar- schmuck, aber auch zu Halsbinden verwendet wird, wobei man es in die Form einer Rolle bringt, die man an beiden Enden mit Quasten ver- sieht. In beiden Fällen bringt Kanoko die beste Wirkung hervor. Es ist fast immer prächtig roth oder violett gefärbt, mit grösseren oder kleineren runden, weissen Flecken besäet, in regelmässiger netzförmiger Anordnung und Abständen von 1 cm und mehr. Man verfertigt es nur in Kiôto und zwar wie folgt:
Zwei Bahnen einer sehr leichten Kreppseide aus der Provinz Tango werden, wie sie vom Webstuhl kommen, mittelst Fu-nori (Algen- kleister) gesteift und aufeinander geklebt. Nach dem Trocknen zeichnet man das Muster, gewöhnlich ein Netz gerader, rechtwinklig sich schnei- dender Linien, darauf und reibt dann den Stoff mit den Händen gründ- lich durch, um ihn wieder weich und geschmeidig zu machen. Ist dies geschehen, so folgt das Unterbinden desselben. Hierbei bedient
*)Kanoko: a) ein junger Hirsch; b) gefleckt wie ein solcher. Shibori, gebunden, geknöpft, sha, Seidenflorgewebe oder Gaze mit einfacher Kette, Chi- rimen, Krepp.
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
und das ist die gewöhnliche Art — ist der Mon-chirimen damastartig
und unterscheidet sich im Aussehen von façonniertem Atlas vornehmlich
durch den matten Grund; im andern Falle liegt das Muster auf und ist
die Arbeit brochiert oder brocatartig. Für beide Arten Mon-chirimen
findet der Yama-maï-Faden eine sehr interessante Verwendung.
Beim gewöhnlichen Yama-maï-mon-chirimen oder gemusterten
Yama-maï-Kreppgewebe werden die Fäden des Eichenspinners (9—10
Coconfäden zu einem Kettenfaden vereinigt) in die Kette genommen
und sowohl aus ihnen, als auch mit den gewöhnlichen Aufzugfäden
auf dem Zampelstuhle Bilder erzeugt, welche sich durch verschiedene
Färbung unterscheiden. Auch beim Färben solcher Gewebe, welches
in der Regel in Kiôto erfolgt, bleiben die Yama-maï-Fäden hell und
glänzend, weil sie die Farbe nicht annehmen.
Wie im Shima-chirimen oder gestreiften Krepp die Yama-maï-
Seide oft zur Erzielung gelblich grüner, glänzender Streifen verwendet
wird, so wird sie auch zu Mustern für Kudzu-ito-tsumugi oder
Seidenabfallgeweben gebraucht. Dagegen sind mir Stoffe, welche aus
Seide des japanischen Eichenspinners ausschliesslich dargestellt wür-
den, nie zu Gesicht gekommen. Im übrigen verweise ich hier auf das
pg. 243—249 über diesen Gegenstand Erwähnte.
Kanoko, Kanoko-shibori oder Kanoko-sha-chirimen *)
wird ein eigenthümliches, leichtes, hügel- und wellenförmig gekräuseltes
Seidenfabrikat genannt, welches von den japanischen Frauen als Haar-
schmuck, aber auch zu Halsbinden verwendet wird, wobei man es in
die Form einer Rolle bringt, die man an beiden Enden mit Quasten ver-
sieht. In beiden Fällen bringt Kanoko die beste Wirkung hervor. Es
ist fast immer prächtig roth oder violett gefärbt, mit grösseren oder
kleineren runden, weissen Flecken besäet, in regelmässiger netzförmiger
Anordnung und Abständen von 1 cm und mehr. Man verfertigt es
nur in Kiôto und zwar wie folgt:
Zwei Bahnen einer sehr leichten Kreppseide aus der Provinz Tango
werden, wie sie vom Webstuhl kommen, mittelst Fu-nori (Algen-
kleister) gesteift und aufeinander geklebt. Nach dem Trocknen zeichnet
man das Muster, gewöhnlich ein Netz gerader, rechtwinklig sich schnei-
dender Linien, darauf und reibt dann den Stoff mit den Händen gründ-
lich durch, um ihn wieder weich und geschmeidig zu machen. Ist
dies geschehen, so folgt das Unterbinden desselben. Hierbei bedient
*) Kanoko: a) ein junger Hirsch; b) gefleckt wie ein solcher. Shibori,
gebunden, geknöpft, sha, Seidenflorgewebe oder Gaze mit einfacher Kette, Chi-
rimen, Krepp.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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