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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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Erde und beobachtete sie bestens, während sein
Sohn einem iungen Bärkinde so nahe flog, daß es
erschrak und fiel. Alexander warf sich sogleich
nach, um es in der Luft zu erhaschen und führt'
es davon. Alsbald flog auch der Vater davon.
Die Bären stiessen über die Entführung des Kin-
des ein fürchterliches Geschrei aus und stiegen
schnell von ihren Bäumen, um sich zu verbergen.

Als die beiden Fliegenden auf ihren Felsen ka-
men, legten sie das Bärkind auf die Erde, gaben
ihm Zeichen der Freundschaft und boten ihm ver-
schiedene Eßwaaren an: aber es war so erschrocken, daß
es sich todt stellte und die Augen verschloß. Sie
konnten es daher leicht betrachten und fanden, daß sei-
ne ganze äusserliche Bildung einem Menschen und
blos die Haut einem Bär ähnlich war, doch wa-
ren seine Finger mit einer Art von Krallen versehn,
und seine Nase, die zwar in einiger Vertiefung
zwischen den beiden Wangen stand, glich viel der
Nase eines Bären. Man behielt es so lange, bis
es dieser Verstellung überdrüssig ward, als es
einige Bewegungen wagte, trug man es herunter
vom Felsen, gab ihm verschiedene Sachen in die
Hände und ließ es in Freiheit. Sogleich floh es
mit einer ausserordentlichen Schnelligkeit auf seinen
zwei Füssen mit einem Klaggeschrei den Bären ähn-
lich davon. Auf dies Geschrey kamen eine Men-
ge seines gleichen auf ihn zugelaufen, die es, weil
es allein war, zu fragen schienen, was ihm fehle?
Es zeigte ihnen den Felsen und beredte sie ihm zu

folgen.



Erde und beobachtete ſie beſtens, waͤhrend ſein
Sohn einem iungen Baͤrkinde ſo nahe flog, daß es
erſchrak und fiel. Alexander warf ſich ſogleich
nach, um es in der Luft zu erhaſchen und fuͤhrt’
es davon. Alsbald flog auch der Vater davon.
Die Baͤren ſtieſſen uͤber die Entfuͤhrung des Kin-
des ein fuͤrchterliches Geſchrei aus und ſtiegen
ſchnell von ihren Baͤumen, um ſich zu verbergen.

Als die beiden Fliegenden auf ihren Felſen ka-
men, legten ſie das Baͤrkind auf die Erde, gaben
ihm Zeichen der Freundſchaft und boten ihm ver-
ſchiedene Eßwaaren an: aber es war ſo erſchrocken, daß
es ſich todt ſtellte und die Augen verſchloß. Sie
konnten es daher leicht betrachten und fanden, daß ſei-
ne ganze aͤuſſerliche Bildung einem Menſchen und
blos die Haut einem Baͤr aͤhnlich war, doch wa-
ren ſeine Finger mit einer Art von Krallen verſehn,
und ſeine Naſe, die zwar in einiger Vertiefung
zwiſchen den beiden Wangen ſtand, glich viel der
Naſe eines Baͤren. Man behielt es ſo lange, bis
es dieſer Verſtellung uͤberdruͤſſig ward, als es
einige Bewegungen wagte, trug man es herunter
vom Felſen, gab ihm verſchiedene Sachen in die
Haͤnde und ließ es in Freiheit. Sogleich floh es
mit einer auſſerordentlichen Schnelligkeit auf ſeinen
zwei Fuͤſſen mit einem Klaggeſchrei den Baͤren aͤhn-
lich davon. Auf dies Geſchrey kamen eine Men-
ge ſeines gleichen auf ihn zugelaufen, die es, weil
es allein war, zu fragen ſchienen, was ihm fehle?
Es zeigte ihnen den Felſen und beredte ſie ihm zu

folgen.
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[182/0190] Erde und beobachtete ſie beſtens, waͤhrend ſein Sohn einem iungen Baͤrkinde ſo nahe flog, daß es erſchrak und fiel. Alexander warf ſich ſogleich nach, um es in der Luft zu erhaſchen und fuͤhrt’ es davon. Alsbald flog auch der Vater davon. Die Baͤren ſtieſſen uͤber die Entfuͤhrung des Kin- des ein fuͤrchterliches Geſchrei aus und ſtiegen ſchnell von ihren Baͤumen, um ſich zu verbergen. Als die beiden Fliegenden auf ihren Felſen ka- men, legten ſie das Baͤrkind auf die Erde, gaben ihm Zeichen der Freundſchaft und boten ihm ver- ſchiedene Eßwaaren an: aber es war ſo erſchrocken, daß es ſich todt ſtellte und die Augen verſchloß. Sie konnten es daher leicht betrachten und fanden, daß ſei- ne ganze aͤuſſerliche Bildung einem Menſchen und blos die Haut einem Baͤr aͤhnlich war, doch wa- ren ſeine Finger mit einer Art von Krallen verſehn, und ſeine Naſe, die zwar in einiger Vertiefung zwiſchen den beiden Wangen ſtand, glich viel der Naſe eines Baͤren. Man behielt es ſo lange, bis es dieſer Verſtellung uͤberdruͤſſig ward, als es einige Bewegungen wagte, trug man es herunter vom Felſen, gab ihm verſchiedene Sachen in die Haͤnde und ließ es in Freiheit. Sogleich floh es mit einer auſſerordentlichen Schnelligkeit auf ſeinen zwei Fuͤſſen mit einem Klaggeſchrei den Baͤren aͤhn- lich davon. Auf dies Geſchrey kamen eine Men- ge ſeines gleichen auf ihn zugelaufen, die es, weil es allein war, zu fragen ſchienen, was ihm fehle? Es zeigte ihnen den Felſen und beredte ſie ihm zu folgen.

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/190>, abgerufen am 21.11.2024.