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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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das im Wasser unter der Erden ist: Bete sie nicht an/ Und diene ihnen nicht. Und hierbey müssen wirs beruhen und bewenden lassen/ biß daß wir uns von GOtt anderes Bescheids erholet haben.

X. Kan man doch in Christo zugleich anbeten die Menschheit und die Gottheit: Warunt solte man dann auch nicht zugleich anbeten können Christum und dessen Bildnüsse?

Antwort Es hat eine gantz andere Beschaffenheit mit der Menschheit Christi: Dann selbige ist wesentlich durch die übernatürliche Verknüpffung mit der Göttlichen Person vereiniget / und folgens ob sie schon an sich nicht ist die Gottheit/ so hat sie doch die Göttliche Selbstständigkeit: Und in solchem Ansehen verdienet sie Göttliche Ehr/ welche ihr auch erwiesen hat der Blind-Gebohrne Joh. 9. Thomas Joh. 20. Die Weisen aus Morgen-Land Matt. 2. In den Seel-losen Bildern aber, findet sich des gleichen nichtes.

XI. Der Mensch ist ein Ebenbild GOttes/ wie bekannt ist Gen. I. v. 26. Nun könte man wohl einem Menschen/ in Betrachtung einer solchen Bildnüß wie selbige eine Hindeutung hat auff GOtt und auff GOtt zielet/ eine Göttliche Ehr erweisen/ nemlich cultum latriae: respectivum (wie Adamus Burghaber redet Theolog. polem. controv. 44.) Warum solte man dann auch nicht ebenfals einem Crucifix-Bild Göttliche Ehr anthuen mögen/ in Ansehen und Betrachtung daß es eine Hindeutung hat auff Christum der zugleich GOtt und Mensch ist?

Antwort. Wie weit kommts doch mit dem menschlichen Aberwitz/ wann man einmahl demselben wieder das austrückliche Wort GOttes Raum und Platz gibt? So betet dann auch mit gleichem Recht das unvernünfftige Vihe/ ja den Satan selbsten an: Dann als Creaturen und Geschöpff GOttes haben selbige auch eine Hindeutung auff GOtt.

XII. Die H. Schrifft sagt ja GOtt habe Augen Ps. 10. v. 5. Er habe Ohren Ps. 5. v. 2. Er habe ein Angesicht Ps. 50. v. 13. Er habe Hände Ps. 144. v. 16. Er habe Füsse Ps. 98. v. 5. So kan man ja GOtt selbsten in solcher Gestalt abmahlen und in-oder mit dem Bild anbeten.

Antwort. Der GOtt also abmahlet und anbetet/ der lasse sich abmahlen in einer Narren-Kappen: Dann hat er sein eigen Contrefait getroffen. Im übrigen hat GOtt keine materialische/ sondern nur metaphorische Augen/ und Ohren &c. Weil er alles daß verrichtet/ und zwar in höherer Vollkommenheit/ was ein Mensch verrichtet/ der den Gebrauch hat der Augen/ Ohren &c. GOtt aber bleibet an sich ein lauterer Geist: Drum spricht Christus: GOtt ist ein Geist/ und die ihn anbeten/ die müssen ihn im Geist und in der Warheit anbeten Joh. 4. 24.

XIII. Man gehe doch nur in die Kirchen der Evangelischen/ da findet man auf ihren Grab-Steinen in der mitten das Creutz-Bild/ an der rechten Seiten den Vater mit den Söhnen/ auff der Lincken die Mutter mit den Töchtern knyend. Ja/ so gar vornen an den getruckten Schrifften des Luthers selbsten findet man die Bildnüß Lutheri Knyend für einem Creutz-Bild: Warum solte dann das Knyen für den Bildern der Heiligen oder Christi seyen Abgötterey bey den Papisten?

Antwort. Zwischen diesen beyden: Bey einem Creutz-Bild und Erinnerung des Bildes Knyend bloß Christum anbeten/ und seine andächtige Anmühtung/ demühtige Unterwerffung/ und Zerknirschung des Hertzens nicht allein auff Christum/ sondern auch zugleich auff das Bild richten und an-

das im Wasser unter der Erden ist: Bete sie nicht an/ Und diene ihnen nicht. Und hierbey müssen wirs beruhen und bewenden lassen/ biß daß wir uns von GOtt anderes Bescheids erholet haben.

X. Kan man doch in Christo zugleich anbeten die Menschheit und die Gottheit: Warunt solte man dann auch nicht zugleich anbeten können Christum und dessen Bildnüsse?

Antwort Es hat eine gantz andere Beschaffenheit mit der Menschheit Christi: Dann selbige ist wesentlich durch die übernatürliche Verknüpffung mit der Göttlichen Person vereiniget / und folgens ob sie schon an sich nicht ist die Gottheit/ so hat sie doch die Göttliche Selbstständigkeit: Und in solchem Ansehen verdienet sie Göttliche Ehr/ welche ihr auch erwiesen hat der Blind-Gebohrne Joh. 9. Thomas Joh. 20. Die Weisen aus Morgen-Land Matt. 2. In den Seel-losen Bildern aber, findet sich des gleichen nichtes.

XI. Der Mensch ist ein Ebenbild GOttes/ wie bekannt ist Gen. I. v. 26. Nun könte man wohl einem Menschen/ in Betrachtung einer solchen Bildnüß wie selbige eine Hindeutung hat auff GOtt und auff GOtt zielet/ eine Göttliche Ehr erweisen/ nemlich cultum latriae: respectivum (wie Adamus Burghaber redet Theolog. polem. controv. 44.) Warum solte man dann auch nicht ebenfals einem Crucifix-Bild Göttliche Ehr anthuen mögen/ in Ansehen und Betrachtung daß es eine Hindeutung hat auff Christum der zugleich GOtt und Mensch ist?

Antwort. Wie weit kommts doch mit dem menschlichen Aberwitz/ wann man einmahl demselben wieder das austrückliche Wort GOttes Raum und Platz gibt? So betet dann auch mit gleichem Recht das unvernünfftige Vihe/ ja den Satan selbsten an: Dann als Creaturen und Geschöpff GOttes haben selbige auch eine Hindeutung auff GOtt.

XII. Die H. Schrifft sagt ja GOtt habe Augen Ps. 10. v. 5. Er habe Ohren Ps. 5. v. 2. Er habe ein Angesicht Ps. 50. v. 13. Er habe Hände Ps. 144. v. 16. Er habe Füsse Ps. 98. v. 5. So kan man ja GOtt selbsten in solcher Gestalt abmahlen und in-oder mit dem Bild anbeten.

Antwort. Der GOtt also abmahlet und anbetet/ der lasse sich abmahlen in einer Narren-Kappen: Dann hat er sein eigen Contrefait getroffen. Im übrigen hat GOtt keine materialische/ sondern nur metaphorische Augen/ und Ohren &c. Weil er alles daß verrichtet/ und zwar in höherer Vollkommenheit/ was ein Mensch verrichtet/ der den Gebrauch hat der Augen/ Ohren &c. GOtt aber bleibet an sich ein lauterer Geist: Drum spricht Christus: GOtt ist ein Geist/ und die ihn anbeten/ die müssen ihn im Geist und in der Warheit anbeten Joh. 4. 24.

XIII. Man gehe doch nur in die Kirchen der Evangelischen/ da findet man auf ihren Grab-Steinen in der mitten das Creutz-Bild/ an der rechten Seiten den Vater mit den Söhnen/ auff der Lincken die Mutter mit den Töchtern knyend. Ja/ so gar vornen an den getruckten Schrifften des Luthers selbsten findet man die Bildnüß Lutheri Knyend für einem Creutz-Bild: Warum solte dann das Knyen für den Bildern der Heiligen oder Christi seyen Abgötterey bey den Papisten?

Antwort. Zwischen diesen beyden: Bey einem Creutz-Bild und Erinnerung des Bildes Knyend bloß Christum anbeten/ und seine andächtige Anmühtung/ demühtige Unterwerffung/ und Zerknirschung des Hertzens nicht allein auff Christum/ sondern auch zugleich auff das Bild richten und an-

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        <p>Antwort Es hat eine gantz andere Beschaffenheit mit der Menschheit Christi: Dann selbige            ist wesentlich durch die übernatürliche Verknüpffung mit der Göttlichen Person vereiniget           / und folgens ob sie schon an sich nicht ist die Gottheit/ so hat sie doch die Göttliche            Selbstständigkeit: Und in solchem Ansehen verdienet sie Göttliche Ehr/ welche ihr auch            erwiesen hat der Blind-Gebohrne Joh. 9. Thomas Joh. 20. Die Weisen aus Morgen-Land Matt.            2. In den Seel-losen Bildern aber, findet sich des gleichen nichtes.</p>
        <p>XI. Der Mensch ist ein Ebenbild GOttes/ wie bekannt ist Gen. I. v. 26. Nun könte man            wohl einem Menschen/ in Betrachtung einer solchen Bildnüß wie selbige eine Hindeutung hat            auff GOtt und auff GOtt zielet/ eine Göttliche Ehr erweisen/ nemlich cultum latriae:            respectivum (wie Adamus Burghaber redet Theolog. polem. controv. 44.) Warum solte man dann            auch nicht ebenfals einem Crucifix-Bild Göttliche Ehr anthuen mögen/ in Ansehen und            Betrachtung daß es eine Hindeutung hat auff Christum der zugleich GOtt und Mensch ist?</p>
        <p>Antwort. Wie weit kommts doch mit dem menschlichen Aberwitz/ wann man einmahl demselben            wieder das austrückliche Wort GOttes Raum und Platz gibt? So betet dann auch mit gleichem            Recht das unvernünfftige Vihe/ ja den Satan selbsten an: Dann als Creaturen und Geschöpff            GOttes haben selbige auch eine Hindeutung auff GOtt.</p>
        <p>XII. Die H. Schrifft sagt ja GOtt habe Augen Ps. 10. v. 5. Er habe Ohren Ps. 5. v. 2. Er            habe ein Angesicht Ps. 50. v. 13. Er habe Hände Ps. 144. v. 16. Er habe Füsse Ps. 98. v.            5. So kan man ja GOtt selbsten in solcher Gestalt abmahlen und in-oder mit dem Bild            anbeten.</p>
        <p>Antwort. Der GOtt also abmahlet und anbetet/ der lasse sich abmahlen in einer            Narren-Kappen: Dann hat er sein eigen Contrefait getroffen. Im übrigen hat GOtt keine            materialische/ sondern nur metaphorische Augen/ und Ohren &amp;c. Weil er alles daß            verrichtet/ und zwar in höherer Vollkommenheit/ was ein Mensch verrichtet/ der den            Gebrauch hat der Augen/ Ohren &amp;c. GOtt aber bleibet an sich ein lauterer Geist: Drum            spricht Christus: GOtt ist ein Geist/ und die ihn anbeten/ die müssen ihn im Geist und            in der Warheit anbeten Joh. 4. 24.</p>
        <p>XIII. Man gehe doch nur in die Kirchen der Evangelischen/ da findet man auf ihren            Grab-Steinen in der mitten das Creutz-Bild/ an der rechten Seiten den Vater mit den            Söhnen/ auff der Lincken die Mutter mit den Töchtern knyend. Ja/ so gar vornen an den            getruckten Schrifften des Luthers selbsten findet man die Bildnüß Lutheri Knyend für einem            Creutz-Bild: Warum solte dann das Knyen für den Bildern der Heiligen oder Christi seyen            Abgötterey bey den Papisten?</p>
        <p>Antwort. Zwischen diesen beyden: Bey einem Creutz-Bild und Erinnerung des Bildes Knyend            bloß Christum anbeten/ und seine andächtige Anmühtung/ demühtige Unterwerffung/ und            Zerknirschung des Hertzens nicht allein auff Christum/ sondern auch zugleich auff das            Bild richten und an-
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[181/0481] das im Wasser unter der Erden ist: Bete sie nicht an/ Und diene ihnen nicht. Und hierbey müssen wirs beruhen und bewenden lassen/ biß daß wir uns von GOtt anderes Bescheids erholet haben. X. Kan man doch in Christo zugleich anbeten die Menschheit und die Gottheit: Warunt solte man dann auch nicht zugleich anbeten können Christum und dessen Bildnüsse? Antwort Es hat eine gantz andere Beschaffenheit mit der Menschheit Christi: Dann selbige ist wesentlich durch die übernatürliche Verknüpffung mit der Göttlichen Person vereiniget / und folgens ob sie schon an sich nicht ist die Gottheit/ so hat sie doch die Göttliche Selbstständigkeit: Und in solchem Ansehen verdienet sie Göttliche Ehr/ welche ihr auch erwiesen hat der Blind-Gebohrne Joh. 9. Thomas Joh. 20. Die Weisen aus Morgen-Land Matt. 2. In den Seel-losen Bildern aber, findet sich des gleichen nichtes. XI. Der Mensch ist ein Ebenbild GOttes/ wie bekannt ist Gen. I. v. 26. Nun könte man wohl einem Menschen/ in Betrachtung einer solchen Bildnüß wie selbige eine Hindeutung hat auff GOtt und auff GOtt zielet/ eine Göttliche Ehr erweisen/ nemlich cultum latriae: respectivum (wie Adamus Burghaber redet Theolog. polem. controv. 44.) Warum solte man dann auch nicht ebenfals einem Crucifix-Bild Göttliche Ehr anthuen mögen/ in Ansehen und Betrachtung daß es eine Hindeutung hat auff Christum der zugleich GOtt und Mensch ist? Antwort. Wie weit kommts doch mit dem menschlichen Aberwitz/ wann man einmahl demselben wieder das austrückliche Wort GOttes Raum und Platz gibt? So betet dann auch mit gleichem Recht das unvernünfftige Vihe/ ja den Satan selbsten an: Dann als Creaturen und Geschöpff GOttes haben selbige auch eine Hindeutung auff GOtt. XII. Die H. Schrifft sagt ja GOtt habe Augen Ps. 10. v. 5. Er habe Ohren Ps. 5. v. 2. Er habe ein Angesicht Ps. 50. v. 13. Er habe Hände Ps. 144. v. 16. Er habe Füsse Ps. 98. v. 5. So kan man ja GOtt selbsten in solcher Gestalt abmahlen und in-oder mit dem Bild anbeten. Antwort. Der GOtt also abmahlet und anbetet/ der lasse sich abmahlen in einer Narren-Kappen: Dann hat er sein eigen Contrefait getroffen. Im übrigen hat GOtt keine materialische/ sondern nur metaphorische Augen/ und Ohren &c. Weil er alles daß verrichtet/ und zwar in höherer Vollkommenheit/ was ein Mensch verrichtet/ der den Gebrauch hat der Augen/ Ohren &c. GOtt aber bleibet an sich ein lauterer Geist: Drum spricht Christus: GOtt ist ein Geist/ und die ihn anbeten/ die müssen ihn im Geist und in der Warheit anbeten Joh. 4. 24. XIII. Man gehe doch nur in die Kirchen der Evangelischen/ da findet man auf ihren Grab-Steinen in der mitten das Creutz-Bild/ an der rechten Seiten den Vater mit den Söhnen/ auff der Lincken die Mutter mit den Töchtern knyend. Ja/ so gar vornen an den getruckten Schrifften des Luthers selbsten findet man die Bildnüß Lutheri Knyend für einem Creutz-Bild: Warum solte dann das Knyen für den Bildern der Heiligen oder Christi seyen Abgötterey bey den Papisten? Antwort. Zwischen diesen beyden: Bey einem Creutz-Bild und Erinnerung des Bildes Knyend bloß Christum anbeten/ und seine andächtige Anmühtung/ demühtige Unterwerffung/ und Zerknirschung des Hertzens nicht allein auff Christum/ sondern auch zugleich auff das Bild richten und an-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/481>, abgerufen am 02.11.2024.