Düngerholer), um Faeces (Daiben) und Urin (Shoben) abzuholen und auf's Land zu bringen. Er vermischt beide und verdünnt die Masse, wenn nöthig, mit Wasser, was in Anbetracht des leichten Stuhlgangs der Japaner (Folge des Genusses starkgesalzener Suppen und Saucen und des leicht verdaulichen Reis) rasch von statten geht.
Aber es gibt noch Andere, welche gleich dem berufsmässigen Koye-tori den Inhalt der Senkkufen gern davon tragen. Bei uns sehen wir den Landmann, welcher die Städter mit Milch, Butter und andern täglichen Lebensbedürfnissen versieht, mit den zu Viehfutter be- stimmten Küchenabfällen seiner Kunden heimkehren; in Japan da- gegen fehlt der Milch- und Butterlieferant und damit auch das Be- dürfniss nach Futter. Hier nimmt sich der ländliche Stadt- und Markt- besucher aus der Umgegend vielfach, statt der Abfälle aus der Küche, Latrinendünger mit, den er in Eimer gefüllt am Tragholze aus Bambusrohr oder einer immergrünen Eiche seinen Feldern zuführt.
In der Hauptstadt Tokio ist der Haupt-Sammel- und Versandt- platz solcher Abfuhrstoffe der Sumida-gawa. An seinen Ufern kann man täglich flache Boote damit beladen sehen, wobei entweder der Dünger in Kübel gefasst ist, die reihenweise neben und über einander stehen, oder das wasserdichte Boot ist direct damit gefüllt. Diese Düngerboote gehen dem Fluss entlang und durch Seitencanäle in die Felder.
Sobald ein solches Fahrzeug an seinem Bestimmungsorte ankommt, ist eine Anzahl Hiakusho (Bauern) mit Kübeln bereit, den mit Wasser genügend verdünnten Stoff in Empfang zu nehmen. Kleinere Kübel an langen Stäben dienen zum Schöpfen und Ueberführen, noch kleinere endlich zum Uebertragen des Düngers zu den Pflanzen. Indem der Landmann seine Feldfrüchte einzeln mittelst eines Schöpfers (Kübel- chen an langem Stiel) mit diesem Dünger begiesst, führt er den Wurzeln derselben gleichzeitig Nahrung und Feuchtigkeit zu. Mit diesen Abfuhrstoffen pflegt man alle Winterfrüchte und Gemüse im jüngeren Zustande, nie aber den Reis zu düngen.
Nur zur Zeit grossen Ueberflusses wird von diesem Dünger auf den Feldern in kleinen Senkgruben und grossen in die Erde einge- senkten und mit Stroh überdachten Tonnen und Kübeln für spätere Benutzung angesammelt; als Regel aber gilt der directe, frische Ver- brauch, wodurch eine stärkere Zersetzung und Ammoniakbildung an der Luft verhütet wird.
In vielen japanischen Städten betreiben Gesellschaften, in deren Diensten obige Koye-tori stehen, die Wegschaffung der Latrinenstoffe. Dieselben zahlen für die Berechtigung hierzu den Hauseigenthümern
I. Land- und Forstwirthschaft.
Düngerholer), um Faeces (Daiben) und Urin (Shôben) abzuholen und auf’s Land zu bringen. Er vermischt beide und verdünnt die Masse, wenn nöthig, mit Wasser, was in Anbetracht des leichten Stuhlgangs der Japaner (Folge des Genusses starkgesalzener Suppen und Saucen und des leicht verdaulichen Reis) rasch von statten geht.
Aber es gibt noch Andere, welche gleich dem berufsmässigen Koye-tori den Inhalt der Senkkufen gern davon tragen. Bei uns sehen wir den Landmann, welcher die Städter mit Milch, Butter und andern täglichen Lebensbedürfnissen versieht, mit den zu Viehfutter be- stimmten Küchenabfällen seiner Kunden heimkehren; in Japan da- gegen fehlt der Milch- und Butterlieferant und damit auch das Be- dürfniss nach Futter. Hier nimmt sich der ländliche Stadt- und Markt- besucher aus der Umgegend vielfach, statt der Abfälle aus der Küche, Latrinendünger mit, den er in Eimer gefüllt am Tragholze aus Bambusrohr oder einer immergrünen Eiche seinen Feldern zuführt.
In der Hauptstadt Tôkio ist der Haupt-Sammel- und Versandt- platz solcher Abfuhrstoffe der Sumida-gawa. An seinen Ufern kann man täglich flache Boote damit beladen sehen, wobei entweder der Dünger in Kübel gefasst ist, die reihenweise neben und über einander stehen, oder das wasserdichte Boot ist direct damit gefüllt. Diese Düngerboote gehen dem Fluss entlang und durch Seitencanäle in die Felder.
Sobald ein solches Fahrzeug an seinem Bestimmungsorte ankommt, ist eine Anzahl Hiakushô (Bauern) mit Kübeln bereit, den mit Wasser genügend verdünnten Stoff in Empfang zu nehmen. Kleinere Kübel an langen Stäben dienen zum Schöpfen und Ueberführen, noch kleinere endlich zum Uebertragen des Düngers zu den Pflanzen. Indem der Landmann seine Feldfrüchte einzeln mittelst eines Schöpfers (Kübel- chen an langem Stiel) mit diesem Dünger begiesst, führt er den Wurzeln derselben gleichzeitig Nahrung und Feuchtigkeit zu. Mit diesen Abfuhrstoffen pflegt man alle Winterfrüchte und Gemüse im jüngeren Zustande, nie aber den Reis zu düngen.
Nur zur Zeit grossen Ueberflusses wird von diesem Dünger auf den Feldern in kleinen Senkgruben und grossen in die Erde einge- senkten und mit Stroh überdachten Tonnen und Kübeln für spätere Benutzung angesammelt; als Regel aber gilt der directe, frische Ver- brauch, wodurch eine stärkere Zersetzung und Ammoniakbildung an der Luft verhütet wird.
In vielen japanischen Städten betreiben Gesellschaften, in deren Diensten obige Koye-tori stehen, die Wegschaffung der Latrinenstoffe. Dieselben zahlen für die Berechtigung hierzu den Hauseigenthümern
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Düngerholer), um Faeces (Daiben) und Urin (Shôben) abzuholen und
auf’s Land zu bringen. Er vermischt beide und verdünnt die Masse,
wenn nöthig, mit Wasser, was in Anbetracht des leichten Stuhlgangs
der Japaner (Folge des Genusses starkgesalzener Suppen und Saucen
und des leicht verdaulichen Reis) rasch von statten geht.
Aber es gibt noch Andere, welche gleich dem berufsmässigen
Koye-tori den Inhalt der Senkkufen gern davon tragen. Bei uns sehen
wir den Landmann, welcher die Städter mit Milch, Butter und andern
täglichen Lebensbedürfnissen versieht, mit den zu Viehfutter be-
stimmten Küchenabfällen seiner Kunden heimkehren; in Japan da-
gegen fehlt der Milch- und Butterlieferant und damit auch das Be-
dürfniss nach Futter. Hier nimmt sich der ländliche Stadt- und Markt-
besucher aus der Umgegend vielfach, statt der Abfälle aus der Küche,
Latrinendünger mit, den er in Eimer gefüllt am Tragholze aus
Bambusrohr oder einer immergrünen Eiche seinen Feldern zuführt.
In der Hauptstadt Tôkio ist der Haupt-Sammel- und Versandt-
platz solcher Abfuhrstoffe der Sumida-gawa. An seinen Ufern kann
man täglich flache Boote damit beladen sehen, wobei entweder der
Dünger in Kübel gefasst ist, die reihenweise neben und über einander
stehen, oder das wasserdichte Boot ist direct damit gefüllt. Diese
Düngerboote gehen dem Fluss entlang und durch Seitencanäle in die
Felder.
Sobald ein solches Fahrzeug an seinem Bestimmungsorte ankommt,
ist eine Anzahl Hiakushô (Bauern) mit Kübeln bereit, den mit Wasser
genügend verdünnten Stoff in Empfang zu nehmen. Kleinere Kübel
an langen Stäben dienen zum Schöpfen und Ueberführen, noch kleinere
endlich zum Uebertragen des Düngers zu den Pflanzen. Indem der
Landmann seine Feldfrüchte einzeln mittelst eines Schöpfers (Kübel-
chen an langem Stiel) mit diesem Dünger begiesst, führt er den
Wurzeln derselben gleichzeitig Nahrung und Feuchtigkeit zu. Mit
diesen Abfuhrstoffen pflegt man alle Winterfrüchte und Gemüse im
jüngeren Zustande, nie aber den Reis zu düngen.
Nur zur Zeit grossen Ueberflusses wird von diesem Dünger auf
den Feldern in kleinen Senkgruben und grossen in die Erde einge-
senkten und mit Stroh überdachten Tonnen und Kübeln für spätere
Benutzung angesammelt; als Regel aber gilt der directe, frische Ver-
brauch, wodurch eine stärkere Zersetzung und Ammoniakbildung an
der Luft verhütet wird.
In vielen japanischen Städten betreiben Gesellschaften, in deren
Diensten obige Koye-tori stehen, die Wegschaffung der Latrinenstoffe.
Dieselben zahlen für die Berechtigung hierzu den Hauseigenthümern
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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