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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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dieser dem übrigen menschlichen Geschlecht anklebenden Macul ist befreyet gewesen: Dann obschon die Dominicaner und Franciscaner nebst den Jesuiten, wegen dieser Materie in zwo Trouppen reiten/ und diese Warheit bißhero der Kirchen vom H. Geist noch nicht ist offenbahret/ so seynd doch die Römische Päbst/ als Sixtus IV. Pius. V. Paulus V. Gregorius XV. Alexander VII. dieser Gottseligen Meinung nicht abgeneiget/ indem sie beyden? Parteien verboten/ von dieser Materie in den Schulen zu Wörtlen und Feder-fechten/ oder sich unter einander zu verketzeren. Und hat ja der gelehrte P. de Astrocha ein gewaltiges Buch in Folio geschrieben vom Lob und Zeugnüssen dieser unbefleckten Empfängnüß.

Antwort. Wie wenig dieser demühtigen Magd des HErrn gedienet seye mit solcher abergläubischen Schmeichlerey der Papisten/ bezeuget sie gnugsam mit diesen niederträchtigen Worten Luc. I. v. 47. Mein Geist hat sich erfreuet in GOtt meinem Heyland / (oder Erlöser von den Sünden) eben so wohl/ als Simeon Christum seinen Heyland nennete Luc. 2. v. 30. Ist also dieser Hochgebenedeyten und Preiß-wehrten Jungfrauen wenig gedienet mit solchen Papistischen Grillen/ und ihr mit dem wahnwitzigem Götzen-Dienst gar übel aufgewartet. Sonsten wann ihr ja mit Aberglauben dieser Hoch-zupreisenden Jungfrauen dienen wollet/ so dichtet ebenfals/ es seye nicht alleine sie/ sondern auch ihre Mutter Anna/ mit der Groß-Mutter/ ohne Erb-Sünde empfangen/ und haben das Gesetz vollkommentlich gehalten/ so steigert ihr den eingebildeten Lob desto höher. Summa / solche Papistische Phantastereien haben in GOttes Wort keinen Grund/ und können zur Auferbauung der Christlichen Gemeine nichts fruchten.

XXIV. Schreibt doch Luther selbst: Es seye die Jungfrau Maria niemals einigem Fluch unterworffen gewesen: Sondern empfangen worden in der Gnaden GOttes: Ja es sagt die Vernunfft selbst/ daß es der Würdigkeit GOttes unanständig seye/ gebohren zu werden von einer Mutter/ davon sich der Teuffel rühmen könne/ sie seye einsmals seine Leibeigene Slavinne gewesen: So ist demnach diese gebenedeite Mutter ohne alle Erb-Sünd/ und folgens auch ohne allen Flecken der Ubertretung gegen das Göttliche Gesetz unbeschmitzet erhalten.

Antwort. Was GOtt durch seine Allmacht hätte auswircken können/ darvon ist die Frage nicht: Daß es aber GOtt also solle in seiner Göttlichen Verordnung eingerichtet haben / dargegen setzet sich S. Paulus I. Cor. 15. v. 22. da er spricht: Gleich wie sie in Adam NB. alle (ohne Ausnahm der Jungfrauen Maria) sterben: Also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Und kan alhier die gewöhnliche Ausflucht den Papisten nichts fruchten/ wann sie fürgeben/ das Wörtlein/ Alle/ seye nur zu nehmen in Sensu accommodo, daß ist: Alle haben in Adam gesündiget/ ausgenommen Maria/ gleichwie der König Assuerus sagte zu der Esther diß Gesetz ist für alle gegeben: Aber nicht für dich Esth. 15. v. 13. Dann diß seynd nur übelgegründete Menschen-Grillen/ und Phantastische von GOttes Wort abweichende Muhtmassungen. Im übrigen redet Luther nicht in einem so abergläubischen Sinn/ wie die Papisten: Als habe die Jungfrau Maria in Adam nicht gesündiget/ und seye ihr Wille in den übertretenden Willen des Adams nicht/ wie der Wille anderer Menschen/ eingeschlossen gewesen: Sondern seine Meinung ist/ das/ obschon Maria warhafftig in Adam gesündiget/ so könne man doch wohl freywillig und ohne Zwang des Göttlichen Worts zugeben/ daß sie niemals einigem Göttlichen Fluch seye unterworffen gewesen: Weilen/ wann GOtt gewöllt hat/ so ist die begangene Erb-Sünde/ in Ansehung der Verdiensten Christi/ ihr nicht zugerechnet/ und folgens hat sich auch der Teuffel nicht rühmen können/ daß Maria ihmahls seye seine Slavinne gewesen:

dieser dem übrigen menschlichen Geschlecht anklebenden Macul ist befreyet gewesen: Dann obschon die Dominicaner und Franciscaner nebst den Jesuiten, wegen dieser Materie in zwo Trouppen reiten/ und diese Warheit bißhero der Kirchen vom H. Geist noch nicht ist offenbahret/ so seynd doch die Römische Päbst/ als Sixtus IV. Pius. V. Paulus V. Gregorius XV. Alexander VII. dieser Gottseligen Meinung nicht abgeneiget/ indem sie beyden? Parteien verboten/ von dieser Materie in den Schulen zu Wörtlen und Feder-fechten/ oder sich unter einander zu verketzeren. Und hat ja der gelehrte P. de Astrocha ein gewaltiges Buch in Folio geschrieben vom Lob und Zeugnüssen dieser unbefleckten Empfängnüß.

Antwort. Wie wenig dieser demühtigen Magd des HErrn gedienet seye mit solcher abergläubischen Schmeichlerey der Papisten/ bezeuget sie gnugsam mit diesen niederträchtigen Worten Luc. I. v. 47. Mein Geist hat sich erfreuet in GOtt meinem Heyland / (oder Erlöser von den Sünden) eben so wohl/ als Simeon Christum seinen Heyland nennete Luc. 2. v. 30. Ist also dieser Hochgebenedeyten und Preiß-wehrten Jungfrauen wenig gedienet mit solchen Papistischen Grillen/ und ihr mit dem wahnwitzigem Götzen-Dienst gar übel aufgewartet. Sonsten wann ihr ja mit Aberglauben dieser Hoch-zupreisenden Jungfrauen dienen wollet/ so dichtet ebenfals/ es seye nicht alleine sie/ sondern auch ihre Mutter Anna/ mit der Groß-Mutter/ ohne Erb-Sünde empfangen/ und haben das Gesetz vollkommentlich gehalten/ so steigert ihr den eingebildeten Lob desto höher. Summa / solche Papistische Phantastereien haben in GOttes Wort keinen Grund/ und können zur Auferbauung der Christlichen Gemeine nichts fruchten.

XXIV. Schreibt doch Luther selbst: Es seye die Jungfrau Maria niemals einigem Fluch unterworffen gewesen: Sondern empfangen worden in der Gnaden GOttes: Ja es sagt die Vernunfft selbst/ daß es der Würdigkeit GOttes unanständig seye/ gebohren zu werden von einer Mutter/ davon sich der Teuffel rühmen könne/ sie seye einsmals seine Leibeigene Slavinne gewesen: So ist demnach diese gebenedeite Mutter ohne alle Erb-Sünd/ und folgens auch ohne allen Flecken der Ubertretung gegen das Göttliche Gesetz unbeschmitzet erhalten.

Antwort. Was GOtt durch seine Allmacht hätte auswircken können/ darvon ist die Frage nicht: Daß es aber GOtt also solle in seiner Göttlichen Verordnung eingerichtet haben / dargegen setzet sich S. Paulus I. Cor. 15. v. 22. da er spricht: Gleich wie sie in Adam NB. alle (ohne Ausnahm der Jungfrauen Maria) sterben: Also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Und kan alhier die gewöhnliche Ausflucht den Papisten nichts fruchten/ wann sie fürgeben/ das Wörtlein/ Alle/ seye nur zu nehmen in Sensu accommodo, daß ist: Alle haben in Adam gesündiget/ ausgenommen Maria/ gleichwie der König Assuerus sagte zu der Esther diß Gesetz ist für alle gegeben: Aber nicht für dich Esth. 15. v. 13. Dann diß seynd nur übelgegründete Menschen-Grillen/ und Phantastische von GOttes Wort abweichende Muhtmassungen. Im übrigen redet Luther nicht in einem so abergläubischen Sinn/ wie die Papisten: Als habe die Jungfrau Maria in Adam nicht gesündiget/ und seye ihr Wille in den übertretenden Willen des Adams nicht/ wie der Wille anderer Menschen/ eingeschlossen gewesen: Sondern seine Meinung ist/ das/ obschon Maria warhafftig in Adam gesündiget/ so könne man doch wohl freywillig und ohne Zwang des Göttlichen Worts zugeben/ daß sie niemals einigem Göttlichen Fluch seye unterworffen gewesen: Weilen/ wann GOtt gewöllt hat/ so ist die begangene Erb-Sünde/ in Ansehung der Verdiensten Christi/ ihr nicht zugerechnet/ und folgens hat sich auch der Teuffel nicht rühmen können/ daß Maria ihmahls seye seine Slavinne gewesen:

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dieser dem übrigen menschlichen Geschlecht            anklebenden Macul ist befreyet gewesen: Dann obschon die Dominicaner und Franciscaner            nebst den Jesuiten, wegen dieser Materie in zwo Trouppen reiten/ und diese Warheit            bißhero der Kirchen vom H. Geist noch nicht ist offenbahret/ so seynd doch die Römische            Päbst/ als Sixtus IV. Pius. V. Paulus V. Gregorius XV. Alexander VII. dieser Gottseligen            Meinung nicht abgeneiget/ indem sie beyden? Parteien verboten/ von dieser Materie in den            Schulen zu Wörtlen und Feder-fechten/ oder sich unter einander zu verketzeren. Und hat ja            der gelehrte P. de Astrocha ein gewaltiges Buch in Folio geschrieben vom Lob und            Zeugnüssen dieser unbefleckten Empfängnüß.</p>
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[271/0291] dieser dem übrigen menschlichen Geschlecht anklebenden Macul ist befreyet gewesen: Dann obschon die Dominicaner und Franciscaner nebst den Jesuiten, wegen dieser Materie in zwo Trouppen reiten/ und diese Warheit bißhero der Kirchen vom H. Geist noch nicht ist offenbahret/ so seynd doch die Römische Päbst/ als Sixtus IV. Pius. V. Paulus V. Gregorius XV. Alexander VII. dieser Gottseligen Meinung nicht abgeneiget/ indem sie beyden? Parteien verboten/ von dieser Materie in den Schulen zu Wörtlen und Feder-fechten/ oder sich unter einander zu verketzeren. Und hat ja der gelehrte P. de Astrocha ein gewaltiges Buch in Folio geschrieben vom Lob und Zeugnüssen dieser unbefleckten Empfängnüß. Antwort. Wie wenig dieser demühtigen Magd des HErrn gedienet seye mit solcher abergläubischen Schmeichlerey der Papisten/ bezeuget sie gnugsam mit diesen niederträchtigen Worten Luc. I. v. 47. Mein Geist hat sich erfreuet in GOtt meinem Heyland / (oder Erlöser von den Sünden) eben so wohl/ als Simeon Christum seinen Heyland nennete Luc. 2. v. 30. Ist also dieser Hochgebenedeyten und Preiß-wehrten Jungfrauen wenig gedienet mit solchen Papistischen Grillen/ und ihr mit dem wahnwitzigem Götzen-Dienst gar übel aufgewartet. Sonsten wann ihr ja mit Aberglauben dieser Hoch-zupreisenden Jungfrauen dienen wollet/ so dichtet ebenfals/ es seye nicht alleine sie/ sondern auch ihre Mutter Anna/ mit der Groß-Mutter/ ohne Erb-Sünde empfangen/ und haben das Gesetz vollkommentlich gehalten/ so steigert ihr den eingebildeten Lob desto höher. Summa / solche Papistische Phantastereien haben in GOttes Wort keinen Grund/ und können zur Auferbauung der Christlichen Gemeine nichts fruchten. XXIV. Schreibt doch Luther selbst: Es seye die Jungfrau Maria niemals einigem Fluch unterworffen gewesen: Sondern empfangen worden in der Gnaden GOttes: Ja es sagt die Vernunfft selbst/ daß es der Würdigkeit GOttes unanständig seye/ gebohren zu werden von einer Mutter/ davon sich der Teuffel rühmen könne/ sie seye einsmals seine Leibeigene Slavinne gewesen: So ist demnach diese gebenedeite Mutter ohne alle Erb-Sünd/ und folgens auch ohne allen Flecken der Ubertretung gegen das Göttliche Gesetz unbeschmitzet erhalten. Antwort. Was GOtt durch seine Allmacht hätte auswircken können/ darvon ist die Frage nicht: Daß es aber GOtt also solle in seiner Göttlichen Verordnung eingerichtet haben / dargegen setzet sich S. Paulus I. Cor. 15. v. 22. da er spricht: Gleich wie sie in Adam NB. alle (ohne Ausnahm der Jungfrauen Maria) sterben: Also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Und kan alhier die gewöhnliche Ausflucht den Papisten nichts fruchten/ wann sie fürgeben/ das Wörtlein/ Alle/ seye nur zu nehmen in Sensu accommodo, daß ist: Alle haben in Adam gesündiget/ ausgenommen Maria/ gleichwie der König Assuerus sagte zu der Esther diß Gesetz ist für alle gegeben: Aber nicht für dich Esth. 15. v. 13. Dann diß seynd nur übelgegründete Menschen-Grillen/ und Phantastische von GOttes Wort abweichende Muhtmassungen. Im übrigen redet Luther nicht in einem so abergläubischen Sinn/ wie die Papisten: Als habe die Jungfrau Maria in Adam nicht gesündiget/ und seye ihr Wille in den übertretenden Willen des Adams nicht/ wie der Wille anderer Menschen/ eingeschlossen gewesen: Sondern seine Meinung ist/ das/ obschon Maria warhafftig in Adam gesündiget/ so könne man doch wohl freywillig und ohne Zwang des Göttlichen Worts zugeben/ daß sie niemals einigem Göttlichen Fluch seye unterworffen gewesen: Weilen/ wann GOtt gewöllt hat/ so ist die begangene Erb-Sünde/ in Ansehung der Verdiensten Christi/ ihr nicht zugerechnet/ und folgens hat sich auch der Teuffel nicht rühmen können/ daß Maria ihmahls seye seine Slavinne gewesen:

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/291>, abgerufen am 22.11.2024.