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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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licher Unordnung gar offt durch einander. Im übrigen ist Luther am obgemeldten Ort durch billigen Eyffer entbrunnen gegen die grobe ihm bekannte Mißbräuch der Clöster/ mit hertzlichem Wunsch/ GOtt möchte die Seelen daraus wie den Loth und dessen Töchter aus Sodoma erretten / den Ort aber mit dessen Gedächtnüß vertilgen: gleich wie auch vormals der König Ezechias wegen Mißbrauch der Israeliten die eherne Schlange zertrümmert und vertilget hat/ 4. Reg. 18. v. 4. Wars also beym Luther kein Haß der Personen: sondern der Laster/ und ein Eyffer der Göttlichen Ehren.

XV. Es halten doch insgemein die Leute für Eyd-brüchige/ Gotts-vergeffene/ und treulose Mammelucken diejenige/ so ihre geistliche Gelübden brechen/ und das einmal angefangene Closter-Leben verlassen. Diß ist ja ein Zeichen/ daß es eine heilige Beschaffenheit habe mit den gristlichen Ordens-Gelübden.

Antwort: Man muß nicht acht geben auf das/ so das unverständige Volck schwatzet: sondern Was GOtt davon urtheilet. Hält doch auch wohl ein einfältiger Papist für eine schwere Tod-sünd/ wann man des Morgens mit dem lincken Fuß zuvor in den Schuh tritt/ als mit dem rechten: oder wann man am Freytag die Nägel von den Fingeren schneidet: oder wann man ungefehr auf der Strassen auf ein strohernes Creutz tritt; welches doch alles für GOtt nichts ist/ als eitel Docken-werck. Zu dem/ wann man auch das fundament und die Grundsätze der Päbstischen Theologie will beobachten/ so kan auch kein vernünfftiger Mensch für gottloß erkennen/ wann einer sich von den abergläubischen Closter-Gelübden / als Fall-stricken des Satans loßwickelt: dann erstlich lehren die Päbstische Theologi mit Hermanno Busenbaum, in medulla Theolog. moral. l. 3. tr. 2. c. 3. daß diejenige Sache oder materie, darzu man sich mit einem Gelübd verbindet: müsse nicht allein löblich und GOtt gefällig seyn: sondern auch/ wann in dem Wesen oder Substantz der GOtt angelobten Sachen ist gefehlet worden/ und in der Meinung des Lobenden ein Irrthum mit untergeschlichen / so seye das Gelübd Krafftloß/ und gantz und gar nicht bündig: aus Ursachen/ dieweilen wo ein Irrthum ist in einer Sache/ die nicht vorgesehen ist/ da ist auch kein Wille sich zu verbinden/ welcher Wille doch nohtwendig erfordert wird zum Gelübd. Nun aber wie viele finden sich betrogen/ in dem/ daß sie gemeinet haben die Gelübden solten ihnen gereichen zum Vortheil ihrer Seelen/ und Beforderung ihrer ewigen Seligkeit? befinden sich aber betrogen/ indem sie erfahren/ daß sie bloß wegen der Gelübden immer in schweren Anfechtungen/ auch im sündhafftigen Wandel und Verwirrung ihres Gewissens schweben / daraus sie sich durch kein ander Mittel ausreissen können/ als durch verlassung der Närrischen Gelübden. Weilen dann nun ein Gelübd nicht kan seyn ein Band/ womit man sich der Sünd und dem Satan verbindet/ warum solte man dann nicht ehe die thörichte Gelübd fahren lassen/ als die ewige Seligkeit?

Zweytens: Lehren die päbstischen Theologi mit Sanchez, l. 4. c. 2. Lesio, l. 2. c. 40. d. 2. kein Gelübd verbinde weiter/ als sich erstrecket die Meinung des Lobenden. Zum Exempel: einer thut ein Gelübd zu wallfahrten nach einem heiligen Ort nach Compostella in Spanien/ Maria de Loretto in Italien/ in Meinung/ es seye dieser Ort entlegen nur zehn Meylen: er befindet aber nachmals/ daß dieser Ort entfernet sey hundert Meylen/ so ist sein Gelübd krafftloß und aufgehoben. Wie viele Ordens-personen gibts nun/ die sich mehr betrogen befinden/ als hundert Meylen/ ja so gar so viel Meylen/ als der Himmel entfernet ist von der Höllen? indem sie vermeinet haben in den Clöstern seye

licher Unordnung gar offt durch einander. Im übrigen ist Luther am obgemeldten Ort durch billigen Eyffer entbrunnen gegen die grobe ihm bekannte Mißbräuch der Clöster/ mit hertzlichem Wunsch/ GOtt möchte die Seelen daraus wie den Loth und dessen Töchter aus Sodoma erretten / den Ort aber mit dessen Gedächtnüß vertilgen: gleich wie auch vormals der König Ezechias wegen Mißbrauch der Israeliten die eherne Schlange zertrümmert und vertilget hat/ 4. Reg. 18. v. 4. Wars also beym Luther kein Haß der Personen: sondern der Laster/ und ein Eyffer der Göttlichen Ehren.

XV. Es halten doch insgemein die Leute für Eyd-brüchige/ Gotts-vergeffene/ und treulose Mammelucken diejenige/ so ihre geistliche Gelübden brechen/ und das einmal angefangene Closter-Leben verlassen. Diß ist ja ein Zeichen/ daß es eine heilige Beschaffenheit habe mit den gristlichen Ordens-Gelübden.

Antwort: Man muß nicht acht geben auf das/ so das unverständige Volck schwatzet: sondern Was GOtt davon urtheilet. Hält doch auch wohl ein einfältiger Papist für eine schwere Tod-sünd/ wann man des Morgens mit dem lincken Fuß zuvor in den Schuh tritt/ als mit dem rechten: oder wann man am Freytag die Nägel von den Fingeren schneidet: oder wann man ungefehr auf der Strassen auf ein strohernes Creutz tritt; welches doch alles für GOtt nichts ist/ als eitel Docken-werck. Zu dem/ wann man auch das fundament und die Grundsätze der Päbstischen Theologie will beobachten/ so kan auch kein vernünfftiger Mensch für gottloß erkennen/ wann einer sich von den abergläubischen Closter-Gelübden / als Fall-stricken des Satans loßwickelt: dann erstlich lehren die Päbstische Theologi mit Hermanno Busenbaum, in medulla Theolog. moral. l. 3. tr. 2. c. 3. daß diejenige Sache oder materie, darzu man sich mit einem Gelübd verbindet: müsse nicht allein löblich und GOtt gefällig seyn: sondern auch/ wann in dem Wesen oder Substantz der GOtt angelobten Sachen ist gefehlet worden/ und in der Meinung des Lobenden ein Irrthum mit untergeschlichen / so seye das Gelübd Krafftloß/ und gantz und gar nicht bündig: aus Ursachen/ dieweilen wo ein Irrthum ist in einer Sache/ die nicht vorgesehen ist/ da ist auch kein Wille sich zu verbinden/ welcher Wille doch nohtwendig erfordert wird zum Gelübd. Nun aber wie viele finden sich betrogen/ in dem/ daß sie gemeinet haben die Gelübden solten ihnen gereichen zum Vortheil ihrer Seelen/ und Beforderung ihrer ewigen Seligkeit? befinden sich aber betrogen/ indem sie erfahren/ daß sie bloß wegen der Gelübden immer in schweren Anfechtungen/ auch im sündhafftigen Wandel und Verwirrung ihres Gewissens schweben / daraus sie sich durch kein ander Mittel ausreissen können/ als durch verlassung der Närrischen Gelübden. Weilen dann nun ein Gelübd nicht kan seyn ein Band/ womit man sich der Sünd und dem Satan verbindet/ warum solte man dann nicht ehe die thörichte Gelübd fahren lassen/ als die ewige Seligkeit?

Zweytens: Lehren die päbstischen Theologi mit Sanchez, l. 4. c. 2. Lesio, l. 2. c. 40. d. 2. kein Gelübd verbinde weiter/ als sich erstrecket die Meinung des Lobenden. Zum Exempel: einer thut ein Gelübd zu wallfahrten nach einem heiligen Ort nach Compostella in Spanien/ Maria de Loretto in Italien/ in Meinung/ es seye dieser Ort entlegen nur zehn Meylen: er befindet aber nachmals/ daß dieser Ort entfernet sey hundert Meylen/ so ist sein Gelübd krafftloß und aufgehoben. Wie viele Ordens-personen gibts nun/ die sich mehr betrogen befinden/ als hundert Meylen/ ja so gar so viel Meylen/ als der Him̃el entfernet ist von der Höllen? indem sie vermeinet haben in den Clöstern seye

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        <p>XV. Es halten doch insgemein die Leute für Eyd-brüchige/ Gotts-vergeffene/ und treulose            Mammelucken diejenige/ so ihre geistliche Gelübden brechen/ und das einmal angefangene            Closter-Leben verlassen. Diß ist ja ein Zeichen/ daß es eine heilige Beschaffenheit habe            mit den gristlichen Ordens-Gelübden.</p>
        <p>Antwort: Man muß nicht acht geben auf das/ so das unverständige Volck schwatzet: sondern            Was GOtt davon urtheilet. Hält doch auch wohl ein einfältiger Papist für eine schwere            Tod-sünd/ wann man des Morgens mit dem lincken Fuß zuvor in den Schuh tritt/ als mit dem            rechten: oder wann man am Freytag die Nägel von den Fingeren schneidet: oder wann man            ungefehr auf der Strassen auf ein strohernes Creutz tritt; welches doch alles für GOtt            nichts ist/ als eitel Docken-werck. Zu dem/ wann man auch das fundament und die            Grundsätze der Päbstischen Theologie will beobachten/ so kan auch kein vernünfftiger            Mensch für gottloß erkennen/ wann einer sich von den abergläubischen Closter-Gelübden /            als Fall-stricken des Satans loßwickelt: dann erstlich lehren die Päbstische Theologi mit            Hermanno Busenbaum, in medulla Theolog. moral. l. 3. tr. 2. c. 3. daß diejenige Sache oder            materie, darzu man sich mit einem Gelübd verbindet: müsse nicht allein löblich und GOtt            gefällig seyn: sondern auch/ wann in dem Wesen oder Substantz der GOtt angelobten Sachen            ist gefehlet worden/ und in der Meinung des Lobenden ein Irrthum mit untergeschlichen /            so seye das Gelübd Krafftloß/ und gantz und gar nicht bündig: aus Ursachen/ dieweilen wo            ein Irrthum ist in einer Sache/ die nicht vorgesehen ist/ da ist auch kein Wille sich zu            verbinden/ welcher Wille doch nohtwendig erfordert wird zum Gelübd. Nun aber wie viele            finden sich betrogen/ in dem/ daß sie gemeinet haben die Gelübden solten ihnen gereichen            zum Vortheil ihrer Seelen/ und Beforderung ihrer ewigen Seligkeit? befinden sich aber            betrogen/ indem sie erfahren/ daß sie bloß wegen der Gelübden immer in schweren            Anfechtungen/ auch im sündhafftigen Wandel und Verwirrung ihres Gewissens schweben /            daraus sie sich durch kein ander Mittel ausreissen können/ als durch verlassung der            Närrischen Gelübden. Weilen dann nun ein Gelübd nicht kan seyn ein Band/ womit man sich            der Sünd und dem Satan verbindet/ warum solte man dann nicht ehe die thörichte Gelübd            fahren lassen/ als die ewige Seligkeit?</p>
        <p>Zweytens: Lehren die päbstischen Theologi mit Sanchez, l. 4. c. 2. Lesio, l. 2. c. 40. d.            2. kein Gelübd verbinde weiter/ als sich erstrecket die Meinung des Lobenden. Zum            Exempel: einer thut ein Gelübd zu wallfahrten nach einem heiligen Ort nach Compostella in            Spanien/ Maria de Loretto in Italien/ in Meinung/ es seye dieser Ort entlegen nur zehn            Meylen: er befindet aber nachmals/ daß dieser Ort entfernet sey hundert Meylen/ so ist            sein Gelübd krafftloß und aufgehoben. Wie viele Ordens-personen gibts nun/ die sich mehr            betrogen befinden/ als hundert Meylen/ ja so gar so viel Meylen/ als der Him&#x0303;el            entfernet ist von der Höllen? indem sie vermeinet haben in den Clöstern seye
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[224/0244] licher Unordnung gar offt durch einander. Im übrigen ist Luther am obgemeldten Ort durch billigen Eyffer entbrunnen gegen die grobe ihm bekannte Mißbräuch der Clöster/ mit hertzlichem Wunsch/ GOtt möchte die Seelen daraus wie den Loth und dessen Töchter aus Sodoma erretten / den Ort aber mit dessen Gedächtnüß vertilgen: gleich wie auch vormals der König Ezechias wegen Mißbrauch der Israeliten die eherne Schlange zertrümmert und vertilget hat/ 4. Reg. 18. v. 4. Wars also beym Luther kein Haß der Personen: sondern der Laster/ und ein Eyffer der Göttlichen Ehren. XV. Es halten doch insgemein die Leute für Eyd-brüchige/ Gotts-vergeffene/ und treulose Mammelucken diejenige/ so ihre geistliche Gelübden brechen/ und das einmal angefangene Closter-Leben verlassen. Diß ist ja ein Zeichen/ daß es eine heilige Beschaffenheit habe mit den gristlichen Ordens-Gelübden. Antwort: Man muß nicht acht geben auf das/ so das unverständige Volck schwatzet: sondern Was GOtt davon urtheilet. Hält doch auch wohl ein einfältiger Papist für eine schwere Tod-sünd/ wann man des Morgens mit dem lincken Fuß zuvor in den Schuh tritt/ als mit dem rechten: oder wann man am Freytag die Nägel von den Fingeren schneidet: oder wann man ungefehr auf der Strassen auf ein strohernes Creutz tritt; welches doch alles für GOtt nichts ist/ als eitel Docken-werck. Zu dem/ wann man auch das fundament und die Grundsätze der Päbstischen Theologie will beobachten/ so kan auch kein vernünfftiger Mensch für gottloß erkennen/ wann einer sich von den abergläubischen Closter-Gelübden / als Fall-stricken des Satans loßwickelt: dann erstlich lehren die Päbstische Theologi mit Hermanno Busenbaum, in medulla Theolog. moral. l. 3. tr. 2. c. 3. daß diejenige Sache oder materie, darzu man sich mit einem Gelübd verbindet: müsse nicht allein löblich und GOtt gefällig seyn: sondern auch/ wann in dem Wesen oder Substantz der GOtt angelobten Sachen ist gefehlet worden/ und in der Meinung des Lobenden ein Irrthum mit untergeschlichen / so seye das Gelübd Krafftloß/ und gantz und gar nicht bündig: aus Ursachen/ dieweilen wo ein Irrthum ist in einer Sache/ die nicht vorgesehen ist/ da ist auch kein Wille sich zu verbinden/ welcher Wille doch nohtwendig erfordert wird zum Gelübd. Nun aber wie viele finden sich betrogen/ in dem/ daß sie gemeinet haben die Gelübden solten ihnen gereichen zum Vortheil ihrer Seelen/ und Beforderung ihrer ewigen Seligkeit? befinden sich aber betrogen/ indem sie erfahren/ daß sie bloß wegen der Gelübden immer in schweren Anfechtungen/ auch im sündhafftigen Wandel und Verwirrung ihres Gewissens schweben / daraus sie sich durch kein ander Mittel ausreissen können/ als durch verlassung der Närrischen Gelübden. Weilen dann nun ein Gelübd nicht kan seyn ein Band/ womit man sich der Sünd und dem Satan verbindet/ warum solte man dann nicht ehe die thörichte Gelübd fahren lassen/ als die ewige Seligkeit? Zweytens: Lehren die päbstischen Theologi mit Sanchez, l. 4. c. 2. Lesio, l. 2. c. 40. d. 2. kein Gelübd verbinde weiter/ als sich erstrecket die Meinung des Lobenden. Zum Exempel: einer thut ein Gelübd zu wallfahrten nach einem heiligen Ort nach Compostella in Spanien/ Maria de Loretto in Italien/ in Meinung/ es seye dieser Ort entlegen nur zehn Meylen: er befindet aber nachmals/ daß dieser Ort entfernet sey hundert Meylen/ so ist sein Gelübd krafftloß und aufgehoben. Wie viele Ordens-personen gibts nun/ die sich mehr betrogen befinden/ als hundert Meylen/ ja so gar so viel Meylen/ als der Him̃el entfernet ist von der Höllen? indem sie vermeinet haben in den Clöstern seye

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/244>, abgerufen am 27.11.2024.