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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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Reihe. Bey Sophien weint' er, denn sie glich Zug
für Zug, Christinen D-l-b d' A. seiner Gemahlin,
als er sie heyrathete. So vorbereitet öfnete sich sein
Herz ohne Mühe, als er Victorin mit niedergeschla-
genen Augen und in der Stellung eines Verbrechers
zu seinen Füssen sah. Er warf sich ihm um den
Hals und nannt' ihn seinen Schwiegersohn. Dann
hört' er mit Vergnügen alles das an, was Christine
ihm von dem Glücke erzählte, dessen Genuß ihr ge-
liebter Gemahl ihr verschaft hatte. Sein erstes
Wort nach dieser wichtigen Erzählung war: Man
rufe mir einen Notarius. Er bestätigte die Heyrath
und erklärte zugleich den jungen B-m-t seinen älte-
sten Enkel zu seinem Universalerben, weil ihm sein
Schwiegersohn und seine Tochter versicherten, daß
sie keinen Mangel an Glücksgütern hätten.

Nachdem alle diese Dinge gehörig besorgt waren,
schlug Victorin seinen Schwiegervater vor, die Dun-
kelheit zur Reise in seine Staaten zu nutzen.

"Sehr gern, mein Sohn, sagte der Alte, aber
auf was für einem Fahrzeug?"

"Auf dem, Papa, antwortete Christine, wor-
auf wir hergekommen sind."

"So kommt denn, meine Kinder!"

Die fünf Fliegenden machten also ihre Flügel zu-
rechte, gingen auf den Balcon, und der Alte ward,
nachdem er die nöthigen Befehle im Hause hinterlas-
sen, und sich in die Arme seines Schwiegersohns ge-
worfen, von ihm wie eine Feder weggeführt. Chri-

stine



Reihe. Bey Sophien weint’ er, denn ſie glich Zug
fuͤr Zug, Chriſtinen D-l-b d’ A. ſeiner Gemahlin,
als er ſie heyrathete. So vorbereitet oͤfnete ſich ſein
Herz ohne Muͤhe, als er Victorin mit niedergeſchla-
genen Augen und in der Stellung eines Verbrechers
zu ſeinen Fuͤſſen ſah. Er warf ſich ihm um den
Hals und nannt’ ihn ſeinen Schwiegerſohn. Dann
hoͤrt’ er mit Vergnuͤgen alles das an, was Chriſtine
ihm von dem Gluͤcke erzaͤhlte, deſſen Genuß ihr ge-
liebter Gemahl ihr verſchaft hatte. Sein erſtes
Wort nach dieſer wichtigen Erzaͤhlung war: Man
rufe mir einen Notarius. Er beſtaͤtigte die Heyrath
und erklaͤrte zugleich den jungen B-m-t ſeinen aͤlte-
ſten Enkel zu ſeinem Univerſalerben, weil ihm ſein
Schwiegerſohn und ſeine Tochter verſicherten, daß
ſie keinen Mangel an Gluͤcksguͤtern haͤtten.

Nachdem alle dieſe Dinge gehoͤrig beſorgt waren,
ſchlug Victorin ſeinen Schwiegervater vor, die Dun-
kelheit zur Reiſe in ſeine Staaten zu nutzen.

„Sehr gern, mein Sohn, ſagte der Alte, aber
auf was fuͤr einem Fahrzeug?‟

„Auf dem, Papa, antwortete Chriſtine, wor-
auf wir hergekommen ſind.‟

„So kommt denn, meine Kinder!‟

Die fuͤnf Fliegenden machten alſo ihre Fluͤgel zu-
rechte, gingen auf den Balcon, und der Alte ward,
nachdem er die noͤthigen Befehle im Hauſe hinterlaſ-
ſen, und ſich in die Arme ſeines Schwiegerſohns ge-
worfen, von ihm wie eine Feder weggefuͤhrt. Chri-

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[100/0108] Reihe. Bey Sophien weint’ er, denn ſie glich Zug fuͤr Zug, Chriſtinen D-l-b d’ A. ſeiner Gemahlin, als er ſie heyrathete. So vorbereitet oͤfnete ſich ſein Herz ohne Muͤhe, als er Victorin mit niedergeſchla- genen Augen und in der Stellung eines Verbrechers zu ſeinen Fuͤſſen ſah. Er warf ſich ihm um den Hals und nannt’ ihn ſeinen Schwiegerſohn. Dann hoͤrt’ er mit Vergnuͤgen alles das an, was Chriſtine ihm von dem Gluͤcke erzaͤhlte, deſſen Genuß ihr ge- liebter Gemahl ihr verſchaft hatte. Sein erſtes Wort nach dieſer wichtigen Erzaͤhlung war: Man rufe mir einen Notarius. Er beſtaͤtigte die Heyrath und erklaͤrte zugleich den jungen B-m-t ſeinen aͤlte- ſten Enkel zu ſeinem Univerſalerben, weil ihm ſein Schwiegerſohn und ſeine Tochter verſicherten, daß ſie keinen Mangel an Gluͤcksguͤtern haͤtten. Nachdem alle dieſe Dinge gehoͤrig beſorgt waren, ſchlug Victorin ſeinen Schwiegervater vor, die Dun- kelheit zur Reiſe in ſeine Staaten zu nutzen. „Sehr gern, mein Sohn, ſagte der Alte, aber auf was fuͤr einem Fahrzeug?‟ „Auf dem, Papa, antwortete Chriſtine, wor- auf wir hergekommen ſind.‟ „So kommt denn, meine Kinder!‟ Die fuͤnf Fliegenden machten alſo ihre Fluͤgel zu- rechte, gingen auf den Balcon, und der Alte ward, nachdem er die noͤthigen Befehle im Hauſe hinterlaſ- ſen, und ſich in die Arme ſeines Schwiegerſohns ge- worfen, von ihm wie eine Feder weggefuͤhrt. Chri- ſtine

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/108>, abgerufen am 21.11.2024.