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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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men, daß er seit kurzem in Paris sich wieder erneuert
und sein Glück gemacht hat. Die Luft ist auf dem
unbesteiglichen Berge so rein, das es dort ausseror-
dentlich erfinderische Köpfe giebt.

Victorin selbst verfertigte für seine Person ver-
schiedene sehr sonderbare und nützliche Maschinen, und
ward, nachdem er sich das nöthige Handwerkszeug an-
geschaft, ohne Anweisung, einer der geschicktesten
Uhrmacher in Europa. Er machte eine der schönsten
wichtigsten Schiffsuhren, die man je gesehn hatte,
und flog damit bis nach London, um sie zu verkaufen,
Eine Sache, die er nachher oft bereute, denn der
Käufer bediente sich dieser herrlichen Erfindung um auf
Unkosten eurer Künstler, sich einen Namen zu ma-
chen; aber ich rette hiermit wieder die Ehre der fran-
zösischen Nation. Aus allen dem sehn sie, daß es
ihm nicht am Gelde fehlen konnte; und nach diesem
Beyspiel möcht' ich beynahe glauben, daß die ersten
Monarchen ebenfals Kaufleute, Künstler und geschick-
te Männer waren, die sich durch ihren Reichthum
und Nutzbarkeit Achtung erwarben.

Allein die Kinder der Beherrscher des unbesteigli-
chen Berges wuchsen heran. Sie waren zwey Jahr
jünger als die jungen Eheleute, die man eben ver-
heyrathet hatte, nämlich dreyzehn bis funfzehn Jahr.
Der älteste war ein schöner Jüngling, das lebende
Bildniß seines Großvaters, von dem seine Mutter
ihm oft vorgeredet hatte. Der jüngste der die treflich-
ste Anlage zu den erfindenden Künsten verrieth, sah
Victorin, und ein wenig seiner Mutter ähnlich, wes-

halb



men, daß er ſeit kurzem in Paris ſich wieder erneuert
und ſein Gluͤck gemacht hat. Die Luft iſt auf dem
unbeſteiglichen Berge ſo rein, das es dort auſſeror-
dentlich erfinderiſche Koͤpfe giebt.

Victorin ſelbſt verfertigte fuͤr ſeine Perſon ver-
ſchiedene ſehr ſonderbare und nuͤtzliche Maſchinen, und
ward, nachdem er ſich das noͤthige Handwerkszeug an-
geſchaft, ohne Anweiſung, einer der geſchickteſten
Uhrmacher in Europa. Er machte eine der ſchoͤnſten
wichtigſten Schiffsuhren, die man je geſehn hatte,
und flog damit bis nach London, um ſie zu verkaufen,
Eine Sache, die er nachher oft bereute, denn der
Kaͤufer bediente ſich dieſer herrlichen Erfindung um auf
Unkoſten eurer Kuͤnſtler, ſich einen Namen zu ma-
chen; aber ich rette hiermit wieder die Ehre der fran-
zoͤſiſchen Nation. Aus allen dem ſehn ſie, daß es
ihm nicht am Gelde fehlen konnte; und nach dieſem
Beyſpiel moͤcht’ ich beynahe glauben, daß die erſten
Monarchen ebenfals Kaufleute, Kuͤnſtler und geſchick-
te Maͤnner waren, die ſich durch ihren Reichthum
und Nutzbarkeit Achtung erwarben.

Allein die Kinder der Beherrſcher des unbeſteigli-
chen Berges wuchſen heran. Sie waren zwey Jahr
juͤnger als die jungen Eheleute, die man eben ver-
heyrathet hatte, naͤmlich dreyzehn bis funfzehn Jahr.
Der aͤlteſte war ein ſchoͤner Juͤngling, das lebende
Bildniß ſeines Großvaters, von dem ſeine Mutter
ihm oft vorgeredet hatte. Der juͤngſte der die treflich-
ſte Anlage zu den erfindenden Kuͤnſten verrieth, ſah
Victorin, und ein wenig ſeiner Mutter aͤhnlich, wes-

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[90/0098] men, daß er ſeit kurzem in Paris ſich wieder erneuert und ſein Gluͤck gemacht hat. Die Luft iſt auf dem unbeſteiglichen Berge ſo rein, das es dort auſſeror- dentlich erfinderiſche Koͤpfe giebt. Victorin ſelbſt verfertigte fuͤr ſeine Perſon ver- ſchiedene ſehr ſonderbare und nuͤtzliche Maſchinen, und ward, nachdem er ſich das noͤthige Handwerkszeug an- geſchaft, ohne Anweiſung, einer der geſchickteſten Uhrmacher in Europa. Er machte eine der ſchoͤnſten wichtigſten Schiffsuhren, die man je geſehn hatte, und flog damit bis nach London, um ſie zu verkaufen, Eine Sache, die er nachher oft bereute, denn der Kaͤufer bediente ſich dieſer herrlichen Erfindung um auf Unkoſten eurer Kuͤnſtler, ſich einen Namen zu ma- chen; aber ich rette hiermit wieder die Ehre der fran- zoͤſiſchen Nation. Aus allen dem ſehn ſie, daß es ihm nicht am Gelde fehlen konnte; und nach dieſem Beyſpiel moͤcht’ ich beynahe glauben, daß die erſten Monarchen ebenfals Kaufleute, Kuͤnſtler und geſchick- te Maͤnner waren, die ſich durch ihren Reichthum und Nutzbarkeit Achtung erwarben. Allein die Kinder der Beherrſcher des unbeſteigli- chen Berges wuchſen heran. Sie waren zwey Jahr juͤnger als die jungen Eheleute, die man eben ver- heyrathet hatte, naͤmlich dreyzehn bis funfzehn Jahr. Der aͤlteſte war ein ſchoͤner Juͤngling, das lebende Bildniß ſeines Großvaters, von dem ſeine Mutter ihm oft vorgeredet hatte. Der juͤngſte der die treflich- ſte Anlage zu den erfindenden Kuͤnſten verrieth, ſah Victorin, und ein wenig ſeiner Mutter aͤhnlich, wes- halb

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/98>, abgerufen am 22.11.2024.