von Kiku-no-hana oder Chrysanthemum-Blüthen am Fusse. Alle Ge- bilde bestehen aus demselben Material. Es ist rauhes glanzloses Bis- cuit auf der Aussenseite und durchsichtig emailliert nach innen.
Das Brennen des Porzellans erfolgt mittelst Kiefernholz-Feuerung, eben so wie das anderer Thonwaaren in sogenannten liegenden Oefen, den Kama. Dem Garbrande geht beim Porzellan ein scharfes Trocknen der Waare im Verglühofen voraus. Derselbe, ein einfaches Gewölbe von mässigen Dimensionen, befindet sich fast immer im Hofraume der Fabrik selbst. Durch eine etwa 60 cm hohe Mauer aus aufgerichteten, dicken, feuerfesten Thonplatten wird das Innere der Länge nach in einen schmalen Gang für die Feuerung und den weiteren Brennraum geteilt. In diesen werden die geformten Gegenstände meist ganz frei, ohne Kapseln aufgestellt. Am einen Ende des Feuerraums ist eine zum Einwerfen des Holzes bestimmte Oeffnung. Die Luftzufuhr erfolgt von aussen her auf der Sohle des Ofens, die Abfuhr auf entgegengesetzter Seite durch eine Reihe höher angebrachter Löcher. Beim Betrieb schreitet die Flamme des angezündeten Holzes über die feuerfeste Scheidewand hinweg an der Decke des Gewölbes hin, steigt diesem folgend von der Feuerseite empor über die Geschirrkammer, senkt sich dann hier auf der steileren Seite des Gewölbes und wirkt so von oben, wie von dieser Seite mit ihrer Hitze auf das Porzellan ein. Die Dauer dieses Biscuitbrandes ist sehr verschieden; sie ist abhängig vom Material, von der Beschaffenheit des Gewölbes und andern Dingen und wird lediglich durch die Erfahrung bestimmt.
Nach der Abkühlung folgt das Bemalen mit Kobaltfarbe und andern Verzierungen unter der Glasur, darauf das Eintauchen in diese und Trocknen, ganz ähnlich, wie bei uns.
Die Glasur, jap. Kusuri, wird aus dem in der Fabrik ge- brauchten, thonerdereichen Flussmittel (Feldspath, Pegmatit, Porzellan- stein) durch sorgfältige Auswahl und Verarbeitung desselben zu feiner Masse, und einer ausgelaugten Holzasche bereitet. Für Porzellan benutzt man nach dem Vorgang zu Arita allgemein Isu-bai, die Asche aus der Rinde von Distylium racemosum S. & Z. (siehe pg. 296), für Steingut in der Regel Nara-no-hai, Eichenholzasche von Quercus glandulifera Bl., oder Kuri-no-hai vom Holze der Castanea vulgaris Lamk. (siehe pg. 287.) Dr. Sarnow, dem ich eine mitgebrachte Probe des Isu-bai zum Analysieren übergeben hatte, fand darin fol- gende Procentmengen: 38,27 Kalk, 3,90 Magnesia, 0,66 Manganoxydul, 0,24 Eisenoxyd, 8,23 Kali, 10,65 Kieselsäure, 3,61 Phosphorsäure, 1,27 Schwefelsäure, 0,45 Chlor, 26,85 Kohlensäure, 2,16 Sand, 1,43 Sand, 2,61 Wasser. Da auch die Eichen- und Kastanienholzasche kalkreich
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
von Kiku-no-hana oder Chrysanthemum-Blüthen am Fusse. Alle Ge- bilde bestehen aus demselben Material. Es ist rauhes glanzloses Bis- cuit auf der Aussenseite und durchsichtig emailliert nach innen.
Das Brennen des Porzellans erfolgt mittelst Kiefernholz-Feuerung, eben so wie das anderer Thonwaaren in sogenannten liegenden Oefen, den Kama. Dem Garbrande geht beim Porzellan ein scharfes Trocknen der Waare im Verglühofen voraus. Derselbe, ein einfaches Gewölbe von mässigen Dimensionen, befindet sich fast immer im Hofraume der Fabrik selbst. Durch eine etwa 60 cm hohe Mauer aus aufgerichteten, dicken, feuerfesten Thonplatten wird das Innere der Länge nach in einen schmalen Gang für die Feuerung und den weiteren Brennraum geteilt. In diesen werden die geformten Gegenstände meist ganz frei, ohne Kapseln aufgestellt. Am einen Ende des Feuerraums ist eine zum Einwerfen des Holzes bestimmte Oeffnung. Die Luftzufuhr erfolgt von aussen her auf der Sohle des Ofens, die Abfuhr auf entgegengesetzter Seite durch eine Reihe höher angebrachter Löcher. Beim Betrieb schreitet die Flamme des angezündeten Holzes über die feuerfeste Scheidewand hinweg an der Decke des Gewölbes hin, steigt diesem folgend von der Feuerseite empor über die Geschirrkammer, senkt sich dann hier auf der steileren Seite des Gewölbes und wirkt so von oben, wie von dieser Seite mit ihrer Hitze auf das Porzellan ein. Die Dauer dieses Biscuitbrandes ist sehr verschieden; sie ist abhängig vom Material, von der Beschaffenheit des Gewölbes und andern Dingen und wird lediglich durch die Erfahrung bestimmt.
Nach der Abkühlung folgt das Bemalen mit Kobaltfarbe und andern Verzierungen unter der Glasur, darauf das Eintauchen in diese und Trocknen, ganz ähnlich, wie bei uns.
Die Glasur, jap. Kusuri, wird aus dem in der Fabrik ge- brauchten, thonerdereichen Flussmittel (Feldspath, Pegmatit, Porzellan- stein) durch sorgfältige Auswahl und Verarbeitung desselben zu feiner Masse, und einer ausgelaugten Holzasche bereitet. Für Porzellan benutzt man nach dem Vorgang zu Arita allgemein Isu-bai, die Asche aus der Rinde von Distylium racemosum S. & Z. (siehe pg. 296), für Steingut in der Regel Nara-no-hai, Eichenholzasche von Quercus glandulifera Bl., oder Kuri-no-hai vom Holze der Castanea vulgaris Lamk. (siehe pg. 287.) Dr. Sarnow, dem ich eine mitgebrachte Probe des Isu-bai zum Analysieren übergeben hatte, fand darin fol- gende Procentmengen: 38,27 Kalk, 3,90 Magnesia, 0,66 Manganoxydul, 0,24 Eisenoxyd, 8,23 Kali, 10,65 Kieselsäure, 3,61 Phosphorsäure, 1,27 Schwefelsäure, 0,45 Chlor, 26,85 Kohlensäure, 2,16 Sand, 1,43 Sand, 2,61 Wasser. Da auch die Eichen- und Kastanienholzasche kalkreich
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
von Kiku-no-hana oder Chrysanthemum-Blüthen am Fusse. Alle Ge-
bilde bestehen aus demselben Material. Es ist rauhes glanzloses Bis-
cuit auf der Aussenseite und durchsichtig emailliert nach innen.
Das Brennen des Porzellans erfolgt mittelst Kiefernholz-Feuerung,
eben so wie das anderer Thonwaaren in sogenannten liegenden Oefen,
den Kama. Dem Garbrande geht beim Porzellan ein scharfes Trocknen
der Waare im Verglühofen voraus. Derselbe, ein einfaches Gewölbe
von mässigen Dimensionen, befindet sich fast immer im Hofraume der
Fabrik selbst. Durch eine etwa 60 cm hohe Mauer aus aufgerichteten,
dicken, feuerfesten Thonplatten wird das Innere der Länge nach in
einen schmalen Gang für die Feuerung und den weiteren Brennraum
geteilt. In diesen werden die geformten Gegenstände meist ganz frei,
ohne Kapseln aufgestellt. Am einen Ende des Feuerraums ist eine zum
Einwerfen des Holzes bestimmte Oeffnung. Die Luftzufuhr erfolgt von
aussen her auf der Sohle des Ofens, die Abfuhr auf entgegengesetzter
Seite durch eine Reihe höher angebrachter Löcher. Beim Betrieb
schreitet die Flamme des angezündeten Holzes über die feuerfeste
Scheidewand hinweg an der Decke des Gewölbes hin, steigt diesem
folgend von der Feuerseite empor über die Geschirrkammer, senkt
sich dann hier auf der steileren Seite des Gewölbes und wirkt so von
oben, wie von dieser Seite mit ihrer Hitze auf das Porzellan ein. Die
Dauer dieses Biscuitbrandes ist sehr verschieden; sie ist abhängig vom
Material, von der Beschaffenheit des Gewölbes und andern Dingen und
wird lediglich durch die Erfahrung bestimmt.
Nach der Abkühlung folgt das Bemalen mit Kobaltfarbe und andern
Verzierungen unter der Glasur, darauf das Eintauchen in diese und
Trocknen, ganz ähnlich, wie bei uns.
Die Glasur, jap. Kusuri, wird aus dem in der Fabrik ge-
brauchten, thonerdereichen Flussmittel (Feldspath, Pegmatit, Porzellan-
stein) durch sorgfältige Auswahl und Verarbeitung desselben zu feiner
Masse, und einer ausgelaugten Holzasche bereitet. Für Porzellan
benutzt man nach dem Vorgang zu Arita allgemein Isu-bai, die Asche
aus der Rinde von Distylium racemosum S. & Z. (siehe pg. 296), für
Steingut in der Regel Nara-no-hai, Eichenholzasche von Quercus
glandulifera Bl., oder Kuri-no-hai vom Holze der Castanea vulgaris
Lamk. (siehe pg. 287.) Dr. Sarnow, dem ich eine mitgebrachte
Probe des Isu-bai zum Analysieren übergeben hatte, fand darin fol-
gende Procentmengen: 38,27 Kalk, 3,90 Magnesia, 0,66 Manganoxydul,
0,24 Eisenoxyd, 8,23 Kali, 10,65 Kieselsäure, 3,61 Phosphorsäure,
1,27 Schwefelsäure, 0,45 Chlor, 26,85 Kohlensäure, 2,16 Sand, 1,43 Sand,
2,61 Wasser. Da auch die Eichen- und Kastanienholzasche kalkreich
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/606>, abgerufen am 23.11.2024.
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