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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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sten wir/ und geben Allmosen: aber dannoch ohne eintzige eigene Gnugthuung: daß also der Heil. Ambrosius l. 10. in Luc. cap. 22. von dem büssenden Petro recht und wohl schreibt: Lacrymas ejus lego, satisfactionem non lego. das ist: Ich lese zwar/ daß Petrus seine Sünde habe beweinet/ daß er aber dardurch / oder auf andere Weise/ solte haben darfür gnug gethan/ solches lese und finde ich nirgend.

VIII. Befindet sich doch alles in einem guten Werck des büssenden Sünders/ was zur vollkommenen Gnugthuung erfordert wird: Warum solte dann der Mensch hier mit nicht für GOtt gnug thuen?

Antwort. Es dichten die Papisten viel gutes/ und träumen viel Wesens von ihren Buß-Wercken: und sagen sie mit dem Cardinal Lugo de poenit. d. 24. Suarez, Arriaga d. 20, n. 16. Es habe erstlich ein solches Werck die Würdigkeit an sich/ daß es herrühre von einem Menschen/ der schon durch Erlassung der Sünden [was die Schuld oder den Zorn GOttes betrifft] ist gerechtfertiget. Zweytens/ es habe auch den Ruhm/ daß es verrichtet werde vom freyen Willen des Menschen/ und hierdurch erwerbe ein solches Werck einen nicht geringen Lob und Würdigkeit für GOtt: und weilen die Seelen im Fegfeuer diese Freyheit des Willens in ihrer Pein und Quahl nicht haben/ so können sie zwar gnug leyden/ aber dannoch nicht gnug thuen: müssen sie demnach gezwungen so lang leyden/ biß sie völlig abbezahlet. Drittens so seye auch eine solche innerliche Reu des Büssenden in seinem Wesen übernatürlich/ und übersteige alle natürliche Kräfften/ gleich wie (in seiner Maaß) die Verknüpffung der Gottheit mit der Menschheit Christi ist übernatürlich: und diese übernatürliche Würdigkeit der Buß-Wercken rühre her aus den Verdiensten Christi; und also durch diese für den Augen GOttes so kostbahre Wercke thue der Mensch GOtt ein völliges Genügen. Aber was ist diß anders als eiteles Pfaffen-Gedicht? Und wann das gelten solte / wolte ich mit gleichem Fug ertichten/ der Heil. Geist selbsten klebte sich persöhnlich an die Buß Wercke des Menschen/ und gleich wie er nach Meynung etlicher Papisten das Wasser hat fruchtbahr gemacht/ da er auf diesem Element hat geschwebet Gen, I. v. 2. also schwebe er auch persöhnlich auf den Buß-Wercken/ und mache sie fruchtbahr und verdienstlich zur völligen Gnugthuung. Summa, was einem Pfaffen oder dem Pabst träumet / das seynd der Papisten füruehmste Glaubens-Articul/ es möge GOtt in seinem Wort sagen / was er wölle. Wann dann schon die Papisten von der Ubernatürligkeit ihrer guten Wercken und Gnugthuung mehr als natürlich prahlen und aufschneiden/ so ist doch nichts darhinter: sondern seynd und bleiben alle ihre Werck nicht hinlänglich GOtt für die Schuld der Sünden / oder ihnen von GOtt bestimmte Straffe gnug zu thun: dann dieser Ruhm gebührt eintzig und allein Christo/ und ist kein Mensch oder Pabst befugt ihm solche Ehr zu rauben.

IX. Spricht doch der Hl. Paulus: Wir seynd Miterben Christi/ so wir mit ihm leyden/ auf daß wir auch mit ihm zur Herrligkeit erhoben werden Rom. 8. v. 17. So ist ja das Leyden und die Bußwerck löblich.

Antwort. Daß die Buß-Werck löblich seyen und nützlich die Barmhertzigkeit GOttes zuerwecken/ daß sie auch einen Gnaden-Lohn zu erwarten haben/ gestehet man willig: daß sie aber für die Sünde/ oder die ihnen von GOTT zuerkannte Straffe einen Gnügen zu leisten solten befugt seyen/ und in so hohen Wehrt von GOtt aufgenommen werden/ solches muß aus GOttes Wort erwiesen werden /

sten wir/ und geben Allmosen: aber dannoch ohne eintzige eigene Gnugthuung: daß also der Heil. Ambrosius l. 10. in Luc. cap. 22. von dem büssenden Petro recht und wohl schreibt: Lacrymas ejus lego, satisfactionem non lego. das ist: Ich lese zwar/ daß Petrus seine Sünde habe beweinet/ daß er aber dardurch / oder auf andere Weise/ solte haben darfür gnug gethan/ solches lese und finde ich nirgend.

VIII. Befindet sich doch alles in einem guten Werck des büssenden Sünders/ was zur vollkommenen Gnugthuung erfordert wird: Warum solte dann der Mensch hier mit nicht für GOtt gnug thuen?

Antwort. Es dichten die Papisten viel gutes/ und träumen viel Wesens von ihren Buß-Wercken: und sagen sie mit dem Cardinal Lugo de poenit. d. 24. Suarez, Arriaga d. 20, n. 16. Es habe erstlich ein solches Werck die Würdigkeit an sich/ daß es herrühre von einem Menschen/ der schon durch Erlassung der Sünden [was die Schuld oder den Zorn GOttes betrifft] ist gerechtfertiget. Zweytens/ es habe auch den Ruhm/ daß es verrichtet werde vom freyen Willen des Menschen/ und hierdurch erwerbe ein solches Werck einen nicht geringen Lob und Würdigkeit für GOtt: und weilen die Seelen im Fegfeuer diese Freyheit des Willens in ihrer Pein und Quahl nicht haben/ so können sie zwar gnug leyden/ aber dannoch nicht gnug thuen: müssen sie demnach gezwungen so lang leyden/ biß sie völlig abbezahlet. Drittens so seye auch eine solche innerliche Reu des Büssenden in seinem Wesen übernatürlich/ und übersteige alle natürliche Kräfften/ gleich wie (in seiner Maaß) die Verknüpffung der Gottheit mit der Menschheit Christi ist übernatürlich: und diese übernatürliche Würdigkeit der Buß-Wercken rühre her aus den Verdiensten Christi; und also durch diese für den Augen GOttes so kostbahre Wercke thue der Mensch GOtt ein völliges Genügen. Aber was ist diß anders als eiteles Pfaffen-Gedicht? Und wann das gelten solte / wolte ich mit gleichem Fug ertichten/ der Heil. Geist selbsten klebte sich persöhnlich an die Buß Wercke des Menschen/ und gleich wie er nach Meynung etlicher Papisten das Wasser hat fruchtbahr gemacht/ da er auf diesem Element hat geschwebet Gen, I. v. 2. also schwebe er auch persöhnlich auf den Buß-Wercken/ und mache sie fruchtbahr und verdienstlich zur völligen Gnugthuung. Summa, was einem Pfaffen oder dem Pabst träumet / das seynd der Papisten füruehmste Glaubens-Articul/ es möge GOtt in seinem Wort sagen / was er wölle. Wann dann schon die Papisten von der Ubernatürligkeit ihrer guten Wercken und Gnugthuung mehr als natürlich prahlen und aufschneiden/ so ist doch nichts darhinter: sondern seynd und bleiben alle ihre Werck nicht hinlänglich GOtt für die Schuld der Sünden / oder ihnen von GOtt bestimmte Straffe gnug zu thun: dann dieser Ruhm gebührt eintzig und allein Christo/ und ist kein Mensch oder Pabst befugt ihm solche Ehr zu rauben.

IX. Spricht doch der Hl. Paulus: Wir seynd Miterben Christi/ so wir mit ihm leyden/ auf daß wir auch mit ihm zur Herrligkeit erhoben werden Rom. 8. v. 17. So ist ja das Leyden und die Bußwerck löblich.

Antwort. Daß die Buß-Werck löblich seyen und nützlich die Barmhertzigkeit GOttes zuerwecken/ daß sie auch einen Gnaden-Lohn zu erwarten haben/ gestehet man willig: daß sie aber für die Sünde/ oder die ihnen von GOTT zuerkannte Straffe einen Gnügen zu leisten solten befugt seyen/ und in so hohen Wehrt von GOtt aufgenommen werden/ solches muß aus GOttes Wort erwiesen werden /

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sten wir/ und geben Allmosen: aber dannoch            ohne eintzige eigene Gnugthuung: daß also der Heil. Ambrosius l. 10. in Luc. cap. 22. von            dem büssenden Petro recht und wohl schreibt: Lacrymas ejus lego, satisfactionem non lego.            das ist: Ich lese zwar/ daß Petrus seine Sünde habe beweinet/ daß er aber dardurch /            oder auf andere Weise/ solte haben darfür gnug gethan/ solches lese und finde ich            nirgend.</p>
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        <p>Antwort. Es dichten die Papisten viel gutes/ und träumen viel Wesens von ihren            Buß-Wercken: und sagen sie mit dem Cardinal Lugo de poenit. d. 24. Suarez, Arriaga d. 20,            n. 16. Es habe erstlich ein solches Werck die Würdigkeit an sich/ daß es herrühre von            einem Menschen/ der schon durch Erlassung der Sünden [was die Schuld oder den Zorn GOttes            betrifft] ist gerechtfertiget. Zweytens/ es habe auch den Ruhm/ daß es verrichtet werde            vom freyen Willen des Menschen/ und hierdurch erwerbe ein solches Werck einen nicht            geringen Lob und Würdigkeit für GOtt: und weilen die Seelen im Fegfeuer diese Freyheit des            Willens in ihrer Pein und Quahl nicht haben/ so können sie zwar gnug leyden/ aber            dannoch nicht gnug thuen: müssen sie demnach gezwungen so lang leyden/ biß sie völlig            abbezahlet. Drittens so seye auch eine solche innerliche Reu des Büssenden in seinem Wesen            übernatürlich/ und übersteige alle natürliche Kräfften/ gleich wie (in seiner Maaß) die            Verknüpffung der Gottheit mit der Menschheit Christi ist übernatürlich: und diese            übernatürliche Würdigkeit der Buß-Wercken rühre her aus den Verdiensten Christi; und also            durch diese für den Augen GOttes so kostbahre Wercke thue der Mensch GOtt ein völliges            Genügen. Aber was ist diß anders als eiteles Pfaffen-Gedicht? Und wann das gelten solte /            wolte ich mit gleichem Fug ertichten/ der Heil. Geist selbsten klebte sich persöhnlich an            die Buß Wercke des Menschen/ und gleich wie er nach Meynung etlicher Papisten das Wasser            hat fruchtbahr gemacht/ da er auf diesem Element hat geschwebet Gen, I. v. 2. also            schwebe er auch persöhnlich auf den Buß-Wercken/ und mache sie fruchtbahr und            verdienstlich zur völligen Gnugthuung. Summa, was einem Pfaffen oder dem Pabst träumet /            das seynd der Papisten füruehmste Glaubens-Articul/ es möge GOtt in seinem Wort sagen /            was er wölle. Wann dann schon die Papisten von der Ubernatürligkeit ihrer guten Wercken            und Gnugthuung mehr als natürlich prahlen und aufschneiden/ so ist doch nichts darhinter:            sondern seynd und bleiben alle ihre Werck nicht hinlänglich GOtt für die Schuld der Sünden           / oder ihnen von GOtt bestimmte Straffe gnug zu thun: dann dieser Ruhm gebührt eintzig und            allein Christo/ und ist kein Mensch oder Pabst befugt ihm solche Ehr zu rauben.</p>
        <p>IX. Spricht doch der Hl. Paulus: Wir seynd Miterben Christi/ so wir mit ihm leyden/ auf            daß wir auch mit ihm zur Herrligkeit erhoben werden Rom. 8. v. 17. So ist ja das Leyden            und die Bußwerck löblich.</p>
        <p>Antwort. Daß die Buß-Werck löblich seyen und nützlich die Barmhertzigkeit GOttes            zuerwecken/ daß sie auch einen Gnaden-Lohn zu erwarten haben/ gestehet man willig: daß            sie aber für die Sünde/ oder die ihnen von GOTT zuerkannte Straffe einen Gnügen zu            leisten solten befugt seyen/ und in so hohen Wehrt von GOtt aufgenommen werden/ solches            muß aus GOttes Wort erwiesen werden /
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[41/0341] sten wir/ und geben Allmosen: aber dannoch ohne eintzige eigene Gnugthuung: daß also der Heil. Ambrosius l. 10. in Luc. cap. 22. von dem büssenden Petro recht und wohl schreibt: Lacrymas ejus lego, satisfactionem non lego. das ist: Ich lese zwar/ daß Petrus seine Sünde habe beweinet/ daß er aber dardurch / oder auf andere Weise/ solte haben darfür gnug gethan/ solches lese und finde ich nirgend. VIII. Befindet sich doch alles in einem guten Werck des büssenden Sünders/ was zur vollkommenen Gnugthuung erfordert wird: Warum solte dann der Mensch hier mit nicht für GOtt gnug thuen? Antwort. Es dichten die Papisten viel gutes/ und träumen viel Wesens von ihren Buß-Wercken: und sagen sie mit dem Cardinal Lugo de poenit. d. 24. Suarez, Arriaga d. 20, n. 16. Es habe erstlich ein solches Werck die Würdigkeit an sich/ daß es herrühre von einem Menschen/ der schon durch Erlassung der Sünden [was die Schuld oder den Zorn GOttes betrifft] ist gerechtfertiget. Zweytens/ es habe auch den Ruhm/ daß es verrichtet werde vom freyen Willen des Menschen/ und hierdurch erwerbe ein solches Werck einen nicht geringen Lob und Würdigkeit für GOtt: und weilen die Seelen im Fegfeuer diese Freyheit des Willens in ihrer Pein und Quahl nicht haben/ so können sie zwar gnug leyden/ aber dannoch nicht gnug thuen: müssen sie demnach gezwungen so lang leyden/ biß sie völlig abbezahlet. Drittens so seye auch eine solche innerliche Reu des Büssenden in seinem Wesen übernatürlich/ und übersteige alle natürliche Kräfften/ gleich wie (in seiner Maaß) die Verknüpffung der Gottheit mit der Menschheit Christi ist übernatürlich: und diese übernatürliche Würdigkeit der Buß-Wercken rühre her aus den Verdiensten Christi; und also durch diese für den Augen GOttes so kostbahre Wercke thue der Mensch GOtt ein völliges Genügen. Aber was ist diß anders als eiteles Pfaffen-Gedicht? Und wann das gelten solte / wolte ich mit gleichem Fug ertichten/ der Heil. Geist selbsten klebte sich persöhnlich an die Buß Wercke des Menschen/ und gleich wie er nach Meynung etlicher Papisten das Wasser hat fruchtbahr gemacht/ da er auf diesem Element hat geschwebet Gen, I. v. 2. also schwebe er auch persöhnlich auf den Buß-Wercken/ und mache sie fruchtbahr und verdienstlich zur völligen Gnugthuung. Summa, was einem Pfaffen oder dem Pabst träumet / das seynd der Papisten füruehmste Glaubens-Articul/ es möge GOtt in seinem Wort sagen / was er wölle. Wann dann schon die Papisten von der Ubernatürligkeit ihrer guten Wercken und Gnugthuung mehr als natürlich prahlen und aufschneiden/ so ist doch nichts darhinter: sondern seynd und bleiben alle ihre Werck nicht hinlänglich GOtt für die Schuld der Sünden / oder ihnen von GOtt bestimmte Straffe gnug zu thun: dann dieser Ruhm gebührt eintzig und allein Christo/ und ist kein Mensch oder Pabst befugt ihm solche Ehr zu rauben. IX. Spricht doch der Hl. Paulus: Wir seynd Miterben Christi/ so wir mit ihm leyden/ auf daß wir auch mit ihm zur Herrligkeit erhoben werden Rom. 8. v. 17. So ist ja das Leyden und die Bußwerck löblich. Antwort. Daß die Buß-Werck löblich seyen und nützlich die Barmhertzigkeit GOttes zuerwecken/ daß sie auch einen Gnaden-Lohn zu erwarten haben/ gestehet man willig: daß sie aber für die Sünde/ oder die ihnen von GOTT zuerkannte Straffe einen Gnügen zu leisten solten befugt seyen/ und in so hohen Wehrt von GOtt aufgenommen werden/ solches muß aus GOttes Wort erwiesen werden /

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/341>, abgerufen am 23.11.2024.