Riukiu-imo (Batatas edulis Choisy, Convolvulus Batatas L., C. edulis Thunb.). Die Cultur dieser wichtigen Nährpflanze hat sich über den grössten Theil der tropischen und subtropischen Gebiete der Erde verbreitet. Sie schliesst sich in Europa und Nordamerika nach Süden an diejenige unserer gewöhnlichen Kartoffel an, z. B. in Andalusien und den Golfstaaten, wo die lange hohe Sommerwärme für sie völlig ausreicht. Ueber den Ursprung sind die Ansichten noch getheilt; doch sprechen gewichtige Gründe für Südamerika. Ohne Zweifel ist sie erst seit Entdeckung dieses Erdtheils dem östlichen Monsungebiete zu- geführt worden, wofür nicht blos die hier üblichen Benennungen, sondern auch historische Daten zeugen. So heisst sie bei den meisten Malayen, wie in Portugal Batata, auf den Philippinen aber Castillian.
Um das Jahr 1610 gelangte die Cultur der Batate von Luzon nach China, von hier weiter nach den Riukiu-Inseln *), wo sie Kara- imo (chines. Kartoffel) heisst und das Hauptnahrungsmittel bildet. Die Bewohner jener Inseln befreundeten sich alsbald mit ihr und cultivierten sie seitdem mit Vorliebe; sie waren stolz, ein werthvolles Gewächs zu besitzen, das ihre nördlichen Nachbarn nicht kannten. Im Jahre 1698 schenkte ihr König dem Daimio von Satsuma einen Korb voll Bataten, welche dieser auf Tanega-shima pflanzen liess. Von hier aus verbreitete sich ihr Anbau über die ganze Herrschaft Satsuma, dann weiter über alle wärmeren Theile des südlichen und mittleren Japan. So ist es gekommen, dass man die Batate Riukiu- imo nennt in Satsuma, und Satsuma-imo im ganzen übrigen Reiche Nippon. Noch vor 100 Jahren war jedoch der Anbau dieses Ge- wächses selbst in den südlichen Landestheilen so beschränkt, dass seine Knollen den Kindern als seltene Leckerbissen erschienen. Ihr süsslicher Geschmack erinnert an den der essbaren Kastanien, der Stärkegehalt beträgt nur 16 %. Das Hauptverdienst um seine Ver- breitung im Lande wird einem gewissen Aoki Kongo zugeschrieben, dem vor etwa 15 Jahren die Batatenhändler von Tokio in dem be- nachbarten Meguro einen Denkstein errichteten.
Die kleineren Knollen der Satsuma-imo, welche in Japan zur Vermehrung dienen, werden im Frühjahr in lockeren, gut gedüngten Boden reihenweise in 50--60 cm Abstand verpflanzt und ihre jungen Triebe dann während der ersten zwei Monate mehrmals mit flüssigem Latrinendünger begossen. Im Juni kürzt man in einzelnen Gegenden die bereits 2--21/2 m über den Boden ausgebreiteten Ranken und ver-
*) Ich verdanke die hier folgenden Notizen vornehmlich meinem alten Freunde Ito Keiske in Tokio.
I. Land- und Forstwirthschaft.
Riukiu-imo (Batatas edulis Choisy, Convolvulus Batatas L., C. edulis Thunb.). Die Cultur dieser wichtigen Nährpflanze hat sich über den grössten Theil der tropischen und subtropischen Gebiete der Erde verbreitet. Sie schliesst sich in Europa und Nordamerika nach Süden an diejenige unserer gewöhnlichen Kartoffel an, z. B. in Andalusien und den Golfstaaten, wo die lange hohe Sommerwärme für sie völlig ausreicht. Ueber den Ursprung sind die Ansichten noch getheilt; doch sprechen gewichtige Gründe für Südamerika. Ohne Zweifel ist sie erst seit Entdeckung dieses Erdtheils dem östlichen Monsungebiete zu- geführt worden, wofür nicht blos die hier üblichen Benennungen, sondern auch historische Daten zeugen. So heisst sie bei den meisten Malayen, wie in Portugal Batata, auf den Philippinen aber Castillian.
Um das Jahr 1610 gelangte die Cultur der Batate von Luzon nach China, von hier weiter nach den Riukiu-Inseln *), wo sie Kara- imo (chines. Kartoffel) heisst und das Hauptnahrungsmittel bildet. Die Bewohner jener Inseln befreundeten sich alsbald mit ihr und cultivierten sie seitdem mit Vorliebe; sie waren stolz, ein werthvolles Gewächs zu besitzen, das ihre nördlichen Nachbarn nicht kannten. Im Jahre 1698 schenkte ihr König dem Daimiô von Satsuma einen Korb voll Bataten, welche dieser auf Tanega-shima pflanzen liess. Von hier aus verbreitete sich ihr Anbau über die ganze Herrschaft Satsuma, dann weiter über alle wärmeren Theile des südlichen und mittleren Japan. So ist es gekommen, dass man die Batate Riukiu- imo nennt in Satsuma, und Satsuma-imo im ganzen übrigen Reiche Nippon. Noch vor 100 Jahren war jedoch der Anbau dieses Ge- wächses selbst in den südlichen Landestheilen so beschränkt, dass seine Knollen den Kindern als seltene Leckerbissen erschienen. Ihr süsslicher Geschmack erinnert an den der essbaren Kastanien, der Stärkegehalt beträgt nur 16 %. Das Hauptverdienst um seine Ver- breitung im Lande wird einem gewissen Aoki Kongô zugeschrieben, dem vor etwa 15 Jahren die Batatenhändler von Tôkio in dem be- nachbarten Meguro einen Denkstein errichteten.
Die kleineren Knollen der Satsuma-imo, welche in Japan zur Vermehrung dienen, werden im Frühjahr in lockeren, gut gedüngten Boden reihenweise in 50—60 cm Abstand verpflanzt und ihre jungen Triebe dann während der ersten zwei Monate mehrmals mit flüssigem Latrinendünger begossen. Im Juni kürzt man in einzelnen Gegenden die bereits 2—2½ m über den Boden ausgebreiteten Ranken und ver-
*) Ich verdanke die hier folgenden Notizen vornehmlich meinem alten Freunde Ito Keiske in Tôkio.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Riukiu-imo (Batatas edulis Choisy, Convolvulus Batatas L., C. edulis
Thunb.). Die Cultur dieser wichtigen Nährpflanze hat sich über den
grössten Theil der tropischen und subtropischen Gebiete der Erde
verbreitet. Sie schliesst sich in Europa und Nordamerika nach Süden
an diejenige unserer gewöhnlichen Kartoffel an, z. B. in Andalusien
und den Golfstaaten, wo die lange hohe Sommerwärme für sie völlig
ausreicht. Ueber den Ursprung sind die Ansichten noch getheilt; doch
sprechen gewichtige Gründe für Südamerika. Ohne Zweifel ist sie
erst seit Entdeckung dieses Erdtheils dem östlichen Monsungebiete zu-
geführt worden, wofür nicht blos die hier üblichen Benennungen,
sondern auch historische Daten zeugen. So heisst sie bei den meisten
Malayen, wie in Portugal Batata, auf den Philippinen aber Castillian.
Um das Jahr 1610 gelangte die Cultur der Batate von Luzon
nach China, von hier weiter nach den Riukiu-Inseln *), wo sie Kara-
imo (chines. Kartoffel) heisst und das Hauptnahrungsmittel bildet.
Die Bewohner jener Inseln befreundeten sich alsbald mit ihr und
cultivierten sie seitdem mit Vorliebe; sie waren stolz, ein werthvolles
Gewächs zu besitzen, das ihre nördlichen Nachbarn nicht kannten.
Im Jahre 1698 schenkte ihr König dem Daimiô von Satsuma einen
Korb voll Bataten, welche dieser auf Tanega-shima pflanzen liess.
Von hier aus verbreitete sich ihr Anbau über die ganze Herrschaft
Satsuma, dann weiter über alle wärmeren Theile des südlichen und
mittleren Japan. So ist es gekommen, dass man die Batate Riukiu-
imo nennt in Satsuma, und Satsuma-imo im ganzen übrigen Reiche
Nippon. Noch vor 100 Jahren war jedoch der Anbau dieses Ge-
wächses selbst in den südlichen Landestheilen so beschränkt, dass
seine Knollen den Kindern als seltene Leckerbissen erschienen. Ihr
süsslicher Geschmack erinnert an den der essbaren Kastanien, der
Stärkegehalt beträgt nur 16 %. Das Hauptverdienst um seine Ver-
breitung im Lande wird einem gewissen Aoki Kongô zugeschrieben,
dem vor etwa 15 Jahren die Batatenhändler von Tôkio in dem be-
nachbarten Meguro einen Denkstein errichteten.
Die kleineren Knollen der Satsuma-imo, welche in Japan zur
Vermehrung dienen, werden im Frühjahr in lockeren, gut gedüngten
Boden reihenweise in 50—60 cm Abstand verpflanzt und ihre jungen
Triebe dann während der ersten zwei Monate mehrmals mit flüssigem
Latrinendünger begossen. Im Juni kürzt man in einzelnen Gegenden
die bereits 2—2½ m über den Boden ausgebreiteten Ranken und ver-
*) Ich verdanke die hier folgenden Notizen vornehmlich meinem alten Freunde
Ito Keiske in Tôkio.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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