Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695].
antwortete: So wahr ich eine ehrliche Frau bin/ es ist wahr/ sie hat mir ein gantz neu Seiden Kleid zerfressen. Cleand. Ich gestehe es ich möchte gerne da be- kand seyn. Fidel. Wie gesagt? Eine Flasche Wein thut viel bey der Sache. Cleand. Wenn es daran soll gelegen seyn/ so will ich wohl 20. Kannen hinschicken. Fidel. Ich versichere Mons. Sie lassen ihnen nicht matt werden. Cleand. Ey/ wie wolten sie so viel trincken? Fidel. Mons. mag mirs glauben oder nicht/ die älste/ (Jungfer Charlottgen) kam einsmahls auff meine Stube/ und bath mich/ ich möchte ihr doch ein Nössel Spannischen Wein hohlen lassen; ich dach- te/ du must doch sehen/ ob sie auch viel trincken kan/ wie das Nössel Wein kam/ so währete es kaum ein Augenblick/ so war es verschlucket/ ich ließ noch ein Nössel hohlen/ sie machte mit denselben nebst einer sechs Pfennig Semmel auch kurtze Arbeit/ ich ließ eine gantze Kanne hohlen/ von welchen auch die Helf- te hinein schlich/ aber gantz nicht bezwingen kunte/ sondern mich bath/ daß ichs selber vollends austrin- cken muste/ wie nun dieses Frühstücke verzehret/ leg- ten wir uns beyde auff mein Bette/ und hielten Ru- he von früh 9. Uhr an biß nach Mittage um 5. Uhr/ alsdenn erwachten wir wieder/ und begab sich Jung- fer Charlottgen annoch mit halben Tummel wieder von
antwortete: So wahr ich eine ehrliche Frau bin/ es iſt wahr/ ſie hat mir ein gantz neu Seiden Kleid zerfreſſen. Cleand. Ich geſtehe es ich moͤchte gerne da be- kand ſeyn. Fidel. Wie geſagt? Eine Flaſche Wein thut viel bey der Sache. Cleand. Wenn es daran ſoll gelegen ſeyn/ ſo will ich wohl 20. Kannen hinſchicken. Fidel. Ich verſichere Monſ. Sie laſſen ihnen nicht matt werden. Cleand. Ey/ wie wolten ſie ſo viel trincken? Fidel. Monſ. mag mirs glauben oder nicht/ die aͤlſte/ (Jungfer Charlottgen) kam einsmahls auff meine Stube/ und bath mich/ ich moͤchte ihr doch ein Noͤſſel Spanniſchen Wein hohlen laſſen; ich dach- te/ du muſt doch ſehen/ ob ſie auch viel trincken kan/ wie das Noͤſſel Wein kam/ ſo waͤhrete es kaum ein Augenblick/ ſo war es verſchlucket/ ich ließ noch ein Noͤſſel hohlen/ ſie machte mit denſelben nebſt einer ſechs Pfennig Semmel auch kurtze Arbeit/ ich ließ eine gantze Kanne hohlen/ von welchen auch die Helf- te hinein ſchlich/ aber gantz nicht bezwingen kunte/ ſondern mich bath/ daß ichs ſelber vollends austrin- cken muſte/ wie nun dieſes Fruͤhſtuͤcke verzehret/ leg- ten wir uns beyde auff mein Bette/ und hielten Ru- he von fruͤh 9. Uhr an biß nach Mittage um 5. Uhr/ alsdenn erwachten wir wieder/ und begab ſich Jung- fer Charlottgen annoch mit halben Tummel wieder von
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zerfreſſen.
Cleand. Ich geſtehe es ich moͤchte gerne da be-
kand ſeyn.
Fidel. Wie geſagt? Eine Flaſche Wein thut
viel bey der Sache.
Cleand. Wenn es daran ſoll gelegen ſeyn/ ſo
will ich wohl 20. Kannen hinſchicken.
Fidel. Ich verſichere Monſ. Sie laſſen ihnen
nicht matt werden.
Cleand. Ey/ wie wolten ſie ſo viel trincken?
Fidel. Monſ. mag mirs glauben oder nicht/ die
aͤlſte/ (Jungfer Charlottgen) kam einsmahls auff
meine Stube/ und bath mich/ ich moͤchte ihr doch ein
Noͤſſel Spanniſchen Wein hohlen laſſen; ich dach-
te/ du muſt doch ſehen/ ob ſie auch viel trincken kan/
wie das Noͤſſel Wein kam/ ſo waͤhrete es kaum ein
Augenblick/ ſo war es verſchlucket/ ich ließ noch ein
Noͤſſel hohlen/ ſie machte mit denſelben nebſt einer
ſechs Pfennig Semmel auch kurtze Arbeit/ ich ließ
eine gantze Kanne hohlen/ von welchen auch die Helf-
te hinein ſchlich/ aber gantz nicht bezwingen kunte/
ſondern mich bath/ daß ichs ſelber vollends austrin-
cken muſte/ wie nun dieſes Fruͤhſtuͤcke verzehret/ leg-
ten wir uns beyde auff mein Bette/ und hielten Ru-
he von fruͤh 9. Uhr an biß nach Mittage um 5. Uhr/
alsdenn erwachten wir wieder/ und begab ſich Jung-
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