Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.den kürzesten nnd leichtesten Weg. Der Gemal der Jshmichtriß aber und sein Schwager, der Gat- te der Sophie, flogen mit der Sonde in der Hand über dem Wasser hin. Jn acht Tagen langte man auf der Cynischen Jnsel an, wo man die beiden dort gelassenen iungen Leute sehr traurig fand. Ausser sich vor Freuden, wieder wahre Menschen zu sehn, schlugen sie ihren Sitz neben der Wohnung auf, die in der Geschwindigkeit für den Gouver- neur und seine Familie die aus mehr als sechzig Per- sonen bestand, eingerichtet ward. Diesen empfohl man besonders das gute Vernehmen mit den bei- den iungen Personen, weil sie ihnen unumgänglich nöthig wären, um mit dem Eingebohrnen in gutem Vernehmen zu leben, ihre Sprache zu verstehen, und die Kräfte und den Umfang ihres Verstandes, ihre Anlagen kennen zu lernen; mit einem Worte was man vor Nutzen aus ihnen ziehen könnte. Der Gouverneur versprach alles, und weil sein eigner Nutzen damit verbunden war, so hielt er Wort. Auf dieser Reise versuchten Victorin und sein So
den kuͤrzeſten nnd leichteſten Weg. Der Gemal der Jſhmichtriß aber und ſein Schwager, der Gat- te der Sophie, flogen mit der Sonde in der Hand uͤber dem Waſſer hin. Jn acht Tagen langte man auf der Cyniſchen Jnſel an, wo man die beiden dort gelaſſenen iungen Leute ſehr traurig fand. Auſſer ſich vor Freuden, wieder wahre Menſchen zu ſehn, ſchlugen ſie ihren Sitz neben der Wohnung auf, die in der Geſchwindigkeit fuͤr den Gouver- neur und ſeine Familie die aus mehr als ſechzig Per- ſonen beſtand, eingerichtet ward. Dieſen empfohl man beſonders das gute Vernehmen mit den bei- den iungen Perſonen, weil ſie ihnen unumgaͤnglich noͤthig waͤren, um mit dem Eingebohrnen in gutem Vernehmen zu leben, ihre Sprache zu verſtehen, und die Kraͤfte und den Umfang ihres Verſtandes, ihre Anlagen kennen zu lernen; mit einem Worte was man vor Nutzen aus ihnen ziehen koͤnnte. Der Gouverneur verſprach alles, und weil ſein eigner Nutzen damit verbunden war, ſo hielt er Wort. Auf dieſer Reiſe verſuchten Victorin und ſein So
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den kuͤrzeſten nnd leichteſten Weg. Der Gemal der
Jſhmichtriß aber und ſein Schwager, der Gat-
te der Sophie, flogen mit der Sonde in der Hand
uͤber dem Waſſer hin. Jn acht Tagen langte man
auf der Cyniſchen Jnſel an, wo man die beiden
dort gelaſſenen iungen Leute ſehr traurig fand.
Auſſer ſich vor Freuden, wieder wahre Menſchen
zu ſehn, ſchlugen ſie ihren Sitz neben der Wohnung
auf, die in der Geſchwindigkeit fuͤr den Gouver-
neur und ſeine Familie die aus mehr als ſechzig Per-
ſonen beſtand, eingerichtet ward. Dieſen empfohl
man beſonders das gute Vernehmen mit den bei-
den iungen Perſonen, weil ſie ihnen unumgaͤnglich
noͤthig waͤren, um mit dem Eingebohrnen in gutem
Vernehmen zu leben, ihre Sprache zu verſtehen,
und die Kraͤfte und den Umfang ihres Verſtandes,
ihre Anlagen kennen zu lernen; mit einem Worte
was man vor Nutzen aus ihnen ziehen koͤnnte. Der
Gouverneur verſprach alles, und weil ſein eigner
Nutzen damit verbunden war, ſo hielt er Wort.
Auf dieſer Reiſe verſuchten Victorin und ſein
Sohn keine Entdeckung. Sie kehrten mit dem
Schiffe wieder zuruͤck und beſuchten die Baͤr-und
Affeninſel, deren Wilde ſie furchtſamer als bei
ihrer erſten Ankunft fanden. Nach ihrer Ruͤckkehr
auf die Chriſtineninſel ward um die Statthalter-
ſchaft der Affeninſel geloost. Man verſorgte das
Schif ebenfalls mit allen Nothwendigkeiten, und
brachte den Statthalter nebſt den beiden iungen Ein-
gebohrnen, die ihm zur Verbindung mit den Lands-
leuten dienen ſollten, dahin.
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Zitationshilfe: | Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/213>, abgerufen am 16.02.2025. |