Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.ganz zernichtete. Da ich an der Küste eine Men- ge Fische ben erkte, so macht' ich mir eine Angel und fing die folgenden Tage deren soviel, als wir brauchten. Aber ich spürte bald, daß die Jnsel andere Bewohner, als ienes Gevögel hätte, ich sah einige kleine Thierchen, von der Grösse eines Haasen oder Kaninichen, die sehr schöne Felle hat- ten. Eine Gattung von Ziegen entdeckte ich an ihrem Geruch. Jch suchte eine davon zu erha- schen, weil ich die Milch derselben, wenn ich der- gleichen hätte erlangen können, als eine grosse Er- leichterung für uns ansah. Jch lauerte daher auf, iedoch anfangs mit sehr schlechtem Erfolge. Als ich aber an einem schönen Tage -- denn hier war es damals Sommer -- nach der mittägigen Kü- ste zuging, sah ich mit Erstaunen Böcke oder Sa- tyrn entweder mit der Angel oder mit einer Art von Reisen, die an einem Stängelchen hingen, fischen. Sie gingen oft auf zwei Füssen, und schienen zuweilen einander zu sagen, was sie ma- chen sollten. Jch betrachtete sie länger als eine Stunde mit meinem Glase; da ich bereits ein Kleid von Fellen hatte, so wagt' ich mich endlich ziemlich nah zu ihnen. Sie machten eine Stau- nenvolle Bewegung als sie mich erblickten, traten zusammen und betrachteten mich. Jch gab ihnen Zeichen der Freundschaft, hielt iedoch mein Gewehr immer fertig und meinem Degen in Bereitschaft. Jch sprach sie durch Geberden um Fische an, die sie nach öfterer Wiederholung endlich verstanden; worauf einer von ihnen mir einen Korb voll brach- te,
ganz zernichtete. Da ich an der Kuͤſte eine Men- ge Fiſche ben erkte, ſo macht’ ich mir eine Angel und fing die folgenden Tage deren ſoviel, als wir brauchten. Aber ich ſpuͤrte bald, daß die Jnſel andere Bewohner, als ienes Gevoͤgel haͤtte, ich ſah einige kleine Thierchen, von der Groͤſſe eines Haaſen oder Kaninichen, die ſehr ſchoͤne Felle hat- ten. Eine Gattung von Ziegen entdeckte ich an ihrem Geruch. Jch ſuchte eine davon zu erha- ſchen, weil ich die Milch derſelben, wenn ich der- gleichen haͤtte erlangen koͤnnen, als eine groſſe Er- leichterung fuͤr uns anſah. Jch lauerte daher auf, iedoch anfangs mit ſehr ſchlechtem Erfolge. Als ich aber an einem ſchoͤnen Tage — denn hier war es damals Sommer — nach der mittaͤgigen Kuͤ- ſte zuging, ſah ich mit Erſtaunen Boͤcke oder Sa- tyrn entweder mit der Angel oder mit einer Art von Reiſen, die an einem Staͤngelchen hingen, fiſchen. Sie gingen oft auf zwei Fuͤſſen, und ſchienen zuweilen einander zu ſagen, was ſie ma- chen ſollten. Jch betrachtete ſie laͤnger als eine Stunde mit meinem Glaſe; da ich bereits ein Kleid von Fellen hatte, ſo wagt’ ich mich endlich ziemlich nah zu ihnen. Sie machten eine Stau- nenvolle Bewegung als ſie mich erblickten, traten zuſammen und betrachteten mich. Jch gab ihnen Zeichen der Freundſchaft, hielt iedoch mein Gewehr immer fertig und meinem Degen in Bereitſchaft. Jch ſprach ſie durch Geberden um Fiſche an, die ſie nach oͤfterer Wiederholung endlich verſtanden; worauf einer von ihnen mir einen Korb voll brach- te,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0222" n="214"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ganz zernichtete. Da ich an der Kuͤſte eine Men-<lb/> ge Fiſche ben erkte, ſo macht’ ich mir eine Angel<lb/> und fing die folgenden Tage deren ſoviel, als wir<lb/> brauchten. Aber ich ſpuͤrte bald, daß die Jnſel<lb/> andere Bewohner, als ienes Gevoͤgel haͤtte, ich<lb/> ſah einige kleine Thierchen, von der Groͤſſe eines<lb/> Haaſen oder Kaninichen, die ſehr ſchoͤne Felle hat-<lb/> ten. Eine Gattung von Ziegen entdeckte ich an<lb/> ihrem Geruch. Jch ſuchte eine davon zu erha-<lb/> ſchen, weil ich die Milch derſelben, wenn ich der-<lb/> gleichen haͤtte erlangen koͤnnen, als eine groſſe Er-<lb/> leichterung fuͤr uns anſah. Jch lauerte daher auf,<lb/> iedoch anfangs mit ſehr ſchlechtem Erfolge. Als<lb/> ich aber an einem ſchoͤnen Tage — denn hier war<lb/> es damals Sommer — nach der mittaͤgigen Kuͤ-<lb/> ſte zuging, ſah ich mit Erſtaunen Boͤcke oder Sa-<lb/> tyrn entweder mit der Angel oder mit einer Art<lb/> von Reiſen, die an einem Staͤngelchen hingen,<lb/> fiſchen. Sie gingen oft auf zwei Fuͤſſen, und<lb/> ſchienen zuweilen einander zu ſagen, was ſie ma-<lb/> chen ſollten. Jch betrachtete ſie laͤnger als eine<lb/> Stunde mit meinem Glaſe; da ich bereits ein<lb/> Kleid von Fellen hatte, ſo wagt’ ich mich endlich<lb/> ziemlich nah zu ihnen. Sie machten eine Stau-<lb/> nenvolle Bewegung als ſie mich erblickten, traten<lb/> zuſammen und betrachteten mich. Jch gab ihnen<lb/> Zeichen der Freundſchaft, hielt iedoch mein Gewehr<lb/> immer fertig und meinem Degen in Bereitſchaft.<lb/> Jch ſprach ſie durch Geberden um Fiſche an, die<lb/> ſie nach oͤfterer Wiederholung endlich verſtanden;<lb/> worauf einer von ihnen mir einen Korb voll brach-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">te,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0222]
ganz zernichtete. Da ich an der Kuͤſte eine Men-
ge Fiſche ben erkte, ſo macht’ ich mir eine Angel
und fing die folgenden Tage deren ſoviel, als wir
brauchten. Aber ich ſpuͤrte bald, daß die Jnſel
andere Bewohner, als ienes Gevoͤgel haͤtte, ich
ſah einige kleine Thierchen, von der Groͤſſe eines
Haaſen oder Kaninichen, die ſehr ſchoͤne Felle hat-
ten. Eine Gattung von Ziegen entdeckte ich an
ihrem Geruch. Jch ſuchte eine davon zu erha-
ſchen, weil ich die Milch derſelben, wenn ich der-
gleichen haͤtte erlangen koͤnnen, als eine groſſe Er-
leichterung fuͤr uns anſah. Jch lauerte daher auf,
iedoch anfangs mit ſehr ſchlechtem Erfolge. Als
ich aber an einem ſchoͤnen Tage — denn hier war
es damals Sommer — nach der mittaͤgigen Kuͤ-
ſte zuging, ſah ich mit Erſtaunen Boͤcke oder Sa-
tyrn entweder mit der Angel oder mit einer Art
von Reiſen, die an einem Staͤngelchen hingen,
fiſchen. Sie gingen oft auf zwei Fuͤſſen, und
ſchienen zuweilen einander zu ſagen, was ſie ma-
chen ſollten. Jch betrachtete ſie laͤnger als eine
Stunde mit meinem Glaſe; da ich bereits ein
Kleid von Fellen hatte, ſo wagt’ ich mich endlich
ziemlich nah zu ihnen. Sie machten eine Stau-
nenvolle Bewegung als ſie mich erblickten, traten
zuſammen und betrachteten mich. Jch gab ihnen
Zeichen der Freundſchaft, hielt iedoch mein Gewehr
immer fertig und meinem Degen in Bereitſchaft.
Jch ſprach ſie durch Geberden um Fiſche an, die
ſie nach oͤfterer Wiederholung endlich verſtanden;
worauf einer von ihnen mir einen Korb voll brach-
te,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |