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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Vatters errettet. So list man auch in fastis Marianis in vita S. Conradi, daß dieser H. Conradus Bischoff zu Costniz, und der H. Udalricus Bischoff zu Augspurg/ als sie einsmals im Spatzier-Gang am Rein das hinabfallende Wasser etwas genauer beobachteten/ gesehen haben zwo Seelen in Gestalt der Vögelen ihre Sünde bey diesem Wasser abwaschen und büssen: Für welche so bald sie haben die Seel-Messe verrichtet/ seynd sie mit schönen Schwung zum Himmel hinaufgeflogen. Sobezeuget auch Henriquez in fasciculo ordinis Cistert. l. 2. dist. 7. c. I. daß einem gewissen Mönnich Cistertienser Ordens offenbahrt seyn unterschiedliche Peinen der im Fegfeur büssenden Seelen: Deren etliche für ihre Straffe müssen immer die Welt durchlauffen: Andere aber müssen immer bey den Tächeren unter dem Tach-Trauff stehen allem Ungemach des Ungewitters bloß-gestellet. Wie dann auch P. Lohner in Biblioth. schreibt/ die H. Vitaliana seye im Fegfeur gepeiniget/ weilen sie sich am Freytag gewaschen: Und auch bekant ist von jenem Mönnich/ daß/ weilen er im Chor diese Wort: Ehr seye dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem H. Geist/ nicht mit gnugsamer Neigung und Reverence hat ausgesprochen/ dessen Seele mit krum gebogenen Buckel lange Zeit habe müssen dahin stehen. So meldet auch Gregorius l. 4. dialog. c. 5. Es habe eine Seele eines Abgestorbenen für ihre Straffe den Leuten in den Bäderen/ da sie sich wuschen/ dienen und aufwarten müssen. Es bezeuget auch Abbt Blosius in monili Spirit. c. 12. daß etliche Seelen weder Pein des Feurs/ noch der Kälte leyden: Sondern nur geplagt werden durch daß verlangen GOtt anzuschauen. Ja noch wunderbarlicher ist/ was man list im Leben der Heiligen/ sonsten daß Passional genannt/ daß nemlich der H. Lazarus gesehen habe einen feurigen brennenden Baum vor der Höllen-Thür/ daran hingen viele Seelen in grosser Pein: Etliche hingen mit den Händen daran/ etliche mit den Füssen/ etliche mit den Ohren / etliche mit den Zungen. Er hat auch gesehen einen brennenden Offen/ daraus giengen erschröckliche Flammen/ und wargenommen unterschiedene Pein und Plagen: Die eine war Schnee/ die andere Eys/ die dritte Kalte reiffe/ die vierte Bluht/ die fünffte gifftige Schlangen/ die sechste Blitz und Donner/ die siebende ein grosser Gestanck. Zudem hat auch dieser H. Lazarus gesehen ein feurig Rad/ daß lieffe in geringer weile um / mehr als tausendmahl/ und als der Teuffel das Rad umtriebe/ wurden tausend Seelen darmit gepeiniget. Er sahe auch ein erschröcklichs Wasser/ darinnen waren viele teufflische Thier: Etliche Seelen waren ins Wasser versencket biß an die Kaye/ etliche biß an den Hals. Er sahe auch einen stinckenden Galgen/ der brennete: Darinnen hingen viele Seelen; die nageten und frassen ihre eigene Zungen für grosser Pein: Und weilen S. Lazarus dis erschröckliche Spectackel gesehen hat/ so hat er nach der Zeit sein Lebtag nicht mehr gelachet. Hiraus siehet man ja klärlich/ daß es nicht lauter Kurtzweil seye mit dem Fegfeur.

Antwort. Wanns schon kein Kurtzweil wäre/ so wäre es doch etwas artiges/ wann die Seelen (so lautere Geister seyn) mit Händen/ Füssen und Ohren am brennenden Baum hingen / oder biß an die Knye im Wasser stünden sc. Wanns dann ja kein Kurtzweil heissen solle/ so wollen wirs nennen ein erschröckliches Fabel-Werck. Zu dem seynd die Papisten noch selbsten unter sich uneinig/ ob die Seelen Persöhnlich erscheinen/ oder aber die Engel an ihrer Statt: Dann etliche geben für/ es erscheinen die H. Engel im Nahmen der Seelen / und bezeuget Nigronus tract. de otio, remed. 3. daß ein H. Engel erschienen seye in Gestalt des H. Antonii, wie auch ein ander Engel erschienen ist in Gestalt des H. Martyrers Marcelli nach Zeugnüß Baronii tom. 9. an. 828. Und wann schon die Engel sagen sie seyen Seelen aus dem Fegfeur/ so liegen sie doch nicht/ nach Lehr dieser Papisten: Gleich wie nicht liegen diejenigen/ so in einer Comoedie eine frembde Person vertreten / wann sie sagen/ sie seyen dieser oder jener. Im übrigen die Papisten sagen viel/ aber beweisen gar wenig: Und bleibt mehr als zu viel war was Chrysostomus schreibt homil. 2. de Lazaro, daß der Teuffel offt/ durch angenommene Gestalt der Verstorbenen/ den Leuten einen Dunst mache/ und selbige betriege.

Vatters errettet. So list man auch in fastis Marianis in vita S. Conradi, daß dieser H. Conradus Bischoff zu Costniz, und der H. Udalricus Bischoff zu Augspurg/ als sie einsmals im Spatzier-Gang am Rein das hinabfallende Wasser etwas genauer beobachteten/ gesehen haben zwo Seelen in Gestalt der Vögelen ihre Sünde bey diesem Wasser abwaschen und büssen: Für welche so bald sie haben die Seel-Messe verrichtet/ seynd sie mit schönen Schwung zum Himmel hinaufgeflogen. Sobezeuget auch Henriquez in fasciculo ordinis Cistert. l. 2. dist. 7. c. I. daß einem gewissen Mönnich Cistertienser Ordens offenbahrt seyn unterschiedliche Peinen der im Fegfeur büssenden Seelen: Deren etliche für ihre Straffe müssen immer die Welt durchlauffen: Andere aber müssen immer bey den Tächeren unter dem Tach-Trauff stehen allem Ungemach des Ungewitters bloß-gestellet. Wie dann auch P. Lohner in Biblioth. schreibt/ die H. Vitaliana seye im Fegfeur gepeiniget/ weilen sie sich am Freytag gewaschen: Und auch bekant ist von jenem Mönnich/ daß/ weilen er im Chor diese Wort: Ehr seye dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem H. Geist/ nicht mit gnugsamer Neigung und Reverence hat ausgesprochen/ dessen Seele mit krum gebogenen Buckel lange Zeit habe müssen dahin stehen. So meldet auch Gregorius l. 4. dialog. c. 5. Es habe eine Seele eines Abgestorbenen für ihre Straffe den Leuten in den Bäderen/ da sie sich wuschen/ dienen und aufwarten müssen. Es bezeuget auch Abbt Blosius in monili Spirit. c. 12. daß etliche Seelen weder Pein des Feurs/ noch der Kälte leyden: Sondern nur geplagt werden durch daß verlangen GOtt anzuschauen. Ja noch wunderbarlicher ist/ was man list im Leben der Heiligen/ sonsten daß Passional genannt/ daß nemlich der H. Lazarus gesehen habe einen feurigen brennenden Baum vor der Höllen-Thür/ daran hingen viele Seelen in grosser Pein: Etliche hingen mit den Händen daran/ etliche mit den Füssen/ etliche mit den Ohren / etliche mit den Zungen. Er hat auch gesehen einen brennenden Offen/ daraus giengen erschröckliche Flammen/ und wargenommen unterschiedene Pein und Plagen: Die eine war Schnee/ die andere Eys/ die dritte Kalte reiffe/ die vierte Bluht/ die fünffte gifftige Schlangen/ die sechste Blitz und Donner/ die siebende ein grosser Gestanck. Zudem hat auch dieser H. Lazarus gesehen ein feurig Rad/ daß lieffe in geringer weile um / mehr als tausendmahl/ und als der Teuffel das Rad umtriebe/ wurden tausend Seelen darmit gepeiniget. Er sahe auch ein erschröcklichs Wasser/ darinnen waren viele teufflische Thier: Etliche Seelen waren ins Wasser versencket biß an die Kaye/ etliche biß an den Hals. Er sahe auch einen stinckenden Galgen/ der brennete: Darinnen hingen viele Seelen; die nageten und frassen ihre eigene Zungen für grosser Pein: Und weilen S. Lazarus dis erschröckliche Spectackel gesehen hat/ so hat er nach der Zeit sein Lebtag nicht mehr gelachet. Hiraus siehet man ja klärlich/ daß es nicht lauter Kurtzweil seye mit dem Fegfeur.

Antwort. Wanns schon kein Kurtzweil wäre/ so wäre es doch etwas artiges/ wann die Seelen (so lautere Geister seyn) mit Händen/ Füssen und Ohren am brennenden Baum hingen / oder biß an die Knye im Wasser stünden sc. Wanns dann ja kein Kurtzweil heissen solle/ so wollen wirs nennen ein erschröckliches Fabel-Werck. Zu dem seynd die Papisten noch selbsten unter sich uneinig/ ob die Seelen Persöhnlich erscheinen/ oder aber die Engel an ihrer Statt: Dann etliche geben für/ es erscheinen die H. Engel im Nahmen der Seelen / und bezeuget Nigronus tract. de otio, remed. 3. daß ein H. Engel erschienen seye in Gestalt des H. Antonii, wie auch ein ander Engel erschienen ist in Gestalt des H. Martyrers Marcelli nach Zeugnüß Baronii tom. 9. an. 828. Und wann schon die Engel sagen sie seyen Seelen aus dem Fegfeur/ so liegen sie doch nicht/ nach Lehr dieser Papisten: Gleich wie nicht liegen diejenigen/ so in einer Comoedie eine frembde Person vertreten / wann sie sagen/ sie seyen dieser oder jener. Im übrigen die Papisten sagen viel/ aber beweisen gar wenig: Und bleibt mehr als zu viel war was Chrysostomus schreibt homil. 2. de Lazaro, daß der Teuffel offt/ durch angenommene Gestalt der Verstorbenen/ den Leuten einen Dunst mache/ und selbige betriege.

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Vatters errettet. So list man auch in fastis Marianis in vita S. Conradi, daß dieser H.            Conradus Bischoff zu Costniz, und der H. Udalricus Bischoff zu Augspurg/ als sie einsmals            im Spatzier-Gang am Rein das hinabfallende Wasser etwas genauer beobachteten/ gesehen            haben zwo Seelen in Gestalt der Vögelen ihre Sünde bey diesem Wasser abwaschen und büssen:            Für welche so bald sie haben die Seel-Messe verrichtet/ seynd sie mit schönen Schwung zum            Himmel hinaufgeflogen. Sobezeuget auch Henriquez in fasciculo ordinis Cistert. l. 2. dist.            7. c. I. daß einem gewissen Mönnich Cistertienser Ordens offenbahrt seyn unterschiedliche            Peinen der im Fegfeur büssenden Seelen: Deren etliche für ihre Straffe müssen immer die            Welt durchlauffen: Andere aber müssen immer bey den Tächeren unter dem Tach-Trauff stehen            allem Ungemach des Ungewitters bloß-gestellet. Wie dann auch P. Lohner in Biblioth.            schreibt/ die H. Vitaliana seye im Fegfeur gepeiniget/ weilen sie sich am Freytag            gewaschen: Und auch bekant ist von jenem Mönnich/ daß/ weilen er im Chor diese Wort: Ehr            seye dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem H. Geist/ nicht mit gnugsamer Neigung und            Reverence hat ausgesprochen/ dessen Seele mit krum gebogenen Buckel lange Zeit habe            müssen dahin stehen. So meldet auch Gregorius l. 4. dialog. c. 5. Es habe eine Seele eines            Abgestorbenen für ihre Straffe den Leuten in den Bäderen/ da sie sich wuschen/ dienen            und aufwarten müssen. Es bezeuget auch Abbt Blosius in monili Spirit. c. 12. daß etliche            Seelen weder Pein des Feurs/ noch der Kälte leyden: Sondern nur geplagt werden durch daß            verlangen GOtt anzuschauen. Ja noch wunderbarlicher ist/ was man list im Leben der            Heiligen/ sonsten daß Passional genannt/ daß nemlich der H. Lazarus gesehen habe einen            feurigen brennenden Baum vor der Höllen-Thür/ daran hingen viele Seelen in grosser Pein:            Etliche hingen mit den Händen daran/ etliche mit den Füssen/ etliche mit den Ohren /            etliche mit den Zungen. Er hat auch gesehen einen brennenden Offen/ daraus giengen            erschröckliche Flammen/ und wargenommen unterschiedene Pein und Plagen: Die eine war            Schnee/ die andere Eys/ die dritte Kalte reiffe/ die vierte Bluht/ die fünffte            gifftige Schlangen/ die sechste Blitz und Donner/ die siebende ein grosser Gestanck.            Zudem hat auch dieser H. Lazarus gesehen ein feurig Rad/ daß lieffe in geringer weile um           / mehr als tausendmahl/ und als der Teuffel das Rad umtriebe/ wurden tausend Seelen            darmit gepeiniget. Er sahe auch ein erschröcklichs Wasser/ darinnen waren viele            teufflische Thier: Etliche Seelen waren ins Wasser versencket biß an die Kaye/ etliche            biß an den Hals. Er sahe auch einen stinckenden Galgen/ der brennete: Darinnen hingen            viele Seelen; die nageten und frassen ihre eigene Zungen für grosser Pein: Und weilen S.            Lazarus dis erschröckliche Spectackel gesehen hat/ so hat er nach der Zeit sein Lebtag            nicht mehr gelachet. Hiraus siehet man ja klärlich/ daß es nicht lauter Kurtzweil seye            mit dem Fegfeur.</p>
        <p>Antwort. Wanns schon kein Kurtzweil wäre/ so wäre es doch etwas artiges/ wann die            Seelen (so lautere Geister seyn) mit Händen/ Füssen und Ohren am brennenden Baum hingen /            oder biß an die Knye im Wasser stünden sc. Wanns dann ja kein Kurtzweil heissen solle/ so            wollen wirs nennen ein erschröckliches Fabel-Werck. Zu dem seynd die Papisten noch            selbsten unter sich uneinig/ ob die Seelen Persöhnlich erscheinen/ oder aber die Engel            an ihrer Statt: Dann etliche geben für/ es erscheinen die H. Engel im Nahmen der Seelen /            und bezeuget Nigronus tract. de otio, remed. 3. daß ein H. Engel erschienen seye in            Gestalt des H. Antonii, wie auch ein ander Engel erschienen ist in Gestalt des H.            Martyrers Marcelli nach Zeugnüß Baronii tom. 9. an. 828. Und wann schon die Engel sagen            sie seyen Seelen aus dem Fegfeur/ so liegen sie doch nicht/ nach Lehr dieser Papisten:            Gleich wie nicht liegen diejenigen/ so in einer Comoedie eine frembde Person vertreten /            wann sie sagen/ sie seyen dieser oder jener. Im übrigen die Papisten sagen viel/ aber            beweisen gar wenig: Und bleibt mehr als zu viel war was Chrysostomus schreibt homil. 2. de            Lazaro, daß der Teuffel offt/ durch angenommene Gestalt der Verstorbenen/ den Leuten            einen Dunst mache/ und selbige betriege.</p>
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[203/0503] Vatters errettet. So list man auch in fastis Marianis in vita S. Conradi, daß dieser H. Conradus Bischoff zu Costniz, und der H. Udalricus Bischoff zu Augspurg/ als sie einsmals im Spatzier-Gang am Rein das hinabfallende Wasser etwas genauer beobachteten/ gesehen haben zwo Seelen in Gestalt der Vögelen ihre Sünde bey diesem Wasser abwaschen und büssen: Für welche so bald sie haben die Seel-Messe verrichtet/ seynd sie mit schönen Schwung zum Himmel hinaufgeflogen. Sobezeuget auch Henriquez in fasciculo ordinis Cistert. l. 2. dist. 7. c. I. daß einem gewissen Mönnich Cistertienser Ordens offenbahrt seyn unterschiedliche Peinen der im Fegfeur büssenden Seelen: Deren etliche für ihre Straffe müssen immer die Welt durchlauffen: Andere aber müssen immer bey den Tächeren unter dem Tach-Trauff stehen allem Ungemach des Ungewitters bloß-gestellet. Wie dann auch P. Lohner in Biblioth. schreibt/ die H. Vitaliana seye im Fegfeur gepeiniget/ weilen sie sich am Freytag gewaschen: Und auch bekant ist von jenem Mönnich/ daß/ weilen er im Chor diese Wort: Ehr seye dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem H. Geist/ nicht mit gnugsamer Neigung und Reverence hat ausgesprochen/ dessen Seele mit krum gebogenen Buckel lange Zeit habe müssen dahin stehen. So meldet auch Gregorius l. 4. dialog. c. 5. Es habe eine Seele eines Abgestorbenen für ihre Straffe den Leuten in den Bäderen/ da sie sich wuschen/ dienen und aufwarten müssen. Es bezeuget auch Abbt Blosius in monili Spirit. c. 12. daß etliche Seelen weder Pein des Feurs/ noch der Kälte leyden: Sondern nur geplagt werden durch daß verlangen GOtt anzuschauen. Ja noch wunderbarlicher ist/ was man list im Leben der Heiligen/ sonsten daß Passional genannt/ daß nemlich der H. Lazarus gesehen habe einen feurigen brennenden Baum vor der Höllen-Thür/ daran hingen viele Seelen in grosser Pein: Etliche hingen mit den Händen daran/ etliche mit den Füssen/ etliche mit den Ohren / etliche mit den Zungen. Er hat auch gesehen einen brennenden Offen/ daraus giengen erschröckliche Flammen/ und wargenommen unterschiedene Pein und Plagen: Die eine war Schnee/ die andere Eys/ die dritte Kalte reiffe/ die vierte Bluht/ die fünffte gifftige Schlangen/ die sechste Blitz und Donner/ die siebende ein grosser Gestanck. Zudem hat auch dieser H. Lazarus gesehen ein feurig Rad/ daß lieffe in geringer weile um / mehr als tausendmahl/ und als der Teuffel das Rad umtriebe/ wurden tausend Seelen darmit gepeiniget. Er sahe auch ein erschröcklichs Wasser/ darinnen waren viele teufflische Thier: Etliche Seelen waren ins Wasser versencket biß an die Kaye/ etliche biß an den Hals. Er sahe auch einen stinckenden Galgen/ der brennete: Darinnen hingen viele Seelen; die nageten und frassen ihre eigene Zungen für grosser Pein: Und weilen S. Lazarus dis erschröckliche Spectackel gesehen hat/ so hat er nach der Zeit sein Lebtag nicht mehr gelachet. Hiraus siehet man ja klärlich/ daß es nicht lauter Kurtzweil seye mit dem Fegfeur. Antwort. Wanns schon kein Kurtzweil wäre/ so wäre es doch etwas artiges/ wann die Seelen (so lautere Geister seyn) mit Händen/ Füssen und Ohren am brennenden Baum hingen / oder biß an die Knye im Wasser stünden sc. Wanns dann ja kein Kurtzweil heissen solle/ so wollen wirs nennen ein erschröckliches Fabel-Werck. Zu dem seynd die Papisten noch selbsten unter sich uneinig/ ob die Seelen Persöhnlich erscheinen/ oder aber die Engel an ihrer Statt: Dann etliche geben für/ es erscheinen die H. Engel im Nahmen der Seelen / und bezeuget Nigronus tract. de otio, remed. 3. daß ein H. Engel erschienen seye in Gestalt des H. Antonii, wie auch ein ander Engel erschienen ist in Gestalt des H. Martyrers Marcelli nach Zeugnüß Baronii tom. 9. an. 828. Und wann schon die Engel sagen sie seyen Seelen aus dem Fegfeur/ so liegen sie doch nicht/ nach Lehr dieser Papisten: Gleich wie nicht liegen diejenigen/ so in einer Comoedie eine frembde Person vertreten / wann sie sagen/ sie seyen dieser oder jener. Im übrigen die Papisten sagen viel/ aber beweisen gar wenig: Und bleibt mehr als zu viel war was Chrysostomus schreibt homil. 2. de Lazaro, daß der Teuffel offt/ durch angenommene Gestalt der Verstorbenen/ den Leuten einen Dunst mache/ und selbige betriege.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/503>, abgerufen am 22.11.2024.