Mit dem Jahre 1630 hörte dieser officielle Verkehr plötzlich auf. In Ayuthia hatte sich Phra-chao Phrasa thong des Thrones bemächtigt, und als er darauf, dem Beispiel seines Vorgängers folgend, eine Gesandt- schaft mit Briefen und Geschenken nach Japan absandte, wurden diese zurückgewiesen. Nicht besser erging es mehreren andern siamesischen Gesandtschaften, welche folgten. Aber selbst nachdem im Jahre 1636 den Japanern durch Gesetz das Verlassen des Landes und der Verkehr mit Fremden auf's Strengste untersagt war, hörten die Handels- beziehungen mit Siam nicht ganz auf. Chinesen, welchen neben den Holländern der Verkehr mit Nagasaki eingeräumt blieb, übernahmen die Vermittlung. Siamesische Dschunken kamen, wie Satow nach japani- schen Quellen anführt, in sechs verschiedenen Fällen, nämlich in den Jahren 1680, 1687, 1693, 1716 1718 und 1745 an; doch wird nicht bemerkt, mit welchem Erfolg. Vor der Absperrung Japans unter dem dritten Shogun (Iyemitsu) holten siamesische Schiffe Gold und Silber, sowie Kupfer in kleinen Barren, ferner Goldschmiedearbeit, Schirme, Lackwaaren, Porzellan und Thee.
Die verschiedenen Ereignisse, welche zur Absperrung Japans und zur Ausrottung des Christenthums führten, wurden im I. Bande dieses Werkes ausführlich dargelegt. Auch aus der hier gegebenen kurzen Darstellung der Beziehungen des Shogunats zu den Spaniern in Manila und zu den Siamesen geht hervor, dass jene Schritte nicht als unmittel- bare Folge der Schlacht von Sekigahara im Jahre 1600 n. Chr. anzusehen sind, sondern dass die politischen und religiösen Motive, aus denen sie hervorgingen, sich erst allmählich herausbildeten. Von grossem Einfluss auf diesen Umschlag der Ansichten und Gefühle war offenbar die Anknüpfung der Handelsbeziehungen mit Holländern und Engländern, welche am Anfang des 17. Jahrhunderts die heimatlichen Kämpfe gegen das katholische Spanien und das damit vereinte Por- tugal auch auf den fernen Stationen des Weltmarktes mit Erfolg fort- setzten.
Die Kämpfe der protestantischen Niederländer um ihre bürgerliche und religiöse Freiheit hatten in ihnen eine unversöhnliche Feindschaft gegen die Spanier und den römischen Katholicismus grossgezogen, ihren Muth und Unternehmungsgeist gestählt und sie zu weiteren Thaten vorbereitet. Kaum war das spanische Joch abgeschüttelt, so durchkreuzten holländische Schiffe, von Handelsinteressen getrieben, alle Meere. In Amsterdam gab die nautische Schule des Peter Plan- cius dem angehenden Seefahrer eine bessere Ausbildung und der mit Segelanweisungen versehene Atlas von L. J. Waghenaer zu Leiden zuverlässigere Karten in die Hand. Auf diese Weise wurde der all-
3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.
Mit dem Jahre 1630 hörte dieser officielle Verkehr plötzlich auf. In Ayuthia hatte sich Phra-chao Phrasa thong des Thrones bemächtigt, und als er darauf, dem Beispiel seines Vorgängers folgend, eine Gesandt- schaft mit Briefen und Geschenken nach Japan absandte, wurden diese zurückgewiesen. Nicht besser erging es mehreren andern siamesischen Gesandtschaften, welche folgten. Aber selbst nachdem im Jahre 1636 den Japanern durch Gesetz das Verlassen des Landes und der Verkehr mit Fremden auf’s Strengste untersagt war, hörten die Handels- beziehungen mit Siam nicht ganz auf. Chinesen, welchen neben den Holländern der Verkehr mit Nagasaki eingeräumt blieb, übernahmen die Vermittlung. Siamesische Dschunken kamen, wie Satow nach japani- schen Quellen anführt, in sechs verschiedenen Fällen, nämlich in den Jahren 1680, 1687, 1693, 1716 1718 und 1745 an; doch wird nicht bemerkt, mit welchem Erfolg. Vor der Absperrung Japans unter dem dritten Shôgun (Iyemitsu) holten siamesische Schiffe Gold und Silber, sowie Kupfer in kleinen Barren, ferner Goldschmiedearbeit, Schirme, Lackwaaren, Porzellan und Thee.
Die verschiedenen Ereignisse, welche zur Absperrung Japans und zur Ausrottung des Christenthums führten, wurden im I. Bande dieses Werkes ausführlich dargelegt. Auch aus der hier gegebenen kurzen Darstellung der Beziehungen des Shôgunats zu den Spaniern in Manila und zu den Siamesen geht hervor, dass jene Schritte nicht als unmittel- bare Folge der Schlacht von Sekigahara im Jahre 1600 n. Chr. anzusehen sind, sondern dass die politischen und religiösen Motive, aus denen sie hervorgingen, sich erst allmählich herausbildeten. Von grossem Einfluss auf diesen Umschlag der Ansichten und Gefühle war offenbar die Anknüpfung der Handelsbeziehungen mit Holländern und Engländern, welche am Anfang des 17. Jahrhunderts die heimatlichen Kämpfe gegen das katholische Spanien und das damit vereinte Por- tugal auch auf den fernen Stationen des Weltmarktes mit Erfolg fort- setzten.
Die Kämpfe der protestantischen Niederländer um ihre bürgerliche und religiöse Freiheit hatten in ihnen eine unversöhnliche Feindschaft gegen die Spanier und den römischen Katholicismus grossgezogen, ihren Muth und Unternehmungsgeist gestählt und sie zu weiteren Thaten vorbereitet. Kaum war das spanische Joch abgeschüttelt, so durchkreuzten holländische Schiffe, von Handelsinteressen getrieben, alle Meere. In Amsterdam gab die nautische Schule des Peter Plan- cius dem angehenden Seefahrer eine bessere Ausbildung und der mit Segelanweisungen versehene Atlas von L. J. Waghenaer zu Leiden zuverlässigere Karten in die Hand. Auf diese Weise wurde der all-
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3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.
Mit dem Jahre 1630 hörte dieser officielle Verkehr plötzlich auf.
In Ayuthia hatte sich Phra-chao Phrasa thong des Thrones bemächtigt,
und als er darauf, dem Beispiel seines Vorgängers folgend, eine Gesandt-
schaft mit Briefen und Geschenken nach Japan absandte, wurden diese
zurückgewiesen. Nicht besser erging es mehreren andern siamesischen
Gesandtschaften, welche folgten. Aber selbst nachdem im Jahre 1636
den Japanern durch Gesetz das Verlassen des Landes und der Verkehr
mit Fremden auf’s Strengste untersagt war, hörten die Handels-
beziehungen mit Siam nicht ganz auf. Chinesen, welchen neben den
Holländern der Verkehr mit Nagasaki eingeräumt blieb, übernahmen die
Vermittlung. Siamesische Dschunken kamen, wie Satow nach japani-
schen Quellen anführt, in sechs verschiedenen Fällen, nämlich in den
Jahren 1680, 1687, 1693, 1716 1718 und 1745 an; doch wird nicht
bemerkt, mit welchem Erfolg. Vor der Absperrung Japans unter dem
dritten Shôgun (Iyemitsu) holten siamesische Schiffe Gold und Silber,
sowie Kupfer in kleinen Barren, ferner Goldschmiedearbeit, Schirme,
Lackwaaren, Porzellan und Thee.
Die verschiedenen Ereignisse, welche zur Absperrung Japans und
zur Ausrottung des Christenthums führten, wurden im I. Bande dieses
Werkes ausführlich dargelegt. Auch aus der hier gegebenen kurzen
Darstellung der Beziehungen des Shôgunats zu den Spaniern in Manila
und zu den Siamesen geht hervor, dass jene Schritte nicht als unmittel-
bare Folge der Schlacht von Sekigahara im Jahre 1600 n. Chr.
anzusehen sind, sondern dass die politischen und religiösen Motive,
aus denen sie hervorgingen, sich erst allmählich herausbildeten. Von
grossem Einfluss auf diesen Umschlag der Ansichten und Gefühle war
offenbar die Anknüpfung der Handelsbeziehungen mit Holländern und
Engländern, welche am Anfang des 17. Jahrhunderts die heimatlichen
Kämpfe gegen das katholische Spanien und das damit vereinte Por-
tugal auch auf den fernen Stationen des Weltmarktes mit Erfolg fort-
setzten.
Die Kämpfe der protestantischen Niederländer um ihre bürgerliche
und religiöse Freiheit hatten in ihnen eine unversöhnliche Feindschaft
gegen die Spanier und den römischen Katholicismus grossgezogen,
ihren Muth und Unternehmungsgeist gestählt und sie zu weiteren
Thaten vorbereitet. Kaum war das spanische Joch abgeschüttelt, so
durchkreuzten holländische Schiffe, von Handelsinteressen getrieben,
alle Meere. In Amsterdam gab die nautische Schule des Peter Plan-
cius dem angehenden Seefahrer eine bessere Ausbildung und der mit
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zuverlässigere Karten in die Hand. Auf diese Weise wurde der all-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/677>, abgerufen am 24.11.2024.
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