Die Seide kam aus China, Tongking, Siam, Bengalen und Persien; Sappanholz, Büffelhörner und Rochenhäute (Haihäute), Hirsch- und Büffelfelle brachte man aus Siam und Cambodscha, Pfeffer und Zucker aus Indien, Corduan aus Indien und Persien, die meisten Gewürze von Indien und den Molukken, den Baroskampfer von Sumatra.
Neben dem Handel der Compagnie war dem Kapitän und der Schiffs- mannschaft ein kleiner Privathandel mit Saffran, Lakritzenwurzeln, Rottang, Glasaugen, Spiegeln, Uhren, Einhorn und einigen andern Artikeln gestattet; auch kamen durch die Schiffsmannschaft verschie- dene Raritäten in's Land, wie lebende Papageien, abgerichtete Affen, Muscheln u. dergl.
Als vornehmste Ausfuhrartikel bezeichnet Thunberg Kupfer und Kampfer, sodann in untergeordnetem Maasse Lackwaaren, Porzellan, seidene Tücher, Reis, Sake und Soya. Letztere wurde höher geschätzt, als die chinesische. Man brachte sie nach Batavia, Ostindien und Europa. Dagegen stand Porzellan (es sind hier vornehmlich die Tsubo, oder Deckelvasen gemeint) dem chinesischen nach Thunbergs Urteil an Schönheit weit nach, war dickwandig, plump und wenig schön bemalt. Die glänzenden fingerdicken Kupferstäbe wurden in Kisten von je einem Pikul oder 60 kg verpackt. Jedes Schiff führte 6-- 7000 solcher Kisten aus.
4. Japan im Weltverkehr.
Das Handelsmonopol der Holländer hatte seinen ehemaligen hohen Werth für die Beteiligten allmählich zum grössten Teile eingebüsst und sich ebenso überlebt, wie das auf Furcht gegründete Regierungs- system der Shogune des Hauses Tokugawa. Es bedurfte nur eines
*) Calumbak, Columbac oder Columbak ist eine Corruption des Namens Colombo. Man gab ihn den Wurzelknollen des Cocculus palmatus, einer Pflanze der Ostküste Afrikas, weil man irrthümlich die Nachbarschaft von Colombo auf Ceylon für ihre Heimat hielt.
Die Seide kam aus China, Tongking, Siam, Bengalen und Persien; Sappanholz, Büffelhörner und Rochenhäute (Haihäute), Hirsch- und Büffelfelle brachte man aus Siam und Cambodscha, Pfeffer und Zucker aus Indien, Corduan aus Indien und Persien, die meisten Gewürze von Indien und den Molukken, den Baroskampfer von Sumatra.
Neben dem Handel der Compagnie war dem Kapitän und der Schiffs- mannschaft ein kleiner Privathandel mit Saffran, Lakritzenwurzeln, Rottang, Glasaugen, Spiegeln, Uhren, Einhorn und einigen andern Artikeln gestattet; auch kamen durch die Schiffsmannschaft verschie- dene Raritäten in’s Land, wie lebende Papageien, abgerichtete Affen, Muscheln u. dergl.
Als vornehmste Ausfuhrartikel bezeichnet Thunberg Kupfer und Kampfer, sodann in untergeordnetem Maasse Lackwaaren, Porzellan, seidene Tücher, Reis, Sake und Soya. Letztere wurde höher geschätzt, als die chinesische. Man brachte sie nach Batavia, Ostindien und Europa. Dagegen stand Porzellan (es sind hier vornehmlich die Tsubo, oder Deckelvasen gemeint) dem chinesischen nach Thunbergs Urteil an Schönheit weit nach, war dickwandig, plump und wenig schön bemalt. Die glänzenden fingerdicken Kupferstäbe wurden in Kisten von je einem Pikul oder 60 kg verpackt. Jedes Schiff führte 6— 7000 solcher Kisten aus.
4. Japan im Weltverkehr.
Das Handelsmonopol der Holländer hatte seinen ehemaligen hohen Werth für die Beteiligten allmählich zum grössten Teile eingebüsst und sich ebenso überlebt, wie das auf Furcht gegründete Regierungs- system der Shôgune des Hauses Tokugawa. Es bedurfte nur eines
*) Calumbak, Columbac oder Columbak ist eine Corruption des Namens Colombo. Man gab ihn den Wurzelknollen des Cocculus palmatus, einer Pflanze der Ostküste Afrikas, weil man irrthümlich die Nachbarschaft von Colombo auf Ceylon für ihre Heimat hielt.
**) Schlangenholz (Strychnos colubrina L.)
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[626/0686]
IV. Handel und Verkehr.
bak, *) Lignum colubrinum, **) ferner Gummilack, Sappanholz, Sal-
peter, Borax, Alaun, Elfenbein, Einhörner (Stosszähne des Narwal,
Monodon monoceros L.), Büffelhörner, Rochenhaut, Korallen, Schild-
patt, Glas, Glasaugen, Feile, Nägel, Stabeisen, Blei, Zinn, Queck-
silber.
Die Seide kam aus China, Tongking, Siam, Bengalen und Persien;
Sappanholz, Büffelhörner und Rochenhäute (Haihäute), Hirsch- und
Büffelfelle brachte man aus Siam und Cambodscha, Pfeffer und Zucker
aus Indien, Corduan aus Indien und Persien, die meisten Gewürze
von Indien und den Molukken, den Baroskampfer von Sumatra.
Neben dem Handel der Compagnie war dem Kapitän und der Schiffs-
mannschaft ein kleiner Privathandel mit Saffran, Lakritzenwurzeln,
Rottang, Glasaugen, Spiegeln, Uhren, Einhorn und einigen andern
Artikeln gestattet; auch kamen durch die Schiffsmannschaft verschie-
dene Raritäten in’s Land, wie lebende Papageien, abgerichtete
Affen, Muscheln u. dergl.
Als vornehmste Ausfuhrartikel bezeichnet Thunberg Kupfer und
Kampfer, sodann in untergeordnetem Maasse Lackwaaren, Porzellan,
seidene Tücher, Reis, Sake und Soya. Letztere wurde höher geschätzt,
als die chinesische. Man brachte sie nach Batavia, Ostindien und
Europa. Dagegen stand Porzellan (es sind hier vornehmlich die Tsubo,
oder Deckelvasen gemeint) dem chinesischen nach Thunbergs Urteil
an Schönheit weit nach, war dickwandig, plump und wenig schön
bemalt. Die glänzenden fingerdicken Kupferstäbe wurden in Kisten
von je einem Pikul oder 60 kg verpackt. Jedes Schiff führte 6—
7000 solcher Kisten aus.
4. Japan im Weltverkehr.
Das Handelsmonopol der Holländer hatte seinen ehemaligen hohen
Werth für die Beteiligten allmählich zum grössten Teile eingebüsst
und sich ebenso überlebt, wie das auf Furcht gegründete Regierungs-
system der Shôgune des Hauses Tokugawa. Es bedurfte nur eines
*) Calumbak, Columbac oder Columbak ist eine Corruption des Namens
Colombo. Man gab ihn den Wurzelknollen des Cocculus palmatus, einer Pflanze
der Ostküste Afrikas, weil man irrthümlich die Nachbarschaft von Colombo auf
Ceylon für ihre Heimat hielt.
**) Schlangenholz (Strychnos colubrina L.)
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/686>, abgerufen am 24.11.2024.
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