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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
parentlack überstrichen und poliert, wie dies früher von den andern
Lackarbeiten bereits angegeben wurde. Damit ist die Ao-gai-zaiku
oder Perlmutterarbeit, die viel Zeit und Geduld erfordert, dann fertig.
Die Unterlage der Silberfolie soll dazu dienen die Figuren besser her-
vortreten zu lassen, und durch Stanniol nicht ersetzt werden können.

Ausser diesem Ra-den oder Mosaikwerk mit dünnen Perlmutter-
blättchen werden auch dickere Perlmutterstücke zu einer Blume,
einem Ei oder sonstigen Gegenstande geschliffen und graviert, um
gleich Elfenbein als Einlage bei erhabener Goldlackarbeit zu dienen.
Dagegen kennt man die Verarbeitung des Materials zu Brochen, sowie
auf der Drehbank zu Knöpfen und andern kleinen Galanteriesachen
kaum.

Mit dem sinico-japanischen Ausdruck Shippo (jap. Nanatsu-no-
takara), d. h. "die sieben kostbaren Dinge", bezeichneten die Japaner
nach dem Vorgang des Buddhismus in China und Korea Kin (Gold),
Gin (Silber), Ruri (Lasurstein),*) Sangoju (Coralle), Meno (Achat),
Sui-sho (Bergkrystall) und Shin-ju (Perle). Von diesen "sieben
Kostbarkeiten" finden sich Lassursteine, Edelkorallen und Perlen eben-
sowenig in Japan, wie die meisten hervorragenden Edelsteine. Auch
werden dieselben sehr wenig eingeführt. Denn darin unterscheidet
sich der japanische Geschmack ebenfalls wesentlich von dem der ari-
schen Orientalen und der Türken, dass er auf Edelsteine überhaupt
keinen grossen Werth legt und ebensowenig auf Fingerringe, Arm-
bänder, Vorstecknadeln und andern Schmuck, in welchem dieselben
vorzugsweise zur Verwendung kommen. Geschmeide wurden in Japan
weder verfertigt noch getragen.

Der Hauptputz des japanischen Mädchens concentriert sich, abge-
sehen vom Kleide und breiten Gürtel, am Kopfe. Derselbe zeigt sich
ausser der Schminke auf Lippen, Hals und Wangen besonders in der
sorgfältigen Frisur und Ausschmückung des glänzend schwarzen Haares
mit Nadeln (Kanzashi und Kogai) und Kanoko-chirimen.

Der geschätzteste Stein, den Japan selbst lieferte, war immer der
Bergkrystall Sui-sho, d. h. "krystallisiertes Wasser" oder Seki-ye
genannt. Insbesondere erfreute man sich des Anblicks der Sui-sho-
tama
oder Sui-sho-rin, d. h. Bergkrystallkugeln, die, aus farblosen,
klaren Krystallen geschliffen, die Gestalt der Gegenstände ringsum
prächtig reflectierten. Ihr Preis stieg mit der Reinheit und Grösse

*) Ruri wird zuweilen mit emerald, Smaragd, übersetzt. Seine Bedeutung
ist aber "ultramarinblau" und weist damit entschieden auf den amorphen lapis
lazuli hin.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
parentlack überstrichen und poliert, wie dies früher von den andern
Lackarbeiten bereits angegeben wurde. Damit ist die Ao-gai-zaiku
oder Perlmutterarbeit, die viel Zeit und Geduld erfordert, dann fertig.
Die Unterlage der Silberfolie soll dazu dienen die Figuren besser her-
vortreten zu lassen, und durch Stanniol nicht ersetzt werden können.

Ausser diesem Ra-den oder Mosaikwerk mit dünnen Perlmutter-
blättchen werden auch dickere Perlmutterstücke zu einer Blume,
einem Ei oder sonstigen Gegenstande geschliffen und graviert, um
gleich Elfenbein als Einlage bei erhabener Goldlackarbeit zu dienen.
Dagegen kennt man die Verarbeitung des Materials zu Brochen, sowie
auf der Drehbank zu Knöpfen und andern kleinen Galanteriesachen
kaum.

Mit dem sinico-japanischen Ausdruck Shippô (jap. Nanatsu-no-
takara), d. h. »die sieben kostbaren Dinge«, bezeichneten die Japaner
nach dem Vorgang des Buddhismus in China und Korea Kin (Gold),
Gin (Silber), Ruri (Lasurstein),*) Sangoju (Coralle), Meno (Achat),
Sui-shô (Bergkrystall) und Shin-ju (Perle). Von diesen »sieben
Kostbarkeiten« finden sich Lassursteine, Edelkorallen und Perlen eben-
sowenig in Japan, wie die meisten hervorragenden Edelsteine. Auch
werden dieselben sehr wenig eingeführt. Denn darin unterscheidet
sich der japanische Geschmack ebenfalls wesentlich von dem der ari-
schen Orientalen und der Türken, dass er auf Edelsteine überhaupt
keinen grossen Werth legt und ebensowenig auf Fingerringe, Arm-
bänder, Vorstecknadeln und andern Schmuck, in welchem dieselben
vorzugsweise zur Verwendung kommen. Geschmeide wurden in Japan
weder verfertigt noch getragen.

Der Hauptputz des japanischen Mädchens concentriert sich, abge-
sehen vom Kleide und breiten Gürtel, am Kopfe. Derselbe zeigt sich
ausser der Schminke auf Lippen, Hals und Wangen besonders in der
sorgfältigen Frisur und Ausschmückung des glänzend schwarzen Haares
mit Nadeln (Kanzashi und Kôgai) und Kanoko-chirimen.

Der geschätzteste Stein, den Japan selbst lieferte, war immer der
Bergkrystall Sui-shô, d. h. »krystallisiertes Wasser« oder Seki-ye
genannt. Insbesondere erfreute man sich des Anblicks der Sui-shô-
tama
oder Sui-shô-rin, d. h. Bergkrystallkugeln, die, aus farblosen,
klaren Krystallen geschliffen, die Gestalt der Gegenstände ringsum
prächtig reflectierten. Ihr Preis stieg mit der Reinheit und Grösse

*) Ruri wird zuweilen mit emerald, Smaragd, übersetzt. Seine Bedeutung
ist aber »ultramarinblau« und weist damit entschieden auf den amorphen lapis
lazuli hin.
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[506/0550] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. parentlack überstrichen und poliert, wie dies früher von den andern Lackarbeiten bereits angegeben wurde. Damit ist die Ao-gai-zaiku oder Perlmutterarbeit, die viel Zeit und Geduld erfordert, dann fertig. Die Unterlage der Silberfolie soll dazu dienen die Figuren besser her- vortreten zu lassen, und durch Stanniol nicht ersetzt werden können. Ausser diesem Ra-den oder Mosaikwerk mit dünnen Perlmutter- blättchen werden auch dickere Perlmutterstücke zu einer Blume, einem Ei oder sonstigen Gegenstande geschliffen und graviert, um gleich Elfenbein als Einlage bei erhabener Goldlackarbeit zu dienen. Dagegen kennt man die Verarbeitung des Materials zu Brochen, sowie auf der Drehbank zu Knöpfen und andern kleinen Galanteriesachen kaum. Mit dem sinico-japanischen Ausdruck Shippô (jap. Nanatsu-no- takara), d. h. »die sieben kostbaren Dinge«, bezeichneten die Japaner nach dem Vorgang des Buddhismus in China und Korea Kin (Gold), Gin (Silber), Ruri (Lasurstein), *) Sangoju (Coralle), Meno (Achat), Sui-shô (Bergkrystall) und Shin-ju (Perle). Von diesen »sieben Kostbarkeiten« finden sich Lassursteine, Edelkorallen und Perlen eben- sowenig in Japan, wie die meisten hervorragenden Edelsteine. Auch werden dieselben sehr wenig eingeführt. Denn darin unterscheidet sich der japanische Geschmack ebenfalls wesentlich von dem der ari- schen Orientalen und der Türken, dass er auf Edelsteine überhaupt keinen grossen Werth legt und ebensowenig auf Fingerringe, Arm- bänder, Vorstecknadeln und andern Schmuck, in welchem dieselben vorzugsweise zur Verwendung kommen. Geschmeide wurden in Japan weder verfertigt noch getragen. Der Hauptputz des japanischen Mädchens concentriert sich, abge- sehen vom Kleide und breiten Gürtel, am Kopfe. Derselbe zeigt sich ausser der Schminke auf Lippen, Hals und Wangen besonders in der sorgfältigen Frisur und Ausschmückung des glänzend schwarzen Haares mit Nadeln (Kanzashi und Kôgai) und Kanoko-chirimen. Der geschätzteste Stein, den Japan selbst lieferte, war immer der Bergkrystall Sui-shô, d. h. »krystallisiertes Wasser« oder Seki-ye genannt. Insbesondere erfreute man sich des Anblicks der Sui-shô- tama oder Sui-shô-rin, d. h. Bergkrystallkugeln, die, aus farblosen, klaren Krystallen geschliffen, die Gestalt der Gegenstände ringsum prächtig reflectierten. Ihr Preis stieg mit der Reinheit und Grösse *) Ruri wird zuweilen mit emerald, Smaragd, übersetzt. Seine Bedeutung ist aber »ultramarinblau« und weist damit entschieden auf den amorphen lapis lazuli hin.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/550>, abgerufen am 22.11.2024.