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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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zeigen sein Creditif-schreiben/ daß er als ein Bevollmächtigter Gewalt von GOtt empfangen/ eine neue Religion zu stifften und einzuführen?

Antwort. Luther hat keine neue Religion eingeführt: sondern die alte Apostolische von dem neu-eingeführten päbstischen Greuel gesaubert und erneuert. Im übrigen ist nichts gemeiners bey den Papisten/ als den Evangelischen Predigern/ wie auch dem Luther ihren Beruff zu disputiren: eben als vorzeiten die Pharisäer/ als sie nichts an Christi und seines Vorlauffers Lehr haben konten/ endlich anfiengen ihren Beruff zu tadeln/ da sie sprachen zum Johannes: Warum tauffst du/ wann du nicht bist Christus/ noch Elias/ noch ein Prophet? Joh. I. v. 25. und zu Christo selbst: Aus was Macht thust du das/ und wer hat dir die Macht gegeben? Matth. 21. v. 23. Aber es müssen auch die Papisten bin wiederum nicht für ungut aufnehmen/ wann man die Frage umkehrt; und sie ebenfals fraget/ wer hat sie beruffen? dann erstlich wer hat den Pabst beruffen zum Stadthalter Christi und allgemeines Haupt/ und Monarchen der Kirchen/ und allerheiligsten Vatter auf Erden? Gewißlich Paulus wann er redet von den Dieneren Christi in seiner Kirche so spricht er daß Christus etliche gesetzt habe zu Aposteln/ etliche zu Propheten/ etliche zu Evangelisten/ etliche zu Hirten und Lehreren Ephes. 4. v. II. wo bleibt allhier der allerhetligste Vatter/ und unfehlbabres Haupt der Kirchen? Wiederum/ wer hat beruffen die Römische Cardinäl? es kennet sie zwar der Pabst wohl: aber die H. Schrifft kennet sie nicht. Item/ wer hat beruffen die päbstische Bischöffe? die H. Schrifft weiß wohl von Bischöffen/ die durch ihr Predig-Ampt und das Evangelium den Teuffel bestreiten: aber von Bischöffen/ die neben zeitlichen Pracht und Eitelkeit nur beschäfftiget seyen mit Einschmierung der Meß-pfaffen/ weiß sie das geringste nicht: und möchte man wohl etwas von ihnen lesen in dem Römischen Calender: aber in Gottes Wort nicht das wenigste. Item / wer hat beruffen die Mönche/ Nonnen/ und Ordens-Leut? hats der Pabst gethan? dieser hat ja selber keinen Beruff/ und kan nicht geben/ was er nicht hat: ja wann er schon seinen Beruff hätte/ so kan er doch nicht beruffen zum Stand/ den GOtt nicht hat eingesetzet. Wiederum/ wer hat beruffen die Römische Meß-pfaffen? hat sie beruffen der Bischoff? der hat selbsten keinen Beruff/ und folgens kan er andern keinen mittheilen: wie dann auch S. Paulus, da er erzehlt die Nahmen der Diener Christi in seiner Kirchen Eph. 4. v. II. die Meß-pfaffen gäntzlich hat in Vergeß gestellet. Im übrigen hat den Luther GOtt beruffen / und das reine Evangelium war sein göttliches Creditif-Schreiben. Zu dem/ wann ein Hauß brennet/ pflegt man kein Creditif-Schreiben zu fordern/ ob einer bevollmächtiget seye zu löschen: die Liebe des Nechstens ist als dann Creditif-Schreibens gnug: so bedorffte auch Luther kein anders Creditif-Schreiben aufzuzeigen/ als eben/ bey dem Untergang so vieler Seelen/ und Verachtung des Evangelit die höchste Nohl und Liebe der Ehren Gottes/ und seines heiligen Worts. Zum Uberfluß/ so haben den Luther/ neben der Gemeinde zu Wittenberg/ beruffen so viele tausend Seelen welche zwischen den verkehrten und ärgerlichen Sitten der päbstischen Clerisey und schwermenden Greuel seufftzeten/ wie sie sich des erbärmlichen Jochs möchten entschütten/ wie diß der Ausgang sat sam und augenscheinlich hat ausgewiesen/ und GOtt mit seinem kräftigen Nachtruck den Beruf des Luthers bewehret.

XXXV. Es ist doch nicht zu vermuhten/ daß/ wann GOtt die Römische Kirche durch die Verkündigung des reinen Evangelii vom Unraht hätte aussäuberen wöllen/ er

zeigen sein Creditif-schreiben/ daß er als ein Bevollmächtigter Gewalt von GOtt empfangen/ eine neue Religion zu stifften und einzuführen?

Antwort. Luther hat keine neue Religion eingeführt: sondern die alte Apostolische von dem neu-eingeführten päbstischen Greuel gesaubert und erneuert. Im übrigen ist nichts gemeiners bey den Papisten/ als den Evangelischen Predigern/ wie auch dem Luther ihren Beruff zu disputiren: eben als vorzeiten die Pharisäer/ als sie nichts an Christi und seines Vorlauffers Lehr haben konten/ endlich anfiengen ihren Beruff zu tadeln/ da sie sprachen zum Johannes: Warum tauffst du/ wann du nicht bist Christus/ noch Elias/ noch ein Prophet? Joh. I. v. 25. und zu Christo selbst: Aus was Macht thust du das/ und wer hat dir die Macht gegeben? Matth. 21. v. 23. Aber es müssen auch die Papisten bin wiederum nicht für ungut aufnehmen/ wann man die Frage umkehrt; und sie ebenfals fraget/ wer hat sie beruffen? dann erstlich wer hat den Pabst beruffen zum Stadthalter Christi und allgemeines Haupt/ und Monarchen der Kirchen/ und allerheiligsten Vatter auf Erden? Gewißlich Paulus wañ er redet von den Dieneren Christi in seiner Kirche so spricht er daß Christus etliche gesetzt habe zu Aposteln/ etliche zu Propheten/ etliche zu Evangelisten/ etliche zu Hirten und Lehreren Ephes. 4. v. II. wo bleibt allhier der allerhetligste Vatter/ und unfehlbabres Haupt der Kirchen? Wiederum/ wer hat beruffen die Römische Cardinäl? es kennet sie zwar der Pabst wohl: aber die H. Schrifft kennet sie nicht. Item/ wer hat beruffen die päbstische Bischöffe? die H. Schrifft weiß wohl von Bischöffen/ die durch ihr Predig-Ampt und das Evangelium den Teuffel bestreiten: aber von Bischöffen/ die neben zeitlichen Pracht und Eitelkeit nur beschäfftiget seyen mit Einschmierung der Meß-pfaffen/ weiß sie das geringste nicht: und möchte man wohl etwas von ihnen lesen in dem Römischen Calender: aber in Gottes Wort nicht das wenigste. Item / wer hat beruffen die Mönche/ Nonnen/ und Ordens-Leut? hats der Pabst gethan? dieser hat ja selber keinen Beruff/ und kan nicht geben/ was er nicht hat: ja wann er schon seinen Beruff hätte/ so kan er doch nicht beruffen zum Stand/ den GOtt nicht hat eingesetzet. Wiederum/ wer hat beruffen die Römische Meß-pfaffen? hat sie beruffen der Bischoff? der hat selbsten keinen Beruff/ und folgens kan er andern keinen mittheilen: wie dann auch S. Paulus, da er erzehlt die Nahmen der Diener Christi in seiner Kirchen Eph. 4. v. II. die Meß-pfaffen gäntzlich hat in Vergeß gestellet. Im übrigen hat den Luther GOtt beruffen / und das reine Evangelium war sein göttliches Creditif-Schreiben. Zu dem/ wann ein Hauß brennet/ pflegt man kein Creditif-Schreiben zu fordern/ ob einer bevollmächtiget seye zu löschen: die Liebe des Nechstens ist als dann Creditif-Schreibens gnug: so bedorffte auch Luther kein anders Creditif-Schreiben aufzuzeigen/ als eben/ bey dem Untergang so vieler Seelen/ und Verachtung des Evangelit die höchste Nohl und Liebe der Ehren Gottes/ und seines heiligen Worts. Zum Uberfluß/ so haben den Luther/ neben der Gemeinde zu Wittenberg/ beruffen so viele tausend Seelen welche zwischen den verkehrten und ärgerlichen Sitten der päbstischen Clerisey und schwermenden Greuel seufftzeten/ wie sie sich des erbärmlichen Jochs möchten entschütten/ wie diß der Ausgang sat sam und augenscheinlich hat ausgewiesen/ und GOtt mit seinem kräftigen Nachtruck den Beruf des Luthers bewehret.

XXXV. Es ist doch nicht zu vermuhten/ daß/ wann GOtt die Römische Kirche durch die Verkündigung des reinen Evangelii vom Unraht hätte aussäuberen wöllen/ er

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[23/0323] zeigen sein Creditif-schreiben/ daß er als ein Bevollmächtigter Gewalt von GOtt empfangen/ eine neue Religion zu stifften und einzuführen? Antwort. Luther hat keine neue Religion eingeführt: sondern die alte Apostolische von dem neu-eingeführten päbstischen Greuel gesaubert und erneuert. Im übrigen ist nichts gemeiners bey den Papisten/ als den Evangelischen Predigern/ wie auch dem Luther ihren Beruff zu disputiren: eben als vorzeiten die Pharisäer/ als sie nichts an Christi und seines Vorlauffers Lehr haben konten/ endlich anfiengen ihren Beruff zu tadeln/ da sie sprachen zum Johannes: Warum tauffst du/ wann du nicht bist Christus/ noch Elias/ noch ein Prophet? Joh. I. v. 25. und zu Christo selbst: Aus was Macht thust du das/ und wer hat dir die Macht gegeben? Matth. 21. v. 23. Aber es müssen auch die Papisten bin wiederum nicht für ungut aufnehmen/ wann man die Frage umkehrt; und sie ebenfals fraget/ wer hat sie beruffen? dann erstlich wer hat den Pabst beruffen zum Stadthalter Christi und allgemeines Haupt/ und Monarchen der Kirchen/ und allerheiligsten Vatter auf Erden? Gewißlich Paulus wañ er redet von den Dieneren Christi in seiner Kirche so spricht er daß Christus etliche gesetzt habe zu Aposteln/ etliche zu Propheten/ etliche zu Evangelisten/ etliche zu Hirten und Lehreren Ephes. 4. v. II. wo bleibt allhier der allerhetligste Vatter/ und unfehlbabres Haupt der Kirchen? Wiederum/ wer hat beruffen die Römische Cardinäl? es kennet sie zwar der Pabst wohl: aber die H. Schrifft kennet sie nicht. Item/ wer hat beruffen die päbstische Bischöffe? die H. Schrifft weiß wohl von Bischöffen/ die durch ihr Predig-Ampt und das Evangelium den Teuffel bestreiten: aber von Bischöffen/ die neben zeitlichen Pracht und Eitelkeit nur beschäfftiget seyen mit Einschmierung der Meß-pfaffen/ weiß sie das geringste nicht: und möchte man wohl etwas von ihnen lesen in dem Römischen Calender: aber in Gottes Wort nicht das wenigste. Item / wer hat beruffen die Mönche/ Nonnen/ und Ordens-Leut? hats der Pabst gethan? dieser hat ja selber keinen Beruff/ und kan nicht geben/ was er nicht hat: ja wann er schon seinen Beruff hätte/ so kan er doch nicht beruffen zum Stand/ den GOtt nicht hat eingesetzet. Wiederum/ wer hat beruffen die Römische Meß-pfaffen? hat sie beruffen der Bischoff? der hat selbsten keinen Beruff/ und folgens kan er andern keinen mittheilen: wie dann auch S. Paulus, da er erzehlt die Nahmen der Diener Christi in seiner Kirchen Eph. 4. v. II. die Meß-pfaffen gäntzlich hat in Vergeß gestellet. Im übrigen hat den Luther GOtt beruffen / und das reine Evangelium war sein göttliches Creditif-Schreiben. Zu dem/ wann ein Hauß brennet/ pflegt man kein Creditif-Schreiben zu fordern/ ob einer bevollmächtiget seye zu löschen: die Liebe des Nechstens ist als dann Creditif-Schreibens gnug: so bedorffte auch Luther kein anders Creditif-Schreiben aufzuzeigen/ als eben/ bey dem Untergang so vieler Seelen/ und Verachtung des Evangelit die höchste Nohl und Liebe der Ehren Gottes/ und seines heiligen Worts. Zum Uberfluß/ so haben den Luther/ neben der Gemeinde zu Wittenberg/ beruffen so viele tausend Seelen welche zwischen den verkehrten und ärgerlichen Sitten der päbstischen Clerisey und schwermenden Greuel seufftzeten/ wie sie sich des erbärmlichen Jochs möchten entschütten/ wie diß der Ausgang sat sam und augenscheinlich hat ausgewiesen/ und GOtt mit seinem kräftigen Nachtruck den Beruf des Luthers bewehret. XXXV. Es ist doch nicht zu vermuhten/ daß/ wann GOtt die Römische Kirche durch die Verkündigung des reinen Evangelii vom Unraht hätte aussäuberen wöllen/ er

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/323>, abgerufen am 25.11.2024.