Es war im November 1776, als ich mit der Diligence von Lion nach Paris zu- rück kehrte. Wir waren ihrer achte in dem Wagen: ein Benediktiner, ein Schauspieler, zwey Schauspielerinnen, ein Advokat, ein Kaufmann, ein, ich weiß nicht wer, und ich; ungerechnet einen Affen, sechs Hunde, drey Pappo- geyen, zwey Perrüchen, ein Angala, und die mensch- lichen Wesen, die oben auf sassen.
Der Benediktiner war der größte Spaniolschnu- pfer in ganz Europa, der größte Weinverständige und der feinste Kenner guter Bissen. Diejenige von den beyden Schauspielerinnen, welche die Königinn vorzustellen pflegte, war so ausgelassen, wie die R**, der sie in der Bildung so gleich sahe, daß ich sie an- fänglich dafür hielt, und so nichtswürdig, wie die
S**.
d. fl. Mensch. A
Der fliegende Menſch.
Es war im November 1776, als ich mit der Diligence von Lion nach Paris zu- ruͤck kehrte. Wir waren ihrer achte in dem Wagen: ein Benediktiner, ein Schauſpieler, zwey Schauſpielerinnen, ein Advokat, ein Kaufmann, ein, ich weiß nicht wer, und ich; ungerechnet einen Affen, ſechs Hunde, drey Pappo- geyen, zwey Perruͤchen, ein Angala, und die menſch- lichen Weſen, die oben auf ſaſſen.
Der Benediktiner war der groͤßte Spaniolſchnu- pfer in ganz Europa, der groͤßte Weinverſtaͤndige und der feinſte Kenner guter Biſſen. Diejenige von den beyden Schauſpielerinnen, welche die Koͤniginn vorzuſtellen pflegte, war ſo ausgelaſſen, wie die R**, der ſie in der Bildung ſo gleich ſahe, daß ich ſie an- faͤnglich dafuͤr hielt, und ſo nichtswuͤrdig, wie die
S**.
d. fl. Menſch. A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0009"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Der<lb/>
fliegende Menſch.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s war im November 1776, als ich mit<lb/>
der Diligence von Lion nach Paris zu-<lb/>
ruͤck kehrte. Wir waren ihrer achte in<lb/>
dem Wagen: ein Benediktiner, ein<lb/>
Schauſpieler, zwey Schauſpielerinnen, ein Advokat,<lb/>
ein Kaufmann, ein, <hirendition="#fr">ich weiß nicht wer,</hi> und ich;<lb/>
ungerechnet einen Affen, ſechs Hunde, drey Pappo-<lb/>
geyen, zwey Perruͤchen, ein Angala, und die menſch-<lb/>
lichen Weſen, die oben auf ſaſſen.</p><lb/><p>Der Benediktiner war der groͤßte Spaniolſchnu-<lb/>
pfer in ganz Europa, der groͤßte Weinverſtaͤndige<lb/>
und der feinſte Kenner guter Biſſen. Diejenige von<lb/>
den beyden Schauſpielerinnen, welche die Koͤniginn<lb/>
vorzuſtellen pflegte, war ſo ausgelaſſen, wie die R**,<lb/>
der ſie in der Bildung ſo gleich ſahe, daß ich ſie an-<lb/>
faͤnglich dafuͤr hielt, und ſo nichtswuͤrdig, wie die<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">d. fl. Menſch.</hi> A</fw><fwplace="bottom"type="catch">S**.</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[0009]
Der
fliegende Menſch.
Es war im November 1776, als ich mit
der Diligence von Lion nach Paris zu-
ruͤck kehrte. Wir waren ihrer achte in
dem Wagen: ein Benediktiner, ein
Schauſpieler, zwey Schauſpielerinnen, ein Advokat,
ein Kaufmann, ein, ich weiß nicht wer, und ich;
ungerechnet einen Affen, ſechs Hunde, drey Pappo-
geyen, zwey Perruͤchen, ein Angala, und die menſch-
lichen Weſen, die oben auf ſaſſen.
Der Benediktiner war der groͤßte Spaniolſchnu-
pfer in ganz Europa, der groͤßte Weinverſtaͤndige
und der feinſte Kenner guter Biſſen. Diejenige von
den beyden Schauſpielerinnen, welche die Koͤniginn
vorzuſtellen pflegte, war ſo ausgelaſſen, wie die R**,
der ſie in der Bildung ſo gleich ſahe, daß ich ſie an-
faͤnglich dafuͤr hielt, und ſo nichtswuͤrdig, wie die
S**.
d. fl. Menſch. A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/9>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.