Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.muß folgens das vermeinte Schifflein Petri, wan der Pabst ohne Ancker des göttlichen Worts das Ruder führt/ nohtwendig scheiteren/ und zu trümmeren stossen. IX. Wan aber der Pabst irren sollte/ so müste ja die Kirche betrogen werden/ welche doch von Paulo I. Tim. 3. v. 15. genennt wird ein Pfeiler und Grundfeste der Warheit. Antwort. Freylich muß die päbstische Kirche (welche ein Grundfeste der Falschheit ist) irren und betrogen werden/ oder vielmehr sich selbsten betriegen. Unmöglich aber ist es / daß die Apostolische Evangelische Kirche (welche als ein Grundfeste der Warheit dem unbetrieglichen Wort Gottes festiglich anklebet) irren und betrogen werden könne. Drum wer nicht irren/ noch betrogen werden will/ muß nohtwendig den Pabst fahren lassen. X. Wan dan schon ein Pabst irren/ oder auch mit einer Ketzerey behafftet seyn solte / was schadet das der Catholischen Kirchen? Und warum solte ein Pabst nicht seyn können das Haubt der Catholischen Kirchen/ wan er schon nicht hätte den rechten Glauben? Hat doch Christus selbst keinen Glauben/ und kan auch/ weilen er alle Warheiten klar und nicht im duncklen erkenner/ keinen Glauben haben/ und dannoch bleibt er das Haupt der Kirchen. Also folgert Adamus Burghaber Theol. polem. controv. 28. Antwort. Wan ihr nicht wollet Gotts-Lästerung treiben/ so ziehet doch Christum die allwissende Weißheit GOttes nicht in das päbstische Affen-spiel. Im übrigen spricht das päbstische Recht selbsten cap. cum aliquis. causa 24. q. 3. Wan einer abweichet von der Warheit/ von der Forcht Gottes/ vom Glauben/ von der Liebe/ so weicht er zugleich ab von der Gemeinschafft der Kirchen. Wan dan ein Pabst durch eine Ketzerey von der Gemeinschafft der Kirchen ist zertrennet/ wie kan er dan seyn ein mit der Kirchen vereinbartes Ober-haubt? Wiedrum/ wan zur Würdigkeit eines Pabstes nicht erfordert wird der Glaube/ die Liebe/ und die Forcht Gottes sambt dem Gesolg anderer Tugenden/ sondern gnug ist/ daß der Pabst seye ein vernünfftiges Instrument Gottes/ so würde auch der Teuffel noch Hoffnung haben zur päbstlichen Würde. Die sechste Frage. Von der Gewalt und Bottmässigkeit der Römischen Päbsten. ES machen die Papisten grosse Einbildungen/ und setzen die stoltze Bürsten gewaltig in die Höhe wegen der eingebildeten Gewalt ihres Pabstes: mit Fürgeben/ der Pabst habe dreyfache Vollmacht: erstlich zwar über die Heil. Sacramenten. Zweitens über die Unterthanen/ selbige im Gewissen zu verbinden sein Gutgedüncken als eine göttliche Glaubens-Warheit anzunehmen. Drittens auch die Gewalt durch äusserlichen Zwang die widerspänstige Unterthanen zum päbstischen Glauben und Haltung der Römischen Satzungen anzuhalten/ und mit der Schärffe anzustrengen. Wir aber können diese dreyfache angemaßte Gewalt für nichts anders/ als ein dreyfaches Gedicht und drey-doppelte Hoffart und Anti-Christische Tobsucht passiren lassen/ aus Ursach: Dan Gottes Wort weiß das geringste nicht von solcher Gewalt und Bottmässigkeit des Pabstes. Ists also nur ein eitler Ubermuht der Päbsten/ und Schmeichlerey der Römischen Clerisey/ ihren und des Pabstes Staet dardurch zu unterhalten: und ist nirgend zu dienlich/ als nur die elende Seclen der Christen durch eine grausame Gewissens-Tyranney zu marteren. muß folgens das vermeinte Schifflein Petri, wan der Pabst ohne Ancker des göttlichen Worts das Ruder führt/ nohtwendig scheiteren/ und zu trümmeren stossen. IX. Wan aber der Pabst irren sollte/ so müste ja die Kirche betrogen werden/ welche doch von Paulo I. Tim. 3. v. 15. genennt wird ein Pfeiler und Grundfeste der Warheit. Antwort. Freylich muß die päbstische Kirche (welche ein Grundfeste der Falschheit ist) irren und betrogen werden/ oder vielmehr sich selbsten betriegen. Unmöglich aber ist es / daß die Apostolische Evangelische Kirche (welche als ein Grundfeste der Warheit dem unbetrieglichen Wort Gottes festiglich anklebet) irren und betrogen werden könne. Drum wer nicht irren/ noch betrogen werden will/ muß nohtwendig den Pabst fahren lassen. X. Wan dan schon ein Pabst irren/ oder auch mit einer Ketzerey behafftet seyn solte / was schadet das der Catholischen Kirchen? Und warum solte ein Pabst nicht seyn können das Haubt der Catholischen Kirchen/ wan er schon nicht hätte den rechten Glauben? Hat doch Christus selbst keinen Glauben/ und kan auch/ weilen er alle Warheiten klar und nicht im duncklen erkenner/ keinen Glauben haben/ und dannoch bleibt er das Haupt der Kirchen. Also folgert Adamus Burghaber Theol. polem. controv. 28. Antwort. Wan ihr nicht wollet Gotts-Lästerung treiben/ so ziehet doch Christum die allwissende Weißheit GOttes nicht in das päbstische Affen-spiel. Im übrigen spricht das päbstische Recht selbsten cap. cum aliquis. causâ 24. q. 3. Wan einer abweichet von der Warheit/ von der Forcht Gottes/ vom Glauben/ von der Liebe/ so weicht er zugleich ab von der Gemeinschafft der Kirchen. Wan dan ein Pabst durch eine Ketzerey von der Gemeinschafft der Kirchen ist zertrennet/ wie kan er dan seyn ein mit der Kirchen vereinbartes Ober-haubt? Wiedrum/ wan zur Würdigkeit eines Pabstes nicht erfordert wird der Glaube/ die Liebe/ und die Forcht Gottes sambt dem Gesolg anderer Tugenden/ sondern gnug ist/ daß der Pabst seye ein vernünfftiges Instrument Gottes/ so würde auch der Teuffel noch Hoffnung haben zur päbstlichen Würde. Die sechste Frage. Von der Gewalt und Bottmässigkeit der Römischen Päbsten. ES machen die Papisten grosse Einbildungen/ und setzen die stoltze Bürsten gewaltig in die Höhe wegen der eingebildeten Gewalt ihres Pabstes: mit Fürgeben/ der Pabst habe dreyfache Vollmacht: erstlich zwar über die Heil. Sacramenten. Zweitens über die Unterthanen/ selbige im Gewissen zu verbinden sein Gutgedüncken als eine göttliche Glaubens-Warheit anzunehmen. Drittens auch die Gewalt durch äusserlichen Zwang die widerspänstige Unterthanen zum päbstischen Glauben und Haltung der Römischen Satzungen anzuhalten/ und mit der Schärffe anzustrengen. Wir aber können diese dreyfache angemaßte Gewalt für nichts anders/ als ein dreyfaches Gedicht und drey-doppelte Hoffart und Anti-Christische Tobsucht passiren lassen/ aus Ursach: Dan Gottes Wort weiß das geringste nicht von solcher Gewalt und Bottmässigkeit des Pabstes. Ists also nur ein eitler Ubermuht der Päbsten/ und Schmeichlerey der Römischen Clerisey/ ihren und des Pabstes Staet dardurch zu unterhalten: und ist nirgend zu dienlich/ als nur die elende Seclen der Christen durch eine grausame Gewissens-Tyranney zu marteren. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0128" n="108"/> muß folgens das vermeinte Schifflein Petri, wan der Pabst ohne Ancker des göttlichen Worts das Ruder führt/ nohtwendig scheiteren/ und zu trümmeren stossen.</p> <p>IX. Wan aber der Pabst irren sollte/ so müste ja die Kirche betrogen werden/ welche doch von Paulo I. Tim. 3. v. 15. genennt wird ein Pfeiler und Grundfeste der Warheit.</p> <p>Antwort. Freylich muß die päbstische Kirche (welche ein Grundfeste der Falschheit ist) irren und betrogen werden/ oder vielmehr sich selbsten betriegen. Unmöglich aber ist es / daß die Apostolische Evangelische Kirche (welche als ein Grundfeste der Warheit dem unbetrieglichen Wort Gottes festiglich anklebet) irren und betrogen werden könne. Drum wer nicht irren/ noch betrogen werden will/ muß nohtwendig den Pabst fahren lassen.</p> <p>X. Wan dan schon ein Pabst irren/ oder auch mit einer Ketzerey behafftet seyn solte / was schadet das der Catholischen Kirchen? Und warum solte ein Pabst nicht seyn können das Haubt der Catholischen Kirchen/ wan er schon nicht hätte den rechten Glauben? Hat doch Christus selbst keinen Glauben/ und kan auch/ weilen er alle Warheiten klar und nicht im duncklen erkenner/ keinen Glauben haben/ und dannoch bleibt er das Haupt der Kirchen. Also folgert Adamus Burghaber Theol. polem. controv. 28.</p> <p>Antwort. Wan ihr nicht wollet Gotts-Lästerung treiben/ so ziehet doch Christum die allwissende Weißheit GOttes nicht in das päbstische Affen-spiel. Im übrigen spricht das päbstische Recht selbsten cap. cum aliquis. causâ 24. q. 3. Wan einer abweichet von der Warheit/ von der Forcht Gottes/ vom Glauben/ von der Liebe/ so weicht er zugleich ab von der Gemeinschafft der Kirchen. Wan dan ein Pabst durch eine Ketzerey von der Gemeinschafft der Kirchen ist zertrennet/ wie kan er dan seyn ein mit der Kirchen vereinbartes Ober-haubt? Wiedrum/ wan zur Würdigkeit eines Pabstes nicht erfordert wird der Glaube/ die Liebe/ und die Forcht Gottes sambt dem Gesolg anderer Tugenden/ sondern gnug ist/ daß der Pabst seye ein vernünfftiges Instrument Gottes/ so würde auch der Teuffel noch Hoffnung haben zur päbstlichen Würde.</p> <p>Die sechste Frage.</p> <p>Von der Gewalt und Bottmässigkeit der Römischen Päbsten.</p> <p>ES machen die Papisten grosse Einbildungen/ und setzen die stoltze Bürsten gewaltig in die Höhe wegen der eingebildeten Gewalt ihres Pabstes: mit Fürgeben/ der Pabst habe dreyfache Vollmacht: erstlich zwar über die Heil. Sacramenten. Zweitens über die Unterthanen/ selbige im Gewissen zu verbinden sein Gutgedüncken als eine göttliche Glaubens-Warheit anzunehmen. Drittens auch die Gewalt durch äusserlichen Zwang die widerspänstige Unterthanen zum päbstischen Glauben und Haltung der Römischen Satzungen anzuhalten/ und mit der Schärffe anzustrengen.</p> <p>Wir aber können diese dreyfache angemaßte Gewalt für nichts anders/ als ein dreyfaches Gedicht und drey-doppelte Hoffart und Anti-Christische Tobsucht passiren lassen/ aus Ursach:</p> <p>Dan Gottes Wort weiß das geringste nicht von solcher Gewalt und Bottmässigkeit des Pabstes. Ists also nur ein eitler Ubermuht der Päbsten/ und Schmeichlerey der Römischen Clerisey/ ihren und des Pabstes Staet dardurch zu unterhalten: und ist nirgend zu dienlich/ als nur die elende Seclen der Christen durch eine grausame Gewissens-Tyranney zu marteren.</p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0128]
muß folgens das vermeinte Schifflein Petri, wan der Pabst ohne Ancker des göttlichen Worts das Ruder führt/ nohtwendig scheiteren/ und zu trümmeren stossen.
IX. Wan aber der Pabst irren sollte/ so müste ja die Kirche betrogen werden/ welche doch von Paulo I. Tim. 3. v. 15. genennt wird ein Pfeiler und Grundfeste der Warheit.
Antwort. Freylich muß die päbstische Kirche (welche ein Grundfeste der Falschheit ist) irren und betrogen werden/ oder vielmehr sich selbsten betriegen. Unmöglich aber ist es / daß die Apostolische Evangelische Kirche (welche als ein Grundfeste der Warheit dem unbetrieglichen Wort Gottes festiglich anklebet) irren und betrogen werden könne. Drum wer nicht irren/ noch betrogen werden will/ muß nohtwendig den Pabst fahren lassen.
X. Wan dan schon ein Pabst irren/ oder auch mit einer Ketzerey behafftet seyn solte / was schadet das der Catholischen Kirchen? Und warum solte ein Pabst nicht seyn können das Haubt der Catholischen Kirchen/ wan er schon nicht hätte den rechten Glauben? Hat doch Christus selbst keinen Glauben/ und kan auch/ weilen er alle Warheiten klar und nicht im duncklen erkenner/ keinen Glauben haben/ und dannoch bleibt er das Haupt der Kirchen. Also folgert Adamus Burghaber Theol. polem. controv. 28.
Antwort. Wan ihr nicht wollet Gotts-Lästerung treiben/ so ziehet doch Christum die allwissende Weißheit GOttes nicht in das päbstische Affen-spiel. Im übrigen spricht das päbstische Recht selbsten cap. cum aliquis. causâ 24. q. 3. Wan einer abweichet von der Warheit/ von der Forcht Gottes/ vom Glauben/ von der Liebe/ so weicht er zugleich ab von der Gemeinschafft der Kirchen. Wan dan ein Pabst durch eine Ketzerey von der Gemeinschafft der Kirchen ist zertrennet/ wie kan er dan seyn ein mit der Kirchen vereinbartes Ober-haubt? Wiedrum/ wan zur Würdigkeit eines Pabstes nicht erfordert wird der Glaube/ die Liebe/ und die Forcht Gottes sambt dem Gesolg anderer Tugenden/ sondern gnug ist/ daß der Pabst seye ein vernünfftiges Instrument Gottes/ so würde auch der Teuffel noch Hoffnung haben zur päbstlichen Würde.
Die sechste Frage.
Von der Gewalt und Bottmässigkeit der Römischen Päbsten.
ES machen die Papisten grosse Einbildungen/ und setzen die stoltze Bürsten gewaltig in die Höhe wegen der eingebildeten Gewalt ihres Pabstes: mit Fürgeben/ der Pabst habe dreyfache Vollmacht: erstlich zwar über die Heil. Sacramenten. Zweitens über die Unterthanen/ selbige im Gewissen zu verbinden sein Gutgedüncken als eine göttliche Glaubens-Warheit anzunehmen. Drittens auch die Gewalt durch äusserlichen Zwang die widerspänstige Unterthanen zum päbstischen Glauben und Haltung der Römischen Satzungen anzuhalten/ und mit der Schärffe anzustrengen.
Wir aber können diese dreyfache angemaßte Gewalt für nichts anders/ als ein dreyfaches Gedicht und drey-doppelte Hoffart und Anti-Christische Tobsucht passiren lassen/ aus Ursach:
Dan Gottes Wort weiß das geringste nicht von solcher Gewalt und Bottmässigkeit des Pabstes. Ists also nur ein eitler Ubermuht der Päbsten/ und Schmeichlerey der Römischen Clerisey/ ihren und des Pabstes Staet dardurch zu unterhalten: und ist nirgend zu dienlich/ als nur die elende Seclen der Christen durch eine grausame Gewissens-Tyranney zu marteren.
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