Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.und niedlich gemacht: Ergo so muß man alle Höltzer und Meel verehren und anbeten/ wodurch GOtt so grosse Wunder-Werck wircken kan. Summa, GOtt kan nach seinem heiligsten Willen und Wohlgefallen sich eines Instruments und Werckzeugs gebrauchen Wunder-Werck zu wircken/ wie er will: Daß aber auch dessentwegen die Menschen solche Geschöpff zur Wirckung der Wunderwerck auserlesen/ und selbigen mit einer gläubigen Zuversicht anhangen solten/ solches ist nichts als Aberglaube und schändliche Abgötterey. XVIII. Haben doch die Leute Act. 19. v. 12. Von dem Leib Pauli genommen die Schweiß-Tücher und Köller/ und selbige gehalten über die Krancken/ wodurch die Kranckheiten seyn gewichen/ und die böse Geister ausgefahren. So ist auch das Weib/ so zwölff Jahr den Blutgang gehabt hatte/ da sie nur den Saum des Kleides Christi berührte / gesund worden Luc. 8. v. 44. So kan man ja auch auff die Reliqvien der Heiligen vertrauen und daraus eine heylsame Krafft zu hoffen haben. Antwort. Es hatten die glaubige Leute kein Vertrauen auff die Schweiß-Tücher Pauli: Sondern sie bezeugeten nur dardurch ihre Standhafftigkeit in dem angenommenen Glauben Pauli/ und Krafft dieses Glaubens erhielten sie die Gesundheit. So hat auch dem Weibe nicht vom Blutgang abgeholffen daß anrühren des Kleydes Christi: Sondern der Glaube an Christum: Drum Christus daselbst v. 48. sprach: Dein Glaube hat dir geholffen: So ist auch die Krafft gesund zumachen nicht ausgangen aus dem Kleyd: Sondern aus Christo selbst: Dann er spricht v. 46. Ich fühle/ daß eine Krafft von mir gegangen ist. Und Luc. 6. v. 19. meldet die Schrifft: Es gienge Krafft von ihm/ und heilete sie alle. Wie seymet sich hiebey die Verehrung und Anrührung der Reliqvien der Heiligen? Dann es suchen die Papisten nicht geholffen zu werden bloß durch den Glauben/ den sie mit den Heiligen gleich haben: In den Gebeinen der Verstorbenen ist auch an sich keine Krafft der Wunderwerck: Und woher seynd wir in GOttes Wort versichert/ daß die Heiligen im Himmel wissen wer ihre Gebeine anrühre auff Erden/ daß sie auff solches anrühren sich zur Hülffe gefasset machen können? Ist also und bleibet das Wallfarten/ das Schmucken/ das Schmincken/ das Küssen/ das Kratzen/ das Schrapffen/ das Streichen bey den Reliqvien der Heiligen/ die heilsame Krafft dardurch herauszulocken/ lauter Abgötterey und Aberglauben im Pabstum. XIX. Hat doch Moyses bey der Abreise aus AEgypten die Gebeine des Patriarchen Josephs mit sich genommen. Exod. 13. v. 19. item Es haben die Gottsförchtige Männer mit Fleiß zur Erden bestattet den H. Stephanum Act. 8. v. 2. Warum solte man dann nicht ebenfalls Ehr erweisen den Gebeinen der andern Heiligen? Antwort. Diese den abgestorbenen erwiesene Ehr ist nur gewesen eine bürgerliche Ehr ohne gläubige Zuversicht zu denselbigen: Und wann ihr den Gebeinen und Reliqvien eurer Heiligen keine andere Ehr zumesset/ so wirds/ euch kein Evangelischer übel ausdeuten. XX. Als GOtt feurige Schlangen schickte unter das Volck Israel/ hat GOtt Moysi bebefohlen er solte eine eherne Schlange machen/ und sie auffrichten zum Zeichen/ und wer sie ansahe/ wann er gebissen war/ wurde geheilet Num. 21. v. 8. Warum solten dann nicht die Gebeine der Heiligen eben kräfftig seyn/ also daß/ wann man selbige mit Vertrauen anschauet und verehret/ selbige dem Menschen solten behülfflich seyn? Antwort. Tertullianus l. de idololatris spricht: Wann ihr den Juden wollet nachfolgen / indem sie die eherne Schlangen gemacht und angeschauet/ so folget ihnen auch indem nach / daß ihr kein Bildnüß und niedlich gemacht: Ergo so muß man alle Höltzer und Meel verehren und anbeten/ wodurch GOtt so grosse Wunder-Werck wircken kan. Summa, GOtt kan nach seinem heiligsten Willen und Wohlgefallen sich eines Instruments und Werckzeugs gebrauchen Wunder-Werck zu wircken/ wie er will: Daß aber auch dessentwegen die Menschen solche Geschöpff zur Wirckung der Wunderwerck auserlesen/ und selbigen mit einer gläubigen Zuversicht anhangen solten/ solches ist nichts als Aberglaube und schändliche Abgötterey. XVIII. Haben doch die Leute Act. 19. v. 12. Von dem Leib Pauli genommen die Schweiß-Tücher und Köller/ und selbige gehalten über die Krancken/ wodurch die Kranckheiten seyn gewichen/ und die böse Geister ausgefahren. So ist auch das Weib/ so zwölff Jahr den Blutgang gehabt hatte/ da sie nur den Saum des Kleides Christi berührte / gesund worden Luc. 8. v. 44. So kan man ja auch auff die Reliqvien der Heiligen vertrauen und daraus eine heylsame Krafft zu hoffen haben. Antwort. Es hatten die glaubige Leute kein Vertrauen auff die Schweiß-Tücher Pauli: Sondern sie bezeugeten nur dardurch ihre Standhafftigkeit in dem angenommenen Glauben Pauli/ und Krafft dieses Glaubens erhielten sie die Gesundheit. So hat auch dem Weibe nicht vom Blutgang abgeholffen daß anrühren des Kleydes Christi: Sondern der Glaube an Christum: Drum Christus daselbst v. 48. sprach: Dein Glaube hat dir geholffen: So ist auch die Krafft gesund zumachen nicht ausgangen aus dem Kleyd: Sondern aus Christo selbst: Dann er spricht v. 46. Ich fühle/ daß eine Krafft von mir gegangen ist. Und Luc. 6. v. 19. meldet die Schrifft: Es gienge Krafft von ihm/ und heilete sie alle. Wie seymet sich hiebey die Verehrung und Anrührung der Reliqvien der Heiligen? Dann es suchen die Papisten nicht geholffen zu werden bloß durch den Glauben/ den sie mit den Heiligen gleich haben: In den Gebeinen der Verstorbenen ist auch an sich keine Krafft der Wunderwerck: Und woher seynd wir in GOttes Wort versichert/ daß die Heiligen im Himmel wissen wer ihre Gebeine anrühre auff Erden/ daß sie auff solches anrühren sich zur Hülffe gefasset machen können? Ist also und bleibet das Wallfarten/ das Schmucken/ das Schmincken/ das Küssen/ das Kratzen/ das Schrapffen/ das Streichen bey den Reliqvien der Heiligen/ die heilsame Krafft dardurch herauszulocken/ lauter Abgötterey und Aberglauben im Pabstum. XIX. Hat doch Moyses bey der Abreise aus AEgypten die Gebeine des Patriarchen Josephs mit sich genommen. Exod. 13. v. 19. item Es haben die Gottsförchtige Männer mit Fleiß zur Erden bestattet den H. Stephanum Act. 8. v. 2. Warum solte man dann nicht ebenfalls Ehr erweisen den Gebeinen der andern Heiligen? Antwort. Diese den abgestorbenen erwiesene Ehr ist nur gewesen eine bürgerliche Ehr ohne gläubige Zuversicht zu denselbigen: Und wann ihr den Gebeinen und Reliqvien eurer Heiligen keine andere Ehr zumesset/ so wirds/ euch kein Evangelischer übel ausdeuten. XX. Als GOtt feurige Schlangen schickte unter das Volck Israel/ hat GOtt Moysi bebefohlen er solte eine eherne Schlange machen/ und sie auffrichten zum Zeichen/ und wer sie ansahe/ wann er gebissen war/ wurde geheilet Num. 21. v. 8. Warum solten dann nicht die Gebeine der Heiligen eben kräfftig seyn/ also daß/ wann man selbige mit Vertrauen anschauet und verehret/ selbige dem Menschen solten behülfflich seyn? Antwort. Tertullianus l. de idololatris spricht: Wann ihr den Juden wollet nachfolgen / indem sie die eherne Schlangen gemacht und angeschauet/ so folget ihnen auch indem nach / daß ihr kein Bildnüß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0483" n="183"/> und niedlich gemacht: Ergo so muß man alle Höltzer und Meel verehren und anbeten/ wodurch GOtt so grosse Wunder-Werck wircken kan. Summa, GOtt kan nach seinem heiligsten Willen und Wohlgefallen sich eines Instruments und Werckzeugs gebrauchen Wunder-Werck zu wircken/ wie er will: Daß aber auch dessentwegen die Menschen solche Geschöpff zur Wirckung der Wunderwerck auserlesen/ und selbigen mit einer gläubigen Zuversicht anhangen solten/ solches ist nichts als Aberglaube und schändliche Abgötterey.</p> <p>XVIII. Haben doch die Leute Act. 19. v. 12. Von dem Leib Pauli genommen die Schweiß-Tücher und Köller/ und selbige gehalten über die Krancken/ wodurch die Kranckheiten seyn gewichen/ und die böse Geister ausgefahren. So ist auch das Weib/ so zwölff Jahr den Blutgang gehabt hatte/ da sie nur den Saum des Kleides Christi berührte / gesund worden Luc. 8. v. 44. So kan man ja auch auff die Reliqvien der Heiligen vertrauen und daraus eine heylsame Krafft zu hoffen haben.</p> <p>Antwort. Es hatten die glaubige Leute kein Vertrauen auff die Schweiß-Tücher Pauli: Sondern sie bezeugeten nur dardurch ihre Standhafftigkeit in dem angenommenen Glauben Pauli/ und Krafft dieses Glaubens erhielten sie die Gesundheit. So hat auch dem Weibe nicht vom Blutgang abgeholffen daß anrühren des Kleydes Christi: Sondern der Glaube an Christum: Drum Christus daselbst v. 48. sprach: Dein Glaube hat dir geholffen: So ist auch die Krafft gesund zumachen nicht ausgangen aus dem Kleyd: Sondern aus Christo selbst: Dann er spricht v. 46. Ich fühle/ daß eine Krafft von mir gegangen ist. Und Luc. 6. v. 19. meldet die Schrifft: Es gienge Krafft von ihm/ und heilete sie alle. Wie seymet sich hiebey die Verehrung und Anrührung der Reliqvien der Heiligen? Dann es suchen die Papisten nicht geholffen zu werden bloß durch den Glauben/ den sie mit den Heiligen gleich haben: In den Gebeinen der Verstorbenen ist auch an sich keine Krafft der Wunderwerck: Und woher seynd wir in GOttes Wort versichert/ daß die Heiligen im Himmel wissen wer ihre Gebeine anrühre auff Erden/ daß sie auff solches anrühren sich zur Hülffe gefasset machen können? Ist also und bleibet das Wallfarten/ das Schmucken/ das Schmincken/ das Küssen/ das Kratzen/ das Schrapffen/ das Streichen bey den Reliqvien der Heiligen/ die heilsame Krafft dardurch herauszulocken/ lauter Abgötterey und Aberglauben im Pabstum.</p> <p>XIX. Hat doch Moyses bey der Abreise aus AEgypten die Gebeine des Patriarchen Josephs mit sich genommen. Exod. 13. v. 19. item Es haben die Gottsförchtige Männer mit Fleiß zur Erden bestattet den H. Stephanum Act. 8. v. 2. Warum solte man dann nicht ebenfalls Ehr erweisen den Gebeinen der andern Heiligen?</p> <p>Antwort. Diese den abgestorbenen erwiesene Ehr ist nur gewesen eine bürgerliche Ehr ohne gläubige Zuversicht zu denselbigen: Und wann ihr den Gebeinen und Reliqvien eurer Heiligen keine andere Ehr zumesset/ so wirds/ euch kein Evangelischer übel ausdeuten.</p> <p>XX. Als GOtt feurige Schlangen schickte unter das Volck Israel/ hat GOtt Moysi bebefohlen er solte eine eherne Schlange machen/ und sie auffrichten zum Zeichen/ und wer sie ansahe/ wann er gebissen war/ wurde geheilet Num. 21. v. 8. Warum solten dann nicht die Gebeine der Heiligen eben kräfftig seyn/ also daß/ wann man selbige mit Vertrauen anschauet und verehret/ selbige dem Menschen solten behülfflich seyn?</p> <p>Antwort. Tertullianus l. de idololatris spricht: Wann ihr den Juden wollet nachfolgen / indem sie die eherne Schlangen gemacht und angeschauet/ so folget ihnen auch indem nach / daß ihr kein Bildnüß </p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0483]
und niedlich gemacht: Ergo so muß man alle Höltzer und Meel verehren und anbeten/ wodurch GOtt so grosse Wunder-Werck wircken kan. Summa, GOtt kan nach seinem heiligsten Willen und Wohlgefallen sich eines Instruments und Werckzeugs gebrauchen Wunder-Werck zu wircken/ wie er will: Daß aber auch dessentwegen die Menschen solche Geschöpff zur Wirckung der Wunderwerck auserlesen/ und selbigen mit einer gläubigen Zuversicht anhangen solten/ solches ist nichts als Aberglaube und schändliche Abgötterey.
XVIII. Haben doch die Leute Act. 19. v. 12. Von dem Leib Pauli genommen die Schweiß-Tücher und Köller/ und selbige gehalten über die Krancken/ wodurch die Kranckheiten seyn gewichen/ und die böse Geister ausgefahren. So ist auch das Weib/ so zwölff Jahr den Blutgang gehabt hatte/ da sie nur den Saum des Kleides Christi berührte / gesund worden Luc. 8. v. 44. So kan man ja auch auff die Reliqvien der Heiligen vertrauen und daraus eine heylsame Krafft zu hoffen haben.
Antwort. Es hatten die glaubige Leute kein Vertrauen auff die Schweiß-Tücher Pauli: Sondern sie bezeugeten nur dardurch ihre Standhafftigkeit in dem angenommenen Glauben Pauli/ und Krafft dieses Glaubens erhielten sie die Gesundheit. So hat auch dem Weibe nicht vom Blutgang abgeholffen daß anrühren des Kleydes Christi: Sondern der Glaube an Christum: Drum Christus daselbst v. 48. sprach: Dein Glaube hat dir geholffen: So ist auch die Krafft gesund zumachen nicht ausgangen aus dem Kleyd: Sondern aus Christo selbst: Dann er spricht v. 46. Ich fühle/ daß eine Krafft von mir gegangen ist. Und Luc. 6. v. 19. meldet die Schrifft: Es gienge Krafft von ihm/ und heilete sie alle. Wie seymet sich hiebey die Verehrung und Anrührung der Reliqvien der Heiligen? Dann es suchen die Papisten nicht geholffen zu werden bloß durch den Glauben/ den sie mit den Heiligen gleich haben: In den Gebeinen der Verstorbenen ist auch an sich keine Krafft der Wunderwerck: Und woher seynd wir in GOttes Wort versichert/ daß die Heiligen im Himmel wissen wer ihre Gebeine anrühre auff Erden/ daß sie auff solches anrühren sich zur Hülffe gefasset machen können? Ist also und bleibet das Wallfarten/ das Schmucken/ das Schmincken/ das Küssen/ das Kratzen/ das Schrapffen/ das Streichen bey den Reliqvien der Heiligen/ die heilsame Krafft dardurch herauszulocken/ lauter Abgötterey und Aberglauben im Pabstum.
XIX. Hat doch Moyses bey der Abreise aus AEgypten die Gebeine des Patriarchen Josephs mit sich genommen. Exod. 13. v. 19. item Es haben die Gottsförchtige Männer mit Fleiß zur Erden bestattet den H. Stephanum Act. 8. v. 2. Warum solte man dann nicht ebenfalls Ehr erweisen den Gebeinen der andern Heiligen?
Antwort. Diese den abgestorbenen erwiesene Ehr ist nur gewesen eine bürgerliche Ehr ohne gläubige Zuversicht zu denselbigen: Und wann ihr den Gebeinen und Reliqvien eurer Heiligen keine andere Ehr zumesset/ so wirds/ euch kein Evangelischer übel ausdeuten.
XX. Als GOtt feurige Schlangen schickte unter das Volck Israel/ hat GOtt Moysi bebefohlen er solte eine eherne Schlange machen/ und sie auffrichten zum Zeichen/ und wer sie ansahe/ wann er gebissen war/ wurde geheilet Num. 21. v. 8. Warum solten dann nicht die Gebeine der Heiligen eben kräfftig seyn/ also daß/ wann man selbige mit Vertrauen anschauet und verehret/ selbige dem Menschen solten behülfflich seyn?
Antwort. Tertullianus l. de idololatris spricht: Wann ihr den Juden wollet nachfolgen / indem sie die eherne Schlangen gemacht und angeschauet/ so folget ihnen auch indem nach / daß ihr kein Bildnüß
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