Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.ständlich zu melden, damit man mich vom Galgen abnehme. Die schon vorher von dem Großvogel entführten Personen, werden ihn überzeugen. ..." O mein lieber Victorin, sprach Christine, mein "Sie sehen's aber, schönste Christine!" "Ja, erwiederte sie mit Thränen, ich seh' es." "Stillen sie diesen für mich tödtenden Schmerz, "Jch will mich beruhigen, sagte sie, aber sie "Das wird nicht so schwer seyn, als sie glau- "Wie tröstend ist das für mich, Victorin! Ach "Jch bin ganz der ihrige, schönste Christine, "Ja ich würde, wenn es möglich wäre, darüber Bey E 2
ſtaͤndlich zu melden, damit man mich vom Galgen abnehme. Die ſchon vorher von dem Großvogel entfuͤhrten Perſonen, werden ihn uͤberzeugen. …‟ O mein lieber Victorin, ſprach Chriſtine, mein „Sie ſehen’s aber, ſchoͤnſte Chriſtine!‟ „Ja, erwiederte ſie mit Thraͤnen, ich ſeh’ es.‟ „Stillen ſie dieſen fuͤr mich toͤdtenden Schmerz, „Jch will mich beruhigen, ſagte ſie, aber ſie „Das wird nicht ſo ſchwer ſeyn, als ſie glau- „Wie troͤſtend iſt das fuͤr mich, Victorin! Ach „Jch bin ganz der ihrige, ſchoͤnſte Chriſtine, „Ja ich wuͤrde, wenn es moͤglich waͤre, daruͤber Bey E 2
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ſtaͤndlich zu melden, damit man mich vom Galgen
abnehme. Die ſchon vorher von dem Großvogel
entfuͤhrten Perſonen, werden ihn uͤberzeugen. …‟
O mein lieber Victorin, ſprach Chriſtine, mein
Vater hat es nie glauben wollen; er ſagt’, es waͤren
Erdichtungen.
„Sie ſehen’s aber, ſchoͤnſte Chriſtine!‟
„Ja, erwiederte ſie mit Thraͤnen, ich ſeh’ es.‟
„Stillen ſie dieſen fuͤr mich toͤdtenden Schmerz,
anbetenswuͤrdige Beherrſcherinn, alles deſſen was
ſie um ſich ſehen, oder ich bin ihnen fuͤr mein Leben
nicht gut.‟
„Jch will mich beruhigen, ſagte ſie, aber ſie
muͤſſen ſich gegen einen ſo geliebten Vater recht-
fertigen.‟
„Das wird nicht ſo ſchwer ſeyn, als ſie glau-
ben, der Großvogel muß doch endlich bemerkt wer-
den; wenn ihn ſo viel Perſonen ſehen, wird man
nicht weiter dran zweifeln koͤnnen, und auch ihr
Brief wird gewiß Eindruck bey ihrem Herrn Papa
machen.‟
„Wie troͤſtend iſt das fuͤr mich, Victorin! Ach
wie viel Dank bin ich ihnen ſchuldig.‟
„Jch bin ganz der ihrige, ſchoͤnſte Chriſtine,
gebieten ſie uͤber mein Leben.‟
„Ja ich wuͤrde, wenn es moͤglich waͤre, daruͤber
gebieten, aber nur — um es gluͤcklich zu machen.‟
Bey
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