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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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7. Metallindustrie.

Auch in der Verfertigung der Gusoku oder Rüstungen, insbe-
sondere der Kabuto (Helme), Kusari-katabira (Ketten-Panzer-
hemde) und der sie später ersetzenden Oke-gawa oder Brustpanzer
erwarben manche Schmiede grosse Fertigkeit. Unter diesen Yoroi-shi
oder Rüstungsschmieden hat sich namentlich die Familie Miyochin
viele Generationen hindurch vom 15. bis zum 18. Jahrhundert aus-
gezeichnet. Zu den bewundernswerthesten Leistungen ihrer Schmiede-
kunst gehört auch der Adler im Kensington Museum, der von Miyo-
chin Muneharu
aus dem 16. Jahrhundert stammen soll, und von dem
der erste Holzschnitt nach einer Photographie auf Tafel XVI. folgt.

Ein dem Werke beigefügter grosser Zettel enthält folgende An-
gaben: "Modell eines Adlers. Der Vogel steht mit ausgebreiteten
Flügeln auf einem Felsen und ist aus zahlreichen Eisenstücken zu-
sammengesetzt, einige gegossen, andere geschnitten oder gehämmert
und ciseliert. Es ist das Werk von Miyochin Muneharu, einem be-
rühmten japanischen Metallarbeiter des 16. Jahrhunderts. Die Flügel-
weite beträgt 4 Fuss 41/2 Zoll (133 cm). Gekauft aus Mitford's Samm-
lung für L 1000 (20000 Mk.)." *)

Der Tetsu-bin oder gusseiserne Kessel, welcher zum Wasser-
kochen für Thee keinem japanischen Hause fehlt, ist unter allen
eisernen Hausgeräthen das einzige, dem oft eine künstlerische Aus-
stattung zu Teil geworden ist. Gewöhnlich stellt man den Deckel
aus kupferreicher Bronze her, zuweilen auch den Henkel. Die meisten
Tetsu-bin werden in den drei Hauptstädten gegossen, doch nur noch
selten mit Tauschierarbeit oder Email verziert. Von den älteren reich
ausgestatteten findet man in Sammlungen vornehmlich solche von
Kin-ju-do in Kioto und von Riobundo in Ozaka.

Nachstehende Figur 15 stellt einen solchen eisernen Kessel dar.
Derselbe zeigt über dem vorspringenden Rand zum Aufsitzen auf dem

*) Im Jahre 1881 besuchte ich mit einem gelehrten Japaner das Kensington
Museum zu London und nahm mit Erlaubniss des Direktors unter Anderm auch
eine Prüfung der japanischen Metallsachen auf Ursprung und Alter vor. Wir lies-
sen uns den Glaskasten öffnen, der dieses Meisterstück, den Adler, bedeckt,
nahmen den Vogel vom Felsen aus starkem Eisenblech herunter, hoben die Flügel
ab und untersuchten alle Theile, fanden jedoch keinerlei Inschrift, Namen oder
Zeichen, die einen sicheren Anhalt gegeben hätten; noch konnten wir sonst etwas
über die Geschichte des Kunstwerks, das Mitford, der ehemalige englische Lega-
tionssekretär in Japan mitgebracht hatte, erfahren. Hierauf wandten wir uns zu
den Bronzen. Kaum der dritte Theil derselben trug Namen und Datum. Es stellte
sich dabei heraus, dass fast alle die Vasen und sonstigen Gegenstände, welche
als "Old Japanese Bronze" bezeichnet waren, aus diesem Jahrhundert stammen.
7. Metallindustrie.

Auch in der Verfertigung der Gusoku oder Rüstungen, insbe-
sondere der Kabuto (Helme), Kusari-katabira (Ketten-Panzer-
hemde) und der sie später ersetzenden Oke-gawa oder Brustpanzer
erwarben manche Schmiede grosse Fertigkeit. Unter diesen Yoroi-shi
oder Rüstungsschmieden hat sich namentlich die Familie Miyôchin
viele Generationen hindurch vom 15. bis zum 18. Jahrhundert aus-
gezeichnet. Zu den bewundernswerthesten Leistungen ihrer Schmiede-
kunst gehört auch der Adler im Kensington Museum, der von Miyô-
chin Muneharu
aus dem 16. Jahrhundert stammen soll, und von dem
der erste Holzschnitt nach einer Photographie auf Tafel XVI. folgt.

Ein dem Werke beigefügter grosser Zettel enthält folgende An-
gaben: »Modell eines Adlers. Der Vogel steht mit ausgebreiteten
Flügeln auf einem Felsen und ist aus zahlreichen Eisenstücken zu-
sammengesetzt, einige gegossen, andere geschnitten oder gehämmert
und ciseliert. Es ist das Werk von Miyôchin Muneharu, einem be-
rühmten japanischen Metallarbeiter des 16. Jahrhunderts. Die Flügel-
weite beträgt 4 Fuss 4½ Zoll (133 cm). Gekauft aus Mitford’s Samm-
lung für ₤ 1000 (20000 Mk.).« *)

Der Tetsu-bin oder gusseiserne Kessel, welcher zum Wasser-
kochen für Thee keinem japanischen Hause fehlt, ist unter allen
eisernen Hausgeräthen das einzige, dem oft eine künstlerische Aus-
stattung zu Teil geworden ist. Gewöhnlich stellt man den Deckel
aus kupferreicher Bronze her, zuweilen auch den Henkel. Die meisten
Tetsu-bin werden in den drei Hauptstädten gegossen, doch nur noch
selten mit Tauschierarbeit oder Email verziert. Von den älteren reich
ausgestatteten findet man in Sammlungen vornehmlich solche von
Kin-ju-do in Kiôto und von Riobundo in Ôzaka.

Nachstehende Figur 15 stellt einen solchen eisernen Kessel dar.
Derselbe zeigt über dem vorspringenden Rand zum Aufsitzen auf dem

*) Im Jahre 1881 besuchte ich mit einem gelehrten Japaner das Kensington
Museum zu London und nahm mit Erlaubniss des Direktors unter Anderm auch
eine Prüfung der japanischen Metallsachen auf Ursprung und Alter vor. Wir lies-
sen uns den Glaskasten öffnen, der dieses Meisterstück, den Adler, bedeckt,
nahmen den Vogel vom Felsen aus starkem Eisenblech herunter, hoben die Flügel
ab und untersuchten alle Theile, fanden jedoch keinerlei Inschrift, Namen oder
Zeichen, die einen sicheren Anhalt gegeben hätten; noch konnten wir sonst etwas
über die Geschichte des Kunstwerks, das Mitford, der ehemalige englische Lega-
tionssekretär in Japan mitgebracht hatte, erfahren. Hierauf wandten wir uns zu
den Bronzen. Kaum der dritte Theil derselben trug Namen und Datum. Es stellte
sich dabei heraus, dass fast alle die Vasen und sonstigen Gegenstände, welche
als »Old Japanese Bronze« bezeichnet waren, aus diesem Jahrhundert stammen.
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[517/0565] 7. Metallindustrie. Auch in der Verfertigung der Gusoku oder Rüstungen, insbe- sondere der Kabuto (Helme), Kusari-katabira (Ketten-Panzer- hemde) und der sie später ersetzenden Oke-gawa oder Brustpanzer erwarben manche Schmiede grosse Fertigkeit. Unter diesen Yoroi-shi oder Rüstungsschmieden hat sich namentlich die Familie Miyôchin viele Generationen hindurch vom 15. bis zum 18. Jahrhundert aus- gezeichnet. Zu den bewundernswerthesten Leistungen ihrer Schmiede- kunst gehört auch der Adler im Kensington Museum, der von Miyô- chin Muneharu aus dem 16. Jahrhundert stammen soll, und von dem der erste Holzschnitt nach einer Photographie auf Tafel XVI. folgt. Ein dem Werke beigefügter grosser Zettel enthält folgende An- gaben: »Modell eines Adlers. Der Vogel steht mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Felsen und ist aus zahlreichen Eisenstücken zu- sammengesetzt, einige gegossen, andere geschnitten oder gehämmert und ciseliert. Es ist das Werk von Miyôchin Muneharu, einem be- rühmten japanischen Metallarbeiter des 16. Jahrhunderts. Die Flügel- weite beträgt 4 Fuss 4½ Zoll (133 cm). Gekauft aus Mitford’s Samm- lung für ₤ 1000 (20000 Mk.).« *) Der Tetsu-bin oder gusseiserne Kessel, welcher zum Wasser- kochen für Thee keinem japanischen Hause fehlt, ist unter allen eisernen Hausgeräthen das einzige, dem oft eine künstlerische Aus- stattung zu Teil geworden ist. Gewöhnlich stellt man den Deckel aus kupferreicher Bronze her, zuweilen auch den Henkel. Die meisten Tetsu-bin werden in den drei Hauptstädten gegossen, doch nur noch selten mit Tauschierarbeit oder Email verziert. Von den älteren reich ausgestatteten findet man in Sammlungen vornehmlich solche von Kin-ju-do in Kiôto und von Riobundo in Ôzaka. Nachstehende Figur 15 stellt einen solchen eisernen Kessel dar. Derselbe zeigt über dem vorspringenden Rand zum Aufsitzen auf dem *) Im Jahre 1881 besuchte ich mit einem gelehrten Japaner das Kensington Museum zu London und nahm mit Erlaubniss des Direktors unter Anderm auch eine Prüfung der japanischen Metallsachen auf Ursprung und Alter vor. Wir lies- sen uns den Glaskasten öffnen, der dieses Meisterstück, den Adler, bedeckt, nahmen den Vogel vom Felsen aus starkem Eisenblech herunter, hoben die Flügel ab und untersuchten alle Theile, fanden jedoch keinerlei Inschrift, Namen oder Zeichen, die einen sicheren Anhalt gegeben hätten; noch konnten wir sonst etwas über die Geschichte des Kunstwerks, das Mitford, der ehemalige englische Lega- tionssekretär in Japan mitgebracht hatte, erfahren. Hierauf wandten wir uns zu den Bronzen. Kaum der dritte Theil derselben trug Namen und Datum. Es stellte sich dabei heraus, dass fast alle die Vasen und sonstigen Gegenstände, welche als »Old Japanese Bronze« bezeichnet waren, aus diesem Jahrhundert stammen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/565>, abgerufen am 22.11.2024.