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Reineck, Johann: Zwei Predigten: Gehalten in der Bischöflichen hohen Stifts-Kirchen zu Halberstadt. Halberstadt, 1613.

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gegen Occident vnd Mittag / vnd haben daselbst dem HERRN Christo grosse Mengen gesamlet; Itzt am Ende der Welt / ist es in diesen Mitternächtischen Ländern kommen / vnd der Glantz des Euangelij so weit ausgebrochen / daß er auch biß an die Pilattas gelanget. Denn die wilden Lappen / die zuvor in Wiltnissen gelebet / haben jtzund / wie die Historici schreiben / das Euangelium von Christo angenommen / vnd leben nach demselben Christlich vnnd selig. Das ist eine grosse Wolthat GOTtes / wie kümmerlich es sonsten auch in den betrübten zeiten / vnd letzten Hefen der Welt / Luc. 1, 79.allenthalben stehet vnd gehet. Denn ausser dem Liechte des Euangelij / sitzen die Leute im lauterem Finsternis / vnnd Schatten des Todes. Luc. 1; Treiben eitel Werck der Finsternis / vnd ziehen damit die ewige Finsternis vber sich: Aber /

1.

Durch die Predigt des Euangelij / lernen wir GOtt erkennen / nach seinem Wesen vnd Willen.

2.

Im Euangelio hören wir die grossen Geheimnissen / davon sonst die gantze Welt nichts weis: Als wie es anfenglich nach der Schöpffung vmb den Menschen gestanden; Item, woher Sünde vnd Todt in die Welt kommen; Item, was GOTT in Christo für ein Remedium dawider geordnet; Item, wie wir vns ferner verhalten sollen / wenn wir durch Christum geheilet / vnnd gerecht worden stnd. Denn wie in der Medicina diese vier Pünctlein geleret / vnd nothwendig sind zu wissen: Erstlich Physiologica, wie es vmb des Menschen Natur geschaffen / wenn er gesund ist; Zum andern / aetiologica, woher so mancherley Kranckheiten kommen; Zum dritten / therapeutica, was für Artzeney wider eine jegliche Kranckheit zugebrauchen; Zum vierden / diaetetica, wie sich der Patient halten mus / wenn er wieder gesundt worden / damit er nicht in ein Recidiva falle / vnnd das letzte erger werde / denn das erste: Also werden auch solche vier stücke vns in der Geistlichen Medicin fürgeschrieben / wie der HERR Christus diß Gleichnis im heutigen Euangelio braucht: Die Starcken bedürffen

gegen Occident vnd Mittag / vnd haben daselbst dem HERRN Christo grosse Mengen gesamlet; Itzt am Ende der Welt / ist es in diesen Mitternächtischen Ländern kommen / vnd der Glantz des Euangelij so weit ausgebrochen / daß er auch biß an die Pilattas gelanget. Denn die wilden Lappen / die zuvor in Wiltnissen gelebet / haben jtzund / wie die Historici schreiben / das Euangelium von Christo angenommen / vnd leben nach demselben Christlich vnnd selig. Das ist eine grosse Wolthat GOTtes / wie kümmerlich es sonsten auch in den betrübten zeiten / vnd letzten Hefen der Welt / Luc. 1, 79.allenthalben stehet vnd gehet. Denn ausser dem Liechte des Euangelij / sitzen die Leute im lauterem Finsternis / vnnd Schatten des Todes. Luc. 1; Treiben eitel Werck der Finsternis / vnd ziehen damit die ewige Finsternis vber sich: Aber /

1.

Durch die Predigt des Euangelij / lernen wir GOtt erkennen / nach seinem Wesen vnd Willen.

2.

Im Euangelio hören wir die grossen Geheimnissen / davon sonst die gantze Welt nichts weis: Als wie es anfenglich nach der Schöpffung vmb den Menschen gestanden; Item, woher Sünde vnd Todt in die Welt kommen; Item, was GOTT in Christo für ein Remedium dawider geordnet; Item, wie wir vns ferner verhalten sollen / wenn wir durch Christum geheilet / vnnd gerecht worden stnd. Denn wie in der Medicina diese vier Pünctlein geleret / vnd nothwendig sind zu wissen: Erstlich Physiologica, wie es vmb des Menschen Natur geschaffen / wenn er gesund ist; Zum andern / aetiologica, woher so mancherley Kranckheiten kommen; Zum dritten / therapeutica, was für Artzeney wider eine jegliche Kranckheit zugebrauchen; Zum vierden / diaetetica, wie sich der Patient halten mus / wenn er wieder gesundt worden / damit er nicht in ein Recidiva falle / vnnd das letzte erger werde / denn das erste: Also werden auch solche vier stücke vns in der Geistlichen Medicin fürgeschrieben / wie der HERR Christus diß Gleichnis im heutigen Euangelio braucht: Die Starcken bedürffen

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[0062] gegen Occident vnd Mittag / vnd haben daselbst dem HERRN Christo grosse Mengen gesamlet; Itzt am Ende der Welt / ist es in diesen Mitternächtischen Ländern kommen / vnd der Glantz des Euangelij so weit ausgebrochen / daß er auch biß an die Pilattas gelanget. Denn die wilden Lappen / die zuvor in Wiltnissen gelebet / haben jtzund / wie die Historici schreiben / das Euangelium von Christo angenommen / vnd leben nach demselben Christlich vnnd selig. Das ist eine grosse Wolthat GOTtes / wie kümmerlich es sonsten auch in den betrübten zeiten / vnd letzten Hefen der Welt / allenthalben stehet vnd gehet. Denn ausser dem Liechte des Euangelij / sitzen die Leute im lauterem Finsternis / vnnd Schatten des Todes. Luc. 1; Treiben eitel Werck der Finsternis / vnd ziehen damit die ewige Finsternis vber sich: Aber / Luc. 1, 79. Durch die Predigt des Euangelij / lernen wir GOtt erkennen / nach seinem Wesen vnd Willen. Im Euangelio hören wir die grossen Geheimnissen / davon sonst die gantze Welt nichts weis: Als wie es anfenglich nach der Schöpffung vmb den Menschen gestanden; Item, woher Sünde vnd Todt in die Welt kommen; Item, was GOTT in Christo für ein Remedium dawider geordnet; Item, wie wir vns ferner verhalten sollen / wenn wir durch Christum geheilet / vnnd gerecht worden stnd. Denn wie in der Medicina diese vier Pünctlein geleret / vnd nothwendig sind zu wissen: Erstlich Physiologica, wie es vmb des Menschen Natur geschaffen / wenn er gesund ist; Zum andern / aetiologica, woher so mancherley Kranckheiten kommen; Zum dritten / therapeutica, was für Artzeney wider eine jegliche Kranckheit zugebrauchen; Zum vierden / diaetetica, wie sich der Patient halten mus / wenn er wieder gesundt worden / damit er nicht in ein Recidiva falle / vnnd das letzte erger werde / denn das erste: Also werden auch solche vier stücke vns in der Geistlichen Medicin fürgeschrieben / wie der HERR Christus diß Gleichnis im heutigen Euangelio braucht: Die Starcken bedürffen

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Zitationshilfe: Reineck, Johann: Zwei Predigten: Gehalten in der Bischöflichen hohen Stifts-Kirchen zu Halberstadt. Halberstadt, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinecker_predigten_1613/62>, abgerufen am 21.11.2024.