Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Papisten selbst nicht wissen / wozu diese ihre Schmierung nutze/ und es auch ihr Pabst ihnen nicht sagen kan/ so weiß ichs in Warheit auch nicht: sondern dis bleibt nur wahr/ der wohl schmiert/ der fähret geschwind/ wo nicht zu GOtt/ zum wenigsten an seinen gebührenden Ort. VI. Es ist doch ein gar alter Gebrauch dieser Oelung/ welches dann ein Anzeigen ist / daß sie ihren Ursprung herleite von den Aposteln. Antwort. Es seye dieser eur Mißbrauch so alt er immer wölle: so wisset ihr doch noch auf den heutigen Tag nicht/ wie ihr eure Krancken sollet einschmieren: Daun Layman l. 5. tr. 8. Sylvester in p. q. 31. Tannerus, Marchantius, Diana p. 3. t. 4. seynd der Meynung/ es seye gnug/ daß man nur einen Sinn des Menschen (zum Exempel/ die Augen allein) einschmiere: und diese Meynung ist gut für diejenige/ denen Nasen und Ohren seynd abgeschnitten. Hingegen Suarez, Bellarminus &c. wöllen durchaus haben/ man solle nicht allein alle fünff Sinne des Krancken/ als Augen/ Ohren/ Nasen/ Mund/ Händ / sondern auch so gar die Lenden beschmiern/ ausgenommen die Lenden der Weiber und geistlichen Personen (vielleicht weilen die Lenden der Bauren/ und anderer Welt-Menschen nicht so gelind seyen/ und des Schmierens besser bedörffen) Wiederum Sylvester, Chapeavill. Diana p. 3. t. 4 seynd der Meynung/ daß/ wo irgend ein Krancker mit der pestilentzischen Seuche ist behafftet/ der Priester/ wegen Gefahr darmit angesteckt zu werden/ solle eine lange Stange oder Fischer-Ruthe nehmen/ dieselbe in den Oel hinein tuncken/ und durch die Thür oder Fenster dem Krancken um die Nasen/ ums Maul/ und hinter den Ohren herum wischen. Weilen dann etliche päbstische Theologi wöllen/ es seye dis Sacrament eingesetzt zur Zeit des letzten Abendmahls/ so mögen sie folglich sagen / es seye solches eingesetzet Joh. 18. da der Juden Rotte in der Nacht/ da der HErr verrahten wurd/ mit langen Stangen/ Spiessen/ und brennenden Laternen (wobey ohne Zweiffel auch wird Oel gewesen seyn) hinzu naheten. Und wann ihr in dieser Nacht keine Stifftung findet dieses eures Sacraments/ so werdet ihr bey hellem Tag schwerlich einen Beweiß antreffen. VII. Es muß aber der Bischoff selbsten dieses heilige Oel consecriren/ und segnen: so ist es ja kein gemeines Wesen: sondern nothwendig ein heiliges Sacrament. Antwort. Daß diese Segnung dem Bischoff allein/ und sonsten keinen andern Priester solle zuständig seyen/ solches will nicht gestehen Serrarius thesi 83. de extr. unct. Im übrigen: solte wol nicht der Teuffel selbsten lachen müssen/ wann der Bischoffbey seinem Seegen-sprechen und Gauckel-spiel ihn will aus dem Oel verbannen/ da er niemahl seinen Sitz hat genommen/ und ihn also aus dem Haus vertreiben/ da er niemahls hat gewohnet? Summa, hier mag einer errahten/ was doch Abergläubischer seye/ die Oelung selbsten / oder die Einbildung der geoelten Papisten/ nach Zeugnüs/ Joannis Mabillon in praef. in act. Sanct. vorzeiten dafür hielten/ es wäre keinem mit der letzten Oelung gesalbten Papisten/ wanner von seiner Kranckheit genesen solte/ ins künfftig zuständig Fleisch zu essen/ oder an den Füssen Schuh zu tragen/ und was des Aberglaubens mehr die fruchtbahre Mutter die Römische Kirch bey ihren Kindern pflegt auszubrüten. VIII. Bezeuget doch Jeremias Patriarch zu Constantinopel resp. I. c. I. contra Luth. daß sie bey ihnen heilig Oehl haben/ und dis seye ein Sacrament. Antwort. Ihr thut wohl/ daß ihr euren heiligen Oel von Constantinopel hohlet: sonsten müstet ihr wohl gar nach den fünff thörichten Jungfrauen gehen/ und tuncken eure Baumwolle in ihre Lampen. Papisten selbst nicht wissen / wozu diese ihre Schmierung nutze/ und es auch ihr Pabst ihnen nicht sagen kan/ so weiß ichs in Warheit auch nicht: sondern dis bleibt nur wahr/ der wohl schmiert/ der fähret geschwind/ wo nicht zu GOtt/ zum wenigsten an seinen gebührenden Ort. VI. Es ist doch ein gar alter Gebrauch dieser Oelung/ welches dann ein Anzeigen ist / daß sie ihren Ursprung herleite von den Aposteln. Antwort. Es seye dieser eur Mißbrauch so alt er immer wölle: so wisset ihr doch noch auf den heutigen Tag nicht/ wie ihr eure Krancken sollet einschmieren: Daun Layman l. 5. tr. 8. Sylvester in p. q. 31. Tannerus, Marchantius, Diana p. 3. t. 4. seynd der Meynung/ es seye gnug/ daß man nur einen Sinn des Menschen (zum Exempel/ die Augen allein) einschmiere: und diese Meynung ist gut für diejenige/ denen Nasen und Ohren seynd abgeschnitten. Hingegen Suarez, Bellarminus &c. wöllen durchaus haben/ man solle nicht allein alle fünff Sinne des Krancken/ als Augen/ Ohren/ Nasen/ Mund/ Händ / sondern auch so gar die Lenden beschmiern/ ausgenommen die Lenden der Weiber und geistlichen Personen (vielleicht weilen die Lenden der Bauren/ und anderer Welt-Menschen nicht so gelind seyen/ und des Schmierens besser bedörffen) Wiederum Sylvester, Chapeavill. Diana p. 3. t. 4 seynd der Meynung/ daß/ wo irgend ein Krancker mit der pestilentzischen Seuche ist behafftet/ der Priester/ wegen Gefahr darmit angesteckt zu werden/ solle eine lange Stange oder Fischer-Ruthe nehmen/ dieselbe in den Oel hinein tuncken/ und durch die Thür oder Fenster dem Krancken um die Nasen/ ums Maul/ und hinter den Ohren herum wischen. Weilen dann etliche päbstische Theologi wöllen/ es seye dis Sacrament eingesetzt zur Zeit des letzten Abendmahls/ so mögen sie folglich sagen / es seye solches eingesetzet Joh. 18. da der Juden Rotte in der Nacht/ da der HErr verrahten wurd/ mit langen Stangen/ Spiessen/ und brennenden Laternen (wobey ohne Zweiffel auch wird Oel gewesen seyn) hinzu naheten. Und wann ihr in dieser Nacht keine Stifftung findet dieses eures Sacraments/ so werdet ihr bey hellem Tag schwerlich einen Beweiß antreffen. VII. Es muß aber der Bischoff selbsten dieses heilige Oel consecriren/ und segnen: so ist es ja kein gemeines Wesen: sondern nothwendig ein heiliges Sacrament. Antwort. Daß diese Segnung dem Bischoff allein/ und sonsten keinen andern Priester solle zuständig seyen/ solches will nicht gestehen Serrarius thesi 83. de extr. unct. Im übrigen: solte wol nicht der Teuffel selbsten lachen müssen/ wann der Bischoffbey seinem Seegen-sprechen und Gauckel-spiel ihn will aus dem Oel verbannen/ da er niemahl seinen Sitz hat genommen/ und ihn also aus dem Haus vertreiben/ da er niemahls hat gewohnet? Summa, hier mag einer errahten/ was doch Abergläubischer seye/ die Oelung selbsten / oder die Einbildung der geoelten Papisten/ nach Zeugnüs/ Joannis Mabillon in praef. in act. Sanct. vorzeiten dafür hielten/ es wäre keinem mit der letzten Oelung gesalbten Papisten/ wañer von seiner Kranckheit genesen solte/ ins künfftig zuständig Fleisch zu essen/ oder an den Füssen Schuh zu tragen/ und was des Aberglaubens mehr die fruchtbahre Mutter die Römische Kirch bey ihren Kindern pflegt auszubrüten. VIII. Bezeuget doch Jeremias Patriarch zu Constantinopel resp. I. c. I. contra Luth. daß sie bey ihnen heilig Oehl haben/ und dis seye ein Sacrament. Antwort. Ihr thut wohl/ daß ihr euren heiligen Oel von Constantinopel hohlet: sonsten müstet ihr wohl gar nach den fünff thörichten Jungfrauen gehen/ und tuncken eure Baumwolle in ihre Lampen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0334" n="34"/> Papisten selbst nicht wissen / wozu diese ihre Schmierung nutze/ und es auch ihr Pabst ihnen nicht sagen kan/ so weiß ichs in Warheit auch nicht: sondern dis bleibt nur wahr/ der wohl schmiert/ der fähret geschwind/ wo nicht zu GOtt/ zum wenigsten an seinen gebührenden Ort.</p> <p>VI. Es ist doch ein gar alter Gebrauch dieser Oelung/ welches dann ein Anzeigen ist / daß sie ihren Ursprung herleite von den Aposteln.</p> <p>Antwort. Es seye dieser eur Mißbrauch so alt er immer wölle: so wisset ihr doch noch auf den heutigen Tag nicht/ wie ihr eure Krancken sollet einschmieren: Daun Layman l. 5. tr. 8. Sylvester in p. q. 31. Tannerus, Marchantius, Diana p. 3. t. 4. seynd der Meynung/ es seye gnug/ daß man nur einen Sinn des Menschen (zum Exempel/ die Augen allein) einschmiere: und diese Meynung ist gut für diejenige/ denen Nasen und Ohren seynd abgeschnitten. Hingegen Suarez, Bellarminus &c. wöllen durchaus haben/ man solle nicht allein alle fünff Sinne des Krancken/ als Augen/ Ohren/ Nasen/ Mund/ Händ / sondern auch so gar die Lenden beschmiern/ ausgenommen die Lenden der Weiber und geistlichen Personen (vielleicht weilen die Lenden der Bauren/ und anderer Welt-Menschen nicht so gelind seyen/ und des Schmierens besser bedörffen) Wiederum Sylvester, Chapeavill. Diana p. 3. t. 4 seynd der Meynung/ daß/ wo irgend ein Krancker mit der pestilentzischen Seuche ist behafftet/ der Priester/ wegen Gefahr darmit angesteckt zu werden/ solle eine lange Stange oder Fischer-Ruthe nehmen/ dieselbe in den Oel hinein tuncken/ und durch die Thür oder Fenster dem Krancken um die Nasen/ ums Maul/ und hinter den Ohren herum wischen. Weilen dann etliche päbstische Theologi wöllen/ es seye dis Sacrament eingesetzt zur Zeit des letzten Abendmahls/ so mögen sie folglich sagen / es seye solches eingesetzet Joh. 18. da der Juden Rotte in der Nacht/ da der HErr verrahten wurd/ mit langen Stangen/ Spiessen/ und brennenden Laternen (wobey ohne Zweiffel auch wird Oel gewesen seyn) hinzu naheten. Und wann ihr in dieser Nacht keine Stifftung findet dieses eures Sacraments/ so werdet ihr bey hellem Tag schwerlich einen Beweiß antreffen.</p> <p>VII. Es muß aber der Bischoff selbsten dieses heilige Oel consecriren/ und segnen: so ist es ja kein gemeines Wesen: sondern nothwendig ein heiliges Sacrament.</p> <p>Antwort. Daß diese Segnung dem Bischoff allein/ und sonsten keinen andern Priester solle zuständig seyen/ solches will nicht gestehen Serrarius thesi 83. de extr. unct. Im übrigen: solte wol nicht der Teuffel selbsten lachen müssen/ wann der Bischoffbey seinem Seegen-sprechen und Gauckel-spiel ihn will aus dem Oel verbannen/ da er niemahl seinen Sitz hat genommen/ und ihn also aus dem Haus vertreiben/ da er niemahls hat gewohnet? Summa, hier mag einer errahten/ was doch Abergläubischer seye/ die Oelung selbsten / oder die Einbildung der geoelten Papisten/ nach Zeugnüs/ Joannis Mabillon in praef. in act. Sanct. vorzeiten dafür hielten/ es wäre keinem mit der letzten Oelung gesalbten Papisten/ wañer von seiner Kranckheit genesen solte/ ins künfftig zuständig Fleisch zu essen/ oder an den Füssen Schuh zu tragen/ und was des Aberglaubens mehr die fruchtbahre Mutter die Römische Kirch bey ihren Kindern pflegt auszubrüten.</p> <p>VIII. Bezeuget doch Jeremias Patriarch zu Constantinopel resp. I. c. I. contra Luth. daß sie bey ihnen heilig Oehl haben/ und dis seye ein Sacrament.</p> <p>Antwort. Ihr thut wohl/ daß ihr euren heiligen Oel von Constantinopel hohlet: sonsten müstet ihr wohl gar nach den fünff thörichten Jungfrauen gehen/ und tuncken eure Baumwolle in ihre Lampen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0334]
Papisten selbst nicht wissen / wozu diese ihre Schmierung nutze/ und es auch ihr Pabst ihnen nicht sagen kan/ so weiß ichs in Warheit auch nicht: sondern dis bleibt nur wahr/ der wohl schmiert/ der fähret geschwind/ wo nicht zu GOtt/ zum wenigsten an seinen gebührenden Ort.
VI. Es ist doch ein gar alter Gebrauch dieser Oelung/ welches dann ein Anzeigen ist / daß sie ihren Ursprung herleite von den Aposteln.
Antwort. Es seye dieser eur Mißbrauch so alt er immer wölle: so wisset ihr doch noch auf den heutigen Tag nicht/ wie ihr eure Krancken sollet einschmieren: Daun Layman l. 5. tr. 8. Sylvester in p. q. 31. Tannerus, Marchantius, Diana p. 3. t. 4. seynd der Meynung/ es seye gnug/ daß man nur einen Sinn des Menschen (zum Exempel/ die Augen allein) einschmiere: und diese Meynung ist gut für diejenige/ denen Nasen und Ohren seynd abgeschnitten. Hingegen Suarez, Bellarminus &c. wöllen durchaus haben/ man solle nicht allein alle fünff Sinne des Krancken/ als Augen/ Ohren/ Nasen/ Mund/ Händ / sondern auch so gar die Lenden beschmiern/ ausgenommen die Lenden der Weiber und geistlichen Personen (vielleicht weilen die Lenden der Bauren/ und anderer Welt-Menschen nicht so gelind seyen/ und des Schmierens besser bedörffen) Wiederum Sylvester, Chapeavill. Diana p. 3. t. 4 seynd der Meynung/ daß/ wo irgend ein Krancker mit der pestilentzischen Seuche ist behafftet/ der Priester/ wegen Gefahr darmit angesteckt zu werden/ solle eine lange Stange oder Fischer-Ruthe nehmen/ dieselbe in den Oel hinein tuncken/ und durch die Thür oder Fenster dem Krancken um die Nasen/ ums Maul/ und hinter den Ohren herum wischen. Weilen dann etliche päbstische Theologi wöllen/ es seye dis Sacrament eingesetzt zur Zeit des letzten Abendmahls/ so mögen sie folglich sagen / es seye solches eingesetzet Joh. 18. da der Juden Rotte in der Nacht/ da der HErr verrahten wurd/ mit langen Stangen/ Spiessen/ und brennenden Laternen (wobey ohne Zweiffel auch wird Oel gewesen seyn) hinzu naheten. Und wann ihr in dieser Nacht keine Stifftung findet dieses eures Sacraments/ so werdet ihr bey hellem Tag schwerlich einen Beweiß antreffen.
VII. Es muß aber der Bischoff selbsten dieses heilige Oel consecriren/ und segnen: so ist es ja kein gemeines Wesen: sondern nothwendig ein heiliges Sacrament.
Antwort. Daß diese Segnung dem Bischoff allein/ und sonsten keinen andern Priester solle zuständig seyen/ solches will nicht gestehen Serrarius thesi 83. de extr. unct. Im übrigen: solte wol nicht der Teuffel selbsten lachen müssen/ wann der Bischoffbey seinem Seegen-sprechen und Gauckel-spiel ihn will aus dem Oel verbannen/ da er niemahl seinen Sitz hat genommen/ und ihn also aus dem Haus vertreiben/ da er niemahls hat gewohnet? Summa, hier mag einer errahten/ was doch Abergläubischer seye/ die Oelung selbsten / oder die Einbildung der geoelten Papisten/ nach Zeugnüs/ Joannis Mabillon in praef. in act. Sanct. vorzeiten dafür hielten/ es wäre keinem mit der letzten Oelung gesalbten Papisten/ wañer von seiner Kranckheit genesen solte/ ins künfftig zuständig Fleisch zu essen/ oder an den Füssen Schuh zu tragen/ und was des Aberglaubens mehr die fruchtbahre Mutter die Römische Kirch bey ihren Kindern pflegt auszubrüten.
VIII. Bezeuget doch Jeremias Patriarch zu Constantinopel resp. I. c. I. contra Luth. daß sie bey ihnen heilig Oehl haben/ und dis seye ein Sacrament.
Antwort. Ihr thut wohl/ daß ihr euren heiligen Oel von Constantinopel hohlet: sonsten müstet ihr wohl gar nach den fünff thörichten Jungfrauen gehen/ und tuncken eure Baumwolle in ihre Lampen.
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