Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.IX. Man sage nur was man wolle/ die gantze Heiligkeit und Andacht der Evangelischen Kirchen/ wodurch sich die Münche und Ordens-Geistliche (wie auch itzund Pater Rempen) verleiten lassen/ bestehet nur in dem: Du solst nicht fasten: Du solst keine Gelübden halten: Du solst des Nachts nicht auffstehen/ GOtt im Chor mit Behten und Lob-Gesängen zu preisen/ sondern fein ruhig im Luder liegen bleiben sc. Und ist ja kein Hund oder Katze / die solche heilige Evangelische Andacht nicht auch üben könne. Ist demnach dieser süsse Betrug nur der Köder und Lock-Speise/ so an die Angel angesteckt wird die Ordens-Persohnen auß den Clöstern zu fischen/ und wodurch Pater Rempen ist gezogen worden: Und diß muß dann heissen/ in der Evangelischen Kirchen ein neu heiliges Leben führen; Aber wann mans recht beym Lichte bestehet/ so ist es ja keine grosse Kunst bey so liederlicher Lehr ein Lutheraner zu werden. Antwort: DAs ist eine Folgerey; Als wann ein Jude zu einem Christen sägte: Die Christen bedörffen sich nicht beschneiden zu lassen/ sie dörffen Schwein-Fleisch essen sc. ergo so ist es keine grosse Kunst ein Christ zu werden. Man muß nicht also blind hinein urtheilen und folgeren: Dieses oder jenes ist beschwerlicher/ ergo so ist es auch darum GOtt wohlgefälliger: Sintemahl die Propheten Baals 3. Reg. XXVIII. 28. schryen überlaut/ und ritzten sich so gar mit Messern/ also daß das Blut darnach flosse: Elias hingegen behtete nur gantz sittsam und in der Stille/ und war dannoch dessen Opffer angenehm und GOtt gefällig: Der Baals-Pfaffen Opffer aber verworffen. So fasteten auch die Juden Esa. LVIII. Und dannoch sprach GOtt zu ihnen: Sihe ihr fastet und schlaget mit der Faust unmildiglich und ungöttlich: Ist das die Faste die ich erwehlet habe/ daß einer seinen Kopff niederlencket/ im Sack/ und in der Aschenliege/ solt das Fasten heissen? Ihr habteuren Willen daran sc. Im übrigen lehren die Evangelischen/ Fasten seye löblich / rechtschaffene Gelübden halten nohtwendig/ des Nachts auffstehen/ GOtt zu loben / preiswürdig/ wann nicht durch Aberglauben und Mißbrauch (wie an seinem Orth soll erwiesen werden daß es bey den Papisten geschehe) solche Wercke in ein Opffer Baals verwandelt werden: Und also rein und auffrichtig nach dem Willen Gottes und der Evangelischen Lehre GOtt dienen/ kan kein Hund noch Katze: Aber des Tages wie auch des Nachts ein ungeheures Geheul anstimmen/ wie die Pfaffen und Münche im Chor zu thun pflegen/ wann sie zu Ehren eines verstorbenen Heiligen ihr Geplärre daher boldern/ dessen Inhalt weder sie/ weder GOtt selbsten verstehet/ und nur hie und dort am Ende ihrer abergläubischen Gebehter den wehrtesten Nahmen Christi/ mit dessen höchster Verschimpffung/ einrücken/ solches Geheul und Katzen-Geschrey könte wohl obgemeldten Thieren zuständig seyn/ und sich darauff fügen die Worte des Propheten Amos cap. V. 23. Thuet nur hinweg von mir das Geschrey und Geplärre eurer Lieder. Und haben sie den deutlichen Abriß ihres andächtigen Chor-Geschreyes bey dem Propheten Baruch cap. VI. 30. da Er von den Götzen-Pfaffen also schreibet: Die Priester sitzen in ihren Tempeln mit welten Chor-Röcken/ scheren den Bart ab/ und tragen platten/ sitzen da mit blossen Köpffen/ heulen und schreyen für ihren Götzen/ wie man IX. Man sage nur was man wolle/ die gantze Heiligkeit und Andacht der Evangelischen Kirchen/ wodurch sich die Münche und Ordens-Geistliche (wie auch itzund Pater Rempen) verleiten lassen/ bestehet nur in dem: Du solst nicht fasten: Du solst keine Gelübden halten: Du solst des Nachts nicht auffstehen/ GOtt im Chor mit Behten und Lob-Gesängen zu preisen/ sondern fein ruhig im Luder liegen bleiben sc. Und ist ja kein Hund oder Katze / die solche heilige Evangelische Andacht nicht auch üben könne. Ist demnach dieser süsse Betrug nur der Köder und Lock-Speise/ so an die Angel angesteckt wird die Ordens-Persohnen auß den Clöstern zu fischen/ und wodurch Pater Rempen ist gezogen worden: Und diß muß dann heissen/ in der Evangelischen Kirchen ein neu heiliges Leben führen; Aber wann mans recht beym Lichte bestehet/ so ist es ja keine grosse Kunst bey so liederlicher Lehr ein Lutheraner zu werden. Antwort: DAs ist eine Folgerey; Als wann ein Jude zu einem Christen sägte: Die Christen bedörffen sich nicht beschneiden zu lassen/ sie dörffen Schwein-Fleisch essen sc. ergo so ist es keine grosse Kunst ein Christ zu werden. Man muß nicht also blind hinein urtheilen und folgeren: Dieses oder jenes ist beschwerlicher/ ergo so ist es auch darum GOtt wohlgefälliger: Sintemahl die Propheten Baals 3. Reg. XXVIII. 28. schryen überlaut/ und ritzten sich so gar mit Messern/ also daß das Blut darnach flosse: Elias hingegen behtete nur gantz sittsam und in der Stille/ und war dannoch dessen Opffer angenehm und GOtt gefällig: Der Baals-Pfaffen Opffer aber verworffen. So fasteten auch die Juden Esa. LVIII. Und dannoch sprach GOtt zu ihnen: Sihe ihr fastet und schlaget mit der Faust unmildiglich und ungöttlich: Ist das die Faste die ich erwehlet habe/ daß einer seinen Kopff niederlencket/ im Sack/ und in der Aschenliege/ solt das Fasten heissen? Ihr habteuren Willen daran sc. Im übrigen lehren die Evangelischen/ Fasten seye löblich / rechtschaffene Gelübden halten nohtwendig/ des Nachts auffstehen/ GOtt zu loben / preiswürdig/ wann nicht durch Aberglauben und Mißbrauch (wie an seinem Orth soll erwiesen werden daß es bey den Papisten geschehe) solche Wercke in ein Opffer Baals verwandelt werden: Und also rein und auffrichtig nach dem Willen Gottes und der Evangelischen Lehre GOtt dienen/ kan kein Hund noch Katze: Aber des Tages wie auch des Nachts ein ungeheures Geheul anstimmen/ wie die Pfaffen und Münche im Chor zu thun pflegen/ wann sie zu Ehren eines verstorbenen Heiligen ihr Geplärre daher boldern/ dessen Inhalt weder sie/ weder GOtt selbsten verstehet/ und nur hie und dort am Ende ihrer abergläubischen Gebehter den wehrtesten Nahmen Christi/ mit dessen höchster Verschimpffung/ einrücken/ solches Geheul und Katzen-Geschrey könte wohl obgemeldten Thieren zuständig seyn/ und sich darauff fügen die Worte des Propheten Amos cap. V. 23. Thuet nur hinweg von mir das Geschrey und Geplärre eurer Lieder. Und haben sie den deutlichen Abriß ihres andächtigen Chor-Geschreyes bey dem Propheten Baruch cap. VI. 30. da Er von den Götzen-Pfaffen also schreibet: Die Priester sitzen in ihren Tempeln mit welten Chor-Röcken/ scheren den Bart ab/ und tragen platten/ sitzen da mit blossen Köpffen/ heulen und schreyen für ihren Götzen/ wie man <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0018" n="6"/> <p>IX. Man sage nur was man wolle/ die gantze Heiligkeit und Andacht der Evangelischen Kirchen/ wodurch sich die Münche und Ordens-Geistliche (wie auch itzund Pater Rempen) verleiten lassen/ bestehet nur in dem: Du solst nicht fasten: Du solst keine Gelübden halten: Du solst des Nachts nicht auffstehen/ GOtt im Chor mit Behten und Lob-Gesängen zu preisen/ sondern fein ruhig im Luder liegen bleiben sc. Und ist ja kein Hund oder Katze / die solche heilige Evangelische Andacht nicht auch üben könne. Ist demnach dieser süsse Betrug nur der Köder und Lock-Speise/ so an die Angel angesteckt wird die Ordens-Persohnen auß den Clöstern zu fischen/ und wodurch Pater Rempen ist gezogen worden: Und diß muß dann heissen/ in der Evangelischen Kirchen ein neu heiliges Leben führen; Aber wann mans recht beym Lichte bestehet/ so ist es ja keine grosse Kunst bey so liederlicher Lehr ein Lutheraner zu werden.</p> <p>Antwort:</p> <p>DAs ist eine Folgerey; Als wann ein Jude zu einem Christen sägte: Die Christen bedörffen sich nicht beschneiden zu lassen/ sie dörffen Schwein-Fleisch essen sc. ergo so ist es keine grosse Kunst ein Christ zu werden. Man muß nicht also blind hinein urtheilen und folgeren: Dieses oder jenes ist beschwerlicher/ ergo so ist es auch darum GOtt wohlgefälliger: Sintemahl die Propheten Baals 3. Reg. XXVIII. 28. schryen überlaut/ und ritzten sich so gar mit Messern/ also daß das Blut darnach flosse: Elias hingegen behtete nur gantz sittsam und in der Stille/ und war dannoch dessen Opffer angenehm und GOtt gefällig: Der Baals-Pfaffen Opffer aber verworffen. So fasteten auch die Juden Esa. LVIII. Und dannoch sprach GOtt zu ihnen: Sihe ihr fastet und schlaget mit der Faust unmildiglich und ungöttlich: Ist das die Faste die ich erwehlet habe/ daß einer seinen Kopff niederlencket/ im Sack/ und in der Aschenliege/ solt das Fasten heissen? Ihr habteuren Willen daran sc. Im übrigen lehren die Evangelischen/ Fasten seye löblich / rechtschaffene Gelübden halten nohtwendig/ des Nachts auffstehen/ GOtt zu loben / preiswürdig/ wann nicht durch Aberglauben und Mißbrauch (wie an seinem Orth soll erwiesen werden daß es bey den Papisten geschehe) solche Wercke in ein Opffer Baals verwandelt werden: Und also rein und auffrichtig nach dem Willen Gottes und der Evangelischen Lehre GOtt dienen/ kan kein Hund noch Katze: Aber des Tages wie auch des Nachts ein ungeheures Geheul anstimmen/ wie die Pfaffen und Münche im Chor zu thun pflegen/ wann sie zu Ehren eines verstorbenen Heiligen ihr Geplärre daher boldern/ dessen Inhalt weder sie/ weder GOtt selbsten verstehet/ und nur hie und dort am Ende ihrer abergläubischen Gebehter den wehrtesten Nahmen Christi/ mit dessen höchster Verschimpffung/ einrücken/ solches Geheul und Katzen-Geschrey könte wohl obgemeldten Thieren zuständig seyn/ und sich darauff fügen die Worte des Propheten Amos cap. V. 23. Thuet nur hinweg von mir das Geschrey und Geplärre eurer Lieder. Und haben sie den deutlichen Abriß ihres andächtigen Chor-Geschreyes bey dem Propheten Baruch cap. VI. 30. da Er von den Götzen-Pfaffen also schreibet: Die Priester sitzen in ihren Tempeln mit welten Chor-Röcken/ scheren den Bart ab/ und tragen platten/ sitzen da mit blossen Köpffen/ heulen und schreyen für ihren Götzen/ wie man </p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0018]
IX. Man sage nur was man wolle/ die gantze Heiligkeit und Andacht der Evangelischen Kirchen/ wodurch sich die Münche und Ordens-Geistliche (wie auch itzund Pater Rempen) verleiten lassen/ bestehet nur in dem: Du solst nicht fasten: Du solst keine Gelübden halten: Du solst des Nachts nicht auffstehen/ GOtt im Chor mit Behten und Lob-Gesängen zu preisen/ sondern fein ruhig im Luder liegen bleiben sc. Und ist ja kein Hund oder Katze / die solche heilige Evangelische Andacht nicht auch üben könne. Ist demnach dieser süsse Betrug nur der Köder und Lock-Speise/ so an die Angel angesteckt wird die Ordens-Persohnen auß den Clöstern zu fischen/ und wodurch Pater Rempen ist gezogen worden: Und diß muß dann heissen/ in der Evangelischen Kirchen ein neu heiliges Leben führen; Aber wann mans recht beym Lichte bestehet/ so ist es ja keine grosse Kunst bey so liederlicher Lehr ein Lutheraner zu werden.
Antwort:
DAs ist eine Folgerey; Als wann ein Jude zu einem Christen sägte: Die Christen bedörffen sich nicht beschneiden zu lassen/ sie dörffen Schwein-Fleisch essen sc. ergo so ist es keine grosse Kunst ein Christ zu werden. Man muß nicht also blind hinein urtheilen und folgeren: Dieses oder jenes ist beschwerlicher/ ergo so ist es auch darum GOtt wohlgefälliger: Sintemahl die Propheten Baals 3. Reg. XXVIII. 28. schryen überlaut/ und ritzten sich so gar mit Messern/ also daß das Blut darnach flosse: Elias hingegen behtete nur gantz sittsam und in der Stille/ und war dannoch dessen Opffer angenehm und GOtt gefällig: Der Baals-Pfaffen Opffer aber verworffen. So fasteten auch die Juden Esa. LVIII. Und dannoch sprach GOtt zu ihnen: Sihe ihr fastet und schlaget mit der Faust unmildiglich und ungöttlich: Ist das die Faste die ich erwehlet habe/ daß einer seinen Kopff niederlencket/ im Sack/ und in der Aschenliege/ solt das Fasten heissen? Ihr habteuren Willen daran sc. Im übrigen lehren die Evangelischen/ Fasten seye löblich / rechtschaffene Gelübden halten nohtwendig/ des Nachts auffstehen/ GOtt zu loben / preiswürdig/ wann nicht durch Aberglauben und Mißbrauch (wie an seinem Orth soll erwiesen werden daß es bey den Papisten geschehe) solche Wercke in ein Opffer Baals verwandelt werden: Und also rein und auffrichtig nach dem Willen Gottes und der Evangelischen Lehre GOtt dienen/ kan kein Hund noch Katze: Aber des Tages wie auch des Nachts ein ungeheures Geheul anstimmen/ wie die Pfaffen und Münche im Chor zu thun pflegen/ wann sie zu Ehren eines verstorbenen Heiligen ihr Geplärre daher boldern/ dessen Inhalt weder sie/ weder GOtt selbsten verstehet/ und nur hie und dort am Ende ihrer abergläubischen Gebehter den wehrtesten Nahmen Christi/ mit dessen höchster Verschimpffung/ einrücken/ solches Geheul und Katzen-Geschrey könte wohl obgemeldten Thieren zuständig seyn/ und sich darauff fügen die Worte des Propheten Amos cap. V. 23. Thuet nur hinweg von mir das Geschrey und Geplärre eurer Lieder. Und haben sie den deutlichen Abriß ihres andächtigen Chor-Geschreyes bey dem Propheten Baruch cap. VI. 30. da Er von den Götzen-Pfaffen also schreibet: Die Priester sitzen in ihren Tempeln mit welten Chor-Röcken/ scheren den Bart ab/ und tragen platten/ sitzen da mit blossen Köpffen/ heulen und schreyen für ihren Götzen/ wie man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |