Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



von euch klug alle euch wie ich, wie an-
dre ich.
"

Diese grobe Sprache geschah noch dazu halb
durch Zeichen. Die Wörter, welche die Löwen-
mensch-Sprache nicht hat, sind mit andrer Schrift
gedruckt. Die Uebersetzung lautet also:

Brave, tapfere aber undultsame Löwenmen-
schen, Jch bringe euch Versicherungen der Freund-
schaft. Jch und meine Gefährten sind euch Lö-
wenmenschen gewogen, wir wünschen euch bestän-
digen Frieden und Eintracht. Jch bin ein vol-
komner Mensch, ihr im Gegentheil seid halb Men-
schen, halb Löwen. Jch besitze eine unendliche
Menge von Kentnissen, davon ihr gar keinen Be-
grif habt. Diese wünscht' ich euch mitzutheilen,
und mit und durch sie alle Annehmlichkeiten, so-
wohl in Ansehung der Lebensmittel, als der übri-
gen Bequemlichkeiten. Wollt ihr uns zwei von
euren Mitbrüdern anvertrauen; so will ich sie mit
in mein Land nehmen, wo geschickte Männer,
meine Landsleute, sie unterrichten sollen. Nach
ihrer Ausbildung, wollen wir sie euch wiederbrin-
gen, damit sie euch nun wieder unterweisen, und
euch, durch den Umfang nützlicher Kentnisse, mir
und meinen Gefährten ähnlich machen.

Diese Rede ward von den Löwenmenschen mit
vieler Freude aufgenommen, sie schrien, daß der
Mensch-Mensch ihre Sprache besser, als irgend
ein Löwenmensch gesprochen hätte. Von diesem

Augen-



von euch klug alle euch wie ich, wie an-
dre ich.

Dieſe grobe Sprache geſchah noch dazu halb
durch Zeichen. Die Woͤrter, welche die Loͤwen-
menſch-Sprache nicht hat, ſind mit andrer Schrift
gedruckt. Die Ueberſetzung lautet alſo:

Brave, tapfere aber undultſame Loͤwenmen-
ſchen, Jch bringe euch Verſicherungen der Freund-
ſchaft. Jch und meine Gefaͤhrten ſind euch Loͤ-
wenmenſchen gewogen, wir wuͤnſchen euch beſtaͤn-
digen Frieden und Eintracht. Jch bin ein vol-
komner Menſch, ihr im Gegentheil ſeid halb Men-
ſchen, halb Loͤwen. Jch beſitze eine unendliche
Menge von Kentniſſen, davon ihr gar keinen Be-
grif habt. Dieſe wuͤnſcht’ ich euch mitzutheilen,
und mit und durch ſie alle Annehmlichkeiten, ſo-
wohl in Anſehung der Lebensmittel, als der uͤbri-
gen Bequemlichkeiten. Wollt ihr uns zwei von
euren Mitbruͤdern anvertrauen; ſo will ich ſie mit
in mein Land nehmen, wo geſchickte Maͤnner,
meine Landsleute, ſie unterrichten ſollen. Nach
ihrer Ausbildung, wollen wir ſie euch wiederbrin-
gen, damit ſie euch nun wieder unterweiſen, und
euch, durch den Umfang nuͤtzlicher Kentniſſe, mir
und meinen Gefaͤhrten aͤhnlich machen.

Dieſe Rede ward von den Loͤwenmenſchen mit
vieler Freude aufgenommen, ſie ſchrien, daß der
Menſch-Menſch ihre Sprache beſſer, als irgend
ein Loͤwenmenſch geſprochen haͤtte. Von dieſem

Augen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0272" n="264"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">von euch klug alle euch wie ich, wie an-<lb/>
dre ich.</hi>&#x201F;</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e grobe Sprache ge&#x017F;chah noch dazu halb<lb/>
durch Zeichen. Die Wo&#x0364;rter, welche die Lo&#x0364;wen-<lb/>
men&#x017F;ch-Sprache nicht hat, &#x017F;ind mit <hi rendition="#fr">andrer Schrift</hi><lb/>
gedruckt. Die Ueber&#x017F;etzung lautet al&#x017F;o:</p><lb/>
          <p>Brave, tapfere aber undult&#x017F;ame Lo&#x0364;wenmen-<lb/>
&#x017F;chen, Jch bringe euch Ver&#x017F;icherungen der Freund-<lb/>
&#x017F;chaft. Jch und meine Gefa&#x0364;hrten &#x017F;ind euch Lo&#x0364;-<lb/>
wenmen&#x017F;chen gewogen, wir wu&#x0364;n&#x017F;chen euch be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digen Frieden und Eintracht. Jch bin ein vol-<lb/>
komner Men&#x017F;ch, ihr im Gegentheil &#x017F;eid halb Men-<lb/>
&#x017F;chen, halb Lo&#x0364;wen. Jch be&#x017F;itze eine unendliche<lb/>
Menge von Kentni&#x017F;&#x017F;en, davon ihr gar keinen Be-<lb/>
grif habt. Die&#x017F;e wu&#x0364;n&#x017F;cht&#x2019; ich euch mitzutheilen,<lb/>
und mit und durch &#x017F;ie alle Annehmlichkeiten, &#x017F;o-<lb/>
wohl in An&#x017F;ehung der Lebensmittel, als der u&#x0364;bri-<lb/>
gen Bequemlichkeiten. Wollt ihr uns zwei von<lb/>
euren Mitbru&#x0364;dern anvertrauen; &#x017F;o will ich &#x017F;ie mit<lb/>
in mein Land nehmen, wo ge&#x017F;chickte Ma&#x0364;nner,<lb/>
meine Landsleute, &#x017F;ie unterrichten &#x017F;ollen. Nach<lb/>
ihrer Ausbildung, wollen wir &#x017F;ie euch wiederbrin-<lb/>
gen, damit &#x017F;ie euch nun wieder unterwei&#x017F;en, und<lb/>
euch, durch den Umfang nu&#x0364;tzlicher Kentni&#x017F;&#x017F;e, mir<lb/>
und meinen Gefa&#x0364;hrten a&#x0364;hnlich machen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Rede ward von den Lo&#x0364;wenmen&#x017F;chen mit<lb/>
vieler Freude aufgenommen, &#x017F;ie &#x017F;chrien, daß der<lb/>
Men&#x017F;ch-Men&#x017F;ch ihre Sprache be&#x017F;&#x017F;er, als irgend<lb/>
ein Lo&#x0364;wenmen&#x017F;ch ge&#x017F;prochen ha&#x0364;tte. Von die&#x017F;em<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Augen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0272] von euch klug alle euch wie ich, wie an- dre ich.‟ Dieſe grobe Sprache geſchah noch dazu halb durch Zeichen. Die Woͤrter, welche die Loͤwen- menſch-Sprache nicht hat, ſind mit andrer Schrift gedruckt. Die Ueberſetzung lautet alſo: Brave, tapfere aber undultſame Loͤwenmen- ſchen, Jch bringe euch Verſicherungen der Freund- ſchaft. Jch und meine Gefaͤhrten ſind euch Loͤ- wenmenſchen gewogen, wir wuͤnſchen euch beſtaͤn- digen Frieden und Eintracht. Jch bin ein vol- komner Menſch, ihr im Gegentheil ſeid halb Men- ſchen, halb Loͤwen. Jch beſitze eine unendliche Menge von Kentniſſen, davon ihr gar keinen Be- grif habt. Dieſe wuͤnſcht’ ich euch mitzutheilen, und mit und durch ſie alle Annehmlichkeiten, ſo- wohl in Anſehung der Lebensmittel, als der uͤbri- gen Bequemlichkeiten. Wollt ihr uns zwei von euren Mitbruͤdern anvertrauen; ſo will ich ſie mit in mein Land nehmen, wo geſchickte Maͤnner, meine Landsleute, ſie unterrichten ſollen. Nach ihrer Ausbildung, wollen wir ſie euch wiederbrin- gen, damit ſie euch nun wieder unterweiſen, und euch, durch den Umfang nuͤtzlicher Kentniſſe, mir und meinen Gefaͤhrten aͤhnlich machen. Dieſe Rede ward von den Loͤwenmenſchen mit vieler Freude aufgenommen, ſie ſchrien, daß der Menſch-Menſch ihre Sprache beſſer, als irgend ein Loͤwenmenſch geſprochen haͤtte. Von dieſem Augen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/272
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/272>, abgerufen am 24.11.2024.