Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
bey Ihm eingebrochen hat/ und Ihn bestehlen
wollen. Es könte doch wohl seyn/ weil alles so
feste schläfft. Oder hat Er deßwegen die Stuben-
Thür mit Fleiß offen gelassen/ daß Er mich etwan
hören will/ wie viel ich ruffe. Und wenn ich wissen
solte/ daß Ers deswegen gethan hätte/ so ruffte ich
vor seinem Hause gleich nicht. Denn der Herr
Graf ist manchmahl gar zu wunderlich. Neulich so
kam Er mir auch auff der Gasse des Nachts nach-
gelauffen/ und nahm mir das Horn/ und bließ da-
mit durch alle Gassen durch; wie Er aber an das
Schloß kam/ und da so ein abscheulich geblase an-
fieng/ so kam einer mit einer Karbatzsche zum
Schlosse heraus/ und zukarbatzschte da meinen
Herrn Grafen braun und blau. Ey wie kam Er
hernach so stillschweigend wieder zu mir/ und gab
mir mein Hörngen wieder; Ach wie suchte ers hin-
ter den Ohren/ und gieng fein säuberlich nach
Hause. Ich muß aber hier doch wohl ruffen/ da-
mit die Leute hören/ welche Zeit es ist/ kömmt ie-
mand/ und wil mir was thun/ oder das Horn wie-
der nehmen/ so habe ich schon Ordre/ wie ich mich
verhalten soll.
(bläset und ruffet:)
Hört/ ihr Herren/ laßt euch sagen:
Der Seiger und der hat Zwey geschlagen/
Steht auff/ es wil Tag werden.

(bläset und gehet ab.)
23. Aufftritt.
Ehrenfried erwacht/ und rufft seine Leute/
welche aber nicht hören wollen.

Holla! he! auff!
(reget
bey Ihm eingebrochen hat/ und Ihn beſtehlen
wollen. Es koͤnte doch wohl ſeyn/ weil alles ſo
feſte ſchlaͤfft. Oder hat Er deßwegen die Stuben-
Thuͤr mit Fleiß offen gelaſſen/ daß Er mich etwan
hoͤren will/ wie viel ich ruffe. Und wenn ich wiſſen
ſolte/ daß Ers deswegen gethan haͤtte/ ſo ruffte ich
vor ſeinem Hauſe gleich nicht. Denn der Herr
Graf iſt manchmahl gar zu wunderlich. Neulich ſo
kam Er mir auch auff der Gaſſe des Nachts nach-
gelauffen/ und nahm mir das Horn/ und bließ da-
mit durch alle Gaſſen durch; wie Er aber an das
Schloß kam/ und da ſo ein abſcheulich geblaſe an-
fieng/ ſo kam einer mit einer Karbatzſche zum
Schloſſe heraus/ und zukarbatzſchte da meinen
Herrn Grafen braun und blau. Ey wie kam Er
hernach ſo ſtillſchweigend wieder zu mir/ und gab
mir mein Hoͤrngen wieder; Ach wie ſuchte ers hin-
ter den Ohren/ und gieng fein ſaͤuberlich nach
Hauſe. Ich muß aber hier doch wohl ruffen/ da-
mit die Leute hoͤren/ welche Zeit es iſt/ koͤmmt ie-
mand/ und wil mir was thun/ oder das Horn wie-
der nehmen/ ſo habe ich ſchon Ordre/ wie ich mich
verhalten ſoll.
(blaͤſet und ruffet:)
Hoͤrt/ ihr Herren/ laßt euch ſagen:
Der Seiger und der hat Zwey geſchlagen/
Steht auff/ es wil Tag werden.

(blaͤſet und gehet ab.)
23. Aufftritt.
Ehrenfried erwacht/ und rufft ſeine Leute/
welche aber nicht hoͤren wollen.

Holla! he! auff!
(reget
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#THO">
            <p><pb facs="#f0105" n="94"/>
bey Ihm eingebrochen hat/ und Ihn be&#x017F;tehlen<lb/>
wollen. Es ko&#x0364;nte doch wohl &#x017F;eyn/ weil alles &#x017F;o<lb/>
fe&#x017F;te &#x017F;chla&#x0364;fft. Oder hat Er deßwegen die Stuben-<lb/>
Thu&#x0364;r mit Fleiß offen gela&#x017F;&#x017F;en/ daß Er mich etwan<lb/>
ho&#x0364;ren will/ wie viel ich ruffe. Und wenn ich wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;olte/ daß Ers deswegen gethan ha&#x0364;tte/ &#x017F;o ruffte ich<lb/>
vor &#x017F;einem Hau&#x017F;e gleich nicht. Denn der Herr<lb/>
Graf i&#x017F;t manchmahl gar zu wunderlich. Neulich &#x017F;o<lb/>
kam Er mir auch auff der Ga&#x017F;&#x017F;e des Nachts nach-<lb/>
gelauffen/ und nahm mir das Horn/ und bließ da-<lb/>
mit durch alle Ga&#x017F;&#x017F;en durch; wie Er aber an das<lb/>
Schloß kam/ und da &#x017F;o ein ab&#x017F;cheulich gebla&#x017F;e an-<lb/>
fieng/ &#x017F;o kam einer mit einer Karbatz&#x017F;che zum<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e heraus/ und zukarbatz&#x017F;chte da meinen<lb/>
Herrn Grafen braun und blau. Ey wie kam Er<lb/>
hernach &#x017F;o &#x017F;till&#x017F;chweigend wieder zu mir/ und gab<lb/>
mir mein Ho&#x0364;rngen wieder; Ach wie &#x017F;uchte ers hin-<lb/>
ter den Ohren/ und gieng fein &#x017F;a&#x0364;uberlich nach<lb/>
Hau&#x017F;e. Ich muß aber hier doch wohl ruffen/ da-<lb/>
mit die Leute ho&#x0364;ren/ welche Zeit es i&#x017F;t/ ko&#x0364;mmt ie-<lb/>
mand/ und wil mir was thun/ oder das Horn wie-<lb/>
der nehmen/ &#x017F;o habe ich &#x017F;chon Ordre/ wie ich mich<lb/>
verhalten &#x017F;oll.</p>
            <stage> <hi rendition="#fr">(bla&#x0364;&#x017F;et und ruffet:)</hi> </stage><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Ho&#x0364;rt/ ihr Herren/ laßt euch &#x017F;agen:<lb/>
Der Seiger und der hat Zwey ge&#x017F;chlagen/<lb/>
Steht auff/ es wil Tag werden.</hi> </p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#fr">(bla&#x0364;&#x017F;et und gehet ab.)</hi> </stage>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">23. Aufftritt.</hi> </head><lb/>
          <sp who="#EHR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ehrenfried</hi> </speaker>
            <stage>erwacht/ und rufft &#x017F;eine Leute/<lb/>
welche aber nicht ho&#x0364;ren wollen.</stage><lb/>
            <p>Holla! he! auff!</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">(reget</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0105] bey Ihm eingebrochen hat/ und Ihn beſtehlen wollen. Es koͤnte doch wohl ſeyn/ weil alles ſo feſte ſchlaͤfft. Oder hat Er deßwegen die Stuben- Thuͤr mit Fleiß offen gelaſſen/ daß Er mich etwan hoͤren will/ wie viel ich ruffe. Und wenn ich wiſſen ſolte/ daß Ers deswegen gethan haͤtte/ ſo ruffte ich vor ſeinem Hauſe gleich nicht. Denn der Herr Graf iſt manchmahl gar zu wunderlich. Neulich ſo kam Er mir auch auff der Gaſſe des Nachts nach- gelauffen/ und nahm mir das Horn/ und bließ da- mit durch alle Gaſſen durch; wie Er aber an das Schloß kam/ und da ſo ein abſcheulich geblaſe an- fieng/ ſo kam einer mit einer Karbatzſche zum Schloſſe heraus/ und zukarbatzſchte da meinen Herrn Grafen braun und blau. Ey wie kam Er hernach ſo ſtillſchweigend wieder zu mir/ und gab mir mein Hoͤrngen wieder; Ach wie ſuchte ers hin- ter den Ohren/ und gieng fein ſaͤuberlich nach Hauſe. Ich muß aber hier doch wohl ruffen/ da- mit die Leute hoͤren/ welche Zeit es iſt/ koͤmmt ie- mand/ und wil mir was thun/ oder das Horn wie- der nehmen/ ſo habe ich ſchon Ordre/ wie ich mich verhalten ſoll. (blaͤſet und ruffet:) Hoͤrt/ ihr Herren/ laßt euch ſagen: Der Seiger und der hat Zwey geſchlagen/ Steht auff/ es wil Tag werden. (blaͤſet und gehet ab.) 23. Aufftritt. Ehrenfried erwacht/ und rufft ſeine Leute/ welche aber nicht hoͤren wollen. Holla! he! auff! (reget

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/105
Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/105>, abgerufen am 24.11.2024.