machte diese sonderbaren Weiber bald zahm -- die Mannspersonen hingegen schienen unverbesserlich, zitter- ten sogar beym Anblick der Tagmenschen und schienen blos auf die beiden iungen Europäerinnen mit Vergnü- gen zu sehn. Nachdem die Schifbrüchigen sich wieder in einem erträglichen Zustande befanden, meldeten ih- nen Victorin und sein Sohn, daß sie nach Europa zu- rückkehren, und das, was sie zu dieser Reise bewogen, in Erfüllung bringen wollten. Jeder trug ihnen das, was er am meisten wünschte, auf, und sie reisten mit einer Menge Bestellungen ab.
Aufm Rückwege gingen sie über die Diamant- brüche des Königreichs Golconda, und suchten, nach- dem sie Wache und Kaufleute in Furcht gejagt hat- ten, sich da einige von den größten Steinen aus. Dann schwangen sie sich wieder in die Lüfte, erreichten England, verkauften ihre Juwelen und schaften sich da- für ein prächtiges Schiff an, welches sie in den Ha- fen nach Brest führten und daselbst vor Anker liegen liessen.
Endlich kehrten sie auf den unbesteiglichen Berg, ungefähr den 25. März zurück, nachdem sie sechs Monat abwesend gewesen waren. Sie fanden da- selbst den guten Herrn von B-m-t, der gar nicht weg kam, um die Unruhe seiner lieben Tochter zu stil- len. Es ist unnöthig etwas von ihrer Aufnahme zu sagen. Aber der glückliche Erfolg ihrer Reise ver- ursachte besonders dem alten Herrn eine unaussprech- liche Freude. Und als er den vortheilhaften Ge- brauch, den sein Schwiegersohn von dem Schiffbruche
des
machte dieſe ſonderbaren Weiber bald zahm — die Mannsperſonen hingegen ſchienen unverbeſſerlich, zitter- ten ſogar beym Anblick der Tagmenſchen und ſchienen blos auf die beiden iungen Europaͤerinnen mit Vergnuͤ- gen zu ſehn. Nachdem die Schifbruͤchigen ſich wieder in einem ertraͤglichen Zuſtande befanden, meldeten ih- nen Victorin und ſein Sohn, daß ſie nach Europa zu- ruͤckkehren, und das, was ſie zu dieſer Reiſe bewogen, in Erfuͤllung bringen wollten. Jeder trug ihnen das, was er am meiſten wuͤnſchte, auf, und ſie reiſten mit einer Menge Beſtellungen ab.
Aufm Ruͤckwege gingen ſie uͤber die Diamant- bruͤche des Koͤnigreichs Golconda, und ſuchten, nach- dem ſie Wache und Kaufleute in Furcht gejagt hat- ten, ſich da einige von den groͤßten Steinen aus. Dann ſchwangen ſie ſich wieder in die Luͤfte, erreichten England, verkauften ihre Juwelen und ſchaften ſich da- fuͤr ein praͤchtiges Schiff an, welches ſie in den Ha- fen nach Breſt fuͤhrten und daſelbſt vor Anker liegen lieſſen.
Endlich kehrten ſie auf den unbeſteiglichen Berg, ungefaͤhr den 25. Maͤrz zuruͤck, nachdem ſie ſechs Monat abweſend geweſen waren. Sie fanden da- ſelbſt den guten Herrn von B-m-t, der gar nicht weg kam, um die Unruhe ſeiner lieben Tochter zu ſtil- len. Es iſt unnoͤthig etwas von ihrer Aufnahme zu ſagen. Aber der gluͤckliche Erfolg ihrer Reiſe ver- urſachte beſonders dem alten Herrn eine unausſprech- liche Freude. Und als er den vortheilhaften Ge- brauch, den ſein Schwiegerſohn von dem Schiffbruche
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machte dieſe ſonderbaren Weiber bald zahm — die
Mannsperſonen hingegen ſchienen unverbeſſerlich, zitter-
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blos auf die beiden iungen Europaͤerinnen mit Vergnuͤ-
gen zu ſehn. Nachdem die Schifbruͤchigen ſich wieder
in einem ertraͤglichen Zuſtande befanden, meldeten ih-
nen Victorin und ſein Sohn, daß ſie nach Europa zu-
ruͤckkehren, und das, was ſie zu dieſer Reiſe bewogen,
in Erfuͤllung bringen wollten. Jeder trug ihnen das,
was er am meiſten wuͤnſchte, auf, und ſie reiſten mit
einer Menge Beſtellungen ab.
Aufm Ruͤckwege gingen ſie uͤber die Diamant-
bruͤche des Koͤnigreichs Golconda, und ſuchten, nach-
dem ſie Wache und Kaufleute in Furcht gejagt hat-
ten, ſich da einige von den groͤßten Steinen aus.
Dann ſchwangen ſie ſich wieder in die Luͤfte, erreichten
England, verkauften ihre Juwelen und ſchaften ſich da-
fuͤr ein praͤchtiges Schiff an, welches ſie in den Ha-
fen nach Breſt fuͤhrten und daſelbſt vor Anker liegen
lieſſen.
Endlich kehrten ſie auf den unbeſteiglichen Berg,
ungefaͤhr den 25. Maͤrz zuruͤck, nachdem ſie ſechs
Monat abweſend geweſen waren. Sie fanden da-
ſelbſt den guten Herrn von B-m-t, der gar nicht
weg kam, um die Unruhe ſeiner lieben Tochter zu ſtil-
len. Es iſt unnoͤthig etwas von ihrer Aufnahme zu
ſagen. Aber der gluͤckliche Erfolg ihrer Reiſe ver-
urſachte beſonders dem alten Herrn eine unausſprech-
liche Freude. Und als er den vortheilhaften Ge-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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