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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.
er mit einer Flotte kommen und das Land vernichten werde. Der
Ton dieses Schreibens entspricht genau demjenigen, in welchem Hi-
deyoshi den König von Korea behandelte, als dieser mit ihm gemein-
schaftliche Sache gegen China machen sollte (siehe Band I pg. 325).
Die Correspondenz dauerte mehrere Jahre, heisst es bei de Morga
weiter, dann starb Taiko-sama. Es geht daraus hervor, dass jener
insolente Brief um das Jahr 1595 geschrieben sein musste. *) Derselbe
erregte in Manila grosse Besorgniss. Man schickte alle Japaner, die
sich dort in nicht geringer Zahl aufhielten, aus Furcht vor einer In-
vasion in ihr Land zurück.

Im Jahre 1596 trat Don Francisco Tello, der neue Gouverneur der
Philippinen, sein Amt an. Ein Jahr darauf landete das Schiff San
Felipe, welches auf seinem Wege von Manila nach Neuspanien (Mexiko)
durch widrige Winde verschlagen worden war, an der Küste von Tosa
auf der Insel Shikoku. Bei der Gelegenheit erklärte der Obersteuermann
Francisco de Landa dem Vertrauten und Bevollmächtigten des
Taiko-sama, **) wie Spanien die Welt erobere und sich dabei der Mit-
wirkung der spanischen Priester bediene, und trug dadurch nicht wenig
zu der wachsenden Abneigung der regierenden Kreise gegen das
Christenthum bei, die bald in blutige Verfolgung seiner Verkündiger
und später in völlige Ausrottung desselben überging.

Iyeyasu ***) war um jene Zeit dem Verkehr der Spanier und
Portugiesen noch geneigt, verhandelte sogar mit Fray Geronymo,
welcher sich während der ersten Christenverfolgung durch Taiko-sama
im Jahre 1597 versteckt hatte, um spanische Zimmerleute zum Bau
von Schiffen von Manila heranzuziehen, damit er selbst in direkten
Handelsverkehr mit Neuspanien treten könne. Aber Chiquiro (?),
der Abgesandte des Iyeyasu, welcher dessen Geschenke und Wünsche

*) Nach holländischen Quellen (Memorables Embassies etc.) hätte Taiko-
sama in diesem Schreiben hervorgehoben, dass die Bürgerkriege in Japan beendigt
und dem Lande durch ihn der innere Frieden beschert sei. Nun wolle er China
mit Krieg überziehen und verlange dabei des Gouverneurs Wohlverhalten und als
Zeichen Unterwerfung und Tribut. Dies liesse schliessen, dass das Actenstück
aus dem Jahre 1591 stammen müsste, da 1592 die Expedition nach Korea zu
obigem Zweck stattfand.
**) Derselbe wird Ximonojo, auch Yemonojo und Gibunoxa genannt. Es
scheint Ishida Mitsunari, einer der späteren 5 Gouverneure gewesen zu sein. (Siehe
Bd. I pg. 339.)
***) "Yeyasu dono, Lord of Quanto", wie er in der engl. Uebersetzung des
Buches von A. de Morga pg. 143 genannt wird. Man vergleiche Bd. I pg. 12,
324, 359 dieses Werkes.

3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.
er mit einer Flotte kommen und das Land vernichten werde. Der
Ton dieses Schreibens entspricht genau demjenigen, in welchem Hi-
deyoshi den König von Korea behandelte, als dieser mit ihm gemein-
schaftliche Sache gegen China machen sollte (siehe Band I pg. 325).
Die Correspondenz dauerte mehrere Jahre, heisst es bei de Morga
weiter, dann starb Taiko-sama. Es geht daraus hervor, dass jener
insolente Brief um das Jahr 1595 geschrieben sein musste. *) Derselbe
erregte in Manila grosse Besorgniss. Man schickte alle Japaner, die
sich dort in nicht geringer Zahl aufhielten, aus Furcht vor einer In-
vasion in ihr Land zurück.

Im Jahre 1596 trat Don Francisco Tello, der neue Gouverneur der
Philippinen, sein Amt an. Ein Jahr darauf landete das Schiff San
Felipe, welches auf seinem Wege von Manila nach Neuspanien (Mexiko)
durch widrige Winde verschlagen worden war, an der Küste von Tosa
auf der Insel Shikoku. Bei der Gelegenheit erklärte der Obersteuermann
Francisco de Landa dem Vertrauten und Bevollmächtigten des
Taiko-sama, **) wie Spanien die Welt erobere und sich dabei der Mit-
wirkung der spanischen Priester bediene, und trug dadurch nicht wenig
zu der wachsenden Abneigung der regierenden Kreise gegen das
Christenthum bei, die bald in blutige Verfolgung seiner Verkündiger
und später in völlige Ausrottung desselben überging.

Iyeyasu ***) war um jene Zeit dem Verkehr der Spanier und
Portugiesen noch geneigt, verhandelte sogar mit Fray Geronymo,
welcher sich während der ersten Christenverfolgung durch Taiko-sama
im Jahre 1597 versteckt hatte, um spanische Zimmerleute zum Bau
von Schiffen von Manila heranzuziehen, damit er selbst in direkten
Handelsverkehr mit Neuspanien treten könne. Aber Chiquiro (?),
der Abgesandte des Iyeyasu, welcher dessen Geschenke und Wünsche

*) Nach holländischen Quellen (Memorables Embassies etc.) hätte Taiko-
sama in diesem Schreiben hervorgehoben, dass die Bürgerkriege in Japan beendigt
und dem Lande durch ihn der innere Frieden beschert sei. Nun wolle er China
mit Krieg überziehen und verlange dabei des Gouverneurs Wohlverhalten und als
Zeichen Unterwerfung und Tribut. Dies liesse schliessen, dass das Actenstück
aus dem Jahre 1591 stammen müsste, da 1592 die Expedition nach Korea zu
obigem Zweck stattfand.
**) Derselbe wird Ximonojo, auch Yemonojo und Gibunoxâ genannt. Es
scheint Ishida Mitsunari, einer der späteren 5 Gouverneure gewesen zu sein. (Siehe
Bd. I pg. 339.)
***) »Yeyasu dono, Lord of Quanto«, wie er in der engl. Uebersetzung des
Buches von A. de Morga pg. 143 genannt wird. Man vergleiche Bd. I pg. 12,
324, 359 dieses Werkes.
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[613/0673] 3. Der Aussenhandel Japans bis 1854. er mit einer Flotte kommen und das Land vernichten werde. Der Ton dieses Schreibens entspricht genau demjenigen, in welchem Hi- deyoshi den König von Korea behandelte, als dieser mit ihm gemein- schaftliche Sache gegen China machen sollte (siehe Band I pg. 325). Die Correspondenz dauerte mehrere Jahre, heisst es bei de Morga weiter, dann starb Taiko-sama. Es geht daraus hervor, dass jener insolente Brief um das Jahr 1595 geschrieben sein musste. *) Derselbe erregte in Manila grosse Besorgniss. Man schickte alle Japaner, die sich dort in nicht geringer Zahl aufhielten, aus Furcht vor einer In- vasion in ihr Land zurück. Im Jahre 1596 trat Don Francisco Tello, der neue Gouverneur der Philippinen, sein Amt an. Ein Jahr darauf landete das Schiff San Felipe, welches auf seinem Wege von Manila nach Neuspanien (Mexiko) durch widrige Winde verschlagen worden war, an der Küste von Tosa auf der Insel Shikoku. Bei der Gelegenheit erklärte der Obersteuermann Francisco de Landa dem Vertrauten und Bevollmächtigten des Taiko-sama, **) wie Spanien die Welt erobere und sich dabei der Mit- wirkung der spanischen Priester bediene, und trug dadurch nicht wenig zu der wachsenden Abneigung der regierenden Kreise gegen das Christenthum bei, die bald in blutige Verfolgung seiner Verkündiger und später in völlige Ausrottung desselben überging. Iyeyasu ***) war um jene Zeit dem Verkehr der Spanier und Portugiesen noch geneigt, verhandelte sogar mit Fray Geronymo, welcher sich während der ersten Christenverfolgung durch Taiko-sama im Jahre 1597 versteckt hatte, um spanische Zimmerleute zum Bau von Schiffen von Manila heranzuziehen, damit er selbst in direkten Handelsverkehr mit Neuspanien treten könne. Aber Chiquiro (?), der Abgesandte des Iyeyasu, welcher dessen Geschenke und Wünsche *) Nach holländischen Quellen (Memorables Embassies etc.) hätte Taiko- sama in diesem Schreiben hervorgehoben, dass die Bürgerkriege in Japan beendigt und dem Lande durch ihn der innere Frieden beschert sei. Nun wolle er China mit Krieg überziehen und verlange dabei des Gouverneurs Wohlverhalten und als Zeichen Unterwerfung und Tribut. Dies liesse schliessen, dass das Actenstück aus dem Jahre 1591 stammen müsste, da 1592 die Expedition nach Korea zu obigem Zweck stattfand. **) Derselbe wird Ximonojo, auch Yemonojo und Gibunoxâ genannt. Es scheint Ishida Mitsunari, einer der späteren 5 Gouverneure gewesen zu sein. (Siehe Bd. I pg. 339.) ***) »Yeyasu dono, Lord of Quanto«, wie er in der engl. Uebersetzung des Buches von A. de Morga pg. 143 genannt wird. Man vergleiche Bd. I pg. 12, 324, 359 dieses Werkes.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/673>, abgerufen am 24.11.2024.