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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.

Im Juni 1609 erschien das holländische Schiff Roode Loeuw
(Rother Löwe) im Hafen von Hirado und fand Seitens des Daimio
der Insel freundliche Aufnahme. Im folgenden Jahre begaben sich
Jacques Spexx (Jacob Spex), der kaufmännische Vertreter der Nieder-
ländisch Ostindischen Handelsgesellschaft, und M. Sandvoort nach
Suruga, um mit Iyeyasu, darauf nach Yedo, um mit dessen Sohn,
dem Shogun, wegen eines Handelsvertrags zu verhandeln. Als Dol-
metscher diente William Adams. Den Holländern wurde gestattet, in
Hirado eine Factorei zu errichten und mit Japan unter gleichen Be-
dingungen Handel zu treiben, wie Portugiesen und Spanier im nahen
Nagasaki. Letztere hatten Alles aufgeboten, sich die angekommenen
Ketzer fern zu halten. Dieselben wurden Iyeyasu als Seeräuber und
Rebellen gegen ihren Herrn, den König von Spanien, geschildert,
denen er unmöglich Gehör schenken könne. Der kluge und mächtige
Fürst war jedoch nicht geneigt, sich die Gelegenheit, dem bisherigen
fremden Einfluss eine Concurrenz an die Seite zu stellen, entgehen
zu lassen. Seine Antwort lautete dahin, dass europäische Angelegen-
heiten ihn nichts angingen und er nur für die Ruhe und Wohlfahrt seines
eigenen Landes und Volkes zu sorgen habe. Jeder Fremde, der sich
den Gesetzen unterwerfen und zum Besten seiner Unterthanen ehr-
baren Handel treiben wolle, sei ihm willkommen, "ja wenn Teufel
aus der Hölle kämen, sollten sie wie Engel vom Himmel behandelt
werden", so lange sie sich willig den Regeln unterwürfen, die er auf-
gestellt habe.

Auf briefliche Anregung durch William Adams hin entschloss
sich bald darauf auch die englisch-ostindische Handelsgesellschaft mit
Japan in Verkehr zu treten. Zu dem Zweck sandte sie drei Schiffe
unter dem Oberbefehl von Kapitän John Saris ab, welche am 11. Juni
1613 vor Hirado Anker warfen. Der alte Daimio wusste die Handels-
vorteile, welche die Fremden seiner kleinen Insel brachten, zu wür-
digen und nahm auch die Engländer freundlich auf. Nachdem
W. Adams sich bei diesen eingefunden und Capitain Saris ein Haus
gemiethet hatte, welches als Factorei dienen sollte, begab sich derselbe
mit Adams als Dolmetscher und den nöthigen Vollmachten und Ge-
schenken Seitens König Jacobs I in einem Boot, welches der Daimio
zu ihrer Verfügung stellte, nach dem Hofe. Die Gesandtschaft wurde so-
wohl von Iyeyasu in Sumpu (Shidzuoka), als auch von seinem Sohne
Hidetada, dem regierenden Shogun in Yedo, freundlich aufgenommen
und erlangte nach kurzer Verhandlung, welche der am Hofe wohl-
gelittene Adams vermittelte, ein allgemeines Handelsprivileg, das aber
durch einen Nachtrag vom Jahre 1616 gleich dem der Holländer auf

3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.

Im Juni 1609 erschien das holländische Schiff Roode Loeuw
(Rother Löwe) im Hafen von Hirado und fand Seitens des Daimiô
der Insel freundliche Aufnahme. Im folgenden Jahre begaben sich
Jacques Spexx (Jacob Spex), der kaufmännische Vertreter der Nieder-
ländisch Ostindischen Handelsgesellschaft, und M. Sandvoort nach
Suruga, um mit Iyeyasu, darauf nach Yedo, um mit dessen Sohn,
dem Shôgun, wegen eines Handelsvertrags zu verhandeln. Als Dol-
metscher diente William Adams. Den Holländern wurde gestattet, in
Hirado eine Factorei zu errichten und mit Japan unter gleichen Be-
dingungen Handel zu treiben, wie Portugiesen und Spanier im nahen
Nagasaki. Letztere hatten Alles aufgeboten, sich die angekommenen
Ketzer fern zu halten. Dieselben wurden Iyeyasu als Seeräuber und
Rebellen gegen ihren Herrn, den König von Spanien, geschildert,
denen er unmöglich Gehör schenken könne. Der kluge und mächtige
Fürst war jedoch nicht geneigt, sich die Gelegenheit, dem bisherigen
fremden Einfluss eine Concurrenz an die Seite zu stellen, entgehen
zu lassen. Seine Antwort lautete dahin, dass europäische Angelegen-
heiten ihn nichts angingen und er nur für die Ruhe und Wohlfahrt seines
eigenen Landes und Volkes zu sorgen habe. Jeder Fremde, der sich
den Gesetzen unterwerfen und zum Besten seiner Unterthanen ehr-
baren Handel treiben wolle, sei ihm willkommen, »ja wenn Teufel
aus der Hölle kämen, sollten sie wie Engel vom Himmel behandelt
werden«, so lange sie sich willig den Regeln unterwürfen, die er auf-
gestellt habe.

Auf briefliche Anregung durch William Adams hin entschloss
sich bald darauf auch die englisch-ostindische Handelsgesellschaft mit
Japan in Verkehr zu treten. Zu dem Zweck sandte sie drei Schiffe
unter dem Oberbefehl von Kapitän John Saris ab, welche am 11. Juni
1613 vor Hirado Anker warfen. Der alte Daimiô wusste die Handels-
vorteile, welche die Fremden seiner kleinen Insel brachten, zu wür-
digen und nahm auch die Engländer freundlich auf. Nachdem
W. Adams sich bei diesen eingefunden und Capitain Saris ein Haus
gemiethet hatte, welches als Factorei dienen sollte, begab sich derselbe
mit Adams als Dolmetscher und den nöthigen Vollmachten und Ge-
schenken Seitens König Jacobs I in einem Boot, welches der Daimiô
zu ihrer Verfügung stellte, nach dem Hofe. Die Gesandtschaft wurde so-
wohl von Iyeyasu in Sumpu (Shidzuoka), als auch von seinem Sohne
Hidetada, dem regierenden Shôgun in Yedo, freundlich aufgenommen
und erlangte nach kurzer Verhandlung, welche der am Hofe wohl-
gelittene Adams vermittelte, ein allgemeines Handelsprivileg, das aber
durch einen Nachtrag vom Jahre 1616 gleich dem der Holländer auf

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[619/0679] 3. Der Aussenhandel Japans bis 1854. Im Juni 1609 erschien das holländische Schiff Roode Loeuw (Rother Löwe) im Hafen von Hirado und fand Seitens des Daimiô der Insel freundliche Aufnahme. Im folgenden Jahre begaben sich Jacques Spexx (Jacob Spex), der kaufmännische Vertreter der Nieder- ländisch Ostindischen Handelsgesellschaft, und M. Sandvoort nach Suruga, um mit Iyeyasu, darauf nach Yedo, um mit dessen Sohn, dem Shôgun, wegen eines Handelsvertrags zu verhandeln. Als Dol- metscher diente William Adams. Den Holländern wurde gestattet, in Hirado eine Factorei zu errichten und mit Japan unter gleichen Be- dingungen Handel zu treiben, wie Portugiesen und Spanier im nahen Nagasaki. Letztere hatten Alles aufgeboten, sich die angekommenen Ketzer fern zu halten. Dieselben wurden Iyeyasu als Seeräuber und Rebellen gegen ihren Herrn, den König von Spanien, geschildert, denen er unmöglich Gehör schenken könne. Der kluge und mächtige Fürst war jedoch nicht geneigt, sich die Gelegenheit, dem bisherigen fremden Einfluss eine Concurrenz an die Seite zu stellen, entgehen zu lassen. Seine Antwort lautete dahin, dass europäische Angelegen- heiten ihn nichts angingen und er nur für die Ruhe und Wohlfahrt seines eigenen Landes und Volkes zu sorgen habe. Jeder Fremde, der sich den Gesetzen unterwerfen und zum Besten seiner Unterthanen ehr- baren Handel treiben wolle, sei ihm willkommen, »ja wenn Teufel aus der Hölle kämen, sollten sie wie Engel vom Himmel behandelt werden«, so lange sie sich willig den Regeln unterwürfen, die er auf- gestellt habe. Auf briefliche Anregung durch William Adams hin entschloss sich bald darauf auch die englisch-ostindische Handelsgesellschaft mit Japan in Verkehr zu treten. Zu dem Zweck sandte sie drei Schiffe unter dem Oberbefehl von Kapitän John Saris ab, welche am 11. Juni 1613 vor Hirado Anker warfen. Der alte Daimiô wusste die Handels- vorteile, welche die Fremden seiner kleinen Insel brachten, zu wür- digen und nahm auch die Engländer freundlich auf. Nachdem W. Adams sich bei diesen eingefunden und Capitain Saris ein Haus gemiethet hatte, welches als Factorei dienen sollte, begab sich derselbe mit Adams als Dolmetscher und den nöthigen Vollmachten und Ge- schenken Seitens König Jacobs I in einem Boot, welches der Daimiô zu ihrer Verfügung stellte, nach dem Hofe. Die Gesandtschaft wurde so- wohl von Iyeyasu in Sumpu (Shidzuoka), als auch von seinem Sohne Hidetada, dem regierenden Shôgun in Yedo, freundlich aufgenommen und erlangte nach kurzer Verhandlung, welche der am Hofe wohl- gelittene Adams vermittelte, ein allgemeines Handelsprivileg, das aber durch einen Nachtrag vom Jahre 1616 gleich dem der Holländer auf

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/679>, abgerufen am 01.11.2024.