so leicht, dass die decorative Kunst an ihr, wie an Steingut sich üben kann, wobei auch die grosse Plasticität der feinen Masse von Vorteil ist.
Die Formen haben sich während der letzten Jahrzehnte unter dem Einfluss fremder Abnehmer vielfach geändert und sind mehr dem euro- päischen Geschmack und Bedürfniss angepasst worden. Alle Arten Teller, Kaffee- und Theeservice kommen auf den Markt. Von den grösseren decorativen Stücken ist die henkellose urnenförmige Deckel- vase fast ganz verschwunden und durch offene Blumenvasen von mancherlei Gestalt und Grösse ersetzt worden. Unter diesen finden sich henkellose mit wellenförmig übergebogenem Rande, die man ander- wärts in Japan kaum anfertigt, besonders häufig. Dass manche der- selben in Japan mit Lack verziert werden, wurde schon Seite 448 erwähnt. Zu dem Zwecke dürfen sie nicht glasiert sein. Gekochter Leim, mit Eisenocker (Tonoko) zu einem Brei angerieben, bildet das Grundierungsmittel. Ist dasselbe trocken und glatt geschliffen, so folgen Naka-nuri, Togi und Makiyeshi-Arbeit, wie solche in der Lackindustrie näher angegeben wurden.
Der Amakusa-ishi oder Stein von Amakusa.
Im Süden der Provinz Hizen und ihrer vulkanischen Halbinsel Shimabara befindet sich unter 32°--321/2° N. und 130°--130 1/3 ° O. Gr. eine kleine Gruppe von Inseln, benannt nach Amakusa (sprich Amaksa), der grössten und westlichsten derselben.*) Von Nagasaki aus kann man auf dem 2 Ri langen Landwege in südlicher Richtung das schön gelegene Hafenstädtchen Mogi, und von hier durch eine Seegelbootfahrt von etwa 3 Stunden über die Chijiwa-nada in Tomioka das nordwestliche Ende der Insel Amakusa erreichen. Diesen Weg schlug ich im Frühjahr 1875 ein, als ich die Fundstätte des Porzellan- steins kennen lernen wollte, den ich unter dem Namen Amakusa-ishi in Ota bei Yokohama, Kioto und anderwärts hatte anwenden sehen. Dieses bemerkenswerthe Material wird an verschiedenen Stellen nahe der Westküste, 2--6 Ri südlich von Tomioka nicht weit von den Post- stationen Shimotsuke-Fukei, Kodakoro und Takahama ge- wonnen, in letzterem Städtchen auch zur Darstellung eines gewöhn- lichen Porzellans benutzt, meist aber nach andern Theilen des Landes versendet. Das beste kommt vom Iguchi-yama, 1 Ri östlich von
*) Zur Orientierung dient am besten die vortreffliche Karte von B. Hassen- stein in seinem grossen Atlas von Japan; doch genügen auch die Karten im I. Bande dieses Werkes.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
so leicht, dass die decorative Kunst an ihr, wie an Steingut sich üben kann, wobei auch die grosse Plasticität der feinen Masse von Vorteil ist.
Die Formen haben sich während der letzten Jahrzehnte unter dem Einfluss fremder Abnehmer vielfach geändert und sind mehr dem euro- päischen Geschmack und Bedürfniss angepasst worden. Alle Arten Teller, Kaffee- und Theeservice kommen auf den Markt. Von den grösseren decorativen Stücken ist die henkellose urnenförmige Deckel- vase fast ganz verschwunden und durch offene Blumenvasen von mancherlei Gestalt und Grösse ersetzt worden. Unter diesen finden sich henkellose mit wellenförmig übergebogenem Rande, die man ander- wärts in Japan kaum anfertigt, besonders häufig. Dass manche der- selben in Japan mit Lack verziert werden, wurde schon Seite 448 erwähnt. Zu dem Zwecke dürfen sie nicht glasiert sein. Gekochter Leim, mit Eisenocker (Tonoko) zu einem Brei angerieben, bildet das Grundierungsmittel. Ist dasselbe trocken und glatt geschliffen, so folgen Naka-nuri, Togi und Makiyeshi-Arbeit, wie solche in der Lackindustrie näher angegeben wurden.
Der Amakusa-ishi oder Stein von Amakusa.
Im Süden der Provinz Hizen und ihrer vulkanischen Halbinsel Shimabara befindet sich unter 32°—32½° N. und 130°—130⅓° O. Gr. eine kleine Gruppe von Inseln, benannt nach Amakusa (sprich Amáksa), der grössten und westlichsten derselben.*) Von Nagasaki aus kann man auf dem 2 Ri langen Landwege in südlicher Richtung das schön gelegene Hafenstädtchen Mogi, und von hier durch eine Seegelbootfahrt von etwa 3 Stunden über die Chijiwa-nada in Tomioka das nordwestliche Ende der Insel Amakusa erreichen. Diesen Weg schlug ich im Frühjahr 1875 ein, als ich die Fundstätte des Porzellan- steins kennen lernen wollte, den ich unter dem Namen Amakusa-ishi in Ota bei Yokohama, Kiôto und anderwärts hatte anwenden sehen. Dieses bemerkenswerthe Material wird an verschiedenen Stellen nahe der Westküste, 2—6 Ri südlich von Tomioka nicht weit von den Post- stationen Shimotsuke-Fukei, Kodakoro und Takahama ge- wonnen, in letzterem Städtchen auch zur Darstellung eines gewöhn- lichen Porzellans benutzt, meist aber nach andern Theilen des Landes versendet. Das beste kommt vom Iguchi-yama, 1 Ri östlich von
*) Zur Orientierung dient am besten die vortreffliche Karte von B. Hassen- stein in seinem grossen Atlas von Japan; doch genügen auch die Karten im I. Bande dieses Werkes.
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
so leicht, dass die decorative Kunst an ihr, wie an Steingut sich üben
kann, wobei auch die grosse Plasticität der feinen Masse von Vorteil ist.
Die Formen haben sich während der letzten Jahrzehnte unter dem
Einfluss fremder Abnehmer vielfach geändert und sind mehr dem euro-
päischen Geschmack und Bedürfniss angepasst worden. Alle Arten
Teller, Kaffee- und Theeservice kommen auf den Markt. Von den
grösseren decorativen Stücken ist die henkellose urnenförmige Deckel-
vase fast ganz verschwunden und durch offene Blumenvasen von
mancherlei Gestalt und Grösse ersetzt worden. Unter diesen finden
sich henkellose mit wellenförmig übergebogenem Rande, die man ander-
wärts in Japan kaum anfertigt, besonders häufig. Dass manche der-
selben in Japan mit Lack verziert werden, wurde schon Seite 448
erwähnt. Zu dem Zwecke dürfen sie nicht glasiert sein. Gekochter
Leim, mit Eisenocker (Tonoko) zu einem Brei angerieben, bildet das
Grundierungsmittel. Ist dasselbe trocken und glatt geschliffen, so folgen
Naka-nuri, Togi und Makiyeshi-Arbeit, wie solche in der Lackindustrie
näher angegeben wurden.
Der Amakusa-ishi oder Stein von Amakusa.
Im Süden der Provinz Hizen und ihrer vulkanischen Halbinsel
Shimabara befindet sich unter 32°—32½° N. und 130°—130⅓° O. Gr.
eine kleine Gruppe von Inseln, benannt nach Amakusa (sprich
Amáksa), der grössten und westlichsten derselben. *) Von Nagasaki
aus kann man auf dem 2 Ri langen Landwege in südlicher Richtung
das schön gelegene Hafenstädtchen Mogi, und von hier durch eine
Seegelbootfahrt von etwa 3 Stunden über die Chijiwa-nada in Tomioka
das nordwestliche Ende der Insel Amakusa erreichen. Diesen Weg
schlug ich im Frühjahr 1875 ein, als ich die Fundstätte des Porzellan-
steins kennen lernen wollte, den ich unter dem Namen Amakusa-ishi
in Ota bei Yokohama, Kiôto und anderwärts hatte anwenden sehen.
Dieses bemerkenswerthe Material wird an verschiedenen Stellen nahe
der Westküste, 2—6 Ri südlich von Tomioka nicht weit von den Post-
stationen Shimotsuke-Fukei, Kodakoro und Takahama ge-
wonnen, in letzterem Städtchen auch zur Darstellung eines gewöhn-
lichen Porzellans benutzt, meist aber nach andern Theilen des Landes
versendet. Das beste kommt vom Iguchi-yama, 1 Ri östlich von
*) Zur Orientierung dient am besten die vortreffliche Karte von B. Hassen-
stein in seinem grossen Atlas von Japan; doch genügen auch die Karten im
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/618>, abgerufen am 24.11.2024.
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