Vorbemerkungen. Verarbeitung des Eisens zu Schwertern, Rüstungen und Kunst- sachen, Tauschierung von Gusseisen. Verwendung des Kupfers. Wichtigste Le- gierungen desselben. Die japanische Bronze. Patina. Verwendung der Bronze im Haushalte und buddhistischen Cultus. Magische Spiegel. Gold und Silber im japanischen Kunstgewerbe. Bronze-Analysen.
Eine Menge Erscheinungen und historische Angaben, die nicht zu bezweifeln sind, bekunden, dass das japanische Volk mit den wich- tigsten Metallen schon sehr frühe bekannt wurde und in der Bear- beitung derselben namentlich seit dem 6. Jahrhundert unserer Zeit- rechnung grosse Fortschritte machte. Prähistorische Funde von Bronze- waffen, wie Pfeilspitzen und Schwerter, von kupfernen Schellen und Glocken, von eisernen Gegenständen verschiedener Art überlassen wir dem Alterthumsforscher zu weiteren Studien. Das japanische Kunst- gewerbe kam in allen Zweigen, auch denen der Metallindustrie, erst zur rechten Entwickelung, als der Buddhismus vom Festlande her es mit neuen Ideen durchdrang.
In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, zur Zeit des Shomu- Tenno hatte die Geschicklichkeit in der Bearbeitung der Metalle über- haupt, und der Bronze insbesondere, schon eine hohe Stufe erreicht. Dies ersieht man an den Idolen, Vasen, Räuchergefässen und andern Gegenständen aus jener Zeit, welche alte berühmte Tempel zu Nara, Kioto und an andern Orten aufbewahren. Der Einfluss Chinas und Koreas und die Förderung der Industrie durch den Buddhismus sind auch hier unverkennbar.
Diese Anregung des Cultus auf die Metallindustrie sank mit der kaiserlichen Macht und der Entwickelung des Militärdespotismus und Feudalismus (s. Band I, pg. 258 ff.). Bei den Bürgerkriegen, welche die Parteien der Taira und Minamoto im 12. Jahrhundert, sowie an- dere, die ihnen später folgten, hervorriefen, erhielt das Schmieden eiserner Waffen und Rüstungen gegenüber dem Giessen von Götzen- bildern und Gefässen aus Bronze die grössere Bedeutung. Wer gute Schwerter machte, stand fortan in der allgemeinen Achtung höher, als jeder andere Geschäftsmann; sein Gewerbe blühte, wenn alle andern darniederlagen.
Erst als die Herrschaft der Tokugawa-Shogune durch Iyeyasu und seine nächsten Nachfolger fest begründet und dem Lande der
*) Kane, das Metall, Kana-mono, die Metallwaare, Kane-dzaiku, die Metall- arbeit.
7. Metallindustrie.
7. Metallindustrie. *)
Vorbemerkungen. Verarbeitung des Eisens zu Schwertern, Rüstungen und Kunst- sachen, Tauschierung von Gusseisen. Verwendung des Kupfers. Wichtigste Le- gierungen desselben. Die japanische Bronze. Patina. Verwendung der Bronze im Haushalte und buddhistischen Cultus. Magische Spiegel. Gold und Silber im japanischen Kunstgewerbe. Bronze-Analysen.
Eine Menge Erscheinungen und historische Angaben, die nicht zu bezweifeln sind, bekunden, dass das japanische Volk mit den wich- tigsten Metallen schon sehr frühe bekannt wurde und in der Bear- beitung derselben namentlich seit dem 6. Jahrhundert unserer Zeit- rechnung grosse Fortschritte machte. Prähistorische Funde von Bronze- waffen, wie Pfeilspitzen und Schwerter, von kupfernen Schellen und Glocken, von eisernen Gegenständen verschiedener Art überlassen wir dem Alterthumsforscher zu weiteren Studien. Das japanische Kunst- gewerbe kam in allen Zweigen, auch denen der Metallindustrie, erst zur rechten Entwickelung, als der Buddhismus vom Festlande her es mit neuen Ideen durchdrang.
In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, zur Zeit des Shômu- Tennô hatte die Geschicklichkeit in der Bearbeitung der Metalle über- haupt, und der Bronze insbesondere, schon eine hohe Stufe erreicht. Dies ersieht man an den Idolen, Vasen, Räuchergefässen und andern Gegenständen aus jener Zeit, welche alte berühmte Tempel zu Nara, Kiôto und an andern Orten aufbewahren. Der Einfluss Chinas und Koreas und die Förderung der Industrie durch den Buddhismus sind auch hier unverkennbar.
Diese Anregung des Cultus auf die Metallindustrie sank mit der kaiserlichen Macht und der Entwickelung des Militärdespotismus und Feudalismus (s. Band I, pg. 258 ff.). Bei den Bürgerkriegen, welche die Parteien der Taira und Minamoto im 12. Jahrhundert, sowie an- dere, die ihnen später folgten, hervorriefen, erhielt das Schmieden eiserner Waffen und Rüstungen gegenüber dem Giessen von Götzen- bildern und Gefässen aus Bronze die grössere Bedeutung. Wer gute Schwerter machte, stand fortan in der allgemeinen Achtung höher, als jeder andere Geschäftsmann; sein Gewerbe blühte, wenn alle andern darniederlagen.
Erst als die Herrschaft der Tokugawa-Shôgune durch Iyeyasu und seine nächsten Nachfolger fest begründet und dem Lande der
*) Kane, das Metall, Kana-mono, die Metallwaare, Kane-dzaiku, die Metall- arbeit.
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7. Metallindustrie.
7. Metallindustrie. *)
Vorbemerkungen. Verarbeitung des Eisens zu Schwertern, Rüstungen und Kunst-
sachen, Tauschierung von Gusseisen. Verwendung des Kupfers. Wichtigste Le-
gierungen desselben. Die japanische Bronze. Patina. Verwendung der Bronze
im Haushalte und buddhistischen Cultus. Magische Spiegel. Gold und Silber im
japanischen Kunstgewerbe. Bronze-Analysen.
Eine Menge Erscheinungen und historische Angaben, die nicht zu
bezweifeln sind, bekunden, dass das japanische Volk mit den wich-
tigsten Metallen schon sehr frühe bekannt wurde und in der Bear-
beitung derselben namentlich seit dem 6. Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung grosse Fortschritte machte. Prähistorische Funde von Bronze-
waffen, wie Pfeilspitzen und Schwerter, von kupfernen Schellen und
Glocken, von eisernen Gegenständen verschiedener Art überlassen wir
dem Alterthumsforscher zu weiteren Studien. Das japanische Kunst-
gewerbe kam in allen Zweigen, auch denen der Metallindustrie, erst
zur rechten Entwickelung, als der Buddhismus vom Festlande her es
mit neuen Ideen durchdrang.
In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, zur Zeit des Shômu-
Tennô hatte die Geschicklichkeit in der Bearbeitung der Metalle über-
haupt, und der Bronze insbesondere, schon eine hohe Stufe erreicht.
Dies ersieht man an den Idolen, Vasen, Räuchergefässen und andern
Gegenständen aus jener Zeit, welche alte berühmte Tempel zu Nara,
Kiôto und an andern Orten aufbewahren. Der Einfluss Chinas und
Koreas und die Förderung der Industrie durch den Buddhismus sind
auch hier unverkennbar.
Diese Anregung des Cultus auf die Metallindustrie sank mit der
kaiserlichen Macht und der Entwickelung des Militärdespotismus und
Feudalismus (s. Band I, pg. 258 ff.). Bei den Bürgerkriegen, welche
die Parteien der Taira und Minamoto im 12. Jahrhundert, sowie an-
dere, die ihnen später folgten, hervorriefen, erhielt das Schmieden
eiserner Waffen und Rüstungen gegenüber dem Giessen von Götzen-
bildern und Gefässen aus Bronze die grössere Bedeutung. Wer gute
Schwerter machte, stand fortan in der allgemeinen Achtung höher,
als jeder andere Geschäftsmann; sein Gewerbe blühte, wenn alle
andern darniederlagen.
Erst als die Herrschaft der Tokugawa-Shôgune durch Iyeyasu
und seine nächsten Nachfolger fest begründet und dem Lande der
*) Kane, das Metall, Kana-mono, die Metallwaare, Kane-dzaiku, die Metall-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/553>, abgerufen am 25.11.2024.
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