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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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III. Es sagen doch die Papisten insgemein/ wann einer auß dem Pabstuhm zur Evangelischen Kirchen entweichet/ es werde hiedurch die Päbstische Kirche von dem Unraht gesäubert / und habe sie drum ein faules unnützes Glied weniger/ die Evangelische Kirche eines mehr / was hat dann der Abfall Patris Rempen viel zu bedeuten?

Antwort:

ICh hoffe zwar nicht/ daß einer Ursach habe mich unter solche unflätige unnütze Zunfft zu rechnen: sonsten/ wann ich unter solche Rotte gehörte/ und ich ein solcher wäre/ so ist die Päbstische Kirche überauß reich an Unflaht/ und hätte demnach dieser Schaden wenig zu bedeuten.

IV. Man glaubet doch eher/ daß die Lock-Pfeiffe/ so den Pater Rempen auß dem Closter gezogen/ vielmehr sey die Liebe zur Freyheit/ als die auffrichtige Liebe zur Warheit.

Antwort:

OB ich mich schon nicht das geringste wegen Uberlast in meinem Orden zu beklagen habe / so habe ich doch freylich das Closter verlassen auß Liebe der Freyheit der Kinder GOttes: Und als die Jiraeliten auß Liebe der Freyheit die Aegyptische Dienstbarkeit verliessen / ist ihnen diß von GOtt nicht übel außgedeutet/ sondern seynd vielmehr von GOtt darzu angehalten/ und mit dessen Schutz und Geleit auff gemuntert worden. So strenget mich auch darzu an die scharffe Erinnerung Pauli I. Cor. VII. 27. Ihr seyd theuer erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte: Vielweniger Sclaven des menschlichen Aberglaubens.

V. Es stehet doch eher zu vermuhten/ Pater Rempen suche bey Verlassung seines Closter-Lebens vielmehr ein Weib/ als die Evangelische Warheit/ und sey diß der eintzige Magnet-Stein gewesen/ so ihn auß dem Closter gezogen.

Antwort:

ICh suche zwar annoch kein Weib: gesetzet aber/ ich fünde eins/ so würde GOtt antworten an statt meiner: Der ein frommes Weib findet/ der findet etwas guts/ und schöpffet Freude vom HErrn/ Prov. XVIII. 22. Dergleichen Zusage GOtt nirgend dem Abergläubischen Ordens-Stande geleistet hat. Und getrauete ich mich alsdann sicherer und unerschrocken mit einem ehrlichen Weibe fürs Gericht GOttes zu treten/ als die Päbstische Ehe-Verbieter mit ihren Huren und stummen Sünden.

VI. Es ist doch und bleibet insgemein wahr: Wann ein Ordens-Geistlicher auß der Päbstischen Kirchen entwischet/ ist solches kein grössers Mirakul/ als wann ein Hengst bey eröffnetem Stall die Halffter abstreichet/ und läufft im May-Monath nach einer Stutte auff eine grüne Weide.

Antwort:

IN so weit mag man diese Gleichnisse gelten lassen/ daß die Päbstische Kirche mit einem Vieh-Stall verglichen wird/ da die geistliche Epi-

III. Es sagen doch die Papisten insgemein/ wann einer auß dem Pabstuhm zur Evangelischen Kirchen entweichet/ es werde hiedurch die Päbstische Kirche von dem Unraht gesäubert / und habe sie drum ein faules unnützes Glied weniger/ die Evangelische Kirche eines mehr / was hat dann der Abfall Patris Rempen viel zu bedeuten?

Antwort:

ICh hoffe zwar nicht/ daß einer Ursach habe mich unter solche unflätige unnütze Zunfft zu rechnen: sonsten/ wann ich unter solche Rotte gehörte/ und ich ein solcher wäre/ so ist die Päbstische Kirche überauß reich an Unflaht/ und hätte demnach dieser Schaden wenig zu bedeuten.

IV. Man glaubet doch eher/ daß die Lock-Pfeiffe/ so den Pater Rempen auß dem Closter gezogen/ vielmehr sey die Liebe zur Freyheit/ als die auffrichtige Liebe zur Warheit.

Antwort:

OB ich mich schon nicht das geringste wegen Uberlast in meinem Orden zu beklagen habe / so habe ich doch freylich das Closter verlassen auß Liebe der Freyheit der Kinder GOttes: Und als die Jiraeliten auß Liebe der Freyheit die Aegyptische Dienstbarkeit verliessen / ist ihnen diß von GOtt nicht übel außgedeutet/ sondern seynd vielmehr von GOtt darzu angehalten/ und mit dessen Schutz und Geleit auff gemuntert worden. So strenget mich auch darzu an die scharffe Erinnerung Pauli I. Cor. VII. 27. Ihr seyd theuer erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte: Vielweniger Sclaven des menschlichen Aberglaubens.

V. Es stehet doch eher zu vermuhten/ Pater Rempen suche bey Verlassung seines Closter-Lebens vielmehr ein Weib/ als die Evangelische Warheit/ und sey diß der eintzige Magnet-Stein gewesen/ so ihn auß dem Closter gezogen.

Antwort:

ICh suche zwar annoch kein Weib: gesetzet aber/ ich fünde eins/ so würde GOtt antworten an statt meiner: Der ein frommes Weib findet/ der findet etwas guts/ und schöpffet Freude vom HErrn/ Prov. XVIII. 22. Dergleichen Zusage GOtt nirgend dem Abergläubischen Ordens-Stande geleistet hat. Und getrauete ich mich alsdann sicherer und unerschrocken mit einem ehrlichen Weibe fürs Gericht GOttes zu treten/ als die Päbstische Ehe-Verbieter mit ihren Huren und stummen Sünden.

VI. Es ist doch und bleibet insgemein wahr: Wann ein Ordens-Geistlicher auß der Päbstischen Kirchen entwischet/ ist solches kein grössers Mirakul/ als wann ein Hengst bey eröffnetem Stall die Halffter abstreichet/ und läufft im May-Monath nach einer Stutte auff eine grüne Weide.

Antwort:

IN so weit mag man diese Gleichnisse gelten lassen/ daß die Päbstische Kirche mit einem Vieh-Stall verglichen wird/ da die geistliche Epi-

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[4/0016] III. Es sagen doch die Papisten insgemein/ wann einer auß dem Pabstuhm zur Evangelischen Kirchen entweichet/ es werde hiedurch die Päbstische Kirche von dem Unraht gesäubert / und habe sie drum ein faules unnützes Glied weniger/ die Evangelische Kirche eines mehr / was hat dann der Abfall Patris Rempen viel zu bedeuten? Antwort: ICh hoffe zwar nicht/ daß einer Ursach habe mich unter solche unflätige unnütze Zunfft zu rechnen: sonsten/ wann ich unter solche Rotte gehörte/ und ich ein solcher wäre/ so ist die Päbstische Kirche überauß reich an Unflaht/ und hätte demnach dieser Schaden wenig zu bedeuten. IV. Man glaubet doch eher/ daß die Lock-Pfeiffe/ so den Pater Rempen auß dem Closter gezogen/ vielmehr sey die Liebe zur Freyheit/ als die auffrichtige Liebe zur Warheit. Antwort: OB ich mich schon nicht das geringste wegen Uberlast in meinem Orden zu beklagen habe / so habe ich doch freylich das Closter verlassen auß Liebe der Freyheit der Kinder GOttes: Und als die Jiraeliten auß Liebe der Freyheit die Aegyptische Dienstbarkeit verliessen / ist ihnen diß von GOtt nicht übel außgedeutet/ sondern seynd vielmehr von GOtt darzu angehalten/ und mit dessen Schutz und Geleit auff gemuntert worden. So strenget mich auch darzu an die scharffe Erinnerung Pauli I. Cor. VII. 27. Ihr seyd theuer erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte: Vielweniger Sclaven des menschlichen Aberglaubens. V. Es stehet doch eher zu vermuhten/ Pater Rempen suche bey Verlassung seines Closter-Lebens vielmehr ein Weib/ als die Evangelische Warheit/ und sey diß der eintzige Magnet-Stein gewesen/ so ihn auß dem Closter gezogen. Antwort: ICh suche zwar annoch kein Weib: gesetzet aber/ ich fünde eins/ so würde GOtt antworten an statt meiner: Der ein frommes Weib findet/ der findet etwas guts/ und schöpffet Freude vom HErrn/ Prov. XVIII. 22. Dergleichen Zusage GOtt nirgend dem Abergläubischen Ordens-Stande geleistet hat. Und getrauete ich mich alsdann sicherer und unerschrocken mit einem ehrlichen Weibe fürs Gericht GOttes zu treten/ als die Päbstische Ehe-Verbieter mit ihren Huren und stummen Sünden. VI. Es ist doch und bleibet insgemein wahr: Wann ein Ordens-Geistlicher auß der Päbstischen Kirchen entwischet/ ist solches kein grössers Mirakul/ als wann ein Hengst bey eröffnetem Stall die Halffter abstreichet/ und läufft im May-Monath nach einer Stutte auff eine grüne Weide. Antwort: IN so weit mag man diese Gleichnisse gelten lassen/ daß die Päbstische Kirche mit einem Vieh-Stall verglichen wird/ da die geistliche Epi-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/16>, abgerufen am 21.11.2024.