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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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II. Vertreten doch die Obern im Geistlichen-Orden die Persohn Christi/ der da sagt: Wer euch höret/ der höret mich/ Luc. 10. v. 16. Item. Matt. 23. v. 2. auf Moses Stuel sitzen Schrifftgelehrten und Pharisaeer: alles nun was sie euch sagen das ihr halten sollet/ das haltet und thuts: aber nach ihren Wercken sollet ihr nicht thun.

Antwort. Es ist zwar war/ daß man nach den Wercken der Obern im Geistlichen Orden nicht thun soll: dann selbige seynd allemahl allerdings nicht löblich/ und nachfolgens würdig. Im übrigen auf Moses Stuel sitzen ist nichts anders/ als Moses Gesetz und Gottes Wort fürtragen/ darnach man dann auch freylich thun soll. Wo ist aber Moses Stuel im Geistlichen-Orden/ da nur Aberglauben und Menschen-Tand mit völligem Regiment den Thron hat bestiegen? Wer hat die Obern in den Clöstern auf Moses Stuel gesetzet/ als nur ihre eigene Einbildung? Wo hat Christus die obangezogene Wort auf sie gemüntzet und sie für seine Stadhalter/ und Erben auf Moses Stuel eingesetzet? Darvon müssen sie ihr creditif-schreiben aufzeigen/ oder man glaubts ihnen nicht.

III. Spricht doch David Ps. 66. v. 12. GOtt du hast Menschen über unser Haupt gesetzet. Hierdurch werden ja verstanden die Obern und Praelaten in denen Clöstern/ welche GOtt über die Unterthanen zu herschen hat verordnet/ und befohlen ihnen zu gehorchen.

Antwort. David redet daselbst von Verfolgung seiner Feinden/ so sich über ihn erhebten. Wann das dann ja vom Geistlichen Gehorsam (wie Hieron. Platus de bono Stat. Relig. will) soll verstanden werden/ so mus man auch die nechst darauf in der Päbstischen Bibel folgende Wort desselbigen Texts herzufügen/ Du hast uns gebracht in ein Strick/ und auf unsren Rücken Betrübnüß gelegt: Und gleich wie David gerad darauf spricht: Aber du o GOTT hast uns herausgeführet/ deswegen will ich dir Brand-Opffer geben in dein Haus: So kan sich auch eine Ordens-Persohn erfreuen/ wann sie sich aus diesen Stricken hat heraus gewickelt/ und des Jochs des abergläubischen Gehorsams entschüttet. Summa/ wann der Gehorsam heilig machet/ so ist kein Heiliger Stand/ als das Soldaten Leben: Die müssen sich (trotz den Mönchen) tummelen lassen lincks und rechts: und so gar mit einem eintzigen rebellischen Wort haben sie das Leben verspielet. So wäre es ja noch vollkommener (was den Gehorsam betrifft) freywillig eine mousquette, als eine Mönchen-Kutte zu tragen.

IV. Es sagen doch gemeiniglich die Päbstische Gottes-Gelehrte und Ascetae, das derjenige / so seinen Geistlichen Obern nur blind gehorsamet/ nicht könne in seinem Thun und Lassen fehlen: Warum solte dann der Geistliche Gehorsam nicht ein heiliges Werck seyn?

Antwort. Der Gottes Wort folget/ kan noch weniger und unmöglich fehlen. Im übrigen / wann ein Blinder den andern führet/ so fallen sie beyde in die Gruben. Matth. 15. v. 14.

V. Zum wenigsten wann einer eines andern Menschen/ dem er sich freywillig unterworffen hat/ willen folget in denen Sachen/ die nicht streben wieder die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht.

Antwort. Wann auch einer seinen eigenen Willen folget in denen Sachen/ so nicht streben wider die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht: So bedarff er darum dem Satan kein Gauckel-Spiel zu machen/ daß er einem sündigen und offt passionirten Menschen nach der Pfeiffen tantze/ in Meinung/ er habe alsdann bey GOtt eine grosse Vollkommenheit und stattliche Verdiensten erhaschet. O Thorheit!

II. Vertreten doch die Obern im Geistlichen-Orden die Persohn Christi/ der da sagt: Wer euch höret/ der höret mich/ Luc. 10. v. 16. Item. Matt. 23. v. 2. auf Moses Stuel sitzen Schrifftgelehrten und Pharisaeer: alles nun was sie euch sagen das ihr halten sollet/ das haltet und thuts: aber nach ihren Wercken sollet ihr nicht thun.

Antwort. Es ist zwar war/ daß man nach den Wercken der Obern im Geistlichen Orden nicht thun soll: dann selbige seynd allemahl allerdings nicht löblich/ und nachfolgens würdig. Im übrigen auf Moses Stuel sitzen ist nichts anders/ als Moses Gesetz und Gottes Wort fürtragen/ darnach man dann auch freylich thun soll. Wo ist aber Moses Stuel im Geistlichen-Orden/ da nur Aberglauben und Menschen-Tand mit völligem Regiment den Thron hat bestiegen? Wer hat die Obern in den Clöstern auf Moses Stuel gesetzet/ als nur ihre eigene Einbildung? Wo hat Christus die obangezogene Wort auf sie gemüntzet und sie für seine Stadhalter/ und Erben auf Moses Stuel eingesetzet? Darvon müssen sie ihr creditif-schreiben aufzeigen/ oder man glaubts ihnen nicht.

III. Spricht doch David Ps. 66. v. 12. GOtt du hast Menschen über unser Haupt gesetzet. Hierdurch werden ja verstanden die Obern und Praelaten in denen Clöstern/ welche GOtt über die Unterthanen zu herschen hat verordnet/ und befohlen ihnen zu gehorchen.

Antwort. David redet daselbst von Verfolgung seiner Feinden/ so sich über ihn erhebten. Wann das dann ja vom Geistlichen Gehorsam (wie Hieron. Platus de bono Stat. Relig. will) soll verstanden werden/ so mus man auch die nechst darauf in der Päbstischen Bibel folgende Wort desselbigen Texts herzufügen/ Du hast uns gebracht in ein Strick/ und auf unsren Rücken Betrübnüß gelegt: Und gleich wie David gerad darauf spricht: Aber du o GOTT hast uns herausgeführet/ deswegen will ich dir Brand-Opffer geben in dein Haus: So kan sich auch eine Ordens-Persohn erfreuen/ wann sie sich aus diesen Stricken hat heraus gewickelt/ und des Jochs des abergläubischen Gehorsams entschüttet. Summa/ wann der Gehorsam heilig machet/ so ist kein Heiliger Stand/ als das Soldaten Leben: Die müssen sich (trotz den Mönchen) tummelen lassen lincks und rechts: und so gar mit einem eintzigen rebellischen Wort haben sie das Leben verspielet. So wäre es ja noch vollkommener (was den Gehorsam betrifft) freywillig eine mousquette, als eine Mönchen-Kutte zu tragen.

IV. Es sagen doch gemeiniglich die Päbstische Gottes-Gelehrte und Ascetae, das derjenige / so seinen Geistlichen Obern nur blind gehorsamet/ nicht könne in seinem Thun und Lassen fehlen: Warum solte dann der Geistliche Gehorsam nicht ein heiliges Werck seyn?

Antwort. Der Gottes Wort folget/ kan noch weniger und unmöglich fehlen. Im übrigen / wann ein Blinder den andern führet/ so fallen sie beyde in die Gruben. Matth. 15. v. 14.

V. Zum wenigsten wann einer eines andern Menschen/ dem er sich freywillig unterworffen hat/ willen folget in denen Sachen/ die nicht streben wieder die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht.

Antwort. Wann auch einer seinen eigenen Willen folget in denen Sachen/ so nicht streben wider die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht: So bedarff er darum dem Satan kein Gauckel-Spiel zu machen/ daß er einem sündigen und offt passionirten Menschen nach der Pfeiffen tantze/ in Meinung/ er habe alsdann bey GOtt eine grosse Vollkommenheit und stattliche Verdiensten erhaschet. O Thorheit!

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        <p>Antwort. David redet daselbst von Verfolgung seiner Feinden/ so sich über ihn erhebten.            Wann das dann ja vom Geistlichen Gehorsam (wie Hieron. Platus de bono Stat. Relig. will)            soll verstanden werden/ so mus man auch die nechst darauf in der Päbstischen Bibel            folgende Wort desselbigen Texts herzufügen/ Du hast uns gebracht in ein Strick/ und auf            unsren Rücken Betrübnüß gelegt: Und gleich wie David gerad darauf spricht: Aber du o GOTT            hast uns herausgeführet/ deswegen will ich dir Brand-Opffer geben in dein Haus: So kan            sich auch eine Ordens-Persohn erfreuen/ wann sie sich aus diesen Stricken hat heraus            gewickelt/ und des Jochs des abergläubischen Gehorsams entschüttet. Summa/ wann der            Gehorsam heilig machet/ so ist kein Heiliger Stand/ als das Soldaten Leben: Die müssen            sich (trotz den Mönchen) tummelen lassen lincks und rechts: und so gar mit einem eintzigen            rebellischen Wort haben sie das Leben verspielet. So wäre es ja noch vollkommener (was den            Gehorsam betrifft) freywillig eine mousquette, als eine Mönchen-Kutte zu tragen.</p>
        <p>IV. Es sagen doch gemeiniglich die Päbstische Gottes-Gelehrte und Ascetae, das derjenige / so seinen Geistlichen Obern nur blind gehorsamet/ nicht könne in seinem Thun und Lassen fehlen: Warum solte dann der Geistliche Gehorsam nicht ein heiliges Werck seyn?</p>
        <p>Antwort. Der Gottes Wort folget/ kan noch weniger und unmöglich fehlen. Im übrigen /            wann ein Blinder den andern führet/ so fallen sie beyde in die Gruben. Matth. 15. v.            14.</p>
        <p>V. Zum wenigsten wann einer eines andern Menschen/ dem er sich freywillig unterworffen            hat/ willen folget in denen Sachen/ die nicht streben wieder die Gebot Gottes/ dann            sündiget er nicht.</p>
        <p>Antwort. Wann auch einer seinen eigenen Willen folget in denen Sachen/ so nicht streben            wider die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht: So bedarff er darum dem Satan kein            Gauckel-Spiel zu machen/ daß er einem sündigen und offt passionirten Menschen nach der            Pfeiffen tantze/ in Meinung/ er habe alsdann bey GOtt eine grosse Vollkommenheit und            stattliche Verdiensten erhaschet. O Thorheit!</p>
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[232/0252] II. Vertreten doch die Obern im Geistlichen-Orden die Persohn Christi/ der da sagt: Wer euch höret/ der höret mich/ Luc. 10. v. 16. Item. Matt. 23. v. 2. auf Moses Stuel sitzen Schrifftgelehrten und Pharisaeer: alles nun was sie euch sagen das ihr halten sollet/ das haltet und thuts: aber nach ihren Wercken sollet ihr nicht thun. Antwort. Es ist zwar war/ daß man nach den Wercken der Obern im Geistlichen Orden nicht thun soll: dann selbige seynd allemahl allerdings nicht löblich/ und nachfolgens würdig. Im übrigen auf Moses Stuel sitzen ist nichts anders/ als Moses Gesetz und Gottes Wort fürtragen/ darnach man dann auch freylich thun soll. Wo ist aber Moses Stuel im Geistlichen-Orden/ da nur Aberglauben und Menschen-Tand mit völligem Regiment den Thron hat bestiegen? Wer hat die Obern in den Clöstern auf Moses Stuel gesetzet/ als nur ihre eigene Einbildung? Wo hat Christus die obangezogene Wort auf sie gemüntzet und sie für seine Stadhalter/ und Erben auf Moses Stuel eingesetzet? Darvon müssen sie ihr creditif-schreiben aufzeigen/ oder man glaubts ihnen nicht. III. Spricht doch David Ps. 66. v. 12. GOtt du hast Menschen über unser Haupt gesetzet. Hierdurch werden ja verstanden die Obern und Praelaten in denen Clöstern/ welche GOtt über die Unterthanen zu herschen hat verordnet/ und befohlen ihnen zu gehorchen. Antwort. David redet daselbst von Verfolgung seiner Feinden/ so sich über ihn erhebten. Wann das dann ja vom Geistlichen Gehorsam (wie Hieron. Platus de bono Stat. Relig. will) soll verstanden werden/ so mus man auch die nechst darauf in der Päbstischen Bibel folgende Wort desselbigen Texts herzufügen/ Du hast uns gebracht in ein Strick/ und auf unsren Rücken Betrübnüß gelegt: Und gleich wie David gerad darauf spricht: Aber du o GOTT hast uns herausgeführet/ deswegen will ich dir Brand-Opffer geben in dein Haus: So kan sich auch eine Ordens-Persohn erfreuen/ wann sie sich aus diesen Stricken hat heraus gewickelt/ und des Jochs des abergläubischen Gehorsams entschüttet. Summa/ wann der Gehorsam heilig machet/ so ist kein Heiliger Stand/ als das Soldaten Leben: Die müssen sich (trotz den Mönchen) tummelen lassen lincks und rechts: und so gar mit einem eintzigen rebellischen Wort haben sie das Leben verspielet. So wäre es ja noch vollkommener (was den Gehorsam betrifft) freywillig eine mousquette, als eine Mönchen-Kutte zu tragen. IV. Es sagen doch gemeiniglich die Päbstische Gottes-Gelehrte und Ascetae, das derjenige / so seinen Geistlichen Obern nur blind gehorsamet/ nicht könne in seinem Thun und Lassen fehlen: Warum solte dann der Geistliche Gehorsam nicht ein heiliges Werck seyn? Antwort. Der Gottes Wort folget/ kan noch weniger und unmöglich fehlen. Im übrigen / wann ein Blinder den andern führet/ so fallen sie beyde in die Gruben. Matth. 15. v. 14. V. Zum wenigsten wann einer eines andern Menschen/ dem er sich freywillig unterworffen hat/ willen folget in denen Sachen/ die nicht streben wieder die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht. Antwort. Wann auch einer seinen eigenen Willen folget in denen Sachen/ so nicht streben wider die Gebot Gottes/ dann sündiget er nicht: So bedarff er darum dem Satan kein Gauckel-Spiel zu machen/ daß er einem sündigen und offt passionirten Menschen nach der Pfeiffen tantze/ in Meinung/ er habe alsdann bey GOtt eine grosse Vollkommenheit und stattliche Verdiensten erhaschet. O Thorheit!

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/252>, abgerufen am 22.11.2024.