Das Schlämmen des zerpochten Rohmaterials (Porzellanstein, Kaolin, Feldspath, Quarz) erfolgt durch Handarbeit nach alter dis- continuierlicher Art in Kübeln, Fässern oder Rührkasten, indem man es mit Schaufeln in Wasser umrührt und dann durch zeitweise kurze Ruhe das Absetzen des gröberen und schwereren Materials veranlasst. Die Scheidung des schwebenden feinen Schlammes erfolgt durch das Oeffnen eines oder des andern Zapflochs, deren gewöhnlich vier in verschiedener Höhe über einander angebracht sind. Zuletzt lässt man die gesammelte breiige Masse durch feine Zeugsiebe laufen, auf denen alle gröberen Körner und sonstige Verunreinigungen zurückbleiben.
Oben offene, nach unten sich pyramidal verengende Kasten ver- treten unsere Filterpressen. Die Wände sind aus einzelnen Stäbchen zusammengesetzt. Auf dem Boden liegt reiner Kies oder vollständig ausgeschlämmte Masse und darüber eine Strohmatte. Wird nun die Schlämmflüssigkeit aufgegossen, so filtriert das Wasser teilweise durch, während sich der Thonschlamm nach und nach absetzt. Das darüber sich sammelnde Wasser wird durch eine seitliche Oeffnung abgelassen, die Masse weiter auf dem Glühofen getrocknet und zum Schluss mit Füssen und Händen bearbeitet und durchgeknetet. Ist dies geschehen, so trägt man sie zum Faulenlassen in eine Grube oder einen feuchten Kasten, lässt sie jedoch daselbst nicht jahrelang, wie solches in China früher üblich gewesen sein soll, sondern verarbeitet sie be- reits nach wenigen Wochen oder Monaten.
Weitaus die meisten Thonwaaren Japans werden auf der Rokuro oder Drehscheibe geformt. Am häufigsten kommt dieser Apparat in seiner einfachsten Gestalt zur Verwendung, in welcher das Formbrett zugleich als Schwungrad dient. Es hat zu dem Zweck ein nahe dem Rande angebrachtes Loch, in welches ein etwa 20 cm langer Stab passt, und wird durch einen Druck auf diesen in Schwung versetzt. In einem entwickelteren Zustande, wie beispielsweise zu Arita, ist das grössere Schwungrad mit dem 20--30 cm abstehenden Formbrett durch vier Stäbe fest verbunden und wird mit den Füssen gedreht. Gyps- formen und die Gestaltung der Masse durch Guss sind eben so wenig gebräuchlich, wie die Anwendung von Schablonen oder Lehren. Es sind dies gewiss auffallende Mängel; aber der Japaner ersetzt sie zum Theil durch sein grosses Geschick in der Handhabung seines Apparats und der überaus plastischen Masse. Gegenstände mit elliptischem oder polygonalem Querschnitt können natürlich nicht auf der Dreh- scheibe gebildet werden, sondern erhalten ihre Gestalt vermittelst Formen aus gebranntem Thon oder aus Holz. In letzterem Falle ist die Kata oder Form in viele kleinere Theile zerlegbar. (Siehe Banko-
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Das Schlämmen des zerpochten Rohmaterials (Porzellanstein, Kaolin, Feldspath, Quarz) erfolgt durch Handarbeit nach alter dis- continuierlicher Art in Kübeln, Fässern oder Rührkasten, indem man es mit Schaufeln in Wasser umrührt und dann durch zeitweise kurze Ruhe das Absetzen des gröberen und schwereren Materials veranlasst. Die Scheidung des schwebenden feinen Schlammes erfolgt durch das Oeffnen eines oder des andern Zapflochs, deren gewöhnlich vier in verschiedener Höhe über einander angebracht sind. Zuletzt lässt man die gesammelte breiige Masse durch feine Zeugsiebe laufen, auf denen alle gröberen Körner und sonstige Verunreinigungen zurückbleiben.
Oben offene, nach unten sich pyramidal verengende Kasten ver- treten unsere Filterpressen. Die Wände sind aus einzelnen Stäbchen zusammengesetzt. Auf dem Boden liegt reiner Kies oder vollständig ausgeschlämmte Masse und darüber eine Strohmatte. Wird nun die Schlämmflüssigkeit aufgegossen, so filtriert das Wasser teilweise durch, während sich der Thonschlamm nach und nach absetzt. Das darüber sich sammelnde Wasser wird durch eine seitliche Oeffnung abgelassen, die Masse weiter auf dem Glühofen getrocknet und zum Schluss mit Füssen und Händen bearbeitet und durchgeknetet. Ist dies geschehen, so trägt man sie zum Faulenlassen in eine Grube oder einen feuchten Kasten, lässt sie jedoch daselbst nicht jahrelang, wie solches in China früher üblich gewesen sein soll, sondern verarbeitet sie be- reits nach wenigen Wochen oder Monaten.
Weitaus die meisten Thonwaaren Japans werden auf der Rokuro oder Drehscheibe geformt. Am häufigsten kommt dieser Apparat in seiner einfachsten Gestalt zur Verwendung, in welcher das Formbrett zugleich als Schwungrad dient. Es hat zu dem Zweck ein nahe dem Rande angebrachtes Loch, in welches ein etwa 20 cm langer Stab passt, und wird durch einen Druck auf diesen in Schwung versetzt. In einem entwickelteren Zustande, wie beispielsweise zu Arita, ist das grössere Schwungrad mit dem 20—30 cm abstehenden Formbrett durch vier Stäbe fest verbunden und wird mit den Füssen gedreht. Gyps- formen und die Gestaltung der Masse durch Guss sind eben so wenig gebräuchlich, wie die Anwendung von Schablonen oder Lehren. Es sind dies gewiss auffallende Mängel; aber der Japaner ersetzt sie zum Theil durch sein grosses Geschick in der Handhabung seines Apparats und der überaus plastischen Masse. Gegenstände mit elliptischem oder polygonalem Querschnitt können natürlich nicht auf der Dreh- scheibe gebildet werden, sondern erhalten ihre Gestalt vermittelst Formen aus gebranntem Thon oder aus Holz. In letzterem Falle ist die Kata oder Form in viele kleinere Theile zerlegbar. (Siehe Banko-
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Das Schlämmen des zerpochten Rohmaterials (Porzellanstein,
Kaolin, Feldspath, Quarz) erfolgt durch Handarbeit nach alter dis-
continuierlicher Art in Kübeln, Fässern oder Rührkasten, indem man
es mit Schaufeln in Wasser umrührt und dann durch zeitweise kurze
Ruhe das Absetzen des gröberen und schwereren Materials veranlasst.
Die Scheidung des schwebenden feinen Schlammes erfolgt durch das
Oeffnen eines oder des andern Zapflochs, deren gewöhnlich vier in
verschiedener Höhe über einander angebracht sind. Zuletzt lässt man
die gesammelte breiige Masse durch feine Zeugsiebe laufen, auf denen
alle gröberen Körner und sonstige Verunreinigungen zurückbleiben.
Oben offene, nach unten sich pyramidal verengende Kasten ver-
treten unsere Filterpressen. Die Wände sind aus einzelnen Stäbchen
zusammengesetzt. Auf dem Boden liegt reiner Kies oder vollständig
ausgeschlämmte Masse und darüber eine Strohmatte. Wird nun die
Schlämmflüssigkeit aufgegossen, so filtriert das Wasser teilweise durch,
während sich der Thonschlamm nach und nach absetzt. Das darüber
sich sammelnde Wasser wird durch eine seitliche Oeffnung abgelassen,
die Masse weiter auf dem Glühofen getrocknet und zum Schluss mit
Füssen und Händen bearbeitet und durchgeknetet. Ist dies geschehen,
so trägt man sie zum Faulenlassen in eine Grube oder einen
feuchten Kasten, lässt sie jedoch daselbst nicht jahrelang, wie solches
in China früher üblich gewesen sein soll, sondern verarbeitet sie be-
reits nach wenigen Wochen oder Monaten.
Weitaus die meisten Thonwaaren Japans werden auf der Rokuro
oder Drehscheibe geformt. Am häufigsten kommt dieser Apparat in
seiner einfachsten Gestalt zur Verwendung, in welcher das Formbrett
zugleich als Schwungrad dient. Es hat zu dem Zweck ein nahe dem
Rande angebrachtes Loch, in welches ein etwa 20 cm langer Stab
passt, und wird durch einen Druck auf diesen in Schwung versetzt.
In einem entwickelteren Zustande, wie beispielsweise zu Arita, ist das
grössere Schwungrad mit dem 20—30 cm abstehenden Formbrett durch
vier Stäbe fest verbunden und wird mit den Füssen gedreht. Gyps-
formen und die Gestaltung der Masse durch Guss sind eben so wenig
gebräuchlich, wie die Anwendung von Schablonen oder Lehren. Es
sind dies gewiss auffallende Mängel; aber der Japaner ersetzt sie zum
Theil durch sein grosses Geschick in der Handhabung seines Apparats
und der überaus plastischen Masse. Gegenstände mit elliptischem
oder polygonalem Querschnitt können natürlich nicht auf der Dreh-
scheibe gebildet werden, sondern erhalten ihre Gestalt vermittelst
Formen aus gebranntem Thon oder aus Holz. In letzterem Falle ist die
Kata oder Form in viele kleinere Theile zerlegbar. (Siehe Banko-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/604>, abgerufen am 23.11.2024.
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